Vorstadtangstgegner #FCSP – Relegation als Chance und viel Spucke um nichts

Eigentlich hätte ich in der letzten Zeit mal wieder fast täglich einen Blogbeitrag schreiben können, zumindest an Themen hätte es nicht gemangelt. Kassenrollenurteil, Hansa Rostock Gästekartenverkaufsverbot, das Düsseldorfspiel und Zambrano, Homophobie, Relegation und dann auch noch das kleine Derby sowie allgemein die Vorstadt – das ist eigentlich schon viel zu viel, um dies alles auf einmal abzuhandeln, aber andererseits will und werde ich das alles nicht unkommentiert lassen können. Also in aller Kürze dazu ein wenig und dies garniert mit einigen Bildern vom Spiel unserer 2. gegen die 2. aus der Vorstadt.

Manch einen hatte der Aprilscherz unseres Vereins tatsächlich auf das Glatteis führen können http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=11117&type=&menuid=57&topmenu=112, aber die Baustelle zwischen Gegengeraden und Dom läuft nach Plan. Lediglich die mögliche Relegation, die uns ja in positiver Hinsicht bevorstehen könnte, macht die Planungen etwas schwierig. Man stelle sich einmal vor, daß wir das letzte Spiel der Gegengeraden in einem Aufstiegskampf gegen die Vorstadt erleben – und das gar noch mit einem historischen Sieg gegen diesen Gegner abschließen. Allein diese Möglichkeit ist schon faszinierend.

Schon das Spiel der zweiten Mannschaften hatte für viel Stimmung auf den Rängen und ein gut besuchtes Millerntor gesorgt – für zwei U23 Mannschaften eine großartige Besucherzahl von über 3000 Zuschauern. Zudem Gesänge und Stimmung über die ganzen 90 Minuten – http://www.youtube.com/watch?v=uC9vIXFo728 – da kann man schon erahnen, was geschehen würde, wenn es tatsächlich zu einer Relegation kommen würde. Für mich würde das mit meinem Saisonticket leider auch bedeuten, daß ich vermutlich nur mit viel Glück an eine Karte kommen und wahrscheinlich das Spiel nicht live im Stadion erleben könnte… Nun ja, wir werden es sehen.

Zu sehen war am Tag des kleinen Derbys zum ersten Mal überhaupt meine neue Fahne – hätte eigentlich erst am Dienstag eingeweiht werden sollen, doch da sie schon früher desorganisiert wurde, wehte das DSP-Banner unseres Fanclubs halt schon bei diesem Spiel am Millerntor – und viele weitere werden folgen. Nur die Anbringung ist leider etwas falsch gelaufen, die Fahne steht auf den Kopf – sehr desorganisiert eben, passend also, aber auch das wird noch geändert werden. Insofern gibt es gegen Union dann doch die wirkliche Premiere… 😉

Auch die Fans werden mit dabei sein können, nachdem der lächerlich geringfügige Kassenrollenwurf nicht wie beantragt eine Stehplatzsperre, sondern „lediglich“ die für diese fahrlässige Zufallstat rekordverdächtige Geldstrafe von EUR 50.000 eingebracht hatte – http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1295271 – besonders erschreckend ist die Haltung des DFB-Chefanklägers in diesem Fall gewesen, der sich weigerte, die mildernden Umstände in diesem Einzelfall zu berücksichtigen mit der fernab allen Rechts liegenden „Begründung“, daß, wenn man immer alle Besonderheiten bei solchen Fällen berücksichtigen würde, man den Kampf gegen Vandalismus in den Stadien aufgeben könne, da sonst ja eh bloß nur noch eine Verwaltung von Unrecht geschehen würde (siehe link oben). Deutlicher kann man eigentlich gar nicht eingestehen, daß man für den Job in jeder Hinsicht unqualifiziert ist. Ein das Unrecht forderner DFB-Chefankläger erklärt zwar alles, ist aber ganz offensichtlich in keinster Weise akzeptabel.

Gästefans gab es auch bei dem als Sicherheitsspiel eingestuften kleinen Derby gegen die Vorstadt – und so sollte es auch gegen solche Gegner sein und bleiben. Damit dies möglich ist, hat sich unsere Vereinsführung ja gegen die Verbotsverfügung gewehrt, was in erster Instanz im Eilverfahren leider noch nicht den gewünschten Erfolg hatte. Doch der Verein kämpft hier zum Glück weiter gegen diese Verfügung an, http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=11130&type=2&menuid=57&topmenu=112, was angesichts der Begründung des ablehnenden Beschlusses des Verwaltungsgerichtes aber auch dringend notwendig ist – http://justiz.hamburg.de/contentblob/3360790/data/15-e-756-12-vom-02-04-2012.pdf – die Ausführungen dort halte ich rechtlich nicht für akzeptabel. Insbesondere bei der Prüfung der Frage, ob es kein milderes, gleich geeignetes Mittel geben würde, halte ich den Beschluß für unerträglich. http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=6194 sei hier zur weiteren Lektüre empfohlen.

