Das große Aufbäumen vom #FCSP in Sandhausen

Fehler passieren. Die lassen sich nicht völlig verhindern, damit muß man leben. Wie man daher darauf reagiert, das ist entscheidend. Ein Paradebeispiel für dieses Charakterzeigen bewiesen unsere BoysInBrown in Sandhausen in einem vielseitigen Auswärtsspiel, welches erst unglaublich zäh begann um dann gegen Ende immer aufregender zu werden. Nach torloser erster Halbzeit ohne echte Chance gegen eine Heimmannschaft, die in dieser Saison kaum ein Gegentor zuläßt, zweimal nach individuellen Fehlern einen Rückstand aufzuholen und dann noch mit einem Treffer zum Ende hin das Spiel tatsächlich zu drehen, das ist der Ritterschlag für alle Spieler auf dem Platz gewesen – und zwar als mannschaftlich geschlossene Einheit. Wie es eben sein sollte.

Wenn dies der Beweis für den erhofften Reifeprozeß ist (und danach sah es am Samstag aus), der zu Beginn der Saison für die junge Mannschaft als Ziel ausgerufen wurde mit Blick auf die folgende Saison, dann bin ich zuversichtlich, was die nächste Spielzeit anbelangt. Für einen Aufstieg war es offensichtlich noch zu früh in dieser Saison, aber in der nächsten könnte mit dieser Einstellung alles möglich sein. Nehmen wir dies zum Ende zufrieden mit und schauen wir nicht gierig auf die sich eventuell noch eröffnende Aufstiegschance in den letzten Spielen – für alles gibt es die richtige Zeit und unsere ist diesbezüglich sicherlich noch nicht gekommen. Das hat Gründe und ist auch gut so. Für ein gutes Fundament braucht es eben etwas Geduld, erst wenn dieses sicher gelegt wurde, kann man darauf aufbauen. Und das werden wir nach den Eindrücken der letzten Spiele sicherlich in der folgenden Saison.

auswaertssieg

In den ersten 45 Minuten zeigte sich das erwartete Spiel, ausgehend von der Stärke der Gastgeber, die ein geregeltes Fußballspiel nahezu unmöglich machte. Nicht schön, aber erfolgreich, zumindest in Sachen Verhinderung eines Rückstands. Vielleicht war es tatsächlich so, daß die Heimmannschaft durch den Führungstreffer in der zweiten Halbzeit etwas leichtsinnig wurde, wie es deren Trainer nach dem Spiel in den Raum stellte. Für mich sah es nach diesem wie auch dem späteren Gegentreffer nach einer enormen Leistungssteigerung auf unserer Seite aus. Als wären wir durch den individuellen Fehler, der dem 1-0 voranging, als Kalla einen riskanten Paß auf Maier spielte, der den Ball nicht gut annahm und dadurch verlor, wodurch sich ein rascher Gegenzug mit eben jenen Ausgang ergab, überhaupt erst wachgerüttelt worden. Verlieren wollten wir an diesem Tage offensichtlich nicht. Und haben alles dagegen gehalten, was bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht absehbar war. Das 1-1 war regelrecht reingewollt. Gonther ließ dem stark haltenden Torwart der Gastgeber keine Chance, da er gleich noch einen zweiten starken Kopfball hinterherfeuerte und auch Verhoek setzte sich voll ein, um eine weitere eventuelle Rettungsaktion auf der Linie zu verhindern – vielleicht war sein Einsatz am Ende gar nicht mehr erforderlich für den Treffer, aber er zeigte, wie sehr alle diesen Treffer wollten. Ohne wenn und aber.

Nach dem Ausgleich hatten wir eigentlich bessere Karten in der Partie, doch wie aus dem Nichts spielte Tschauner einen hochriskanten Paß auf den doppelt gedeckten Kalla, der als Anspielstation zurückgekommen war und der den Ball hochbedrängt auch noch so schwach zurückspielte, daß es ein leichtes für den Gegenspieler war, diesen abzulaufen und einzunetzen. Während ersteinmal angesichts dieses katastrophalen Fehlers Fassungslosigkeit herrschte, zeigte die Mannschaft, eben auch Kalla als Kapitän an diesem Tag, daß sie das Spiel so nicht aus der Hand geben wollten. Das war wie eine Botschaft an alle anderen, die auch ankam.

Der stärkste Mann auf dem Platz, Schachten, versenkte den Ball zum hochverdienten 2-2 in die Maschen und holte das Spiel endgültig aus dem Stimmungskeller. Zusammen eben mit allen anderen braun-weißen Spielern auf dem Platz, die endültig wie aufgekratzt wirkten. Als würden ihnen die Gesänge nach dem 2-2 daheim noch immer in den Ohren und Herzen klingen, so haben sie bis zum Umfallen gespielt. Und wurden belohnt, als Rzatkowski irgendwie den Ball zum 2-3 über die Linie brachte. Einfach genial.

Und der glücklichste Mann auf dem Platz war, wie zu erwarten, Jan-Philipp Kalla. Ebenfalls zu erwarten war, daß die Kalla-Hasser nach dieser schwachen spielerischen Leistung auf ihn herumhacken würden. Aber die kämpferische Komponente war an diesem Tag vielleicht gerade die entscheidende Zutat, die aus diesem Spiel noch einen Auswärtssieg machte. Weil das große Aufbäumen nach den Fehlern kam und nicht die schlichte Aufgabe. An diesem Tag haben alle zusammen den gemeinsamen Erfolg gewollt und auch geholt. Wenn alle füreinander arbeiten und laufen, gerade nach individuellen Fehlern, dann kommt weitaus mehr heraus, als wenn am Ende irgendwie ein Erfolg steht. Das war ein Spiel des Willens, das nach vorne bringt. Nicht unbedingt in der Tabelle, die kann dahinstehen. In der Entwicklung. Das war wieder magisch. Danke St. Pauli.

Mehr zum Spiel:
https://www.flickr.com/photos/auxarmes/sets/72157643504560533/
http://usp.stpaulifans.de/copper/thumbnails.php?album=281
http://metalust.wordpress.com/2014/04/06/fehler-fuhren-zum-erfolg-sandhausen-fc-st-pauli-23/
http://blog.uebersteiger.de/podcast/nds-sp29-sv-sandhausen/
http://grenzenlossp.wordpress.com/2014/04/07/you-turn-me-on/
http://mutherzverstand.blogspot.de/2014/04/konfetti-im-schuh-und-verbrannte-pizza.html
http://provincefanatics.blogsport.de/?p=26
http://www.breitseite-stpauli.de/13-14-29.htm
http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=7501
http://blutgraetschedeluxe.com/2014/04/08/schachten-2/
sowie
http://pressefoto-roth.photoshelter.com/gallery/2FBL-13-14-SV-Sandhausen-vs-FC-St-Pauli/G0000vyTKZdw6k.o/
http://www.carpediemsandhausen.de/alle-berichte-2013-2014.html#StPauli_Heim
https://plus.google.com/photos/108432653069542922993/albums/5998508181839917857

Und dann noch etwas Lesenswertes: http://yorkshirestpauli.com/2014/04/07/weisse-rose-fanzine-edition-20-only-love-counts/