FCSP: Der Klassenkampf als einzige Möglichkeit nach der Heimniederlage gegen die Eisernen

Abstiegsplatz. Wir sind wieder unten angekommen. Noch nicht ganz unten, noch ist es „nur“ die Relegation, aber wir stehen aktuell mit einem Bein und dem zweitschlechtestem Torverhältnis auf dem drittletzten Platz. Fühlt sich natürlich alles andere als gut an. Dabei war das Spiel gegen den 1. FC Union Berlin gar nicht mal so schlecht von unserer Seite, vom 0-1 Ergebnis, das auch noch mit einem Mann mehr kassiert wurde, einmal abgesehen. Das Zählbare ist halt, was tabellarisch bleibt. Sportlich hingegen haben wir einiges gesehen, was durchaus Mut macht, daß wir aus dieser negativen Phase wieder heraus kommen, denn der Kampf wurde augenscheinlich angenommen – bis auf die letzten Momente vorm Tor der Anderen. Menschlich durften wir glücklicherweise eine wunderschöne Zeit erleben – mir fehlen einfach die Worte um ausdrücken zu können, wie wunderbar all die Menschen sind, die ans Millerntor kommen. Zum einen – zum anderen haben wir leider auch immer mehr Pfeifen zu ertragen, die es wirklich nicht braucht. Aber für einen guten Abschluß des Spieltages sind die Menschen rund um den magischen FC einfach das Heilsamste. Und die Harbor Girls haben auch Laune gemacht!

Den guten Auftakt machten wieder einmal viele hilfreiche St. Paulianer_innen, die sich mit Infomaterial und Schildern ausgestattet rund um den Ausgang der U-Bahn-Station St. Pauli aufgestellt haben, um den Schwarzmarkt erneut einen Strich durch die Rechnung zu machen und dafür zu sorgen, daß die für alle nutzbaren Möglichkeiten, auch kurzfristig noch an Karten zu kommen, die weitaus bessere Alternative zu der Abzocke rund um die Station sind. Danke dafür.

Die Gäste aus der Hauptstadt brauchten genauso die Punkte wie wir wie auch eigentlich fast die ganze Liga in dieser Spielzeit kurz vor Schluß, aber das gilt dann eben auch für alle gleich.

Unterstützung gab es von den Rängen und diesmal mit besonders deutlichem internationalen touch – beispielsweise mit Gruppen wie den FCSP Fans aus Glasgow, Manchester, Buffalo und New York – um nur all die zu nennen, mit denen ich rund um den Spieltag so alles Kontakt hatte. Und natürlich auch all den anderen braun-weißen Fans, die auch sonst von weiter weg immer wieder ans Millerntor kommen. Insbesonders jene, die ihre ganze Kraft dafür aufwenden… Einfach nur ganz viel Liebe!

Noch etwas positives: was unser Verein in Sachen 50+1 erreicht hat. Am Donnerstag erzählen und diskutieren die dafür Verantwortlichen dazu in den Fanräumen: https://www.fcstpauli.com/news/afm-themenabend-zur-50plus1-regelung/.

50+1 geht uns alle etwas an. Zumindest die in Liga 1 und 2. Bleibt nur zu hoffen, daß wir auch in Zukunft dabei sind. Die Eisernen haben sich mit dieser Partie ja die 40 Punkte verdient. Wir bräuchten dafür noch einen Dreier. Und ob die Punktezahl dann reichen würde, das ist dann noch eine andere Frage. Sicher ist allein: ohne weitere Punkte sind wir am Ende auf dem Abstiegsplatz, denn besser wird es bei unserem Torverhältnis in keinem Fall mehr ohne weitere Zähler.

Inwiefern die Hoffnung auf mehr mit dem Einlaufen der Mannschaften groß war, sei auf unserer Seite einmal dahin gestellt. Vorhanden war sie so sicher, wie sie es bis zum Schluß auch bleiben wird. Wir geben ja nicht auf. Aber soweit, daß wir davon ausgehen, daheim einfach jede Mannschaft wegzuputzen, sind wir nicht nur nicht, wir sind auch weit davon entfernt nach den Ergebnissen der letzten Zeit.

