Es lag am Rasen – #FCSP nullt daheim gegen Cottbus

Nach all dem Jammern wegen des verschlissenen alten Rasens, auf dem ein schönes Fußballspiel, wie es der FCSP aufziehen möchte unter Schubert, nach Angabe der Mannschaft nicht möglich gewesen sei, gab es gegen die Gäste aus Cottbus am Sonntag die Gelegenheit, auf dem neuen Belag das besagte Können unter Beweis zu stellen. Was die ersten Spielminuten ja auch halbwegs klappte, nur eben leider ohne erfolgreichen Torabschluß. Letzteres blieb beiden Mannschaften an diesem Spieltag vorenthalten, so daß die Nullnummer die folgerichtige Konsequenz war. Nur mit einer erhöhten Spielqualität konnte der FCSP auf dem neuen Rasen nicht über die ganzen 90 Minuten aufwarten, vielmehr war das über die Gesamtheit des Spiels keine sichtbare Verbesserung zu den letzten Begegnungen, ganz unabhängig von der jeweiligen Spielfläche. Nicht schön, aber auch nicht schlimm. Dem FCSP geht halt ein wenig die Puste aus zum Ende der Saison, doch noch ist diese ja auch nicht vorbei – zu früh also für ein Schlußfazit. Dennoch – an diesem Tage gab es halt nur einen Punkt. Sagen wir einfach, das lag am Rasen. Noch zu ungewohnt. Oder so.

Vielleicht lag es ja auch an der ungewohnt frühen Stunde. Die Zeitumstellung auf die Sommerzeit in der Nacht auf diesen Sonntag hatte dem Organismus natürlich wenig Gelegenheit geboten, die verlorene Stunde schon zu verarbeiten – und so fiel die Anstoßzeit um 13:30 Uhr gefühlt eben auf 12:30 Uhr, in jedem Fall war es aber viel zu früh. Auch für die zum Spiel anreisenden Fans, ob nun von auswärts oder daheim, war es schwer, so früh schon auf den Beinen und unterwegs zum Stadion zu sein, gerade weil man eben so rund 90 Minuten vor dem Anpfiff dort sein möchte. Einen Hallo-wach-Effekt hatte für mich dabei die Begegnung mit einer Horde Energie Fans am Hauptbahnhof vor dem Eingang zur U3 – glücklicherweise flankiert von einigen Einsatzkräften, denn mit der Fanszene aus Cottbus ist ja einiges im Argen.

Und damit meine ich nicht deren Hang zum Zündeln, was gleich in der Unterführung unter Beweis gestellt wurde – das kennt man ja mittlerweile nahezu von jedem Verein und soll hier auch nicht weiter thematisiert werden. Ebensowenig die „Sch… Sankt Pauli“-Rufe, die mir entgegenhallten, als ich wenige Schritte vom Geschehen ersteinmal einen dringend benötigten Morgenkaffee mir bestellte. Hier werde ich auch nicht von irgendwelchen anderen Vorfällen zu berichten, außer eben dem, daß es keine anderen gab.

Auf die Gästefans werde ich eh noch später zu sprechen kommen, denn im Stadion gab es leider unschöne Momente. Doch zu diesem Zeitpunkt waren sie nur anreisende Auswärtsfans. Und der Grund, warum ich statt der U3 die S-Bahn Richtung Millerntor nehmen mußte. Die dadurch entstandene Verspätung konnte mir wenigstens der erworbene Kaffee verschönern.

Der kleine Umweg über die Reeperbahn hat wenigstens dieses Motiv eingebracht. Und trotz meiner dadurch erfolgten Verzögerung konnte ich gerade noch den Teil der Bezugsgruppe am Millerntorplatz am Ende der Reeperbahn einfangen und mir noch schnell ein weiteres Frühstücksgetränk besorgen – diesmal aber keinen Kaffee… 😉

Der kühle Gerstensaft wurde bei den hohen Temperaturen, die sich insbesondere in der knallenden Sonne noch um einiges höher anfühlten, so oder so dringend benötigt und es sollten noch so einige folgen. Die frühe Uhrzeit wurde da einfach ignoriert.

