Bangen – in Frankfurt, in Japan, in Lybien und in der ganzen Welt

Manchmal sind die vorliegenden Themen viel zu komplex, als daß man sie alle unter einen Hut bekommen könnte. Jedenfalls nicht ohne eine ordentliche Portion Fleiß und Zeit aufzuwenden, was ich heute mit Sicherheit nicht aufbringen werde. Mein Kommentar zu den vergangenen, aktuellen und bevorstehenden Geschehnissen in Frankfurt, Japan, Libyen und eben der ganzen Welt werden im Verhältnis zu der Bedeutung der Themen knapp ausfallen. Was nicht heißt, daß es nicht viel zu sagen gäbe.

Zum einen steht ja das Auswärtsspiel unseres FCSP in Frankfurt auf der Tagesordnung – und da ich hier meinen FC St. Pauli Blog betreibe, ist dies nicht nur der Anlaß und Aufhänger, sondern eben auch ein entsprechend gewichtiger Teil meines heutigen Beitrages. Die Tabellensituation könnte dramatischer kaum noch ausfallen – wir stehen auf einem Abstiegsplatz (zumindest einen potentiellen) und unser morgige Gegner liegt punktgleich mit der eindeutig besseren Tordifferenz einen Platz über uns in dem Bereich der Tabelle, den alle im Abstiegskampf nach dem letzten Spieltag erreichen wollen, dem des Klassenerhaltes nämlich. Aber eben auch erst nach dem letzten Spieltag, denn von Platz 16 bis Platz 13 liegen alle Mannschaften punktgleich eng beisammen und auch zwischen Platz 17 und dem 10. Tabellenplatz stehen gerade mal 7 Punkte Differenz auf dem Konto. Da geht noch sehr viel in den verbleibenden 8 Spielen, sogar für den Tabellenletzten wären die fünf Punkte Abstand zum rettenden Ufer locker in nur zwei Spielen aufzuholen. In dieser Phase der Saison gilt es also zu punkten, am liebsten dreifach. Vor allem für uns, die wir in jetzt fünfmal auf direkte Konkurrenten im Abstiegskampf stoßen, ist noch alles drin. Dazu gilt es aber, die Konzentration endlich weg von dem Derbysieg zu bekommen – nicht anders kann man sicher den Wechsel des Eingangsbildes auf der Vereinsseite http://fcstpauli.com/ sehen, wo kein den Jubel herausschreiender Derbyheld Asamoah mehr, sondern der geschlossene Kreis der Mannschaft gezeigt wird (UPDATE: wurde wieder rückgängig gemacht, vielleicht soll der Jubel ja mehr beflügeln… Auch egal, das wird kaum saisonentscheidend werden). Jetzt beginne die Saison erst so richtig, treibt Stani die Boys In Brown mal wieder mit seinem schon vertrauten Stilmittel an http://www.mopo.de/sport/fc-st–pauli/st–pauli-laeutet-die-heisse-phase-der-saison-ein/-/5067040/8197572/-/index.html und da hat er sicher wieder einmal Recht. Es fühlt sich vielleicht nach wie vor wie ein sicherer Abstieg an, aber sicher ist noch lange nichts und in dieser Phase wird eben alles entschieden. Und alles ist ja auch noch nach wie vor möglich. Das letzte Spiel hat ja zumindest spielerisch gezeigt, daß noch einiges gehen könnte.