Sorgen macht natürlich, daß es zuletzt auch auswärts nicht mehr so gut geklappt hat. Aber es hatte schon mal besser funktioniert. Und Heimspiele haben wir nach wie vor. Es bleibt also alles machbar.

Unterstützung von den Rängen gab es auch an diesem Spieltag wieder. Etwas mehr als zuletzt, aber eben auch Pfiffe am Ende. Was nun wirklich eine häßliche Unsitte ist, die der Mannschaft gar nicht weiter hilft. Das sollten wir hier nun wirklich am besten wissen. Sicher, es waren nur vereinzelte Pfiffe, aber sie waren so viele, daß sie deutlich wahrnehmbar waren. Der überwiegende Rest hat derartiges aber nicht geäußert. Ganz im Gegenteil!

Eigentlich war der Wille zu mehr überall zu spüren. Auf den Rängen wie auf dem Rasen.

Das Gleiche galt aber auch für die andere Seite – sowohl die Eisernen als auch ihr Anhang haben ebenso alles gegeben. Nur durften diese am Ende auch feiern. Der kleine Unterschied. Ein großer war es an diesem Tag jedenfalls nicht. Und ein Tor ist nicht umsonst das knappste aller Ergebnisse. Es war halt nur – aus unserer Sicht – leider auf der falschen Seite mit dem 0-1 am Ende.

Keine Ahnung, welches Leiden bei Union da zu Ende gegangen ist, bei uns fängt es eigentlich erst so richtig an, wo wir auf dem möglichen Abstiegsplatz stehen. Allerdings kann so etwas eine Mannschaft auch weiter antreiben. Oder lähmen. Aber nach der Leistung an diesem Tag erwarte ich ein weiteres Aufbäumen. Wir haben dafür ja auch die Spieler auf dem Feld.

Die Aufstellung wirkte dabei so defensiv wie noch nie in dieser Saison mit fünf Verteigern. Die dann allerdings hinten in einer Dreier-Kette standen, die defensiv hal auch mal zu einer Vierer oder Fünfer ausgeweitet werden konnte. Sah eigentlich recht stabil aus. Von Freistößen und Eckbällen einmal abgesehen, aber Berlin hatte mit etwa fünf kopfballstarken, großgewachsenen Spielern auch wirklich einen da schwer zu verteidigenden Angriff aufzubieten. Trotzdem, das sah recht vielversprechend aus, auch in der Raumaufteilung. Nur bei einem kurzen Pass nach hinten an die Strafraumecke sahen wir mitunter noch etwas schwach aus. Aber auch daran läßt sich ja noch feilen.

Sehr gut fand ich unseren Sturm, der mit Allagui und vor allem den ungemein aggressiven und vorne wie hinten starken Schneider eine gute Figur machte – nur eben leider nicht in der Konsequenz, daß man von viel Torgefahr sprechen konnte. Da kam leider viel zu wenig bei herum. Was sich irgendwie durch die ganze Saison zieht. Und langsam die Frage aufkommen läßt, ob wir da nicht im Training zu wenig Zeit für aufwenden – aber da habe ich echt keine Ahnung, ich bin nie bei einem solchen. Dennoch: nach vorn war das vor dem Tor viel zu wenig. Auch wenn wir wirklich weitaus gefälliger in die Richtung spielten als zuletzt. Nur eben bis zum letzten Pass.

Und als wir dann auch noch in Überzahl waren, war das mit den Torchancen bei uns irgendwie fast völlig zum Erliegen gekommen. Die Gäste hatten dann seltsamerweise mehr, auch wenn das Spiel klar Vorteile für uns aufwies – bis eben auf die entscheidenden Tore und Torschüsse. Auch die Auswechslungen brachten nicht wirklich Verbesserungen, eher schwächten sie uns bzw. brachten keinen neuen Schwung. Aber vielleicht waren die restlichen Spieler auch einfach zu platt bei uns. Und sich hinten rein stellen kostet halt weniger Kraft, als anzurennen – erst recht noch bei einnem Rückstand.

