Niederlage im Abstiegskampf, Niedergeschlagen am Live-Ticker

Kein schönes Wochenende, in keiner Hinsicht. Noch das geringste Übel ist die Niederlage daheim gegen den VfB Stuttgart mit dem Nahezu-Last-Minute Treffer zum 1:2, der so typisch für diese Saison 2010/2011 ist. Irgendwie haben wir nicht das Quentchen Glück und die dazugehörige Cleverness samt Entschlossenheit, die ein solches Spiel zu einem Unentschieden oder aber einen Sieg für uns macht. Da scheint die Erfahrung der höheren Klasse über längere Zeit schon noch den entscheidenden Unterschied auszumachen. Naja, was solls. So richtig konzentrieren konnte ich mich an diesem Wochenende eh nicht auf das Spiel, auch wenn ich die 90 Minuten natürlich wie wild am Unterstützen war und auch danach die Spieler mit dem verdienten Applaus für den guten Einsatz verabschiedet habe. Die Katastrophe in Japan hatte einfach einen ganz anderen Stellenwert und auch im Stadion war dies deutlich wahrzunehmen.

Die Bereitschaft, sich auf dieses Spiel einzulassen, wurde durch die Geschehnisse im Land des erschütterten Lächelns aber nicht eingeschränkt – zumindest nicht wirklich wahrnehmbar. Innerlich lief es bei mir ein wenig anders ab, doch ob man das als Außenstehender bemerkt hat, kann ich nicht beurteilen. Vermutlich aber nicht, den Support habe ich nicht eingestellt, das hätte ja auch die Falschen getroffen. Und ähnlich ging es wohl vielen anderen im Stadion selbst. Jetzt war ein Spieltag und da konnte man sich auch mal von den ganzen Sorgen und Nöten gleich welcher Art ein wenig lösen.

Trotzdem war das Thema atomare Katastrophe überall präsent. Die Atomkraft-Gegner sind in diesen Tagen mit Sicherheit nicht zahlenmäßig weniger geworden – nur lauter und engagierter zeigen sie sich. Was durchaus zu bizarren Kommentaren im Internet und durch die Atom-Lobby führte, wonach den Anti-Atomkraft-Aktivisten gar unterstellt wurde, sich über einen solchen nuklearen Störfall auch noch zu freuen, weil es ihre Position unterstützen würde… Wie gestört im Kopf kann man eigentlich sein? Immer wieder kommt es zu schwerwiegenden Zwischenfällen, die dann immer wieder kleingeredet werden und Behauptungen die Runde bei den Lobbyisten machen, daß so etwas bei uns (oder woanders) nicht passieren könne. Mag sein – aber es tauchen ja immer wieder neue Gründe für so eine Katastrophe auf, eben weil die Technik als solches das Problem ist. Sicher ist an AKW allein, daß die Betreiber das große Geld machen, während die Bevölkerung die Risiken und im Störfall die Arbeiter die gesundheitliche Last (im Extremfall bis hin zum Tode) tragen, während diejenigen, die damit ihre Konten füllen, weit weg von irgendwelchen Strahlungsproblemen aus der Ferne die Angelegenheit schönreden.

Ich habe kein Problem damit, wenn jemand Geld verdienen will. Es gibt aber viele Möglichkeiten dafür, manche davon sind mehr als bedenklich und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen. Womit ich die Brücke zur Bring Back Sankt Pauli – Bewegung schlagen will, die das Protestzeichen, den Jolly Rouge auch an diesem Tage wieder deutlich überall am Millerntor gezeigt hat. Nicht jede Variante des Geld Verdienens ist gut, manchmal muß man eben auch nein sagen können. Man kann sozialromantisch dazu auch soziales Gewissen sagen. Warum nicht, denn Wirtschaftlichkeitsdenken allein ist für mich und meiner Meinung nach den FC St. Pauli nicht ausreichend – hier braucht es eben ein Denken und Handeln im Sinne der Werte, die diesen Verein seit einigen Jahrzehnten ausmacht.

