Ein Unentschieden, nach dem man auf einem direkten Abstiegsplatz steht, klingt eigentlich nicht nach einem begeisternden Neustart – aber wer das erste Pflichtspiel unter unserem neuen Trainer Frontzeck gesehen hat, der wird voller Zuversicht auf die weitere Saison blicken. Zumal man eher von einem doppelten Punktverlust als von einem Punktgewinn nach dem Spielverlauf sprechen könnte – ohne die großartige Torhüterleistung auf Paderborner Seite wäre mit Sicherheit kein einziger Punkt beim Gastgeber verblieben. Und auch über die Chancenverwertung braucht man nicht zu klagen, wenn so viele der guten Schüsse gepaßt hätten und nur durch herausragende Abwehraktionen gerade mal so vom Einnetzen abgehalten wurden.
Paderborn war die erwartet starke Mannschaft und konnte doch trotz weitaus mehr Ballbesitz kaum Torchancen generieren. Daß es welche gab und wir kein perfektes Spiel abgeliefert haben, ist jetzt auch kein Wunder. Und wenn schon einer an diesem Tag gegen uns treffen mußte, dann wenigstens kein anderer als unsere ehemalige 23, die immer im Herzen genau dies auch bleiben wird, unsere Nr. 23 – Deniz Naki. Allein die Tatsache, wie er von den FCSP Fans sowohl bei seiner Einwechslung als auch nach dem Spiel und trotz seines Gegentores gefeiert wurde, sagt schon alles aus: http://www.youtube.com/watch?v=k0JJvSqRVXc. Still loving Naki. Mit Sicherheit.
Sicherheit ist ja eh das Thema Nummer 1 in diesen Tagen. Der Sicherheitswahn der DFL, siehe http://kleinertod.wordpress.com/2012/10/15/sicheres-stadionerlebnis-stellungnahme-der-desorganisierten-sankt-pauli-dsp-fcsp/, der von Union Berlin und dem FCSP, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise, offiziell bereits abgelehnt wurde, siehe http://kleinertod.wordpress.com/2012/10/18/fcsp-sagt-nein-zum-dfl-papier-sicheres-stadionerlebnis-uberwiegend-zumindest/, ist nun auch von Hertha Berlin abgelehnt worden: http://www.herthabsc.de/de/intern/statement/page/1370–17–.html. Ablehnendes auch aus Augsburg: http://www.fcaugsburg.de/cms/website.php?id=/index/aktuell/news/data18185.htm – und der VFL Wolfsburg kommt mit einer tollen, ablehnenden Stellungnahme daher: https://www.vfl-wolfsburg.de/info/aktuelles/detailseite/artikel/stellungnahme.html. http://www.fortuna-duesseldorf.de/news/uebersicht-news/artikel/article/stellungnahme-von-fortuna-duesseldorf-zum-dfl-konzeptpapier-sicheres-stadionerlebnis/index.htm und http://www.fc-koeln.de/news/detailansicht/?tx_ttnews[tt_news]=5432&cHash=017f820e6b7bf372cfc8a7b98994dd4d argumentieren ebenfalls ausführlich gegen das Papier. http://www.herthabsc.de/de/intern/statement/page/1370–17–.html hatte sich als dritter Verein neben Union und den FCSP bereits gegen das DFL Arbeitspapier gewandt. Aktuell haben also der 1. FC Union Berlin, FC St. Pauli, Hertha BSC, FC Augsburg, Vfl Wolfsburg, Fortuna Düsseldorf und der FC Köln sich gegen das Papier „Sicheres Stadionerlebnis“ ausgesprochen. Who’s next?