Nach einem kurzen Abstecher vor die Gegengeraden, um die neue BASCH zu besorgen http://basch.blogsport.de/2012/03/21/basch-13-erscheint-am-sonntag/, ging es auch schon hinein ins Stadion. Dort konnte schon das Thema der Choreo der Süd deutlich erkannt werden: die Pläne zur Integration einer Polizeistation im Millerntor selbst werden deutlich abgelehnt und das mit guten Gründen: http://www.uebersteiger.de/ausgaben/106/text_1.html.

Kritik am neuen Rasen hingegeben gab und gibt es keine. Der sieht natürlich schick aus.

Nur das mit der nötigen Bewässerung so kurz vor dem Anpfiff dürfte das Warmmachen etwas erschwert haben. Aber so eine kleine Abkühlung bei den Temperaturen hat ja auch was – wobei die Spieler nicht wirklich in Gefahr gerieten, ernsthaft naß zu werden. Perspektive und dementsprechende Verzerrung kommen bei den Bildern ja auch noch hinzu.

Weniger verzerrt ist das Tabellenbild in den Ligen angesichts der fortgeschrittenen Dauer der Saison – sowohl in Liga 2 als auch in der 1. Bundesliga. Wo wir nur einen Punkt vom Relegationsplatz entfernt sind, haben sich die Vorstädter schon auf eben jenen eine Liga höher eingefunden. Das große Spiel ist also nach wie vor möglich, beide Mannschaften arbeiten fieberhaft daran. Auch wenn die Vorstädter sicher noch von Europa träumen…

Der Traum von drei Punkten lebte vor dem Anpfiff ebenso wie der von einem schönen Spiel, nur ging beides dann ja letztlich nicht in Erfüllung. An den Rängen lag es diesmal mit Sicherheit nicht, die unerträglichen Pfiffe einiger weniger vom letzten mal gab es an diesem Tag nicht zu hören, ganz im Gegensatz, es gab recht guten Support. Nur sprang der Funke leider nicht auf den Rasen über.

Auffällig war für mich an diesem Tag aber die auffällig geringe Zahl an Tapeten und Plakaten. Seit einigen Spielen scheint hier immer weniger zu kommen – ein Artikel in der aktuellen BASCH forderte übrigens genau dies ein und hier vertrete ich doch eine gegensätzliche Auffassung. Ich mag jede sichtbare Fanpositionierung im Stadion und werde diese auch weiterhin gerne einfangen und hier wiedergeben.

Weniger sehe ich da wirklich nicht als „mehr“ an, nur weil die wenigen gezeigten Tapeten dann besser in der Erinnerung haften. Dies ist mir viel zu einheitlich gedacht. Ich mag viele Stimmen. Und auch ein wenig Chaos. Die Fanszene hat schließlich viele unterschiedliche Facetten.

Und es gibt auch immer wieder etliche Themen, die man an einem Spieltag ansprechen kann. Wobei es immer wieder deutlich wird in meinen Augen, daß es auch bei scheinbar allgemein bekannten Themen etliche gibt, die davon zum ersten mal gehört haben.

Sprich: im Gegensatz zu dem genannten Artikel heiße ich an sich jede Tapete und jedes Banner im Stadion willkommen – solange die Aussage als solches nicht im Gegensatz zu dem steht, was wir hier sehen wollen. Dazu aber auch gleich mehr.

Das Millerntor war schon gut gefüllt und bis auf das Auswärtskontigent sowie ein paar VIP-Plätze schienen auch alle Karten verkauft gewesen zu sein. Nur hatten einige die Zeitumstellung verschlafen und tröpfelten noch nach Anpfiff erst ins Stadion – daß sie die beste Phase des Spiels dabei schon verpaßt hatten, sei nur noch mal hier erwähnt.

Ich will gar nicht wissen, wie einem das Spiel vorgekommen sein miß, wenn man die guten Anfangsminuten noch nicht einmal mitbekommen hatte. Das war wirklich kein guter Kick an diesem Sonntag.