In Japan sind die Möglichkeiten, daß der atomare Super-GAU noch halbwegs eingeschränkt werden könnte, nach den aktuellen Nachrichten nach wie vor noch nicht alle endgültig ausgeschöpft. Diese Katastrophe ist natürlich eine gänzlich andere und um ein derart vielfaches wichtiger und ernster, als daß man diese beiden Ereignisse auch nur im Entferntesten miteinander vergleichen könnte. Ich verknüpfe sie hier nur, um über die Sprache eine Brücke zu dem Thema zu schlagen, welches mich in diesen Tagen weitaus mehr als alles, was mit dem FCSP zu tun hat, beschäftigt. Und da bin ich ja auch wahrlich nicht allein. Der als „Wettlauf gegen die Zeit“ titulierte Kampf um jedes kleine Bißchen an Hoffnung, die unglaublich entsetzliche Lage in Fukushima zumindest einen Hauch wieder in den Griff zu bekommen, geht nach wie vor weiter. Aufgegeben kann dieser Kampf nicht werden, auch wenn dies tragischerweise sicherlich den Einsatz von Menschenleben kostet – doch sonst wären die Opferzahlen in jedem Fall ungleich höher und würden auch in Zukunft nur weitersteigen. Die 50 vor Ort gebliebenen Arbeiter im Kernkraftwerk werden sicherlich als Helden in die Geschichte eingehen, ganz gleich, ob sie die nächsten Tage, Wochen oder Jahre überstehen werden. Einige hat es jetzt schon ihr Leben gekostet.

Viele Leben sind auch in Libyen (Rechtschreibung ist so eine Sache…) durch das diktatorische Regime von Gaddafi vernichtet worden. Die Ereignisse, die angesichts der Katastrophe in Japan fast schon in den Hintergrund getreten zu sein schienen, haben sich heute dann doch überschlagen. Während sich unsere Regierung wieder einmal durch den Eindruck von Hilflosigkeit auszuzeichnen verstand – wobei ich jetzt nicht die Entscheidung, sich nicht offen für einen Kampfeinsatz auszusprechen, kritisieren möchte, denn jeder Krieg, so berechtigt er zuerst auch wirken mag, hat ein so häßliches Gesicht, daß man die Gegenstimmen nicht vorschnell verurteilen sollte; vielmehr stößt die Art und Weise, wie unsere Regierung auftritt, bei mir auf Unwohlsein. Ich nehme denen einfach nicht ab, daß sie aufgrund ihrer Überzeugung so handeln, vielmehr wirkt es nach einem untauglichen Versuch, beim Wähler zumindest keine Stimmen einzubüßen. Wahlkampftaktik scheint die Handlungsmaxime dieser Regierung zu sein. Wohl eine der schlechtesten Motivationen, von denen man sich in der Politik leiten lassen kann. Daß die Gaddafi-Regierung sich von der Aussicht eines Krieges jetzt beeindruckt zu zeigen scheint und die UNO-Resulution annehmen möchte http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,751799,00.html, dies wird die Bewertung unserer Regierung sicherlich nicht positiv ausfallen lassen in der öffentlichen Wahrnehmung, in Europa und anderswo sicherlich eh nicht. Bleibt zu hoffen, daß das Volk in Libyen endlich von dieser Diktatur befreit und eine freigewählte Regierung an die Macht bringen kann. UPDATE: Sieht leider nach einer unvermeidlichen militärischen Auseinandersetzung aus, da Gaddafi den Krieg gegen das eigene Volk unbeeindruckt weiter führt – http://www.welt.de/politik/ausland/article12884466/Rebellenchef-fordert-noch-heute-Eingreifen-der-UN.html.

Hoffnung haben alle AKW-Gegner in der ganzen Welt, daß die Atomstromdebatte endlich einen Ausstieg aus der Kernenergie bringen wird. Bei uns in Deutschland zeigt sich die Regierung nach wie vor hilflos und schwankt zwischen den verschiedenen Möglichkeiten hin und her, wohl auf der Suche nach dem Willen der Mehrheit. Die Opposition sitzt den Regierenden derweil ordentlich im Nacken und fordert den sofortigen Ausstieg. Die Unbeherrschbarkeit dieser Technologie wird mit jedem Störfall sichtbar und auch in der Theorie gibt es immer wieder Denkmodelle, die eine Katastrophe auch bei uns nicht ausschließen läßt. Die Angst vor der atomaren Verseuchung hat die ganze Welt erreicht – http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,750856,00.html – Fukushima hat ganz aktuell und medienwirksam aufgezeigt, was eine solche Katastrophe bedeutet.

Bangen also überall. Und bald werden wir in vielerlei Hinsicht mehr wissen. Die jeweiligen Hoffnungen leben jedenfalls noch…