Auf der Stelle treten hört sich erst einmal nicht optimal an, auf einem Aufstiegsplatz bleiben zu können allerdings schon. Schaut sich mensch aber die Tabelle an, wo jetzt alle wieder ganz dicht beieinander stehen da oben, dann wird deutlich, daß sich die Situation klar zu unserem Nachteil verändert hat. Jeder Spieltag kann uns von da oben bis fast ins Mittelfeld schleudern. Andererseits ist jeder ergatterte Punkt in diesen Zeiten Gold wert. Und gegen Paderborn hätten wir daheim auch ein weitaus schlechteres Ergebnis als jenes 2-2 am Ende haben können. Denn die Gäste waren sehr stark und wir haben nicht gerade einen Lauf. Aber einen einen Punkt geholt und sind – noch – weiter auf dem zweiten Platz.
Im Stadion war ich an diesem Tag nicht und das ist einfach sehr schräg. Aber das ganze Drumherum hatte für mich nicht gepaßt. Wir für manch andere auch nicht, die sehr kurzfristig aufgestockten Karten gingen bei weitem nicht alle weg. Doch mit etwas Vorlauf dürfte das schon wieder anders aussehen. Und bitte auch wieder mit einem Teil Stehplätze. Die gehen mit Abstand schließlich genauso wie die Sitzplätze. So schön es ist, daß wieder mehr Fans in die Stadien können, so wichtig es ist, daß unter anderen Hamburg so einen Datensammler wie die Luca-App nicht mehr verwenden will, die Kontaktverfolgung wurde bereits eingestellt – die Personalisierung von Tickets muß ebenfalls überall aufhören: https://twitter.com/Fanhilfe_FCSP/status/1488559932643422208. Einzig die Bekämpfung der Pandemie war der legitime Grund für die Personalisierung, die Gefahr besteht hier ebenso wie bei der Luca-App, daß Sicherheitskräfte sich über geltendes Recht hinweg setzen und auf die Daten zugreifen wollen.
Letzteres war jetzt nicht der Grund, warum ich es nicht ans Millerntor geschafft habe, aber natürlich war ich am Bildschrim dabei – und bedanke mich für die Eindrücke aus dem Stadion vor Ort. Danke dafür übrigens. Jetzt nicht wirklich für das Spiel an sich, denn das war nicht so zum Genießen aus FCSP Sicht. Zumindest nicht nach den ersten zehn Minuten. Denn da kamen wir gut in die Partie und wußten mit unseren spielerischen Mitteln die Gäste wunderbar hinten reinzudrängen. Die Überraschung des Spieltages war dabei ausgerechnet der Spieler, der für die größte Verwunderung in der Startelf gesorgt hatten: Dittgen. Denn dieser lieferte nicht nur ein erstklassiges Spiel ab, er erzielte auch früh die Führung zum 1-0 und war da vorne immer ein Störenfried, der dadurch auch hinten für Entlastung sorgen konnte.
Gerade das Zusammenspiel mit Amenyido, der auf der Zehn im vorderen zentralen Mittelfeld spielte, war einfach gelungen. Letztlich waren es genau jene zwei Spieler, die die beiden Tore auf Vorlage des jeweils anderen erzielten. Auch wenn vieles sonst nicht so gut lief, auch im Spiel bei beiden, vor allem auch bei Amenyido, was allerdings eher den Problemen im Mittelfeld an diesem Tag geschuldet war, also seiner Positionierung und nicht seinem Spiel als solchen, die beiden Tore waren wirklich schön.
Doch das Mittelfeld wirkte an diesem Tag nicht wirklich am Spiel beteiligt, vor allem nach den ersten rund zehn Minuten, von wann ab die Gäste die Kontrolle über das Spiel in die Hand nahmen und nicht mehr abgaben. Es ist jetzt nicht wirklich ungewöhnlich, daß Vereine es schaffen, unser System durch ihre Mittel aus dem Spiel zu nehmen – doch im Gegensatz zur bisherigen Saison finden wir aktuell nicht wirklich eine Antwort darauf. Die Spieler wirken müde, eher im Kopf als körperlich nach dieser Länderspielpause – ausgenommen Irvine, der nicht nur da im Einsatz war, sondern auch über die ganze Spielzeit gehen mußte, was ihm leider anzusehen war. Doch er war nicht der Schwachpunkt, das war eher das Problem des Zusammenspiels der ganzen Mannschaft.
Der Ball kam irgendwie nicht mehr nach vorne, versackte im Mittelfeld und es entwickelte sich immer mehr ein Spiel auf ein Tor, leider dem unseren. Dem dadurch entstandenen Dauerdruck konnte die Hintermannschaft dann auch nicht das ganze Spiel über standhalten. Fielen die Tore aus unserer Sicht auch eher unglücklich, so lag es nicht an mangelnden Chancen der Gäste, daß wir so lange noch die Aussicht auf einen Dreier an diesem Tag hatten. Es ist eher unverständlich, daß wir mit einem Punkt aus diesem Spiel hervorgegangen sind, denn wir schwammen viel zu sehr und vergaben unsere ebenfalls vorhandenen Konterchancen zu kläglich. Unter dem Strich vielleicht dann doch eine verdiente Punkteteilung gegen die stärkste Auswärtsmannschaft der Saison.
Nur noch zwei Punkte zwischen dem ersten und dem sechsten Platz zeigt aber, daß der Tabellenplatz da oben keine Aussagekraft hat. Die großen Vereine haben sich wie erwartet in Stellung gebracht, es hat nur länger gedauert als erwartet. Positiv betrachtet sind wir aber immer noch oben mit dabei. Und nun gilt es, das zwischenzeitliche Tief zu überwinden und wieder zurück zu unserem Spiel zu finden. Dann kann auch noch mehr gehen als der sichere Klassenerhalt, der angesichts der 38 Punkte bis heute wohl schon eingetütet sein dürfte…
Eine Erfolgsmannschaft waren wir ja noch nie. Aber die Saison war bis hierhin wahrlich schön. Freuen wir uns auf weitere Spiele mit möglichst voller Unterstützung. Auf St. Pauli!
Mehr zum Spiel in meinem Twitter-Live-Thread https://threadreaderapp.com/thread/1490016523305508864.html sowie:
https://millernton.de/2022/02/06/fc-st-pauli-sc-paderborn-22-ernuechterung-und-wehmuetige-blicke/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2022/02/07/matchday-21-fc-sankt-pauli-vs-sc-paderborn-2-2/