Die gefühlte Niederlage – vom 2-2 Auswärtsspiel in Wolfsburg

Dieses Auswärtsspiel habe ich mir nur in der Kneipe angesehen, will also auch nicht allzu viele Worte über das Spielgeschehen verlieren. Das können andere, die vor Ort waren, sicherlich besser – insbesondere auch Angaben über die Ereignisse rundherum machen. Ich kann hier nur alles aus der Presse und dem Forum entnehmen. Trotzdem sei das Wichtigste hier kurz zusammengefaßt und ein paar Gedanken von mir mit eingewebt.

Was mir ausgezeichnet gefallen hat, das war das Auftreten unserer Mannschaft – endlich haben wir ein Spiel wieder bestimmt und den Sieg verdient gehabt. Daß nach einer tollen Halbzeit aus einer schon absurden Verkettung von Fehlentscheidungen (Foul von Diego beim Kopfballabwehrversuch, Verlängerung des Balles mit dem Arm an einen Gegenspieler, der auch noch klar im Abseits stand und dann das Tor machte) ein 1-0 für die Wölfe trotz eines 4-12 Torschußverhältnisses mit eindeutigen Großchancen für uns, die einfach nicht genutzt wurden, auf der Anzeigetafel stand, das war schon ein emotionaler Tiefschlag. An ein erneutes Aufbäumen wollte ich in der zweiten Hälfte gar nicht mehr glauben, doch glücklicherweise wurde mein viel zu schwacher Glaube an das Team schnell widerlegt und revidiert, denn auch in Halbzeit zwei wurde von uns großartig gekämpft und nach vorne gespielt, das Spiel sogar zu einem 1:2 dank der Treffer von Naki (was mich besonders für ihn gefreut hat) und Lehmann gedreht – und wenn nicht in quasi letzter Minute mal wieder ein Tor gegen uns gefallen wäre, dann hätten wir den verdienten Auswärtssieg eingefahren. So halt nur ein Punkt im Abstiegsduell – zu wenig zum Liga-überleben, vermutlich. Aber noch ist es nicht vorbei, insbesondere mit so einer Leistung nicht. Da will ich erst nach dem letzten Spieltag bzw. bei rechnerischer Eindeutigkeit den wiedergefundenen Glauben an die Möglichkeit des Erfolges aufgeben. An der Liebe zum FCSP wird es so oder so nichts ändern, nur mal nebenbei wieder angemerkt.

So ein erneuter Last Minute – Gegentreffer, der uns Punkte kostet, ist ja leider nichts Neues und immer wieder eine gefühlte Niederlage. Zumindest in dieser Saison, das kennen wir ja auch anders – aber eben leider nicht in dieser Liga und Saison. Wie auch immer, es gibt ja auch noch weitere Themen. Da wäre zum einen mal der Vorfall in Uelzen, aus dem ich als Nichtauswärtsfahrer (nicht nur diesmal, eigentlich fast immer) eben nur aus der Presse erfahren habe: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1142226. Mal abgesehen davon, daß diese Pressemeldung auf die unterschiedlichste Art und Weise wiedergegeben wurde und mal mehr nach einem Überfall von Hannover 96 Hooligans auf friedliche FCSP-Fans, mal eher nach einer beidseitigen Prügelorgie von gewaltbereiten Fans beider Lager klang, die nur durch das beherzte Eingreifen der aufopferungsvoll für Recht und Ordnung kämpfenden Polizei klang, man also genaueres einfach nicht daraus erfährt, liest sich das Ganze im Forum nocheinmal anders – jedenfalls wird da eher davon berichtet, daß es eine Art Koordinationsproblem beim Umsteigen verursacht durch die Polizei ging, siehe http://www.stpauli-forum.de/viewtopic.php?p=3112575#3112575. Was ich daraus entnehmen kann, insbesondere aufgrund eigener Erfahrungen, das ist eher das Verhalten der Hannover 96 Fans, die sich wohl wie schon bei uns auf irgendeine Weise daneben benommen haben – jedenfalls einige davon. Da stellt sich für mich die Frage, ob die dortige Fanszene sich selbst versucht in den Griff zu bekommen oder derartige Vorfälle, einschließlich der von mir wahrgenommenen bei uns, nicht für schlimm hält. Das ist, wie gesagt, deren Problem und ich kann es hier weder richtig beurteilen noch will ich jetzt allen Hannover 96 Fans einen Vorwurf machen. Die eigenen Probleme erkennen und dagegen angehen, das ist aber offensichtlich dort gefordert.