Ein Beispiel für eine abzulehnende Variante, Geld zu verdienen, lieferte der Anblick vieler Gästefans im Heimbereich. Neben der bereits angesprochenen Problematik http://kleinertod.wordpress.com/2011/03/08/gastefans-im-heimbereich-eine-tickende-zeitbombe/ geht es ja eben darum, daß diese Plätze im normalen Sitzbereich wohl allesamt über den Schwarzmarkt verkauft wurden. Hier haben sich einige Mitglieder und DK-Inhaber ganz und gar nicht „st.pauli-like“ verhalten. Jedenfalls nicht im Sinne der Sozialromantiker-Initiative und derjenigen, die den Jolly Rouge ins Stadion tragen. Es wäre ja mal spannend zu hören, was die Verfechter eines totalen Kommerzes am Millerntor zu solchen Schwarzmarktverkäufen zur persönlichen Bereicherung Einzelner zu sagen haben…

Es geht keinem der Unterstützer der Sozialromatiker-Initiative darum, den Verein im Regen stehen zu lassen – nur dem Kommerz eine Grenze dort zu setzen, wo die Werte des Vereins mit Füßen getreten werden. Eigentlich leicht zu begreifen und doch haben dies viele immer noch nicht eingesehen. Am Sonntag kurz vor dem Spiel hatte ich da doch eine Begegnung der absonderlichsten Art. Ein Mitglied des Alten Stammes „sprach“ mich vor dem Spiel an – bepöbelte mich, müßte ich hier eher formulieren. Er hatte offensichtlich ein großes Bedürfnis, die absurden Vorwürfe, die von dieser Gruppe schon auf der Vereinsseite aufgestellt wurden, siehe dazu http://kleinertod.wordpress.com/2011/03/04/ausblick-in-der-ferne-gegen-nurnberg-daheim-gegen-ignoranz-und-unfairness/, bei der Gelegenheit meines Vorbeigehens auch mir persönlich mal zu sagen. Amüsant war seine Methode, mich „zur Rede zu stellen“, forderte er doch mit den Behauptungen, „ihr Sozialromantiker“ würdet „den Verein kaputt machen“, „ohne Kommerz geht es nicht“ und ob wir „gegen Altona 93 spielen wollen würden“, an sich ja konkrete Antworten ein, immer auch mal mit einem „sag doch mal“ oder „erklär mir das“ – nur, um mir dann, sobald ich zu Widerworte anhub, mir mit einem „ach, hör doch auf“ oder „das will ich nicht hören“ gleich über den Mund zu fahren. Das ist also das Verständnis eines der Mitglieder vom Alten Stamm – dies versteht, zumindest dieser eine von jenen, unter „Kommunikation“ – einseitig unbegründeten Dampf ablassen, ohne sich zu informieren und jegliche Aufklärung von Irrtümern durch sofortiges Dichtmachen zu blockieren. Da sind wir ja wieder bei Japan, und zwar bei jenem berühmten Bildnis der drei Affen – nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – nunja, zumindest nichts von Relevanz. Peinlichkeit, dein Name lautet Alter Stamm?

Vielleicht ist es ja wirklich so, wie Momorulez in seinem Beitrag zu diesem Spiel mutmaßt, und jene Teile der Vereinsmitglieder stricken schon an einer „Dolchstoßlegende“ – siehe http://metalust.wordpress.com/2011/03/14/der-fc-st-pauli-parodiert-sich-selbst-und-bildet-blasen-ein-rundumschlag/. Ob wir mehr Geld für Spieler hätten, wenn wir den totalen Ausverkauf mitmachen?

Ich wage einfach mal die Behauptung aufzustellen, daß dem nicht so wäre – eben weil der Großteil der Fanszene des FCSP derartiges nicht mitmachen und dem Verein dann den Rücken zukehren würde – bzw. über eine AOMV, die ja noch dazu Geld kostet, derartige Aktionen zurückpfeifen würde. Ausverkauf? Ohne uns. Und ohne unser Geld, ohne die Unterstützung der aktiven Fanszene würde dieser Verein im Niemandsland verschwinden. Das erinnert mich an die Argumentationen der Atom-Lobby bzw. deren Unterstützer – ob wir wieder zurück in die Steinzeit wollen? Was für ein Quatsch – es GIBT sie die Alternativen. Man muß nur bereit sein, diesen Weg zu gehen. Die Irrpfade der Atomenergie oder des totalen Ausverkaufes wollen WIR jedenfalls nicht mitmachen. Keine Chance. Und wer das nicht begreift, wird die Quittung bei den Wahlen erhalten.

