Was für ein wunderbarer Abend. Ein sommerlicher Freitag, die Sonne knallt nur so vom Himmel und macht den Rasen heller als es jedes Flutlicht machen könnte. Die Temperaturen wie schon in den letzten Tagen auf tropischen Höchstwerten. Und endlich, endlich wieder ein Spiel am Millerntor! Zu Gast kam Bayer Leverkusen und damit eine Mannschaft aus der ersten Bundesliga, gegen die wir in dieser Saison aufgrund des Aufstiegs mit Sicherheit noch mindestens zweimal antreten werden (es gibt ja noch den DFB-Pokal -man weiß ja nie, was noch kommt…). Eine perfekte Gelegenheit, die vor lauter Sehnsucht nach unserem magischen FC St. Pauli leidgeplagte Seele mal endlich wieder baumeln zu lassen – und sich dabei die Mannschaft in ihrer aktuellen Form sowie die Neuzugänge zum ersten mal ein wenig ansehen zu können. Und natürlich das eine oder andere leckere Astra über den Durst zu trinken…
Erstmal vorneweg möchte ich bemerken, daß die neuen Trikots wirklich wunderbar auf dem Platz aussehen. Ich habe mich jedenfalls sofort an die Teile gewöhnen können, was ich am Anfang nicht für möglich gehalten hatte. Die Jahr100 Trikots sehen also von beiden Seiten wirklich schick aus. Und, was noch wichtiger ist, unsere Mannschaft machte in den Teilen insgesamt eine gute Figur! Das mit dem „ein Platz an der Sonne“ haben sie dann aber doch zu wörtlich genommen – ich hoffe einfach mal, daß nicht die ganze Saison jetzt derartige Temperaturen bei Heimspielen herrschen werden…
Beeindruckend war der Blick auf die nahezu fertig gestellte Haupttribühne. Da fehlen zwar noch einige Dinge wie die Sitzgelegenheiten und auch im Inneren sah es durch die Öffnungen noch nach Rohbau aus, aber man konnte sich vorstellen, wie es sein würde, wenn diese Plätze nun endlich wieder besetzt sein werden. Ein weiterer Grund, sich auf die neue Saison zu freuen!
Die erste Halbzeit spielten unsere Boys In Brown wunderbar auf, man kann problemlos von einer spielerischen Überlegenheit sprechen – muß andererseits aber auch anerkennen, daß bei Leverkusen nicht nur Ballack fehlte, sondern vielmehr auch mit den WM-Fahrern doch sehr wichtige Stammspieler (welche genau, da bin ich allerdings überfragt). Ins Spiel ging dabei für uns eine vollständig andere Mannschaft als in der zweiten Halbzeit, denn während in den ersten 45 Minuten Hain, Lechner, Morena, Zambrano, Bruns, Ebbers, Schultz, Asamoah, Boll, Bartels und Rothenbach spielten, gingen in den zweiten für uns Pliquett, Oczipka, Hennings, Takyi, Gunesch, Thorandt, Kruse, Sukuta-Pasu, Lehmann, Volz sowie Daube auf den Platz. Die erste Formation – von Garnitur möchte ich noch nicht sprechen – präsentierte sich dabei weitaus besser als die zweite, insgesamt jedenfalls betrachtet.
Gerade im Spiel nach vorn war das sehr belebende neue Element, nämlich der Einsatz sowohl von Bartels als auch von Asamoah, zu beobachten. Diese beiden erspielten sich am heutigen Tage sehr viele Sympathien und machten Lust auf mehr – wobei dies bei Gerald eigentlich auch nicht anders zu erwarten war, wurde dieser doch schon im Vorfeld entsprechend gefeiert – aber er bestätigte dies mit seiner Leistung heute auch perfekt. Sein Tor war dabei nicht der einzige Höhepunkt, wartete er doch mit einigen anderen Chancen auf und war auch sonst positiv im Spiel zu bemerken.
Die Vorlage zum Tor kam außerdem auch noch von Bartels, dem man deutlich ansehen konnte, was für ein großes Potential, aber auch, was für diverse Schwachstellen er im Spiel noch zu bieten hat, denn bei der einen oder anderen sehr gelungene Aktion kam leider nicht immer etwas Verwertbares heraus. Daß es auch anders ging, das hat er mit seiner Torvorlage ja bewiesen. Diese Beiden sind definitiv eine Bereicherung und es wird spannend werden, wie sie sich über die ganze Saison zeigen werden.