Aber, und deswegen kann ich das so gut schreiben, ohne den erhobenen Zeigefinger hervorzuholen, das ist nicht nur dort ein Problem. Bei jeder Ansammlung von einer großen Anzahl Menschen, wie es bei Fußballfans eben der Fall ist, passieren immer mal wieder Dinge, die man nicht haben möchte. Manches davon verdient den Mantel des Schweigens, weil es eben keine Änderungsmöglichkeit gibt und man nur noch den Kopf schütteln möchte – anderes benötigt Aufmerksamkeit und eben Reaktionen. Wie jener geschilderte Vorfall im Forum: http://www.stpauli-forum.de/viewtopic.php?t=62071. Da hatte eine FSCP-Anhängerin einen Typen angesprochen, weil in dessen Bus, der von einer FCSP-Gruppe gemietet war, ein Playboy-Poster hing und sie derartiges für unangebrachten Sexismus hielt – worauf sie eine aggressive und noch unangebrachtere Antwort erhielt. An dieser Geschichte finde ich ersteinmal gut, daß das Gespräch von dem weiblichen Fan gesucht wurde. Mehr miteinander Reden ist schließlich immer gut, um auf rasche Weise Dinge zu klären und zu regeln. Endgültig urteilen muß ich darüber nicht, aber so, wie es hier geschildert wurde, kann ich meine entsprechende Einschätzung abgeben – und die lautet, daß die Reaktion des Typen vollkommen daneben war. SO ETWAS will ein Großteil unserer Fanszene NICHT beim FCSP haben. Und so ein Poster auf diese Weise aufzuhängen und trotz Protest nicht zu entfernen, sondern damit intern und nach außen als FCSP-„Fan“ aufzutreten, ist noch ein weiteres Ärgernis, auf daß ich keinen Bock habe. Klingt für mich so, als wäre da jemand über die Boulevard-Presseberichte vom Stangentanz zu uns gekommen… Jedenfalls sehe ich einen Zusammenhang zwischen dem Erlauben und Verteidigen von Vorfällen wie Susis Showbar-Stangentänzen im Stadion und derartigen Sprüchen. Dem Typen hat sicherlich auch die Astra-Tatschscreen-Werbung gefallen… Für mich ist dies nur ein Beweis dafür, daß wir gerade am Millerntor mit einem deutlichen Beispiel für Antisexismus vorangehen müssen, um derartige Leute nicht anzuziehen, sondern abzuschrecken. Nachtrag: dazu auch http://metalust.wordpress.com/2011/04/19/stefan-niggemeier-bringt-es-auf-den-punkt/.

Sexismus in der Werbung ist nicht nur bei Astra ein Problem im FCSP-Umfeld, nun hat es auch noch Viva Con Agua erwischt: http://stpauli.nu/st-pauli-links/och-mensch-benny-vca bzw. http://off-the-record.de/2011/04/14/anschlag-auf-den-guten-geschmack-young-lions-wettbewerb-2011-zielt-auf-die-niederen-instinkte-von-maennern/. Was um alles in der Welt soll den der Müll? Arsch und Titten – das Frauenbild auf St. Pauli? Wie kann man so einen sexistischen Müll nur als Siegerplakat auswählen und das ausgerechnet noch durch Viva Con Agua? Deren Pressesprecher in der Jury sollte ob seiner Entbehrlichkeit dringend überprüft werden… Wenn das Plakat so veröffentlicht wird, spende ICH jedenfalls nichts mehr für Viva Con Agua – bis zur eindeutigen Kurskorrektur. NACHTRAG: http://www.horizontjobs.de/bewerber/karriere/young-business/Siegermotiv-des-Young-Lions-Print-Vorentscheids-wird-nicht-plakatiert_99557.html – das Plakat wird zum Glück NICHT verwendet. Aber der Gewinner wird Deutschland international in Cannes vertreten. Gruselig. Aber wenigstens hat VcA die Kurve gerade noch gekriegt.

P.S.: wer sich zum Thema Sexismus in der Werbung weiter informieren will, kann dies hier durch Lektüre machen http://sexism-sells.so36.net/SexistischeBilder.html.