Auf diese Weise wollen wir nicht leiden. Wir leiden so schon, wie es sich gehört, wenn unser geliebter Verein wieder einmal das vollbringt, wofür wir ihn ja gut genug kennen: Mißerfolge einzufahren. Das FCSP steht eben nicht für Erfolge ohne Ende, sondern noch viel mehr für Mißerfolge – wobei „Erfolg“ ja auch relativ ist. Mit diesem Kader und den finanziellen Möglichkeiten in der 1. Fußball-Bundesliga zu spielen und trotz der wichtigen Ausfälle so gut zu stehen und nahezu mitzuhalten, das ist doch auch schon ein Erfolg.

Wir sind kein Verein von Ja-Sagern, die „denen da oben“ ohne Nachzudenken folgen und alles Abnicken. Bei uns gibt es Proteste, wenn etwas aus unserer Sicht Untragbares vorkommt und es wird versucht, jene Mißstände abzuschaffen. Soweit dies eben möglich ist. Eine der vielen Gründe, warum wir hier sind – womit ich bei der Fan-Aktion des Spieltages bin, die ich hier schon erläutert habe – http://kleinertod.wordpress.com/2011/03/10/was-zieht-einen-eigentlich-zum-fcsp/ – und deren Äußerungen von Fanseite man in diesen Bildern sehen kann.

Liebe zu erklären – eh immer eine schwierige Sache. Aber schön, wie ich finde, auf was für unterschiedliche Arten und Weisen dies hier unternommen wurde. Manche können der Aktion nichts abgewinnen, weil sie es nicht einsehen, sich diesbezüglich äußern zu müssen. Ich für meinen Teil freue mich über all die tollen Antworten, die hier gegeben werden. Jede einzelne ist spannend in meinen Augen, womit die Aktion als solches ihren Sinn hat.

Süd, Gegengerade, Haupt, Nord – überall wurde mitgemacht mit entsprechenden Transparenten. Aber auch im Internet kann man viele schöne Antworten auf diese Frage nachlesen. Lohnt sich zumeist, wie ich finde. Einfach dem link http://www.warum-bist-du-bei-sankt-pauli.de/?page_id=41 folgen und die Äußerungen selbst anschauen.

Einzig und allein das des öfteren dabei auftauchende Angehen gegen USP finde ich fehl am Platze. Der Kiesel hat dies auch zutreffend in wenigen Worten kritisiert: http://derkiesel.wordpress.com/2011/03/11/warum-bist-du-eigentlich-bei-sankt-pauli/.

Allgemein möchte ich jetzt aber auch mal Positives schreiben über die Kritisierten. Die Süd, so wie sich heute zeigt dank USP und anderen Fangruppierungen, ist an sich doch unter dem Strich eine schöne, bunte und lebendige Sache. Eine organisierte Fanszene ist nichts Schlimmes, ich begrüße dies – auch wenn ich dadurch nicht jede einzelne Geschichte abnicken muß, aber umgekehrt auch nicht gänzlich abzulehnen brauche.

Ein Vorsinger mag nicht jeden gefallen – aber eine solche Methode, um die Fans zu mehr Support anzuspornen, hat ihre unbestreitbaren Vorteile, weil es eben wirkt. Auch auf der Haupt ist die Unterstützung lauter, wenn einige wenige sich bemühen, andere mitzureißen. Wer nicht mitgerissen werden mag, der braucht darauf ja auch nicht einzusteigen – da wird ja niemand zu gezwungen.

Wer viel macht, macht bekanntlich auch viele Fehler, während jene, die wenig machen, im Schnitt weniger Fehler machen – na und? Kritik an einzelnen Aktionen finde ich richtig, allgemeine Kritik hingegen absurd, weil dies auf ein Schwarz-Weiß-Denken hinausläuft. Und mein St. Pauli habe ich lieber bunt.