Nach dem 1:0 kippte aber leider auch das Spiel ein wenig, jedenfalls besann sich Leverkusen darauf, daß sie ja auch nach vorne spielen könnten. Und rasch wurde ihr Vorwärtsdrang auch belohnt – begünstigt durch einen Stellungsfehler von Zambrano, dem dritten Neuzugang bei uns, der in der ersten Hälfte auf dem Platz stand – oder eher neben sich, denn das, was er da ablieferte, das war leider die schlechteste Leistung der gesamten Mannschaft. Er kann sicherlich mehr, war aber nervös oder hatte aus anderen Gründen einen schlechten Tag erwischt. Nicht so schlimm, es ist ja nur ein Vorbereitungsspiel gewesen, das dadurch zwar zu einem 1:1 führte, was zu diesem Zeitpunkt alles andere als angemessen war, doch so ist ja nunmal Fußball. Von Zambrano werden wir sicherlich noch mehr und Besseres sehen – da mache ich mir keine Sorgen. Positiv betrachtet hat er nach dem Leverkusen-Testspiel die meiste Luft nach oben und damit die besten Chancen, sich besser zu zeigen als am Freitag…
In der Halbzeit war nicht nur die komplette Mannschaft der ersten 45 Minuten in der Kabine geblieben, sondern leider auch der Wunsch, nach vorne zu spielen. Die zweite Formation erbrachte nicht die Kraft, die Leverkusener ernsthaft zu fordern oder ihnen spielerisch viel entgegen zu setzen. Insgesamt hat sich Leverkusen das 1:1 im Endeffekt damit aber auch verdient.
In der zweiten Halbzeit fiel besonders Thorandt mit einem starken Spiel auf. Oczipka hingegen zeigte nur sehr wenig von dem, was er in der Rückrunde der letzten Saison drauf hatte – aber vielleicht hat er sich ja in der Vorbereitung zu sehr verausgabt. Noch nicht wirklich fit war offensichtlich Volz, der gleichwohl einige sehr ansehnliche Aktionen zeigte. Es fehlte im aber (noch) die entscheidende Spritzigkeit und Kondition, jedenfalls schien er mir das eine oder andere mal einfach zu spät zu kommen. Aber auch hier bin ich optimistisch, daß er sich verbessern wird.
Als Fazit bleibt anzumerken, daß in der Verteidigung die alten Kräfte sich besser als die Neuen präsentierten, während im Spiel nach vorne offensichtlich einiges anders laufen könnte bei der Aufstellung als im Jahr zuvor. Ebbers wird sicherlich gesetzt bleiben, aber Hennings dürfte es schwer haben. Von dem begabten Naki haben wir leider nichts gesehen – sieht man einmal von seinem Winkeauftritt neben dem Platz ab – ich hoffe nur sehr, daß diese Nichtberücksichtigung kein Fingerzeig für die Saison war.
Einen ersten Eindruck von der Atmosphäre am Millerntor konnten sich nicht nur die Neuen und die Leverkusener machen, auch die Kleinen von Timo Schultz durften sich davon überzeugen. Nach dem Abpfiff ging der stolze Vater mit seinen beiden Kindern auf das Feld, wohl um ihnen mal seinen Arbeitsplatz zu zeigen. Mit einem Fußball ausgerüstet, ließ er die beiden Kleinen auch herumspielen – und das hatte ungeahnte, spontane Folgen: nämlich die Tageshöchststimmung auf den Rängen. Bei jeder Ballberührung gab es Jubelrufe und die Anfeuerungsrufe wurden immer lauter, je näher die Kleinen ans Tor mit dem Ball kamen. Von den lauten Rufen etwas verschreckt, suchten die Kinder zwar nach jeder Ballberührung vorsorglich den Schutz ihres Vaters, doch der schickte sie aufmunternd gleich wieder zum Ball zurück, den sie dann geschickt ins Tor beförderten – wobei das etwas ältere Mädchen (4) ihrem kleinen Bruder (2) diese Ehre überließ. Die Folge war ein berauschendes Jubelfest, bei dem auch noch die Tormelodie „Song 2“ eingespielt wurde – und in den Katakomben der Südtribühne sicherlich spätestens dann einige fragende Blicke unter den Spielern ausgetauscht wurden, die ja von dem ganzen Spektakel nichts mitbekamen.
Glücklicherweise hat jemand diese tolle Situation auf youtube festgehalten und ich möchte gerne diese Videos hier verlinken:
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=78oPI3WU86I&hl=de_DE&fs=1]
sowie
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=aI_rOEaZdy8&hl=de_DE&fs=1]
Ein absoluter Traum. Und wieder der Beweis, warum die beste Party einfach am Millerntor steigt. Wer nicht gekommen ist, der hat wirklich etwas verpaßt. ^^