Was zieht einen eigentlich zum FCSP?

Zum nächsten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart gibt es von Fanseite etwas Neues. Nein, diesmal geht es, zumindest nicht direkt, um die Sozialromantiker-Petition, sondern um eher grundsätzliche Dinge. Anders ausgedrückt, diesmal wird nicht der Verein, sondern vielmehr jeder Einzelne angesprochen. Warum bist Du bei St. Pauli? Nachzulesen bereits jetzt hier: http://www.warum-bist-du-bei-sankt-pauli.de/. Wie ich finde, eine Aktion, die für jene ein Denkanstoß sein kann und sollte, deren Anwesenheit man mit dem Bild vom FCSP, das man selber hat, vielleicht nicht so recht vereinen kann.

Wie ich zum FCSP gekommen bin und warum es mich auch weiterhin dorthin zieht, das habe ich in einem meiner ersten Blogeinträge hier schon geschrieben: http://kleinertod.wordpress.com/2010/05/31/warum-ein-neuer-blog/ – auch in anderen Blogbeiträgen zieht sich das Thema mehr oder weniger deutlich durch den Text wie ein roter Faden.

Der FC St. Pauli, jedenfalls in den letzten 2 1/2 Jahrzehnten, richtet sich gerade nicht nach der Masse und derem Diktat aus. Die Fanszene, für die nicht nur für mich der FCSP steht, hat sich vielmehr selbst den Verein gebastelt, den es haben wollte, indem sie diesen vereinnahmt und die sonst in der Gesellschaft wie vor allem damals gerade im Fußball sonst viel zu leicht untergehenden Werte wie Ablehnung von Rassismus und Sexismus, Abkehr von der rein konsumorientierten Leistungsgesellschaft und hin zu einem sozialen Miteinander, integriert hat – gewaltfrei, weltoffen und mit einem ganz eigenen Humor.

Hieraus wurde dann von den Medien ja das nervende Kultgebilde rund um den FCSP aufgebaut, was dann aber ein ganz anderes Thema darstellt. Jetzt geht es ja darum, was einem ans Millerntor zieht und warum man sich als Besucher gerade mit dem FC St. Pauli identifiziert.

Warum bist Du bei Sankt Pauli?

Für mich ist es eine Frage der aus all diesen Umständen heraus entstanden Liebe – und jene ist bekanntlich sehr schwer zu erklären. Man weiß aber sehr wohl, wenn diese lebt und einen von Innen heraus erfüllt. Nicht die Erfolge zählen für mich, also die auf dem Platz, auch wenn mich diese mit großer Freude erfüllen und Mißerfolge auch für eine Weile herunterziehen. Nein, die Erfolge sind doch maximal zweitrangig. Was wirklich zählt, dies ist das, wofür der Verein für mich steht (mehr dazu steht ja etwas weiter oben). Ganz egal, ob Liga eins, zwei oder drei – oder wo auch immer unsere Boys In Brown spielen mögen – dies ist mein Verein. Hier braucht man sich keinen Doktortitel zu erschleichen oder durch irgendwelche andere sonst in der Gesellschaft relevanten Dinge zu „punkten“ – dergleichen zählt am Millerntor nicht, sondern eine Identifikation mit den Werten des FCSP und die Liebe zum Verein. Ein soziales Miteinander, immer wieder auch mal streitbar, aber eben ohne das Bedürfnis, andere zu erniedrigen, um sich selber zu erhöhen. Das ist für mich der FC St. Pauli und darum bin ich mit Herz und Seele dabei.

Nun gibt es sicherlich für jeden einzelnen Besucher am Millerntor eine eigene, ganz individuelle Antwort. Eine jede hat dabei ersteinmal ihren eigenen Wert – da gibt es kein besser oder schlechter, solange die Liebe und das beschriebene Miteinander funktionieren.

Die Aktion kann spannende Antworten hervorbringen. Die Frage an sich ist damit wichtig. Irgendwie bin ich mal auf die Reaktionen der VIP-Besucher gespannt. In meiner Jolly Rouge-Kluft ernte ich von den meisten dort eindeutige Blicke und Kopfbewegungen (so von einer Seite auf die andere…). Es wäre schön, wenn diese sich dazu einmal Gedanken machen und äußern würden. Ansehen kann man schließlich niemanden, was im Inneren vorgeht.

Aber nicht nur die Genannten, alle können sich diese Frage stellen und an einer Antwort basteln. Weil es eben nicht nur darum geht, an andere – wie den Verein – Ansprüche zu stellen, sondern auch selber sich stets zu hinterfragen. Das ist das Leben. Und das ist Fußball. Das ist St. Pauli.

P.S.: Schöne Texte dazu auch beim Lichterkarussell http://lichterkarussell.net/?p=292 und im Übersteigerblog http://blog.uebersteiger.de/2011/03/10/fanaktion-trainerkarussel-sonstiges/, in dem mit bezeichnenden Worten auf die Kommentare bei der MoPo verwiesen wurde.