Bei all diesen schönen Beiträgen geht mir jedenfalls das Herz auf. Danke an alle, die sich daran beteiligt haben! Wobei ich durch das Verteilen von Flyern ja eigentlich auch mit dabei sein wollte, gerade die Reaktionen der VIP-Besucher hätte ich für spannend gehalten. Leider hatte sich kurzfristig Ort und wohl auch Zeit des Treffens dafür verändert und bei mir kam es dank eines veralteten Verteilers nicht an, so daß ich alleine verwundert am ursprünglich vereinbarten Platz stand und auch durch ein Herumsuchen die betreffenden Leute nicht finden konnte. Naja, das mit dem Handy-Nummern-Austauschen wollten wir eh mal machen, dies wurde an diesem Tag später dann auch nachgeholt. Nur das mit dem Flyer-Verteilen wurde dann eben nichts, jedenfalls nicht mit mir. Aber auf die Plätze kamen die Teile ja auch ohne mich.

Die drei Stunden bis zum Anpfiff konnte ich aber auch so sehr gut vor dem Millerntor nutzen. Okay, zugegebenermaßen habe ich dann erheblich mehr Astra als eigentlich geplant konsumiert, doch das war kein Frusttrinken oder Vortanken, sondern kam einfach aus dem gemütlichen Herumhängen heraus, während ich dabei aus virtuellen Bekanntschaften auch reale machen konnte – an dieser Stelle liebe Grüße an Foxxi http://www.foxxi.de/, Magischer FC http://www.magischerfc.de/wordpress/ und Kiesel http://derkiesel.wordpress.com/. Hat mich sehr gefreut. ^^

Bei diesem Bild fällt mir ein, daß ich ganz vergessen hatte, nachzufragen, was von den Oldtras für ein Spruch zum Thema beigesteuert wurde. Vielleicht kann der eine oder andere mich da ja noch nachträglich aufklären.

Wie gewohnt so richtig laut wurde es dann mit dem Einlaufen der Manschaften. Die Wichtigkeit dieser Partie war ja eigentlich allen klar und auch unsere Boys In Brown zeigten eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den nahezu dahingeschenkten Partien zuvor. Am Einsatz lag es jedenfalls nicht, daß wir dieses Spiel verloren haben.

Bevor ich zu diesem Spiel aber unnötig viele Worte verliere, möchte ich doch lieber zum Bericht von Jekylla verweisen, die das mal wieder sehr schön einfangen konnte: http://santapauli.wordpress.com/2011/03/14/13-03-2011-fc-sankt-pauli-vs-vfb-stuttgart-12/. Insbesondere die abschließenden Worte, wonach die Welt nicht untergeht, wenn wir verlieren oder auch absteigen, wohl aber, wenn einem ein AKW um die Ohren fliegt oder ein Tsunami fortreißt, fand ich im Anbetracht aller Umstände einfach treffender als alles, was mir einfallen mag.

Haben wir halt ein Spiel verloren, wieder einmal. Vielleicht auch das Entscheidende, womit ein Abstieg jetzt gefühlt kaum noch abzuwenden ist. Ja und? Mal ganz abgesehen davon, daß die Saison noch nicht beendet ist und der Kampf bis zum Ende weitergehen wird – auch darüber hinaus werden wir Fans diese Mannschaft und diesen Verein jedenfalls bedingungslos unterstützen. Nunja, vielleicht nicht ganz bedingungslos, was den Verein angeht – wenn sich der Verein eben falsch verhält. Aber das hat mit dem Support für die Mannschaft ja nichts zu tun.

Die Mannschaft hat sich auch wirklich gut präsentiert. Die Kombination Gunesch und Thorandt hat Innen wunderbar funktioniert. Die Schüsse aus der Distanz haben diesmal die Gegentore eingebracht, während die Innenverteidigung selbst abräumen konnte, was da möglich war. Allgemein haben mir insbesondere die 1. Elf auf dem Platz, bis auf den äußerst unglücklichen Takyi, allesamt ausgezeichnet gefallen. Da standen jedenfalls die Spieler auf dem neuen Rasen, die Stani als optimale Aufstellung noch anbieten konnte. Und mit ein wenig mehr Glück und weniger Fehlentscheidungen – gerade Asamoah mußte extrem viel und unverdient einstecken – wäre der tolle Treffer von Boll vielleicht auch einen oder gar drei Punkte wert gewesen. Naja, war es eben nicht, so läuft halt das Spiel.

