Mit dem Rücken zur Wand auf zu neuen Ufern – #fcsp erkämpft sich den Dreier daheim gegen Braunschweig

Vor dem Spiel standen wir wirklich mit dem Rücken zur Wand. Auf einem Abstiegsplatz nach einer Niederlage beim Tabellenletzten und gefühlt mehr verletzte als gesunde Spieler im Kader – alles andere als eine einfache Ausgangslage. Trotzdem keine Panik, nur eben keine Euphorie vor dem Anpfiff. Anders betrachtet: nach der herben 3-0 Packung in Aue, über die ich hier gar nicht erst einen eigenen Eintrag schreiben mochte, kam schon dank der Englischen Woche ein paar Tage später die Gelegenheit, im 2. und letzten Spiel der Sperre für Meggle ein Erfolgserlebnis einzufahren. Angesichts unserer momentanen Verletztenmisere, die nur noch als krass zu bezeichnen ist, unserer derzeitigen Negativserie sowie der starken Gäste aus Braunschweig alles andere als ein leichtes Unterfangen. Umso größer die Freude, daß wir durch die Mobilisierung aller Reserven es am Dienstag Nachmittag geschafft haben, den zweiten Heimsieg mit dem 1-0 in dieser Saison einzufahren. Und es spricht durchaus einiges dafür, daß diese hart erkämpften Punkte den herbeigesehnten Neustart unter Meggle bringen – da stand eine intakte Mannschaft auf dem Platz, die aufopferungsvoll alles gegeben hat. Darauf läßt sich definitiv aufbauen.

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Das Schwierigste an diesem Tag war sowohl, es rechtzeitig ins Stadion zu schaffen als auch, dabei in Fußballstimmung zu sein. Gar nicht so einfach an einem Dienstag Nachmittag. 17Uhr30 Anpfiff bedeutet nun einmal, daß weit vor der üblichen Zeit die Arbeit niedergelegt werden und der Weg zum Millerntor gesucht werden muß. Dies war für manche gar nicht möglich – und selbst für diejenigen, die das irgendwie berwerkstelligen konnten, gab es die weitere Schwierigkeit, daß eine solche frühe Uhrzeit mitten in der Woche kaum dazu taugt, die entsprechende Vorfreude und Stimmung zu entwickeln. Eine Lösung war sicherlich die „Druckbetankung“, die auch angesichts der Gäste dieses Spieltages einen Sinn machte, war bei den Braunschweigern doch von einem Sicherheitsspiel auszugehen ohne Alkoholausschank (dem war zwar seltsamerweise nicht so, umso besser, aber ohne anderslautende Infos gingen viele davon aus) – wichtig war nur, hier rechtzeitig wieder aufzuhören, damit es am nächsten morgen wie gewohnt mit dem Alltag weitergehen konnte.

Nun, es muß halt immer irgendwie weiter gehen. Auch dann, wenn manche gehen und eine noch so große Lücke hinterlassen. Zwei Jahre ist dies nun schon her: http://usp.stpaulifans.de/2012/09/r-i-p-hoppe/.

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Auch dieser Gruß richtet sich in die gleiche Richtung. Schön zu sehen, wenn nicht vergessen wird. Vor zwei Jahren war ja nicht nur in diesem Stadion vieles in Erinnerung an Hoppe zu sehen: https://de-de.facebook.com/InEwigerErinnerungAnJanHoppeCivetta – und dies hat an diesem Tage seine Fortsetzung gefunden. Manches endet zum Glück halt nicht einfach so…

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Nicht jedes Ende ist ein Grund zur Trauer – so hat der Abstieg als Tabellenletzter der Braunschweiger hier keine Tränen ausgelöst. Sonderlich viel Lust darauf, auf die Fans dieser Mannschaft zu stoßen, hat hier zwar nicht wirklich jemand – aber das ist ein anderes Thema. Man kann ja nicht alles haben.

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Meine DSP-Fahne habe ich zwar nicht mitnehmen können, das war organisatorisch dann doch nicht mehr drinnen, doch dafür gab es genügend andere, die die ihren organisiert bekamen. Hätte mir auch etwas gefehlt. Ich liebe diesen Anblick.

