Der künstliche Medienrummel vor diesem Spiel war absurd und der erfolgreiche Ausgang des Spiels nicht wirklich vorauszusehen. Schließlich hatten die Gastgeber enorm investiert und schienen ihr Spiel gefunden zu haben, was es für uns wahrlich nicht leicht gemacht hatte. Auf einen Punkt hatte ich trotzdem gehofft, daß es am Ende erkämpfte und herausgespielte drei davon geben würde, das war einfach nur wunderschön! Weitaus weniger schön sind momentan andere Dinge, aber manches gibt auch Hoffnung – wer die Nachrichten nicht völlig ignoriert, wird schon wissen, was ich meine.
Die Krisen und Notlagen der Welt nehmen momentan wieder zu und immer mehr Menschen suchen Zuflucht, was sie bis nach Deutschland führt. Der rassistische Mob in Heidenau aber auch anderswo wütet nahezu ungebremst und der Staat überläßt die Geflüchteten auf unerträgliche Weise am liebsten ihrem Schicksal, bringt sie unter katastrophalen Bedingungen unter und sorgt nicht für ausreichenden Schutz, im Gegenteil, sorgt mit einer rassistischen Anheizung für eine Eskalation der schrecklichen Lage der Refugees. Aber es gibt auch Menschen, die sich gegen diese Unerträglichkeit stellen und nicht nur in Hamburg oder St. Pauli kann die große Bereitschaft zu helfen gefunden werden. Sammelaktionen für Geflüchtete sorgen dafür, daß die Menschen in Not das Nötigste bekommen – weil der Staat sich hier lieber aus der Verantwortung stiehlt. Die Refugees sollten nicht darauf angewiesen sein, von privater Seite aus Unterstützung zu erhalten – aber da es nicht anders zu ertragen ist, geschieht es halt im DIY Verfahren. Macht mit, nebenbei bemerkt, beispielsweise durch Teilnahme an solchen Spendenaktionen oder direkt vor Ort mit den Menschen. Siehe auch: http://www.fcstpauli.com/home/verein/news/8154!
Auch in Heidenau stellen sich mutige Antifaschisten dem rassistischem Mob in den Weg, während der Staat mal wieder wegschaut oder sich sogar in negativer Hinsicht betätigt – ein Bericht von vielen läßt sich hier finden: http://www.publikative.org/2015/08/23/heidenau-die-zweite-nacht/. Während Nazis und andere Rassisten ungestraft ihren Hass ausleben, wird hierzulande wieder wohlwollend über deren „Argumente“ diskutiert und der Frage nachgegangen, ob wir zu viele Geflüchtete haben – während der Rassismus weiterhin ausgeblendet wird durch Begriffe wie „asylkritisch“, „besorgte Bürger“ und dergleichen. Rassismus ist und bleibt das Problem hierzulande – nicht die Refugees. Was für ein unvorstellbarer Fortschritt wäre es doch, wenn diese schlichte Erkenntnis mal ankommen würde.
Lesenswert zu Refugees, ihrer Stellung als Mensch und nicht bloß als Hilfsobjekt sowie zum Rassismus aktuell auch: https://metalust.wordpress.com/2015/08/24/die-voelkische-hypothek-der-wiedervereinigung/.
Die Schwächsten der Gesellschaft, die Asylsuchenden, die sind es, die unsere Hilfe und unseren Schutz benötigen, unsere Aufmerksamkeit und unser Verständnis – und nicht die Rassisten, die brutale Gewalt und ihren Hass ausleben. Ein weiteres Argument von vielen, den Rassisten keinen Raum zu geben – was überall gilt, aber auch in Hamburg am 12.09. – wer jetzt noch aus Bequemlichkeit daheim bleibt und sich dem Hass nicht entgegen stellt, sollte sich später nicht wundern, wenn dieser sich weiter ausbreitet. Also: http://www.keine-stimme-den-nazis.org/ – kommt mit.
Mitgekommen nach Leipzig bin ich zwar nicht, gerne hätte ich dabei auch dem besten veganen Laden, den ich kenne, wieder einen Besuch abgestattet, der Vleischerei in Leipzig, doch da es auch in Hamburg noch den einen oder anderen Imbiß gibt, den ich diesbezüglich noch nicht kenne, stand ein Abstecher zu einem dieser Läden an diesem Tag auf dem Programm – dem Befried in St. Pauli.
Das hatte ich ja schon ewig vor, aber irgendwie habe ich es nie hierher geschafft. Nun weiß ich, daß ich das definitiv bald wieder machen werde, denn das Essen war einfach großartig.
Und gigantisch waren auch die Portionen, der Big Veg jedenfalls war an der Grenze zum Schaffbaren. Aber extrem lecker. Wie gut, daß ich nicht die NOCH größere Variante bestellt hatte und mit der mittleren Vorlieb nahm. Wahnsinn.
Und wahnsinnig lecker. Ganz eindeutige Empfehlung, dafür muß auch niemand sich vegan ernähren. Als Veggies waren wir jedenfalls absolut glücklich.
Und als FCSP Fans sowieso. Das Essen ging nach dem Auswärtserfolg um so besser runter. Für alle, die da runter gefahren sind, hat es mich wieder gefreut, denn so eine lange Heimreise tritt sich mit drei Punkten im Gepäck doch einfach angenehmer an. Gute Unterstützung übrigens, soweit das am Fernseher mitzubekommen war. Wie üblich eigentlich. Auch dafür nochmal an dieser Stelle die Daumen nach oben.