Zambrano und Volz verdienten sich durch ihre starke Leistung trotzdem eine besondere Nennung an dieser Stelle. An jenen beiden Spielern lag es jedenfalls nicht, daß vorne keine Tore fielen. Aber es ist auch bezeichnend, daß ich zwei Abwehrspieler erwähnen muß. Wobei das jetzt nicht an einem starken Angriff der Gäste lag, sondern einfach an der guten Partie der genannten Spieler an sich.

Schließlich arbeiten auch die Verteidiger an dem Spiel nach vorne mit und das sogar nicht zu knapp. Fast schon mehr als gut, möchte man hinzufügen, wenn man sieht, wie der Ball quer oder nach hinten gespielt wird und nur ab und an steil nach vorne das Spiel schnell gemacht wird. Nicht immer schön anzusehen, aber wie der Tabellenplatz zeigt, ja auch recht erolgreich.

Ob wir so allerdings bis auf einen Aufstiegsplatz kommen, das steht wahrlich in den Sternen. Ich hab da so meine Zweifel, aber auch viel zu wenig Fußballsachverstand, wenn überhaupt welchen, als daß ich sagen oder beurteilen könnte, was besser gemacht werden sollte.

Nur eines ist mir klar: den Torjubel höre ich gerne am Millerntor. Für den magischen FC natürlich. Und das gab es ja am Sonntag leider nicht.

Naki hätte dem Spiel vielleicht ganz gut getan. Ihn würde ich gerne wieder zusammen mit Ebbers auf dem Platz sehen.

Ich hoffe sehr, daß wir beide Spieler auch in der nächsten Saison noch hier sehen werden.

Einen weiteren Neuzugang aus Paderborn gab es ja in den letzten Tagen zu vermelden. Hier scheint sich unser Trainer aus seiner alten Mannschaft umfangreich zu bedienen. Willkommen Sören Gonther: http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=11035&type=&menuid=57&topmenu=112.

Alles andere als willkommen war das, was man da im Fanblock der Gäste sehen und ertragen mußte. Die Fanszene von Energie Cottbus ist durch seine Verstrickung mit der Naziszene leider auf negative Weise berühmt. Ich verweise da nur mal auf http://de.indymedia.org/2009/10/264236.shtml sowie die guten Artikel in der neuen BASCH. Und auf dieses Bild. Fängt schon mit den gezeigten Bannern im Block an, die nicht gerade positive Assoziationen zulassen. Weitaus schlimmer aber das, was da für ein Spruch gezeigt wurde.

Daß Nazis gerne versteckte Botschaften benutzen ist ja nichts Neues – aus Angst vor der Strafverfolgung verhüllen sie ihre Botschaften durch Codierung wie in Zahlenspielen „88“ (für „HH“ = „Heil Hitler“), den versteckten Buchstaben NSDAP in dem Markennamen coNSDAPle – siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Consdaple und dergleichen mehr. NS-Codes und Botschaften werden wiederholt, um hierdurch einen Bezug zum Nazi-Terror herzustellen und für Gleichgesinnte ein Erkennungsmerkmal mit der Vermittlung eines Gruppengefühls herzustellen, zudem transportieren sie vor nicht eingeweihten Augen eine politische Botschaft bzw. verstecken diese zur Vermeidung von Sanktionen – siehe auch http://www.asta.uni-potsdam.de/2012/01/antifa-aktions-woche-05-02-10-02/ und http://www.fluter.de/de/sprachen/thema/9425/.

„ein SIEG HEILt unsere wunden“ enthält so auch nicht zufällig „SIEG HEIL“ – die versteckte Botschaft war für die, die um sie wußten deutlich zu erkennen. Alle anderen im Stadion brauchten lange dafür oder bemerkten es kaum. Was es nicht weniger schlimm macht. Gute Worte dazu sind hier formuliert worden: http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=6171, das Zahnrad in dem einen Banner ist ja auch aussagekräftig in dem Zusammenhang, wie von einem Kommentator hierher gut verlinkt: http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/das-zahnrad. http://blog.uebersteiger.de/2012/03/26/27-spieltag-h-energie-cottbus/ und http://metalust.wordpress.com/2012/03/26/rassismus-ist-ein-problem-der-weisen-das-pocs-und-schwarze-ausbaden-mussen/ haben ebenfalls deutliche Worte dazu gefunden.

