FCSP-Leverkusen 0:1 – aber war das wirklich eine Niederlage?

Eine Niederlage in der 1. Fußball-Bundesliga ist für einen FCSP-Fan jetzt kein ungewohntes Erlebnis. Wie man sich auch allgemein mit der alles andere als ungewohnten Vorstellung, am Ende eines Spieles nicht über einen Sieg zu jubeln, gut zu arrangieren weiß. Davon ist die Liebe zum Verein ja wahrlich nicht abhängig und wird auch nicht getrübt – im offensichtlichen Gegensatz zu der Anhängerschaft anderer Fußballclubs, wie es immer wieder etwas verwundert zur Kennntis nimmt. Trotzdem freut man sich natürlich viel mehr über einen Erfolg als über das Ausbleiben eines solchen, so daß die Gemütslage nach der Heimniederlage gegen Leverkusen selbstverständlich nicht überragend war – aber eben auch nicht katastrophal. Irgendwie ging das Spiel nach der von unserer Seite so schlechten ersten Hälfte in der von uns so mitreißend geführten zweiten derart unverdient und zu diesem Zeitpunkt überraschend aus, daß man es so richtig gar nicht fassen konnte oder wollte. Zumal sich die Wertschätzung für die Teamleistung in Hälfte zwei bedeutender als das Endergebnis anfühlte.

Die sehr schöne und lesenswerte Beschreibung des Spiels von momorulez – http://metalust.wordpress.com/2010/11/14/tuts-weh-tuts-nicht-mehr-weh/ – möchte ich gleich zu Anfang nennen, denn so erspare ich mir nicht nur die eine oder andere mögliche Wiederholung, das Ganze ist auch so gut und emotional geschrieben, daß ich etwas Entsprechendes mit dem Abstand von zwei Tagen gleiches heute wohl nicht mehr fertig bringen würde.

Dafür habe ich noch vieles zur Stimmung und aus meiner Perspektive zu diesem Heimspieltag zu schreiben. Da wäre zum einen das „Oldtra“-Treffen vor dem Spiel, um die schwierige Lage der Alteingesessenen auf dem Neubau der Haupttribüne zu diskutieren sowie nach Möglichkeiten zu suchen, wie man trotz der alles andere als einfachen Ausgangslage von den Blöcken H1 bis H3 aus für gute Stimmung sorgen kann. Bei meinem Eintrag http://kleinertod.wordpress.com/2010/11/04/millerntor-neue-haupttribune-problembereich-h1-h2-und-h3/ habe ich zu diesen Dingen ja schon einiges geschrieben, was natürlich nach wie vor aktuell ist. Sehr positiv fand ich die Tatsache, daß die Leidenschaft und die Bereitschaft, trotz der komplizierten Ausgangslage für die bestmögliche Unterstützung von diesem Teil der neuen Haupt aus zu sorgen, die Fans zusammengebracht und das Treffen auch spürbare Wirkung noch am gleichen Tag nach sich gezogen hatte.

Davor ging es natürlich ersteinmal zum Millerntor und beim Gang zur neuen Haupttribüne fiel auch gleich eine weitere Besonderheit an diesem Tag auf: die sichtbare Außengestaltung der neuen KiTa, die am heutigen Montag offiziell ihre Tore öffnet. Zumindest diesbezüglich wächst hier ein Schmuckstück heran.

Gleichwohl bleibt die neue Haupttribüne nach wie vor in vielen Teilen eine Baustelle, zumindest im äußeren Bereich, nachdem der innere und wesentliche Teil ja so schnell und termingerecht hergestellt werden konnte.

Von dieser Seite aus sieht man die neue Haupttribüne ja nicht so oft, doch es tut sich nach wie vor von Spieltag zu Spieltag etwas an dieser Stelle. Aber das Entscheidende findet nach wie vor drinnen statt.

Das neue Piratennest zeigte jedenfalls schon gleich einmal Flagge. Nachwuchsarbeit des Vereins auf besondere Weise. Ich mag die neue KiTa.

Von meinem Platz aus wirkte die Unterstützung der Fans im Millerntor an diesem Tag besonders gut – aus allen Teilen des Stadions konnte man die Begeisterung sehen, wenn auch nicht immer hörbar wahrnehmen. Auf der Nord waren wieder die Herzfahnen unterwegs und der Winterdom brachte zusätzliche Atmosphäre dazu.

Die USP aus dem Zentrum der Stehplätze Süd thematisierte an diesem Tag passend zur Innenministerkonferenz in Hamburg die Problematik der Polizeigewalt und deren Kontrolle. Siehe zu diesem Thema zumindest teilweise auch: http://kleinertod.wordpress.com/2010/11/12/unterstutzenswerte-aktion-identifikation-bei-polizeieinsatzen-moglich-machen/ – man kann das Ganze natürlich noch weitaus breiter behandeln. Wichtig ist es in jedem Fall. Und es betrifft eben auch Fußballfans, was die Notwendigkeit, dazu auch im Stadion Politik zu machen, wieder einmal unterstreicht.

Immer wieder Gänsehaut: Dom und ein Heimspiel am Millerntor. Leider hatte der Domfaktor keine Auswirkung auf das heutige Spiel, aber es war trotzdem noch schöner dadurch als sowieso schon – das Ergebnis einmal beiseite gelassen.

Zu dieser Thematik habe ich ja schon etwas ausgeführt, so daß ich mal ein wenig weiter ausschweifen möchte. Unsicher in Hamburg war auf St. Pauli in der ersten Mannschaft ja leider vor allem die Mannschaft, aber das nur am Rande angemerkt. In der zweiten wurde dies ja auch sehr gut in den Griff bekommen.

