Wie der #FCSP mit einem Unentschieden in Bremen die Englische Woche als Spitzenreiter abschloss

Der erfolgreichste Moment in dieser Woche war nicht das Unentschieden in Bremen – vor der Saison hätte diese Formulierung noch überrascht, aber nach einem Weiterkommen im DFB-Pokal haben wir auch noch im Blindenfußball die Meisterschaft holen können! Einfach mal ganz große Glückwünsche an unsere Blindenfußballmannschaft! Und daß wir trotz – nicht etwa dank – dieses Unentschiedens immer noch Spitzenreiter der 2. Bundesliga aktuell sind, das wäre uns vor dieser Saison zu diesem Zeitpunkt auch wie ein Traum vorgekommen. Was für eine unfaßbare Zeit wir gerade miterleben dürfen!

Vor Ort miterleben wollten die Begegnung zwischen Werder und unseren BoyzInBrown durchaus viele FCSP Fans, das Kontigent war entsprechend schnell vergriffen. Selbst hatte ich andere Termine, so daß ich das Spiel nur von daheim aus verfolgte, aber zum Glück habe ich wieder Bilder von vor Ort bekommen. Danke wieder dafür!

Dieses Spiel so kurz vor der Halloween-Nacht war alles andere als ein Horror für uns, vielmehr eine Kür nach einer bereits erfolgreichen Englischen Woche, die mit einem Sieg in der Liga gegen die Rostocker und dem Weiterkommen im Pokal gegen Dresden eigentlich schon alle Wünsche erfüllt hatte.

Dann noch ein Spiel gegen Bremen, wo wohl beide Seiten mit am wenigsten Probleme haben, wenn die andere Seite gewinnt – im Gegensatz beispielsweise zu den beiden vorgenannten Vereinen. Wobei Werder in der Liga eine ganz andere Ausgangssituation hatte als wir, wir müssen aktuell nicht dringend punkten, um diese Saison noch zu retten, sondern holen einfach gern alles, was wir kriegen können.

Kaum zu fassen, was vor diesem Spiel so alles aus Bremen kam. Weil dem FCSP als Spitzenreiter nach diesem erfolgreichen Saisonverlauf entsprechenden Respekt gezollt wurde. Und nicht etwa auf den Kader des noch vor kurzen als Erstligisten firmierenden Vereins von der Weser abzustellen oder der vorherigen Erolge und dergleichen, wie wir das ja von anderen Absteigern durchaus kennengelernt haben. Sehr sympathische Herangehensweise dort, muß ich mal festhalten.

Auch nach dem Spiel war der Tenor, daß dieses Unentschieden als Erfolg gegen den Spitzenreiter gesehen wird – einfach nur erfrischend, wenn die aktuelle Situation des eigenen Vereins sowie der Mannschaft, gegen die gespielt wird, mit so viel Gegenwartsbezug und ohne verblendete Sicht aufgrund der Vergangenheit gesehen wird.

Eine Sicht, die wir in dieser Deutlichkeit selbst nicht hinbekommen, auch wenn es die gegensätzliche Richtung ist. Nur, weil wir (bis hierhin) verdient oben in der Tabelle stehen, gehen wir ja nicht davon aus, daß wir einfach den Rest der Saison so weiterpunkten würden, insbesondere nicht gegen Vereine, die bislang so sehr unter ihren Marktwertmöglichkeiten gepunktet haben.

Werder Bremen wird am Ende der Saison mit sehr hoher Sicherheit nicht auf dem Tabellenplatz stehen, auf dem sie aktuell sind, sondern deutlich höher. Werder wird noch ins Rollen kommen. Tabellarisch war es das Spiel der Zehnten gegen den Ersten – aber eben von Werder als Zehnten und uns als Ersten. Vom Marktwert her schickte Bremen eine Startelf mit 25,4 Millionen auf den Platz und wir von 12,95, also knapp mehr als der Hälfte der Gastgeber: https://www.transfermarkt.de/sv-werder-bremen_fc-st-pauli/aufstellung/spielbericht/3588391.

