In Fortführung meiner Bilder von der Einweihung der neuen Haupttribühne – http://kleinertod.wordpress.com/2010/08/28/einweihung-der-neuen-haupttribuhne-am-28-08-2010/ – möchte ich hier nun meine Eindrücke von der Tribühne als solches vorstellen. Es war ja in jedem Fall ein Erlebnis, diese Einweihung von der neuen Haupt selbst erleben zu dürfen.
Der erste Eindruck draueßn auf der neuen Haupt: alles anders. Nichts erinnerte mehr an die alte Haupttribühne. Der Blick war ähnlich, aber das Gefühl auf der Tribühne selber mit den Sitzschalen anstelle der alten, wunderschönen Bänke ist doch arg gewöhnungsbedürftig. Aber das war ja auch von Anfang an jedem klar.
Die Blumenkästen an der Tribühne lockern zwar das Betongrau ein wenig auf, wirken aber wir ein extremer Fremdkörper. Ähnlich fremd fühlte ich mich in den ersten Minuten.
Irgendwie hat das Gestrüpp aber auch etwas.
Gibt diesem ganzen Bauwerk einen natürlich gewachsenen Gegenpunkt. Das soll also, zumindest für die nächste Zeit, meine neue Heimat im Millerntor sein? Alles ist noch so ungewohnt…
Die Aufgänge sind alles andere als schmuck. Ohne die Ordner würde jede Farbe fehlen. Vielleicht kommen hier ja auch noch ein wenig Streifen hin wie in den Gängen unten. Würde zumindest für meine Augen freundlicher wirken als dieses Betongrau.
Die Sitzschalen sind anders als auf der Süd. Nicht so dünn und flexibel, sondern fester. Erinnern eher an die auf der Gegengerade oder Nord. Man sackt nicht nach hinten weg, sobald man sich zurücklehnt – das hatte mich auf der Süd extrem gestört. Da haben sie definitiv dazugelernt.
Krass sind die steilen Treppen mit den sehr kleinen Stufen und ohne jedes Geländer ein echtes Wagnis. Vor allem für ältere Fans sicherlich keine leichte Aufgabe.
Die Logen in doppelter Stockzahl wirken extrem gewöhnungsbedüftig. Ebenso wie der riesige Anteil an Business-Seats. Die Logen – oder Separees – kann man aber auch gut ignorieren. Ist eine andere Welt und man sieht sie nicht so wie die ganzen Business-Seats. Letztere nehmen durch ihre Masse und Anordnung auf der Haupt sehr viel Platz für den „normalen“ Fan weg. Man fühlt sich extrem an den Rand gedrängt, leider.
Wie auf der Süd ist die Haupt durch ihre steile Bauweise oben recht weit weg vom Geschehen. Man sieht zwar trotzdem noch gut, aber mein Ding wäre es nicht, ganz oben zu sitzen. Hochlaufen und Ansehen mußte ich mir das aber natürlich schon.
Der Anschluß an die Süd mit der Kita-Stelle finde ich sehr gelungen. Das hat seinen Reiz.
Auf diesem Bild sieht man auch die säulenlose Dachkonstruktion, die für den genialen Durchblick sorgt. Sehen kann man wirklich ausgezeichnet, da nichts den Blick trübt.
Die Lautsprecher sind auch neu, der Sound ist nicht mehr katastrophal – noch so eine Neuerung. Nur die übertriebene Lautstärke ist nicht so toll. Man braucht bei den Ansagen fast schon Lärmstop – das ist Diskolautstärke und zuviel des Guten. Finde zumindest ich.
Auf der gesamten Tribühne war der Ärger über die viel zu weit nach außen gerückten Plätze groß. Der ehemalige Kuchenblock nahm nur einen kleinen Bruchteil der alten Haupt ein. Die neue Haupt weist mit den Business-Seats etwa zwei Drittel Fläche in der Mitte für diese Zuschauer auf und der ganze Rest wurde an den Rand gedrängt. Viele alteingesessenen Fans haben sich gestern arg ungerecht behandelt gefühlt, derart schlecht platziert worden zu sein. Fast von der Mittellinie auf Höhe des Fünf-Meter-Raums verschoben zu werden – das muß man erstmal schlucken.