Die Einwechslungen haben leider nicht wirklich viel gebracht, einzig und allein die Geschichte um Naki und Bene nach dem Anpfiff hat zu einem MoPo-Artikel geführt, der wohl einzig und allein zu dem Zweck verfaßt wurde, um den HSV-Anhängern eine Art Ablenkung für ihren seelischen Tiefpunkt nach der 6 zu Null Tore-Klatsche bei den Bayern zu schenken. Die Kommentare sind jedenfalls als solches lesenswert, da merkt man den ganzen Frust, der sich ein Ventil sucht, deutlich heraus – http://www.mopo.de/sport/fc-st–pauli/stuttgarts-harnik—st–pauli–alles-asozial–oder-was—/-/5067040/8117696/-/index.html. Was war passiert? Ein Fußtritt eines frustrierten Naki gegen eine Tür, die zu einem Austausch von Nettigkeiten führte. Wahnsinn. Was für eine Story. Was sind wir FCSPler aber auch asozial, uns einfach an einer wehrlosen Tür abzureagieren. Da sollten sich unsere Spieler ein Beispiel bei den Vorstädtern nehmen – die vergreifen sich wenigstens mit Hilfe von Wasserflaschen an den eigenen Fans, die sich ja auch wehren können… Fußball und Emotionen – das gehört doch zusammen. Kann man natürlich wunderbar einen Artikel daraus basteln, wie auch über das Wetter. Genauso spannend – vor allem, wenn es in Japan ganz andere Themen gibt. Tss…

Oder aber die Dauerrenner Diskriminierung, Rassismus und Nazis. Es gibt das Problem, nach wie vor. Darauf ist aufmerksam zu machen und dagegen ist anzugehen. Solche Transparente sind da keine Lösung, mit Sicherheit aber auch nicht hinderlich.

Dies deutlich anzusprechen ist in jedem Fall besser als das Thema totzuschweigen. Aber auch sonst wird ständig ein entsprechender Einsatz benötigt. Was bei uns wie selbstverständlich wirkt, ist woanders noch lange nicht so. Was ich erst am Samstag beim Fußballgucken in einer Kneipe erleben mußte, wo einige HSV-Anhänger derart dämliche Sprüche von sich gegeben haben, daß ich deutliche Widerworte von mir geben mußte. Zumindest waren sie dann still, den Rest hat dann der FC Bayern erledigt. Das hat man halt davon, wenn man so ein Spiel woanders guckt. Am Millerntor mußte ich zumindest derartiges noch nie erleben.

Und wenn ich so etwas erleben müßte, dann wären meine Widerworte ebenso deutlich. So etwas will ich weder beim Fußball noch sonst erleben. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, was aber leider immer noch nicht so ist.

Das Thema geht uns alle an. Nicht nur nach wie vor, sondern ständig. Für ein lebenswertes Miteinander gilt es immerzu zu streiten – ohne entsprechenden Einsatz geht das nicht. Ein Mehr an solchen Einsatz kann es dabei immer geben, das nur nebenbei bemerkt.

Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Sexismus, Nazis – geht alles gar nicht. Und dagegen gilt es anzukämpfen. Auch im eigenen Stadion, aber nicht nur.

Ein ganz anderes Thema wird hier präsentiert. Wer Neil Lennon ist? Nun, hier erfährt man mehr: http://de.wikipedia.org/wiki/Neil_Lennon. Und wer zu faul zum klicken ist: es geht um Celtic Glasgow.

Der Stuttgarter Anhang hatte etwas anderes auf dem Herzen. Nicht nur in der 2. Liga gibt es mit den Montagsspielen Ärger bei den Fußballfans, auch die Sonntag Nachmittagspiele sind insbesondere bei größerer Anreise-Entfernung alles andere als fanfreundlich. Womit wir wieder beim Thema Kommerz und totale Vermarktung wären. Der Zuschauer im Sessel ist da wichtiger als der Fan im Stadion. Das gilt in Liga 2 noch viel mehr.

Der Mensch ist an sich ja ein vernunftbegabtes Wesen – und als ein solches ist es umso verwunderlicher, daß er so viele Formen des Kommerzes mit sich machen läßt, auch wenn dies eindeutig gegen seine eigene Interessen geht. Gewinne maximieren und Risiken outsourcen – das gilt auch bei der Atomkraft. Weder ist die Frage der Endlagerung noch die der Sicherheit geklärt – Japan zeigt letzteres wieder einmal deutlich.

