Das Kult-Gefängnis

Kult, Freibeuter der Liga, Freudenhaus – diese Plattitüden kann am Millerntor echt keiner mehr hören oder lesen. Gemeint sind sie als Sympathiebekundungen der Medien, die unseren Verein als Spaßfaktor und bunten Tupfen in der vergleichsweise tristen Bundesligawelt inszenieren wollen. Ursprung dieser ganzen Etiketten ist ja die Vergangenheit unseres Vereins und deren mediale Wahrnehmung anläßlich der Erfolge Ende der 80er Jahre, 1986 ging es in die zweite und 1988 in die erste Bundesliga – und dabei präsentierte sich ein gänzlich anderer Fußballverein, der durch eine sich von anderen Clubs erheblich abweichende und unterschiedliche Fankultur auszeichnete. Die Nähe zur Reeperbahn, die baufälligen Tribühnen, das alles andere als moderne Vereinsheim nebst Spielerkabinen, die bunt-fröhlichen Fans – all das führte in der öffentlichen Wahrnehmung und mit der den Medien innewohnenden Kraft der schubladenbildenden Berichterstattung zu den genannten Etiketten des Vereins. Der FC St. Pauli und seine Fans ist aber viel mehr als das Klischee von einst, nämlich lebendig und vor allem eines: viel zu facettenreich für eine der vielen Schubladen, die die Medien so gerne öffnen. Und auch gemocht werden müssen wir auf diese Weise nicht – wobei niemand daran gehindert zu werden braucht, aber bitte nicht nur aus dem Grund, weil die Medien es für „chic“ erachten… „Das Kult-Gefängnis“ weiterlesen