Einerseits geht das Gericht fälschlicherweise davon aus, daß das Verkaufsverbot dazu führen würde, daß keine Gästefans nach Hamburg kommen – was natürlich trotzdem passieren wird, siehe http://ostfussball.com/fanszene-hansa-rostock-aufruf-zur-demo-in-hamburg-1177/ – und andererseits wird nicht wirklich darüber nachgedacht, ob andere Maßnahmen, die noch gar nicht alle versucht wurden, hier nicht doch zu einem ähnlichen Erfolg führen werden. Gerade auch der Dom in der Nähe wird es unmöglich machen, die Menschenmassen auf etwaige Rostocker zu überprüfen und diese fernzuhalten. Ein Verbot führt also nur dazu, daß diese Gästefans unkontrolliert anreisen und eher zu Problemen führen, als wenn man diese koordiniert zum Stadion und wieder weg geleiten würde.

Natürlich gab es in Rostock sehr häßliche Szenen und man kann nicht davon ausgehen, daß es da allen nur darum ging, die eigene Mannschaft zu unterstützen. Sicher ging gar nicht, wie die Leute sich dort verhalten haben. Und doch möchte ich Gästefans am Millerntor sehen. Das ist auch eine Frage des gegenseitigen Respekts. Man muß sich ja nicht mögen, ganz und gar nicht sogar, aber eben doch soweit respektieren, daß man diese nicht von vornherein ausschließt. Ganz abgesehen davon macht so ein spielerischer Erfolg weitaus mehr Spaß, wenn der Fananhang der anderen Mannschaft das Feiern miterleben kann – ich erinnere da nur an den Erfolg in der Vorstadt… http://www.youtube.com/watch?v=VATRgxcTj4g&sns=tw ^^

Gezündelt wurde beim kleinen Derby von beiden Seiten – mal wieder. Muß man nicht schön finden, aber es gibt definitiv keine zwei akzeptablen Meinungen in Sachen Homophobie – um mal zu diesem Thema die Überleitung zu finden. Es ist erschreckend, was für Entgleisungen es weltweit gegen Homosexuelle (und andere, nebenbei bemerkt) in letzter Zeit gegeben hat. http://www.publikative.org/2012/04/05/fdp-politikerin-aus-sachsen-offener-hass-auf-schwule/ ist hier nur ein tagesaktuelles Beispiel und wie immer einfach nur traurig. Aber eben leider immer wieder da, weswegen es wichtig ist, sich hier zu positionieren. Auch beim Fußball. Die Strafen des BVB gegen den homophoben Teil ihrer Fanszene kann man deswegen in dieser Deutlichkeit auch nur unterstützen: http://www.ruhrnachrichten.de/sport/bvb/bvbnews/Stadionverbot-nach-Beleidigungen-auf-Transparenten;art11635,1605226 macht jedenfalls deutlich, daß Homophobie kein Kavaliersdelikt ist.

Daß die Strafen beim DFB für derartige Ausfälle zusammen mit Pyroaktionen gelegt und im untersten Bereich angesiedelt werden, während bei uns für diesen fahrlässigen Kassenrollenwurf eine derartig und abartig hohe Strafe verhängt wurde, zeigt leider, daß hier noch vieles falsch läuft. Unrechtsverwaltung eben. Paßt.

Wenigstens hat es Zambrano nicht noch härter getroffen als nach seiner Spuckaktion gegen Rösler zu befürchten war. Wobei mich hier mal wieder mehr erschreckt hatte, wie sehr die Leute immer härtere Strafen einfordern, schon reflexartig wird nach der immer brutaleren Gangart geschrien. Reichlich bedenklich. http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=11155&menuid=1&utm_medium=referral&utm_source=pulsenews – mit dieser 3+1 Spiele Sperre werden wir leben können und müssen. Zum Glück haben wir noch Morena in der Hinterhand. Und vielleicht bleibt ja auch deswegen Zambrano länger bei uns – http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=11112&type=&menuid=57&topmenu=112 – ich würde mich freuen. Ich mag den Kerl.

