Wir können ja nicht immer gewinnen… Der #FCSP ohne Punkte gegen Braunschweig und im Stadtderby.

Es fühlt sich nie gut an ein Stadtderby zu verlieren. Aber angesichts des ganzen Spiels gegen die Vorstadt muß ich festhalten, daß ich gut damit leben kann, wie wir uns an diesem Tag präsentiert haben – auch wenn das Ergebnis am Ende nicht für uns ausfiel. Also, Kopf hoch, Mannschaft des magischen FC!

Der Auftritt davor am Millerntor gegen Braunschweig war nicht von einer solchen Qualität, auch wenn es bei beiden Spielen deutliche Paralellen gibt: wir waren die spielbestimmende Mannschaft, hatten mehr Torchancen und haben uns zu einfache Tore durch Nachlässigkeit und Fehler in der Verteidigung eingefangen.

Es waren zwar Verbesserungen im Stadtderby zu erkennen, aber unter dem Strich haben wir aktuell Nachbesserungsbedarf in der Abstimmung zwischen Angriffsspiel und konsequenter Verteidigung, was uns in der Rückrunde davor schon viel besser gelungen war. Aber so eine Saison ist immer im Fluß und leider haben wir eine kleiner Schwächephase ausgerechnet in dieser Zeit bekommen. Ist passiert, jetzt aufstehen und weiter die Saison zu Ende bringen, so gut wie möglich!

Ja, unsere schicke Siegesserie ist gerissen. Aber diese 10 Siege in Folge, die bleiben bestehen. Womöglich für eine „Ewigkeit“. Im Fußball immer so eine recht kurzfristige Zeiteinheit, egal. Kann jedoch durchaus sein, daß wir so etwas nicht mehr erleben werden. Wie auch immer, nicht, daß diese vorbei ist, sollten wir jetzt im Auge haben, sondern, daß wir dabei waren!

Kopf hoch. Becher hoch. Auf St. Pauli!

Wir stehen ja eh für etwas anderes als sportlichen Erfolg. Und das aus guten Gründen. Aber das ändert ja nichts daran, daß wir den auch gerne mitnehmen, wenn sich die Gelegenheit dafür ergibt. Und diese Rückrunde ist und bleibt legendär. Auch nach diesen beiden Pleiten gegen Vereine, die nicht wirklich zu unseren liebsten Mitligisten gehören…

Ja, der Traum vom Aufstieg ist nach diesen beiden Niederlagen geplatzt wie eine Seifenblase. Aber es war eh absurd, wußten wir alle, da wir quasi eine perfekte Rückrunde gebraucht hätten. Rein rechnerisch ist sicherlich noch immer da was möglich, aber machen wir uns nichts vor, nach der Niederlage in der Vorstadt werden wir die oberen drei Plätze kaum noch erklimmen können.

Daß wir aber von da fast ganz unten in so wenigen Monaten bis fast nach ganz oben stoßen konnten, das bleibt großartig. Und da gilt es nun nicht nachzulassen, wir haben ja immer noch eine gute Platzierung als machbares Ziel.

Bemerkenswert fand ich die Gemeinsamkeiten der beiden Niederlagen sowie der schwächeren Phasen in den Spielen zuletzt. Zum einen die Anfangsminuten, in welchen wir fast kopflos nach vorne spielen und irgendwie überhaupt nicht auf den Schirm haben, daß wir dabei einen Gegentreffer kassieren könnten. Die schon fassungslosen Worte nach der Niederlage gegen Braunschweig, wo wir in der ersten Minute den ersten Gegegntreffer durch einen Konter eingefangen haben, sprechen für mich da eine deutliche Sprache – wir müssen auch in der Anfangszeit den Willen zur Verteidigung immer mit dabei haben.

Die Unbekümmertheit der Dauersiege hat sich da auf eine Art und Weise zu einer Nachlässigkeit verwandelt, die gerade die Eintracht sehr gekonnt auszunutzen wußte. Aber auch die Vorstadt preßte uns in den ersten Minuten auf eine Weise nach hinten, daß wir unsere Ordnung verloren und uns erst einmal fangen mußten.

Auffällig fand ich in beiden Spielen, aber eben auch schon davor, daß wir hinten immer mal wieder ins Schwimmen geraten. Gegen die Vorstadt war es auch die eine Spielsituation, wo wir dem Zugriff für fast eine Minute hinterherhechelten, bis dann der Fernschuß sich gekonnt in unser Gehäuse senkte. Ja, eine gute Abstimmung sorgt für eine sichere Defensive. Ist der Faden aber gerissen, brauchen wir mitunter zu lange, bis wir wieder sicher stehen. Da fehlen vielleicht noch Automatismen, oder eben auch eine andere Verteidigungsmethode in solchen Augenblicken. Zum Glück muß ich da keine Antworten finden, das übersteigt meine Fansicht bei weitem. Es fällt nur auf, daß wir in solchen Augenblicken sehr anfällig sind.