Auch andere Fanszenen, wie http://www.tsv1860.de/aktuell/news/loewen-fans-bringen-sich-ein, siehe auch http://www.nordkurve60.de/board2-rund-um-fussball/board3-unsere-l%C3%B6wen/board13-vereinspolitik/137-stellungnahme-fanrat-des-tsv-1860/ und http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.sicheres-stadionerlebnis-loewen-fans-bringen-sich-ein.3c493c26-31ee-451c-8172-9743e883e73a.html, haben sich gegen dieses Arbeitspapier „Sicheres Stadionerlebnis“ gewandt. http://www.fcenergie.de/frage-des-tages/normen-kothe-gesch%C3%A4ftsf%C3%BChrer-des-fc-energie-cottbus-0 klingt sehr offen in alle Richtungen. Gladbach soll sich dagegen ausgesprochen haben, die Seite funktioniert aber derzeit nicht (mittlerweile schon): http://www.borussia.de/de/aktuelles-termine/news/borussia-news/news-detailansicht.html?tx_ttnews[tt_news]=6241&cHash=5103e7eb2d8498bf4c2cd20e594f12aa. Wie es nun weitergehen wird, das bleibt abzuwarten.
Die Ausschreitungen, die es im Derby zwischen dem BVB und Schalke gegeben hat, war für die Verfechter ausufernder Maßnahmen natürlich eine Steilvorlage – doch wenn man von der Gewerkschaft der Polizei Forderungen nach klaren gesetzliche Regelungen erhoben werden und daß Stadionverbote für „erkannte Rechtsbrecher und Gewalttäter“ ausgesprochen werden sollten, siehe http://www.sport1.de/de/fussball/fussball_bundesliga/newspage_628638.html, dann liegt das eigentlich mit das Arbeitspapier der DFL ablehnenden Stimmen auf einer Wellenlänge in diesem Punkt. Schließlich sind es ja gerade die klaren gesetzlichen Regelungen beim Stadionverbot, einschließlich der Rechtsmittel und gerichtlichen Überprüfungsmöglichkeiten, die hier als fehlend lange schon kritisiert wurden. Gegen Gewalttäter muß der Staat vorgehen im Rahmen seiner gesetzlichen Möglichkeiten. Inwieweit der Gesetzgeber hier Anpassungen vorzunehmen hat, dies ist Sache der Gesetzgebung und nicht der Fußballvereine. Aber auch bei staatlichen Einsätzen ist deren Rechtmäßigkeit zu überprüfen – beispielsweise die schon heute vorhandene Praxis, Fußballfans mit fliegenden Drohnen zu überwachen, siehe http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1898688/, ist eine mehr als fragwürdige Praxis. „Wer Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu erlangen, wird am Ende beides verlieren“ – ganz unabhängig davon, inwieweit dieses Zitat stimmt oder jemanden zuzuordnen ist, inhaltlich ist der Spruch absolut korrekt.
http://www.taz.de/!103954 ist für die Hintergründe des Papieres auch lesenswert – am Ende wird ausgeführt, daß nach einer Untersuchung Fans aufgrund der medialen Wirkung Sponsoren und Familien vom Fußball abhalten könnten. Nun, das Problem ist hier auch die mediale Darstellung, welche sich in Sensationsgier über die “Taliban der Fans” oder einen verfrühten Freudeplatzsturm in Ausführungen über Gewaltorgien ergeht. Warum schafft es die DFL Medienabteilung es nicht, hiergegen vorzugehen? Private Notstandsgesetze gegen die weniger finanzkräftigen Teile der Gesellschaft schaffen ist der falsche Weg! Natürlich gibt es auch beim Fußball Straftaten, die mit den gesetzlichen Mitteln verfolgt und der Tat angemessen geahndet werden müssen – wenn aber Sachverhalte verfälscht und übertrieben dargestellt werden, ohne die tatsächlichen Umstände zu recherchieren, dann sollte es die Aufgabe der Medienabteilung sein, dieser fehlerhaften Darstellung entgegenzuwirken. Erst Recht dürfen falsche Darstellungen in den Medien keine Grundlage für verschärfte Sicherheitsmaßnahmen sein – und auch bei zutreffenden Darstellungen sind populistische Schnellschüsse zu vermeiden. Es darf nicht das subjektive Empfinden der Öffentlichkeit Maßstab für hoheitliches Handeln werden.