Auch deren Bank hatte noch rund 50% mehr als unsere vom Wert her zu bieten. Also theoretisch. Die aktuelle Tabelle zeigt natürlich auch, daß wir aus dem Potential unserer Spieler wirklich was herausholen und dann haben wir natürlich mit Schulle auch noch einen Trainer, der alle Spieler und uns als Mannschaft einfach mindestens eine Klasse besser macht.

Die Gastgeber haben aber auch einen guten Trainer, der mit einer Anpassung seiner ersten Formation auf dem Feld auch gleich zeigte, daß er unser Spiel gelesen und eine Antwort gefunden hatte. So gehörte die erste Hälfte auch eindeutig den Bremern, die das Spiel klar dominierten und auch entsprechende Abschlüsse hatten. Erst nach der Umstellung von Schulle in der Halbzeitpause sollte sich das ändern.

Die Herausnahme von Dittgen und der Einsatz von Makienok war dabei nur oberflächlich das entscheidende Element, denn es lag weniger an den Spielern selbst, sondern vielmehr an der Umstellung der Formation auf dem Rasen. Wobei sich auch zeigt, was für eine starke Bank wir in dieser Spielzeit haben. Da sitzen Spieler drauf, die bei der Einwechslung uns nicht etwa in der Qualität herunterziehen, sondern uns deutlich verändern und auch situationsbedingt verbessern. Einfach unfaßbar, wie sehr unser FCSP sich in diesem Jahr entwickelt hat!

Trotzdem sollte es ausgerechnet unser ehemalige Spieler Duksch sein, der die Führung für die Gastgeber in unserer Drangphase nach dem Pausenwechsel durch einen Konter erzielen sollte. Hier stimmte die Abstimmung in unserer Hintermannschaft nicht, in der Ziereis am Ende der Englischen Woche eine Pause eingeräumt worden war und Lawrence in der IV neben Medic auflief. Und gerade in so einer Situation ist dann einfach die fehlende Eingespieltheit und Abstimmung für eine Sekunde dann doch mal auch entscheidend, wie eben an diesem Tag auch.

Daß dann ein weiterer Spieler, der die letzten Spiele nicht dabei sein konnte, den Ausgleich schaffte, ist allerdings weniger erstaunlich, wenn mensch such anguckt, um wen es sich handelt – nämlich um den für eine Weile leider verletzten Becker, der nicht ohne Grund und mit Abstand unser wertvollster Spieler, vom Marktwert her, ist. Auch wenn ich ihm eine solche Schußkraft und Perfektion im Abschluß jetzt weniger zugetraut hätte, er ist doch eher für andere Dinge als das Toreschießen aus der zweiten Reihe zuständig…

Wie auch immer, fast hätten wir noch in der Nachspielzeit das Feld als Sieger verlassen, der Ball ging von Makienok angeschossen ja noch in das Netz der Bremer, nur eben wurde er an den Arm geschossen, so daß der Treffer logischerweise nicht zählte. War auch zu offensichtlich, als daß ich in der Situation hätte jubeln wollen, also am Bildschirm klar zu erkennen. Im Stadion war das sicher anders. Aber da sieht mensch als Auswärtsfan ja eh nicht so gut, wie ich aus leidlicher Erfahrung weiß. Im Heimbereich soll das Weser-Stadion… Nein, wie heißt es gerade noch? Ach egal, es soll jedenfalls für Heimfans viel besser sein. Und den gönne ich für den Rest der Spielzeit auch weitaus erfolgreichere Heimspiele!

Für uns heißt es dann einfach mal mit diesem hochverdienten 1-1 zufrieden zu sein. Und dem ersten Erreichen der 3. Runde im DFB-Pokal, wo es nun daheim am Millerntor weitergeht gegen den BVB – aber erst im nächsten Jahr. Und eben der grandiosen Meisterschaft im Blindenfußball! Auf St. Pauli!

Mehr zum Spiel in meinem Live-Twitter-Thread https://threader.app/thread/1454385415004332070
sowie
https://millernton.de/2021/10/31/sv-werder-bremen-fc-st-pauli-11-immer-weiter-spitzenreiter/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2021/11/01/matchday-12-werder-bremen-vs-fc-sankt-pauli-1-1/