„Laßt uns eine unwahrscheinliche Serie starten!“ schrieb ich nach dem ersten Erfolg in Dresden im Hinblick auf unsere momentane Heimschwäche, die uns die letzten Spiele daheim nicht gerade glücklich heim gehen ließ. Und, siehe da, der zweite Schritt wider die Statistiken und Wahrscheinlichkeiten ist vollbracht worden mit dem 2-1 im Montagskick gegen den 1. FC Union Berlin.
Wahrlich kein kleiner, sind die Eisernen doch wie wir oben im Aufstiegsrennen mit dabei. Und auch kein unwichtiger, brauchten wir diese drei Punkte doch im Hinblick auf die Tabelle dringend, um den Abstand nach oben nicht abreißen zu lassen. So sind wir einen Platz und einen Punkt hinter dem Relegationsplatz bzw. jeweils zwei hinter dem direkten Aufstiegsrang 2.
Die Eisernen hätten uns abhängen können, doch das konnten wir mit viel Glück und Leidenschaft an diesem Tag abwenden. Der gewohnt starke support der Union Fans war wieder einmal eine Herausforderung, die im Flutlicht trotz des ungeliebten Montagstermins mit strahlenden Augen gerne überall aufgenommen wurde. Allgemein schien dieses Heimspiel von Anfang an unter einem guten Stern zu stehen. Man spürte das Prickeln schon lange vor dem Anpfiff. Hier sollte etwas gehen, nach langer Zeit wieder.
Viel zu lange schon geht aber das leidige Thema mit den unerträglichen Anstoßzeiten in Liga 2. Und der Protest dagegen wird auch nicht abreißen, einfach weil diese Anstoßzeit ein Affront der wirtschaftlichen Werbeinteressen gegen alle Fans ist.
Das ganze Geld, was hier umgesetzt wird, würde ohne die Fans kaum zu erwirtschaften sein. Auch der zahlende Kunde im Fernsehsessel will Stimmung in den Stadien. Und die ist zu Wochenenafng einfach nicht die gleiche wie am Wochenende. So zahlen die Fans in den Stadien den Preis auch weiterhin. Die Profiteure sitzen woanders – mögen sie doch an ihren Lachshäppchen ersticken…
Doch auch an diesem ungeliebten Wochentag sind wieder die Massen ans Millerntor gezogen. Ausverkauft, was zu keinem geringen Anteil natürlich auch an den Gästen lag. Von den Heimkarten, insbesondere im Stehbereich, sind ja eh kaum mal welche frei. Aber irgendwie kommt man ja trotzdem noch kurzfristig an welche (an dieser Stelle nochmal mein Dank an die beiden Kartenabtreter, die zwei unverhoffte Stadiongänger glücklich gemacht haben!)…
Konfetti gab es in gewissen Bereichen wahrlich nicht zu knapp. Doch das war eher die Ausnahme. Den Konfettischutzdeckel hätte ich an diesem Tag in meinem Bereich der Gegengeraden jedenfalls auch weglassen können. Schön sieht der Museumsdeckel natürlich auch so aus und es wird ja auch etwas Lohnendes unterstützt – wer also noch keinen hat, bei der nächsten Bierbestellung einfach mitnehmen. Lohnt. Vor allem, wenn das Konfetti wieder derart fliegt…
Unverbesserliche Krawallmacher, die am Fußball überhaupt nicht interessiert sind, sondern einfach nur ihr widerliches Pyroding abziehen wollen, gab es natürlich auch wieder…
Nunja, bei Wunderkerzen wird es wirklich albern.
Ein Fahnenmeer gab es aufgrund des Wochentages aus Protest ebensowenig wie eine Choreo. Montag halt. Muß man die Fernsehsender nicht auch noch mit entsprechenden Bildern verwöhnen. Trotzdem gehört die eine oder andere Fahne immer dazu.