Über den Anhang vom VfB Stuttgart kann ich sonst kaum etwas sagen. Sie haben sich natürlich lautstark über den Sieg gegen uns gefreut, weil dieser aufgrund der Tabellensituation für sie so wichtig war, wie er umgekehrt für uns gewesen wäre. Nur daß der große VfB Stuttgart, verglichen mit dem Aufsteiger und Minimalkaderverein FC St. Pauli ja eine ganz andere Saison spielen müßte. Probleme mit den Stuttgartern auf der Haupt habe ich nicht erleben müssen und auch keine der so häufig auftretenden SCH-Gesänge wahrgenommen. Nur ein einziger Böller nach Abpfiff, der auf das Feld geworfen wurde, ohne daß jemand in der Nähe stand. Das war alles, was mich an denen gestört hatte. Die vielen Gästefans im Heimblock sind eher allgemein störend, aber das hatte ich ja schon angesprochen.

Nun lautet der Kurs also deutlich zweite Liga. Das sind wir ja gewohnt. Und wenn wir absteigen, dann werden sich sicherlich viele der B-Sitze nicht mehr verkaufen. Viele dort kommen ja nicht wegen dem Verein, sondern allein wegen dem Schauspiel her – und mit der 2. Liga wird das Interesse sicher stark nachlassen. Ein Grund mehr, die Plätze für all die Fans freizumachen, die derzeit draußen warten müssen. So oder so – der Teilrückbau ist in meinen Augen wichtig – und wird auf der nächsten JHV sicherlich zur Abstimmung kommen.

Wenn man sieht, wie viele der B-Sitze von VfB Stuttgart-Fans besetzt waren, wie insbesondere auf der SÜd dieses mal auszumachen war, dann sollte man sich mal als Gegner des Teilrückbaus fragen, ob man mit einem mehr an Support durch mehr an Heimfans nicht auch noch ein mehr an Erfolg haben könnte. Wobei – ich glaube kaum, daß ein Großteil der Ablehner der Bring Back Sankt Pauli – Bewegung besonders laustark im Stadion unterstützt. Jedenfalls habe ich eher Eindruck, daß die besonders engagierten Supporter auch den Jolly Rouge mit sich tragen – aber ich kann und will nicht für das ganze Millerntor sprechen. Nur: leiser ist es durch die Protestbewegung nicht geworden, das mit Sicherheit nicht.

Leise war es auch nach dem Abpfiff nicht, womit ich nicht die feiernden Gästefans meine. Die Spieler wurden, wie eingangs schon beschrieben, gebührend gefeiert und für ihren Einsatz mit Applaus bedacht. So dankbar, wie an diesem Tag, habe ich dabei ihre Blicke schon lange nicht mehr gesehen. Diese Unterstützung danach scheinen sie besonders wichtig gehabt zu haben. Wie auch wir diese Niederlage erstmal verdauen mußten. Das ging natürlich wieder mit entsprechendem Humor und dem einen oder anderen Astra gut. Die Domschänke war da für mich mal wieder ideal, zusammen mit etlichen anderen Bloggern und anderen Fans wurde das Spiel verarbeitet. Das eine oder andere „6-0!“ konnte da schon für einen kurzen Moment ein Lächeln zaubern. Wobei ich ja eine andere Herangehensweise an die aktuelle Situation entwickelt habe – vielleicht steigen wir ja absichtlich ab, um den Vorstadtverein zu ärgern – damit die eben noch lange auf eine Gelegenheit zur Revanche für deren Derbyschmach warten müssen…

Naja, wie man es auch nimmt, das war das Spiel. Und die Gedanken gingen nie ganz von Japan für mich weg. Zum Glück habe ich schon persönliche Rückmeldungen positiver Art erhalten, in Tokyo ist ja noch die Lage auch ganz erträglich. Aber diese Bedrohung durch die atomare Verseuchung bleibt nach wie vor akut… Und nach wie vor verfolge ich den Live-Ticker im Internet, um auf dem Laufenden zu bleiben. Hoffentlich bleiben die Schäden noch halbwegs gering – glauben kann ich es leider nicht. Aber ich hoffe weiter…

P.S.: Spenden für Japan sind hier möglich und an der richtigen Adresse: https://www.drk.de/spenden/online/lastschrift.html?no_cache=1&zugunsten=375 bzw. http://www.drk.de/weltweit/asien-nahost/japan-hilfe-nach-erdbeben.html, wer lieber den klassischen Weg wählen möchte.