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Wie genau es so viele geschafft haben, rechtzeitig vor dem Anpfiff da zu sein, weiß ich zwar auch nicht – doch es gab andererseits auch so genügend Plätze, die erst im Laufe der Partie, teilweise erst nach der Pause, sich füllen konnten. Blöde Zeit halt.

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Ein weiteres Gedenken an einen Mord vor einem Jahr an einem Antifaschisten durch Nazis kam von der Nord.

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Pavlos Fyssas alias „Kyllah P.“ wurde hier gedacht. Zur Erinnerung: http://www.heise.de/tp/artikel/39/39936/1..

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Nach so vielen (berechtigten) Blicken zurück zurück zum aktuellen Geschehen. Und das bedeutete: nicht gerade voller Zuvertrauen, aber voller Wille, heute wieder alles zu geben, empfing das Millerntor die Mannschaften an diesem Tage zu den gewohnten Hells Bells.

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Eine Choreo oder dergleichen gab es angesichts der Anstoßzeit zwar nicht…

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…dennoch war es laut an diesem Tag. Hier wurde wieder nahezu alles gegeben. Und nichts ist schöner, als wenn dieses auch auf dem Rasen erwidert wird, wie es an diesem Spieltag passieren sollte…

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Dies mußte ich googlen und kam auf zwei links: http://turkeyharvest.blogspot.de/2014/07/biji-berxwedana-rojava-mean-long-live.html sowie http://www.rf-news.de/2014/kw32/protest-gegen-die-angriffe-der-is-und-das-schweigen/. Das Morden und Sterben in dieser Region aktuell ist wirklich schrecklich. Mir fehlt trotzdem über das Sichtbarmachen hinaus eine Botschaft bei dieser Tapete. Vielleicht ist sie mir aber auch entgangen.

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Schon etwas her, aber es dürfte sich wohl hierum drehen: http://www.altona.info/2014/08/28/unangemeldete-demo-und-hausbesetzung-in-breite-strasse-114/ – wobei es hier sicherlich um die sich aus der kurzzeitigen Besetzung ergebenden Konsequenzen handelt, die hier beschrieben werden: http://www.annaelbe.net/ort_bilder_breitestr.php#20140829-bauantragNeu. Getreu dem Motto „Wer sich nicht wehrt…“.

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Alles in allem eine mich etwas verwirrende Tapetensituation an diesem Tag.

Doch dafür hat das Spiel mehr als nur ein wenig mitgerissen.

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Eine vom kämpferischen her gesehen großartige erste Halbzeit wurde dank eines Kopfballtreffers von Lasse Sobiech mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und unbedingter Unterstützung verfolgt. „Das ganze Stadion“ stand wieder einmal hinter dieser Mannschaft – und, was noch viel wichtiger ist, alle konnten sich merklich wieder mit den Agierenden auf dem Feld identifizieren.

Besonders großartig war der Auftritt der beiden jungen Spieler Okan Kurt und Andrej Startsev, wobei sich vor allem Startsev als rechter Außenverteidiger die Auszeichnung als bester Spieler der Partie meines Erachtens verdient haben dürfte. In jedem Fall hatte Meggle hier genau das richtige Händchen. Und, wer weiß, vielleicht sehen wir die beiden auch in nächster Zukunft auf dem Platz bei uns?

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Ach ja, die Gästefans sind ja auch noch da gewesen. Warum dies nicht zu freundlichen Zeilen animiert, dürfte bekannt sein. Trotzdem nochmal als Erinnerung: http://www.netz-gegen-nazis.de/beitrag/braunschweig-die-sache-mit-den-nazis-der-kurve-8338.

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Noch ein Blick zurück…

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Die zweite Halbzeit setzte das fort, was wir in der ersten sehen konnten. Kein hochklassiges Spiel, ganz im Gegenteil, aber eben vollsten Einsatz und kaum eine zugelassene Torchance. Die größte kam noch durch einen abgeblockten Schuß von Nöthe zustande, dem ein schneller Konter folgte, wo jedoch Tschauner auf dem Posten war und den Ball noch gerade so abwehren konnte. Viel mehr kam da eigentlich nicht. Wir hatten noch einen guten Schuß, Daube war das, glaube ich, aber auch den konnte der Torhüter der Gäste abwehren, so daß es beim Ergebnis von 1-0 weiterhin blieb.