Was das blaue Trikot da soll, habe ich allerdings nicht ganz verstanden. Babelsberg vielleicht? Die tragen ja auch Blau, wenngleich in anderer Schattierung. An die Vorstadt möchte ich jetzt nicht denken, auch wenn ich irgendwo gesehen habe, daß es doch glatt ein Pro-HSV-Plakat gegeben haben soll. So weit ist es mit der Vorstadt also schon gekommen, daß sie ernstgemeinte Mitleidsbekundungen bei uns erhalten. So viel Hass finde ich dann aber doch etwas brutal…
NACHTRAG (aus dem FCSP Forum übernommen): „Das Trikot ist von UC Sampdoria (Rude Boys Sampdoria) und Lolli ein vor ein paar Jahren verstorbener Fan, der auch große Sympathien für bzw. sehr gute Kontakte nach St.Pauli hatte.“ Danke für die Erinnerung.
Den Hass verdient haben sich gewisse Menschen in jedem Fall. Nazis selbstverständlich und im Fall von Thessaloniki ist das auch kein selbstgerechtes Schulterklopfen, sondern brutaler Ernst: http://de.indymedia.org/2013/09/348583.shtml.
Mag man von den Fans der Eisernen halten, was man will – es gibt ja bei aller Sympathie im allgemeinen auch einige Tiefpunkte, die das Bild zutiefst trüben – etwas weiter außerhalb von Berlin gibt es einen Verein, deren Ultra-Fanszene da keinerlei Kritikpunkte verdient. Ganz im Gegenteil – was die Babelsberger da abliefern, das verdient schon länger Respekt. Hat mich sehr gefreut, daß FI99 an diesem Tag, wie hier ersichtlich, mit dabei war.
Schön zu sehen, daß die Oldtras da drüben auf der Haupt immer noch nicht aufgegeben haben, sondern weiterhin aktiv dabei sind. Das einzige Highlight des vom Vereins vernachlässigten Bereichs H1-3. Unbeugsam. Irgendwie damit herrlich Sankt Pauli. Danke dafür.
Kein seltener Besuch aus München. Die Schickeria. Eigentlich ein Glücksbringer, da wir zumeist gewonnen hatten, wenn sie dabei waren. Nur irgendwie nicht mehr in dieser Saison so wirklich. Doch an diesem Tag sollte wieder alles anders sein. Also als bisher in dieser Saison…
Gleich blieben die Proteste. Und das ist auch gut so.
Die Gäste werden dieses Banner kaum gesehen haben, aber zu hören waren die Eisernen unabhängig davon überall. Nochmal mein Kompliment für diesen lautstarken Auftritt.
Auch wenn das „Sch… Sankt Pauli“ zu hören war und nicht auch vor dem Anpfiff gerne mal im Wechselgesang mit unseren Fans, sehr zu Verwunderung der Eisernen… Daß das immer noch so gut funktioniert ist schon irgendwie verblüffend.
Insgesamt habe ich nichts negatives von den Unionern mitbekommen an diesem Tag. Im Gegenteil, nur gute Erfahrungen, viele gemeinsame Gespräche, Bierchen davor und danach in trauter Gemeinsamkeit. Wie es am schönsten ist, wenn das funktioniert. Und das tat es. Keine Ahnung, was von anderer Seite dazu berichtet wird, aber das waren meine – schönen – Erlebnisse.
Weitaus schöner als die letzten Spiele, insbesondere als der letzte Grottenkick daheim, war bereits die erste Halbzeit. Die überraschende Aufstellung mit Tschauner im Tor, Schachten, Mohr, Thorandt und Halstenberg in der Viererabwehrkette, Ziereis, Trybull, Rzatkowski und Kringe im Mittelfeld sowie Verhoek und Thy im Sturm war eine deutliche Verbesserung in Sachen Stabilität und Einsatzfreude. Die richtige Mischung aus Willen und Erfahrung sowie jugendlicher Unbekümmertheit überzeugte. Nicht unbedingt spielerisch, vor allem in Halbzeit eins nicht, doch es war weitaus besser anzusehen als zuvor noch.