Zum Spiel des FCSP in Paderborn siehe auch http://yorkshirestpauli.com/2012/10/21/st-pauli-held-in-paderborn/, http://gastspiel.wordpress.com/2012/10/22/deniz-naki-einer-von-ihnen/ sowie http://siamotuttifcsp.blogsport.de/2012/10/22/auswaerts-spieltag-nr-10-sc-paderborn-fc-st-pauli-1-1/ mit einer lesenswerten Darstellung der erbärmlichen Arbeit der Sicherheitskräfte an diesem Tag – alles andere als ein Einzelfall, aber über das Abstellen solcher Probleme wird seltsamerweise nie nachgedacht. In die gleiche Kerbe schlägt der Bericht von http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=6683. Stellt sich die DFL etwa so etwas unter einem „Sicheren Stadionerlebnis“ vor?
Oh, das 1-1 im kleinen Derby zwischen unserer Zweiten und der der Vorstadt sollte auch nicht unterschlagen werden. Bericht dazu mit Worten zum Spiel der ersten Mannschaft: http://stpauli.nu/germany-bundesliga/ohne-naki-habt-ihr-keine-chance sowie http://blog.uebersteiger.de/2012/10/22/6-stunden-3-spiele-2x-st-pauli-2x-hsv-5-tore-gefallen-2-gesehen-5-punkte/.
Nachtrag: ostblocksanktpauli.wordpress.com/2012/10/22/der-ostblock-unterwegs-nach-westen-mit-dem-norsupport/ mit einem tollen Auswärtsbericht, http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1210/News/sicherheitskommission-bietet-treffen-mit-klubs-und-fans-an.html behauptet weniger Ablehnung des Arbeitspapieres der DFL als bisher in der öffentlichen Wahrnehmung vorhanden, http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/576639/artikel_harte-kritik-am-sicherheitskonzept-der-dfl.html liest sich da allerdings ganz anders, Eintracht Frankfurt hat sich auch gegen das Papier „Sicheres Stadionerlebnis“ mit guter Begründung ausgesprochen http://www.eintracht.de/media/bundesligafussball/newsneu/2012-2013/fans/pdf/Stellungnahme_Eintracht_Frankfurt_Fussball_AG.pdf, Erzgebirge Aue ist auch dagegen http://www.fc-erzgebirge.de/index.php?shlink=1659&artins=by_number&artval=7894, die Arbeitsgemeinschaft Fananwälte ist mit ausführlicher juristischer Begründung http://presseportal.ultrasblog.de/StN%20zu%20DFL-Papier%20AG%20Fananwaelte%2023.10.12.pdf ebenfalls gegen das Papier http://www.rp-online.de/sport/fussball/bundesliga/dfl-kaempft-um-ihr-sicherheitskonzept-1.3041298, andere sind aber weiter dafür http://www.stern.de/sport/fussball/bayern-und-bvb-fuer-sicherheitskonzept-dfl-reagiert-1914205.html?srtest=1 und einer, der wissen muß, wovon er spricht, stellt fest, daß viel zu viele hier mitreden, die gar keine Ahnung haben: http://www.11freunde.de/interview/ex-dfb-sicherheitschef-helmut-spahn-ueber-gewalt-im-fussball (siehe dazu auch die Kommentarsektion). Fazit: http://www.gegengeraden-gerd.de/fussball-allgemein/stadionverbot-fuer-alle/.
Und auch die Vorstadt lehnt mit einer ausführlichen Begründung das Arbeitspapier ab: http://www.hsv.de/verein-mitglieder/meldungen/verein/2012/oktober/stellungnahme-des-hsv-zum-eckpunktepapier-sicheres-stadionerlebnis/. Nebenbei bemerkt: wie peinlich für unseren Verein, daß unser Präsidium nicht zu einer solchen ausführlichen Stellungnahme bereit war. 14 Nein-Stimmen laut http://www.fnp.de/fnp/sport/fussball/kritik-am-sicherheitspapier_rmn01.c.10262033.de.html dürften eine deutliche Sprache sprechen. Aber ob die DFL und die Politik auf die Sprache der Vernunft hört, muß aktuell bezweifelt werden. Warten wir es ab.