Es fiel zum Glück aber doch jemanden auf, was für eine widerliche Scheiße hier verbreitet wurde und so wurden die T-Shirts mit den Buchstaben entfernt – sehr zum Unwillen der aggressiven Gästefans.

Hoffentlich hat diese Nazischeiße Konsequenzen.

Nach langer Zeit gab es auch wieder die Aufforderung zum gemeinsamen Anfeuerung im Bereich H1-H3 der Haupttribüne. Wie gesagt, von den Rängen kam an jenem Tag etwas.

Der Glaube an die Mannschaft in dieser Saison ist bei einigen eh vollkommen ungebrochen, Und zum FC St. Pauli stehen wir eh.

Was leider nicht neißt, daß bei uns alles perfekt ist. Nicht nur aus Dortmund gibt es unschöne Geschichten, siehe dazu auch http://kleinertod.wordpress.com/2012/03/19/berlintrip-fcsp-verliert-mal-wieder-gegen-eine-schauspielertruppe-und-homophobie-verliert-immer/#comment-1558, auch am Millerntor gab es vereinzelte Vorkommnisse, die nicht hinnehmbar sind: http://www.facebook.com/fightdiscrimination/posts/201589929949878. Homophobie darf keinen Platz bei uns haben.

Diese gebastelte Tapete ist vielleicht nicht gut von weiter weg zu sehen gewesen, aber ich übe ja noch. 😉 Und die Abbildung davon hat dankenswerterweise ein Kollege von den Oldtras übernommen. Merci dafür.

Trauriges gab es in diesen Tagen auch. http://sanktpaulimafia.blogsport.de/2012/03/19/rip-chat-noir/.

Unbekannterweise auch von mir ein RIP „Chat Noir“.

Nicht ganz einfangen konnte ich den ersten Buchstaben dieser Tapete, der Anfang sollte sicherlich EC, also Energie Cottbus bedeuten. Und daß diese Tapete gerechtfertigt war, haben die Gäste ja bereits zuvor deutlich bewiesen.

Dank des freundlichen Hinweises darauf, daß es sehr wohl IC heißen sollte auf der Tapete, da damit die Gruppe „Inferno Cottbus“ gemeint sein sollte, möchte ich das natürlich hier gleich berichtigen. Mehr zu dieser Gruppe auch hier: http://aka.blogsport.de/2010/11/08/inferno-cottbus-unterwegs/.

Die zweite Halbzeit, die noch weniger ansehnlich als die erste war, verdient keine weitere Erwähnung.

In weiser Vorahnung hatte ich das Bild der Anzeigetafel schon lange vor dem Abpfiff geschossen. Ein Punkt ist aber trotzdem ein Punkt.

Kein Grund zum Feiern, aber zum höflichen gegenseitigen Beklatschen. Und dem Rufen nach (einem?) Auswärtssieg. Jetzt geht es ja erstmal zweimal auswärts ran. Da wären mehr Punkte schon nicht schlecht. Wenn man denn Aufsteigen will.

Das mit dem Aufstieg ist ja wie mit dem Dom. Man muß es nicht unbedingt haben, aber wenn es denn mal da ist, nimmt man es mit.

Zumindest als „Abkürzung“ von der Domschänke zum Shamrock.

Die angenehme Bezugsgruppe hat diesen Nachmittag jedenfalls zu einem schönen gemacht.

Und bei den Temperaturen ist so ein Snake Bite Black einfach lecker. Wer nicht weiß, was das ist, dem kann geholfen werden: http://www.rezeptewiki.org/wiki/Snake_Bite_Black.

Bis zum nächsten mal. We love Sankt Pauli!