Nun denn. Wieder verloren. Trotz vieler Maßnahmen, erkennbaren Einsatz und Willen und diverser Verbesserungen. Ich hatte eindeutig den Eindruck, daß alle Spieler begriffen haben, worum es geht – im Gegensatz durchaus zu manchen Spielen davor. Nur leider war das an diesem Tag nicht genug, um etwas mitzunehmen. Was wir ganz dringend brauchen. Die Ansprache von unserem Trainer nach dem Spiel sah durchaus so aus, als würde er genau darauf hinaus. Und ich bin auch sicher, daß er die Mannschaft erreicht. Geben wir uns also ebenso wenig auf, wie die Mannschaft sich hängen lässt. Das hat sie an diesem Tag mit Sicherheit nicht gemacht und wird es auch in Zukunft nicht tun.

Von den wenigen Mißklängen abgesehen war auch nach dem Abpfiff die Unterstützung deutlich hörbar. Wir waren alle extrem enttäuscht und auch geschockt – und doch wollten und wollen wir alle das Gleiche: den Klassenerhalt. Gemeinsam schaffen!

Viel Zeit ließ sich trotz allem Frust nach Abpfiff die ganze Mannschaft noch vor der Süd. Hörte sich an, was die Fans dort zu sagen und zu singen hatten. Und nahm dann dies alles mit vom Platz. Mit ganz viel Anfeuerung und Glauben. Alle zusammen!

Eine kleine Überraschung gab es für mich zumindest nach dem Spiel dann beim Vorbeigehen am Fischstand in der Gegengeraden. Einen Veggieburger hatte ich dort nie vermutet. Gleich mal probiert. Okay, kann man essen. Und positiv, daß es ihn gibt.

Meine erste Mahlzeit des Tages. Hatte ich zu der Uhrzeit echt nötig, vor allem deswegen, weil es danach sehr feucht weiterging. Und das auf so fröhliche Weise, daß das Spiel davor fast wie ein schlechter Traum einen vorkam, an den man nur bloß nicht erinnert werden wollte. Daß die Niederlage der Vorstädter nebenbei passierte, war jetzt auch kein Grund zur Traurigkeit. Ob wir nun nächste Saison gegen sie spielen oder aber durch einen Abstieg die Stadtmeisterschaft geschickt länger behalten können, ist zwar noch unsicher, aber wir nehmen diesbezüglich mit, was immer da kommen mag. Zu unserem FCSP stehen wir jedenfalls in jeder Liga. Und zwar überall. Und von überall kamen an diesem Tag echt unglaublich viele. Wie aus Buffalo, USA.

Oder gleich aus New York City. Was für unglaublich liebe Leute, alle zusammen! Für solche Begegnungen braucht es zwar das Spiel, aber all das geht halt weit über Fußball hinaus.

Wir stehen einfach überall gemeinsam für das, was für uns den FCSP ausmacht. Nicht nur diesen, aber eben auch. Wie auch dieser wunderbarer Schal vom Fanclub Glasgow St. Pauli.

Ein positives sportliches Ereignis gab es aus unserer Sicht dann doch noch an diesem Tag – und zwar nicht beim Fußball, sondern beim Roller-Derby. Die Harbor Girls haben gezeigt, wie es geht. Und wie! Siehe https://www.stpaulirollerderby.de/post?post=408524665910243_1601823476580350.

Oder gleich http://www.stefangroenveld.de/2018/willst-du-st-pauli-gewinnen-sehen-musst-du-zu-den-harbor-girls-gehen/ mit schönen Bildern wie eh und je.

Eine lange After Show im Jolly kam dann noch dazu. Irgendwann auf dem Heimweg noch ein etwas mißlungener Versuch eines Bildes, aber wenigstens ist die Süd zu erkennen. 😉

Am nächsten Tag endete das Zusammensein im Alten Mädchen bei ein paar Abschiedsbieren. Danke an alle für die schöne Zeit. Und das mit dem Fußball, das schaffen wir auch noch wieder!

Mehr zum Spiel:
http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=9036
https://www.stefangroenveld.de/2018/nach-regen-kommt-kein-sonnenschein/
http://admit-nothing.de/irgendwie-alles-so-lustlos/
https://beebleblox.blogspot.de/2018/04/noch-eins-fur-die-statistik.html
https://www.konbon.de/sportlich/fc-st-pauli-herrenfussball/fc-st-pauli-gegen-union-der-freie-fall-geht-weiter/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2018/04/20/matchday-30-fc-sankt-pauli-vs-1-fc-union-berlin-0-1/