Statt in die Breite geht es fortan also in die Höhe. So ist zwar Platz für alle Alteingesessenen, aber richtig gut sind diese Plätze nicht mehr. Trotzdem immer noch Millerntor und schlecht sind sie auch nicht. Hauptsache dabei!
Besonders mit viel Astra im Blut möchte ich diese steilen Treppen ohne Geländer nicht hinunterwanken müssen. Ich sehe da schon etliche Stürze vorprogrammiert.
Von weiter unten ist der Blick viel besser – wenn auch eben sehr randmäßig. Direkt an den Gästefans auf dieser Seite zu sitzen kommt als negativer Punkt noch dazu. Ist halt kuschliger, wenn man weiter weg von denen sitzen kann. Aber so ist es halt nunmal. Und toll sehen kann man ja irgendwie doch.
Man schaut eben nur in den Strafraum auf einer Seite und von der Höhe auf das Spielfeld. Den optimalen Blick haben nur die Business-Zuschauer…
Richtig kras wird es außen auf den Randblöcken. Gerade im Bereich der Nord ist die Nähe zu den Gästen sehr deutlich zu sehen.
Auch der Blick auf das Spielfeld ist hier noch schräger als von den anderen Plätzen.
Dafür hat man von hier aus auch die ganze Haupttribühne im Blick. Hat ja auch etwas. Aber auch den Gästeblock. Nicht umsonst standen beim Spiel hier auch Ordnungshüter…
Vielleicht wird ja bei den Aufgängen noch mit einem Geländer nachgebessert. In meinen Augen wäre das keine schlechte Idee.
So ganz fertig ist die neue Haupt jedenfalls noch nicht. Wie man an diesem liegengebliebenem Teil gut sehen kann. Das wurde nach Anzeige bei den Ordnern dann mal gleich in Verwahrung genommen. Wozu auch immer das Teil gehören mochte.
Nach dem Spiel – zur Niederlage schreibe ich irgendwann nochmal was – ging es dann wieder nach draußen. Dieser Bereich wird sicher auch noch schöner werden.
Der Zugangstunnel zum Business-Bereich sieht durch die Wanddurchbrüche auch ganz anders aus. Freundlicher, wegen der natürlichen Beleuchtung. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft der neuen Haupt erkennt man also gleich am Zugangsbereich. Wenns denn sein muß.
Hier nochmal der Blick auf das Millerntor mit der Süd als Sichtfang. Das neue Millerntor wird insgesamt sicherlich sehr schön werden, wie man nach dem Neubau von Süd und Haupt jetzt sagen kann. Ein Schmückstück – mit Kritikpunkten.
Insgesamt überwiegt der positive Eindruck. Was vielleicht nicht unbedingt aus meinen Bildern und Kommentaren deutlich genug wird. Da ist halt auch eine Menge an Eindrücken dabei, die sich durch Gespräche mit anderen alten Hauptsitzern ergeben haben. Nicht nur ich fühlte mich an den Rand gedrängt. Manche saßen schon Jahrzehnte dort und wollten sich mit dem Randsichtplatz einfach nicht anfreunden.
Bei http://metalust.wordpress.com/2010/08/29/klassenkampf-ist-moglich/ habe ich Worte gefunden, die ich nachfolgend wiederholen möchte:
Die abartig großen Business-Seats-Bereiche sowie die Logen sind wirklich ersteinmal Fremdkörper am Millerntor. Werden wir uns irgendwann daran gewöhnen können? Da sind sie auf jeden Fall und wirklich anfreunden mag man sich derzeit genauso wenig damit, wie man sich mit denen in eine Schublade gesteckt fühlen möchte. Da war schon einiges zu spüren an Abgrenzungsbedürfnis von Seiten der alten Haupt-Sitzer. So schnell habe ich die noch nie beim Haupttribühnen-Ruf en block aufstehen sehen, noch bevor die entsprechende Aufforderung kam.
Soweit zur neuen Haupttribühne. Das waren viele Eindrücke. Und das Spiel war ja auch noch da – wie der Dom und der Weltastratag. Dazu aber ein anderes mal meine Impressionen.
Die neue Haupt war ein Erlebnis und ich freue mich trotz der Randsicht auf ein Wiedersehen. Es ist und bleibt schließlich das Millerntor!