Unerträglich fand ich hingegen den Kommentator wie aber auch die seltsame Berichterstattung im Vorfeld. Als ob das Logo als Provokation vor dem Spiel gelöscht worden wäre und nicht aus anderen Gründen – http://www.bildblog.de/69182/st-pauli-loescht-rb-leipzig-logo-vor-fuenf-monaten/ weist zwar auf den Umstand hin, ignoriert wurde dies wie manch anderes aber geflissentlich. Sogar dem Verein war dies ein statement wert http://www.fcstpauli.com/home/verein/news/8142 – aber „die Medien“ (natürlich pauschalisiert an dieser Stelle, sorry) berichteten lieber weiter ziemlich einseitig im Sinne der von ihnen selbst geschaffenen „Story“. Die Rollen „gut“ und „böse“ waren dabei eindeutig verteilt – „St. Pauli ärgert RB“/“RB wehrt sich“/“St. Pauli stichelt weiter“ als ein Beispiel (Sport1) – da wurde schon in der Berichterstattung klar, in welche Richtung es gehen sollte. Eine Auseinandersetzung mit den Gründen des FCSP, nämlich keine Werbung mit einem nur minimalst veränderten und klar als solchem zu erkennenden Werbelogo auf der eigenen Vereinsseite machen zu wollen, erfolgte fast gar nicht, zu „gut“ war die „Story“ um den RB angreifenden FCSP. Wobei das ja, wie auch die Positionierung der meisten Medien, mit den ganzen Angriffen auf diesen Verein zu tun hat – so etwas erzeugt eben auch spontan Sympathie für dieses Konstrukt bei vielen. Daß dies hier kein Angriff war hätte natürlich die „schöne story“ kaputt gemacht.
Fazit: ein albernes und nerviges Vorspiel. Aber es hat sich sicher gut verkauft und somit für gewisse Medien gelohnt. Erfreulich an diesem ganzen Theater ist und bleibt, daß wir mit allen Punkten nach Hause fahren konnten – so daß diese Anekdote wohl nicht weiter aufgegossen werden wird. Erst wieder zum Rückspiel, aber darauf können wir uns ja schonmal einstellen.
Zum Verein selbst möchte ich nichts weiter sagen – zu derem Anhang und dazu habe ich hier schon genug geschrieben https://kleinertod.wordpress.com/2015/05/05/flasche-voll-im-kampf-um-den-klassenerhalt-der-fcsp-gewinnt-daheim-gegen-rasenballsport-leipzig/ – aber positiv erwähnen möchte ich, daß von Leipzigern Tapeten gegen den Rassismus in Heidenau gezeigt wurden. Konnte ich zwar nur anderswo lesen, doch solche guten Dinge verdienen es, im Gesamtzusammenhang herausgestellt zu werden.
Daß wir den 10. Punkt nach dem 4. Spieltag schon hätten feiern können, danach sah es weder vor dieser Saison noch vor diesem Spiel aus – zu dem Ausfall von Gonther kam dann auch noch Halstenberg in der Viererkette, aber wenigstens war Sobiech wieder dabei. Trotzdem eine klare Schwächung aufgrund der erneuten Neuzusammenstellung der Viererkette, was sich dann auch in der Anfangsphase eindeutig in Abstimmungsschwierigkeiten äußerte. Das lag aber sicherlich auch an dem sehr gutem Spiel der Gastgeber, die zu derart guten Chancen kamen, daß wir uns über einen Rückstand nicht hätten beschweren können. Aber mit Glück, Pfosten, Himmelmann und enormen Einsatz kämpften und vor allem spielten wir uns in diesen Kick zurück und es ergaben sich auch bei uns immer wieder gute Gelegenheiten – eher aus dem Nichts dann der Hammerdrehschuß von Thy noch außerhalb des Strafraums und das Glück kannte keine Grenzen mehr. Daß es sich bei dem 0-1 um das einzige Tor an diesem Tag handeln würde, das war insbesondere bei dem weiteren Spielverlauf nicht wirklich vorhersehbar, aber es paßte zu unserem Glück – und dank der guten Leistung der Mannschaft und eben auch von Himmelmann. Der zweite Auswärtssieg im zweiten Spiel in der Ferne – Tabellenplatz zwei – zehn von zwölf möglichen Punkten – ein Viertel des Weges zu den üblichen Nichtabstiegspunkten bereits nach dem vierten Spiel – und fast schon beim Punktestand der gesamten Hinrunde der letzten Saison angelangt. Einfach unfaßbar. Danke an Lienen und die ganze Mannschaft!
Inwieweit sich jetzt noch zusätzliche Spieler bis zum Ende des Monats und der Transferperiode finden lassen, werden wir zwar weiter abwarten müssen, mit so einem tollen Punktepolster macht das Warten aber selbstverständlich riesigen Spaß!
Ich weiß ja nicht, ob wir schon einmal drei Auswärtsspiele in Folge in Liga zwei gewonnen haben, aber mit dieser Mannschaft ist unter Lienen alles möglich – am nächsten Wochenende beim FSV Frankfurt. Aber selbst wenn es anders passieren sollte, der Auftakt der Saison ist einfach gelungen. Freuen wir uns auf alles weitere!
Mehr zum Spiel:
http://grenzenlos1910.com/von-allen-guten-gegnern-verlassen
http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=7790
http://blog.uebersteiger.de/2015/08/24/4-spieltag-a-rb-leipzig/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2015/08/24/matchday-04-red-bull-fc-sankt-pauli-0-1/
sowie
rotebrauseblogger.de/2015/08/24/2-bundesliga-rb-leipzig-vs-fc-st-pauli-01/
https://hanseator.wordpress.com/2015/08/24/zu-gast-bei-feinden-vol-2/