Ganz im Gegenteil zu gewissen Fanszenen. Oder manchen Vereinen. Bei Düsseldorf ist es ja verrückterweise umgekehrt, da hat man eigentlich nichts gegen deren Fans, aber gegen die Mannschaft. Sonst ist es ja immer umgekehrt. Doch wie die mit ihrer den Schiedsrichter durch dauernde Schwalben und Lamentieren zermürben-Taktik aufspielen, da kann man die echt nicht mögen. Dazu und zum Spiel in Düsseldorf sehr schön: http://metalust.wordpress.com/2012/04/03/wenn-ich-im-zug-sitze-und-zu-viel-zeit-zum-bloggen-habe-werden-die-texte-noch-langer-fortuna-dusseldorf-fc-st-pauli-00/.

Da Düsseldorf aber im Moment noch mehr als wir zu schwächeln scheint, existiert ja immerhin die Möglichkeit auf den Relegationsplatz – was natürlich auch für Paderborn gilt. Unter diesen drei Mannschaften wird offensichtlich der dritte Platz ausgetragen werden, Fürth und die SGE sind durch. Wer hingegen auf den drittletzten Platz kommen wird, das ist nach wie vor vollkommen unklar. Möglich auch hier eben, daß es die Vorstadt ist. Wir würden uns sicher über diese Ansetzung freuen, auch weil wir nichts zu verlieren hätten. Ganz im Gegensatz zur Vorstadt, die schon wieder ein Derby gegen uns verloren haben – 1-0 hat unsere 2. gegen deren 2. ja gespielt. Der FCSP entwickelt sich also zu einer Art Angstgegner für die Vorstädter. Kann uns ganz recht sein. ^^

Vielleicht sehen wir uns ja wirklich in einigen Wochen hier an dieser Stelle wieder. Da kann es gerne wieder so gehen: http://www.youtube.com/watch?v=2RGSzykyRTw. Nun, das ist noch Zukunftsmusik. Und wir noch weit davon entfernt, den dritten Platz zu erreichen. Wenn wir nicht endlich wieder Tore schießen, wird daraus ja eh nichts. Aber mit Naki und einem fitten Ebbers sehe ich hier gute Chancen. Außerdem ist Tschauner ja jetzt auch zurück, wie man bei diesem Spiel eindrucksvoll sehen konnte. Der wird uns echt noch weiterhelfen, auch wenn Bene seine Sache bis dahin echt gut gemacht hat – nur Tschauner ist eben noch eine Klasse besser.

Mit der bisherigen Saisonleistung kann der FCSP jedenfalls zufrieden sein. Auch wenn die Spielweise nicht wirklich prickelnd in letzter Zeit war, aber wenn es so wie gegen Düsseldorf in Zukunft auch wieder sein wird, nur mit Toren eben, dann könnte zum Ende der Spielzeit sogar wieder eine mitreißende Mannschaftsleistung zu sehen sein. Und dann brennt hier eh der Baum, jede Wette.

Morgen geht es ja schon weiter mit dem Aufstiegskarussell – FSV Frankfurt, Union Berlin und dann noch Fürth in nur sieben Tagen sind ein hartes Programm. http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=11136&type=&menuid=57&topmenu=112 Mal gucken, wo wir danach stehen werden. Aber egal, was auch passieren mag: Hamburg ist Braun-Weiß!

Bilder vom kleinen Derby gibt es übrigens auch noch hier http://www.calcio-culinaria.de/hopping/berichte-vor-2008/537-fussball-club-st-pauli-von-1910-ii-vs-hamburger-sport-verein-ii.html und dort http://usp.stpaulifans.de/2012/04/u23-bilder-online/. Und noch http://linkesauge.blogsport.de/2012/04/06/derbysieg-reloaded-bericht-aus-hoehenlage/, nicht zu vergessen.

Wir holen den dritten Platz und schießen die Vorstadt ab, Relegation, wir freuen uns schon!

Wir werden in jedem Fall die Saison angenehm ausklingen lassen können, da wir keinen Aufstiegsdruck haben. Dieser ist nur eine Chance, einer Möglichkeit. Unser Verein kann dies mitnehmen, muß es aber nicht tun. Unsere Fanszene fordert dies auch gar nicht ein. Und ob 1. oder 2. Liga – am schönsten ist es eh am Millerntor und in St. Pauli – alles andere ist unwichtig.

Und sonst noch? Ein antifaschistischer Spendenaufruf aus dem internationalen Fußball: http://basch.blogsport.de/2012/04/04/ave-mtz-ripo-spendensammlung-beim-union-heimspiel/ – klingt unterstützenswert.

Forza Sankt Pauli!