Derby – wie friedlich wird das Nachholspiel?

Der häßliche Angriff von HSV-Hooligans auf die FCSP Fankneipe Jolly Roger wirft eine Menge Fragen auf. Wer dies noch nicht mitbekommen hat, der kann hier nachlesen: http://kleinertod.wordpress.com/2011/02/05/die-riesenblamage-fur-den-hsv-ohne-spiel-weil-es-nicht-stattfindet-erstmal/ – wobei dieser Vorfall dort nur als Randaspekt gewürdigt wurde. Der Gewalt an sich möchte ich eigentlich auch nicht mehr Raum als unbedingt nötig hier geben, denn Erwähnungen jeglicher Art sind es ja gerade, was diese aufmerksamkeitsheischenden Schläger wollen – doch die Problematik wird dadurch so dringend, daß ein Nachholspiel ansteht und die Polizei an diesem Wochenende so gnadenlos versagt hat.

Ein sehr schöner Artikel steht in der taz: http://www.taz.de/1/nord/hamburg/artikel/?dig=2011/02/08/a0187&cHash=ee8d011621. Im Gegensatz zum MoPo-Artikel, der lediglich die Verlautbarung des Präsidiums wiederholt, siehe http://www.mopo.de/sport/fc-st–pauli/st–pauli-boss-kritisiert-hsv-und-polizei/-/5067040/7164804/-/index.html, dabei aber auch noch durch die Einführung eine Schärfe mit hineinbringt, die so nicht in der Erklärung stand – der HSV wurde hier nicht kritisiert, sondern aufgefordert, auf diese Teile seiner Fanszene Einfluß zu nehmen – ist der Artikel der taz ausgewogen und sachlich.

Die Frage, die sich nicht nur mir stellt, ist jene, wie es denn nur sein kann, daß die Hooligans vom HSV sich öffentlich im Internet zu einem Warm up am Hans-Albers-Platz verabreden können, dabei dann auch noch Hooligans aus anderen Ländern mit dazu einladen (wobei dieser Punkt erst später herauskam – ausführlich dazu http://metalust.wordpress.com/2011/02/07/zur-schandung-roter-sterne-und-den-mutmaslichen-kumpels-der-hsv-hools/) und dann unter den Augen der Polizei in aller Seelenruhe fast einen Kilometer zu Fuß zum Jolly Roger zurücklegen können, also jenem offensichtlichen Angriffsziel, welches sie schon beim Hinspiel zu stürmen versucht hatten – und dann einen Angriff auf die Kneipe nebst Gästen und Passanten durchführen, der ein Eingreifen der Polizei erst nach 10 bis 15 Minuten auslöste? Wollte die Polizei den Überfall nicht verhindern oder lag es an einer Verkettung von diversen aber absoluten Unfähigkeiten?

Daß am Tag darauf die Polizei zur Verhinderung eines erneuten Angriffs von Hools auf das Jolly Roger als Maßnahme das Lokal durchsuchte und die Personalien der Kneipenbesucher aufnahm, erscheint hier als zusätzliche Farce. Was ist mit den Personalien der Angreifer vom Vortag sowie der Leute, die an diesem Abend später das dann schon geschlossene Lokal anzugreifen versuchten? Wurden die auch aufgenommen? Falls nein, dann stellt sich die Frage nach dem Willen bzw. der Unfähigkeit erneut.

Für die Boulevardpresse ist das abstehende Nachholspiel jetzt natürlich erst Recht ein gefundenes Fressen: http://www.mopo.de/hamburg/panorama/wie-viel-hass-droht-beim-derby-/-/5067140/7165866/-/index.html. So einen Aufreißer muß man erst einmal geschenkt bekommen. Da kann man sicherlich noch mehr Zeitungen verkaufen. Die MoPo reibt sich sicher die Hände. Und um die ausschließlich durch die HSV-Seite vorgetragenen Gewaltaktionen wie die Angriffe aber auch die im Gästebereich deponierten Rauchbomben, die möglicherweise zu einer Panik und dadurch auch zu nicht ausschließbaren Verletzten geführt hätten, für den nicht FCSP-geneigten Leser angenehmer zu machen – so eine Zeitung will ja möglichst eine hohe Auflage – wurde noch schnell eine Zahl gewaltbereiter FCSP-Anhänger genannt, von denen aber noch nicht bekannt sei, ob sie Racheaktionen planen (falls ja, dann wohl bitte vorher bei der Presse melden). Angesichts der einseitigen Gewalt empfinde ich diese Form der „ausgeglichenen Berichterstattung“ einfach nur noch als Tiefschlag. Der Übersteiger schreibt dazu auch Zutreffendes: http://blog.uebersteiger.de/2011/02/08/derbyfolgen-und-wettbetrug/.

Wobei ich eines klarstellen möchte: der Großteil der HSV-Fans ist friedlich und viele davon verabscheuen die Gewalttaten, die von ihren Hooligans verübt wurden und werden. Nur sind und bleiben diese Personen ihr Problem – so wie etwaige Hooligans auf unserer Seite unser Problem wären. Gewalttaten und Fehlverhalten gibt es immer mal wieder und der Einzelne ist dafür als Fan einer Mannschaft nicht verantwortlich. Wohl aber steht er meiner Meinung nach in der Pflicht, sich dagegen zu positionieren und dafür zu sorgen, daß solche Fans – die ja sehr wohl Fußballfans sein können – nach Möglichkeit keine Heimat im jeweiligen Verein finden können. Das ist ein langwieriges und schweres Thema, dem man sich aber stellen muß – und hier ist vor allem auch der Verein in der Pflicht, wenn eben auch nicht in der Verantwortung für einzelne Taten.

Inwieweit beim Nachholspiel in der Dunkelheit die Sicherheit der Gästefans durch die Polizei gesichert wird, das bleibt abzuwarten. Man kann nur hoffen, daß die Polizei ihrer Verpflichtung diesmal ausreichend nachkommt. Als Termin wird mit Dienstag, dem 15.02. oder Mittwoch, dem 16.02.2011 gerechnet – wobei uns als Nachholtermin der Dienstag lieber wäre wegen dem früheren Spiel am darauffolgendem Wochenende – endgültig soll dies erst morgen feststehen, so http://www.sport1.de/de/fussball/fussball_bundesliga/newspage_348481.html.

Worauf man etwas warten mußte, das war ja die Stellungnahme unseres Präsidiums. Nachdem ich diese Zeitspanne angesichts der Möglichkeit, derartiges schon auf der Pressekonferenz medienwirksamer anläßlich des Derbyausfalls zu tun, anfangs etwas lang fand, muß ich nach einigem Überlegen doch einräumen, daß die nicht einmal 48 Stunden für eine wohl überlegte und gut recherchierte Stellungnahme schnell und auch richtig war. Schön, auch so eine positive Nachricht in Zusammenhang mit unserer Vereinsführung in diesen Tagen zu lesen!

P.S.: Das Derby findet nun doch am Mittwoch, den 16.02.2011 um 18Uhr45 statt: http://www.dfl.de/de/liga/news/2010/index.php?f=0000175242.php.