Die torlose erste Halbzeit wurde in jeder Hinsicht von der zweiten getoppt. Die drängenden Gäste schafften zwar den ersten Treffer, doch fast umgehend erzielte Schachten den Ausgleich mit einem sehenswerten Drehschuß.
Richtig ging es aber ab, als der spät eingewechselte Bartels kurz vor Schluß noch einen zauberhaften wie-auch-immer-er-den-ins-Tor-bugsierte-Schuß ins Glück abgab. Die Lautstärke nach der langen Enthaltsamkeit in Sachen Glück am Millerntor war schon der Hammer. Und einfach nur schön. Wer fragt da nach verdient?
Verdient hat sich Tschauner allerdings diesen Dreier durchaus. Unglaubliche Paraden und vor allem ein schierer Wille, der überall zu spüren war, riß einfach alle mit.
Kein Grund, nach dem Abpfiff die Sicherheitskräfte so aufmarschieren zu lassen – aber egal. Vielleicht wollten die auch einfach nur da sei, wo etwas los ist.
Wie auf den Rängen ging es nach dem Schlußpfiff auf dem Rasen ab. Freude pur. Nach der langen Enthaltsamkeit daheim…
Die Gäste wurden mit Applaus verabschiedet. Spieler wie Anhang.
Auch beim Feiern war Tschauner an diesem Tag herausragend…
YNWA nach einem Sieg finde ich zwar nicht so schön wie nach einem weniger guten Ausgang, aber Laune machte das Singen trotzdem.
Und gesungen sollte noch anderswo weiter werden. Die Kehlen waren durstig nicht nur nach Bier an diesem Tag.
Dem Gesetz der Unwahrscheinlichkeit nach könnten wir glatt beim Tabellenfünfzehnten, der punktgleich mit dem letzten Nichtsabstiegsplatz überraschend da unten herumkriecht, dem FSV Frankfurt, durchaus etwas holen und keinen Aufbaugegner abgeben… Na, warum denn nicht? Jetzt ist alles möglich!
Aber erst einmal wurde das Erreichte ausgiebig gefeiert.
Für uns bedeutete das auch wieder einen der leckeren Gemüseburger. Die mal wieder so richtig scharf waren. Aber so RICHTIG. Passend zum Spiel.
Mit dieser tollen Grundlage ging es noch für eine ganze Weile vor die Domschänke zum Feiern in gemütlicher Runde. War auch einfach mal wieder fällig. Nur der Tag danach war ein anderes Thema. Montagsspiel eben…
Mehr zum Spiel:
http://www.stefangroenveld.de/2014/11-leute-gewinnen-dank-der-22-der-88/
http://amrandedesdorfes.blogsport.de/2014/03/04/fc-st-pauli-vs-1-fc-union-berlin-21/
http://www.flickr.com/photos/auxarmes/sets/72157641849301744/
http://usp.stpaulifans.de/copper/thumbnails.php?album=275
http://blutgraetschedeluxe.com/2014/03/04/pessimismus-muss-man-haben-dann-klappt-es-auch-mit-union/
http://moeliw.tumblr.com/post/78536120389/so-gar-nicht-schmeichelhaft
http://metalust.wordpress.com/2014/03/04/storytelling-mal-anders-fc-st-pauli-union-berlin-21/
http://blog.uebersteiger.de/2014/03/05/23-spieltag-h-1-fc-union-berlin/
http://fcspsouthendscum.wordpress.com/2014/03/04/matchday-23-fc-sankt-pauli-fc-union-berlin-2-1/
http://ostblocksanktpauli.wordpress.com/2014/03/07/einfache-auswartsfahrt-zum-doppelten-heimspiel-zur-halfte-des-preises/