Dafür zeigen wir im Spiel nach vorn sehr viel Kreativität und Geduld. Das hat mir schon gegen Braunschweig sehr gut gefallen, gegen die Vorstadt noch viel mehr. Wie wir da immer wieder zurück kamen nach Rückständen mit mehreren Toren und jeweils am Ende nur mit einem Treffer verloren und dabei durchaus die Chance hatten, den Ausgleichstreffer doch noch zu erzielen, das fand ich beeindruckend. Hatte jeweils am Ende nicht sein sollen, aber da war wirklich zu erkennen, daß wir auf mehreren Ebenen ein funktionierendes team haben. Nur an der defensiven Abstimmung müssen wir wieder etwas arbeiten. Die Saison ist ja noch nicht vorbei, da geht noch was.

Anderes geht gar nicht. Passiert aber leider immer wieder. Beispielsweise anlaßlose Polizeigewalt, gerade gegen Fußballfans ja ein leider immer aktuelles Thema. Die für die Täter ohne Folgen bleiben wird, wie eigentlich immer. Einen weiteren Fall thematisierte die Süd. mehr dazu: https://www.bgwh-jena.org/blog-bgwh/brutale-polizeigewalt-am-berliner-hauptbahnhof-gegen-fans-des-fc-carl-zeiss-jena-stellungnahme-der-blau-gelb-weissen-hilfe-e-v/.

Ohne Folgen bleiben diese Niederlagen bei uns mit Sicherheit nicht. Und damit meine ich nicht ein geknicktes Selbstbewußtsein oder ähnliches. Natürlich spielt es sich befreiter auf, wenn einem quasi alles gelingt. Aber darin liegt dann auch genau jene Gefahr, die ich in diesen beiden Niederlagen sich habe verwirklichen sehen: eine gewisse Nachlässigkeit, eine Unachtsamkeit im falschen Moment. Es sollte einfach nicht sein, daß wir bei ausgeglichenem Spielstand mit einer Fünferkette in Unterzahl geraten, weil beide Außenverteidiger ihre Aufgaben zu weit nach vorne suchen und wir bei Ballverlust nicht wirklich darauf reagieren können. Gefühlt rannten unsere Spieler da in den ersten Spielen der Rückrunde schneller zurück. Da müssen wir wieder hin.

Sollte an diesem Tag in der Vorstadt nicht sein. Es hätte sicherlich auch anders laufen können, wenn der Schiri den Wischer gegen den Oberkörper nicht abgepfiffen hätte – keine Fehlentscheidung, aber auch nicht zwingend, das Tor von Dapo hätte gezählt und das Spiel wäre anders verlaufen. Oder die vielen anderen Entscheidungen, eigentlich alle gegen uns. Ärgerlich, aber das gehört ja immer dazu. Das Spiel gewinnt oder verliert eine Mannschaft, das hat insgesamt halt an diesem Tag nicht gereicht.

Trotzdem: was den Stadtmeistertitel betrifft: wir haben ja im „Hinspiel“ 3:0 gewonnen. Macht auch ohne Auswärtstorregel ein 6:4 für uns. Also trotz der schmerzhaften Niederlage können wir zumindest dies irgendwie gutgemeint abhaken. Auch wenn es sich grad anders anfühlt.

Oh, und wir haben ein Tor mehr geschossen als die Vorstadt. Medic, der Arme. Hätte sonst aber der Stürmer von denen erzielt. Egal.

Aber was auch immer, Hamburg bleibt Braun-Weiß! Und St. Pauli die einzige Möglichkeit. Aus Gründen. Wir sind hier richtig. Mit den richtigen Menschen. Und auch sportlich läuft ja vieles wirklich gut grade. Und wir werden auch noch gute Spiele sehen. Die beste Rückrunde aller Zieten ist ja immer noch möglich. Auf gute restliche Spiele. Viel wichtiger: auf das, worauf es wirklich ankommt. Auf St. Pauli!

Mehr in meinen twitter-Live-Threads zum Spiel gegen Braunschweig https://threadreaderapp.com/thread/1647513468440915968.html sowie zu dem in der Vorstadt https://threadreaderapp.com/thread/1649086954359734290.html. Außerdem:

https://millernton.de/2023/04/22/hamburger-sv-fc-st-pauli-43-stolz-und-ernuechterung/
https://millernton.de/2023/04/22/tell-me-why-i-dont-like-volkspark/
https://millernton.de/2023/04/23/hamburger-sv-fc-st-pauli-stimmen-und-statistiken/
https://www.kiezkieker-fanzine.net/2023/04/22/gef%C3%BChlslage/
https://www.magischerfc.de/2023/04/immerhin-10e-guenstiger-als-das-letzte-mal/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2023/04/22/matchday-29-hv-vs-fc-sankt-pauli-4-3/