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Besonders ernst mußte man die Gäste an diesem Tag zum Glück nicht nehmen. Womit jetzt nicht gemeint war, daß die Gäste von uns unterschätzt wurden. Ganz im Gegenteil, die BoysInBrown haben alles gegeben, so, wie wir es uns erhofft hatten.

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Kurz vor dem Abpfiff rauschte noch ein Flitzer über das Feld, dem die Temperaturen wohl zu etwas mehr Kleidung als üblich in solchen Fällen brachte. Was auch immer, hat irgendwie kaum jemand interessiert, selbst Ordner war nicht zur Stelle, aber der war auch sehr schnell wieder fort. Egal. Es gab wichtigeres.

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Die letzten Minuten waren dann ein einziges Durchhalte-Singen.

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Und als dann endlich der Abpfiff kam, den ich schon seit knapp einer Stunde herbeisehnte, brach dann auch ein Jubel aus, der im Gegensatz zum ersten Heimsieg diesmal einfach nur aus ehrlicher Zufriedenheit sich speiste.

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Mag das noch so spielerische Magerkost gewesen sein – hier stimmten Kampf und Einsatz absolut.

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Das waren drei verdiente Punkte. Mehr noch, viel wichtiger: das war St. Pauli!

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Den Aufstiegsplatz Abstiegsplatz (gleich mal korrigiert, immer diese Wunschträume, die sich hier einschleichen…) haben wir ersteinmal verlassen und sind nun punktgleich mit den Braunschweigern. Nur das Torbverhältnis sieht übel bei uns aus.

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Aber das interessierte jetzt nun wirklich niemanden. Gewonnen! Verdient!

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Gratulation vom Meggle-Vertreter Schulle an den Siegtorschützen Lasse. Und auch der große Motivator Tschauner wurde gedrückt.

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Ein lautstarkes YNWA, nach langer Zeit mal wieder nach einem Erfolgserlebnis. Auch sehr schön.

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Was für ein krasser Gegensatz zu der Stimmung beim anderen Heimsieg dieser Saison…

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Hier wurde einfach nur gejubelt und die Mannschaft besungen.

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Auch nach dem Spiel ging es fröhlich weiter – wenn auch nur kurz. Der folgende Werktag drückte schon etwas auf die Feierlaune. Aber nun hat Meggle nach drei Spielen drei Punkte, was einen Schnitt von einem Punkt pro Spiel macht. Noch nicht viel, aber bei einem Auswärtssieg am Wochenende könnte daraus schnell ein Schnitt von 1,5 Punkten werden. So schnell kann es eben gehen… Oder auch: zu früh für Statistiken. 😉

Mehr zum Spiel:
http://beebleblox.blogspot.de/2014/09/arsch-aufreien-macht-glucklich-fcsp.html
http://grenzenlossp.wordpress.com/2014/09/24/ein-bischen-hass-muss-sein/
http://blog.uebersteiger.de/2014/09/24/7-spieltag-h-eintracht-braunschweig/
http://www.stefangroenveld.de/2014/u23-gewinnt-gegen-braunschweig
http://moeliw.tumblr.com/post/98293070992/abends-is-geiler#_=_
http://fcspsouthendscum.wordpress.com/2014/09/24/matchday-07-fc-sankt-pauli-eintracht-braunschweig-1-0/
https://mfsanktpauli.wordpress.com/2014/09/23/fotogalerie-fc-st-pauli-eintracht-braunschweig-23-09-2014/
https://www.flickr.com/photos/auxarmes/sets/72157647964701272/
http://metalust.wordpress.com/2014/09/24/der-wildkonzentrierte-tanz-bunter-fussballschuhe-fc-st-pauli-eintracht-braunschweig-10/
http://hamburg-ist-braun-weiss.info/future-startsevs/
http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=7587
http://blutgraetschedeluxe.com/2014/09/25/listenplatz-zu-vergeben/
http://usp.stpaulifans.de/copper/thumbnails.php?album=297