Diese Regenbogen-Totenkopf-Fahne wollte ich auch endlich mal zeigen. Ein weiterer sichtbarer Beweis für das Leben im Bereich des Blumenblocks bis hin zum Rand der neuen Haupttribüne.

Vor dem Anpfiff war die Stimmung wieder einmal Klasse und das ganze Stadion zeigte früh seine Bereitschaft, an diesem Tag alles für die Mannschaft zu geben.

Richtig los ging es dann zum Einlaufen der Mannschaft. Dazu muß man nicht viel sagen – aber man kann viel zeigen und sehen.

Besonders hervorheben möchte ich, daß von den Blöcken H1, H2 und H3 an diesem Tag besonders viel kam – auch lautstärkemäßig, wenngleich dies vielleicht nicht überall so wahrgenommen wurde.

Davon einmal abgesehen, daß die Fahnenpräsenz als visuelle Unterstützung immer deutlicher wird, wurde auch besonders viel auf die stimmliche Präsenz geachtet. Die Versuche, wie auf der alten Haupttribüne von unten aus die anderen Alteingesessenen zum Mitmachen zu animieren, scheiterte ja bislang an der Bauform der Blöcke, da durch den hohen Aufbau der Treppe der freie Blick auf diese Anfeuerungsaufforderung abgeschnitten und damit häufig unbeachtet blieb. Auf den oberen Gangbereich eben jener Treppe geklettert war das Erreichen der anderen Fans weitaus effektiver – die ganzen Blöcke H1, H2 und H3 standen gerne auf und feuerten lautstark mit an im Wechselrufen. Amüsant zu bemerken ist allerdings, daß sich sogleich eine Ordnerin bemüßigt fühlte, den Anheizer mit den Worten, daß dieses hier doch nicht gerne gesehen würde, auf seinen Sitzplatz zurückzuschicken. Was dieser glücklicherweise bis zum vollen Ende der Anfeuerung nicht mit sich machen ließ. Stellt sich nur die Frage, wie man die Ordner in Zukunft davon überzeugen kann, daß die Fans auch auf der neuen Haupt nicht nur zum stillen Herumsitzen, sondern eben zum Anfeuern ihrer Mannschaft gekommen sind. Sachen gibts…

Derartige Probleme bekommen die Gäste mit den Ordnern offensichtlich nicht. Im Gegensatz zu den eigenen Fans scheint hier weitaus mehr erlaubt zu sein. Oder trotzdem durchgeführt zu werden. Das Plakat hake ich mal unter lustig ab. Die Pyro nicht.

Man könnte vielleicht noch anmerken, daß dieser gefährliche Kram wenigstens nicht in einem vollbesetzten Block gezündet wurde, was die Problematik deutlich gemindert hatte. Es waren halt verhältnismäßig viele Plätze im Gästeblock frei, so daß weitaus weniger Gefahr für die Anwesenden bestand, bei der Aktion geschädigt zu werden. Eine Strafe wird es trotzdem geben. Da brauchte wohl wieder jemand dringend Aufmerksamkeit.

Allgemein fand ich die Leverkusener Fans unfreiwillig komisch. Neben diesem hier sichtbaren und erfolglosen Versuch, durch das Zeigen der HSV-Flagge beim Stadtrivalen FCSP irgendeine Reaktion zu provozieren, wurde auch noch das Zeckenlied mit Fäusteschwingen und nicht gerade vor Sympathie verzerrten Gesichtern in Richtung FCSP-Fans über viele Minuten gesungen – und das lachende und erfreute Mitsingen von unserer Seite aus einfach nicht verstanden. Da haben so einige so einiges noch nicht verstanden…

Im Gegensatz zu den Rängen verlief die Partie aber zugunsten der Gäste. Doch die Mannschaftsleistung machte Hoffnung. Stani hatte auch einige Umstellungen an diesem Tag vorgenommen, die sich nicht nur in der zweiten Halbzeit auszahlten. So war beispielsweise eine Pfostenabdeckung bei Eckstößen des Gegners zu beobachten, welche auch in einer Situation einen Gegentreffer verhinderte. Sehr schön, diese Entwicklung sehen zu können! Auch der erhöhte Einsatz in Hälfte zwei macht Mut auf mehr. Die Mannschaft brauchte sich wahrlich am Ende nicht zu verstecken und hat hier aus der geschlossenen Gemeinschaft Kraft für die weiteren Aufgaben getankt. Und wurde auch entsprechend bejubelt.

Auch nicht unerwähnt möchte ich die Einrichtung der Pfandbechersammlung für Viva Con Agua und die Fanräume lassen, die auch nach diesem Spieltag zur Spende von den Alteingesessenen genutzt wurde. Auch nach einem schlechten Ergebnis trotz guter Unterstützung kann man schließlich noch mehr Gutes tun.

Was uns nun bevorsteht, darüber kann man gerne diskutieren. Schwarze Zeiten? Aus FCSP-Sicht und nach diesem Bild vielleicht schon, aber eben nur auf diese Weise. Wir sind Aufsteiger und gewonnen hat wieder einmal der klare Favorit. Unsere Punkte holen wir schon noch. Und falls nicht, so wäre dies für uns auch kein Weltuntergang.

Ins Millerntor werden wir auch in Zukunft gerne gehen. Und wir werden auch noch einige Punkte in dieser Saison daheim holen. Wenn Gerald Asamoah seine tolle Chance nicht gegen den Innenpfosten geschossen hätte… Ach, egal. Wir freuen uns auf die folgenden Spiele!

Den Abschluß bildete wieder einmal ein Besuch der Domschänke, um diesen Tag zusammen mit vielen anderen FCSP-Fans, Bloggern wie Nichtbloggern, zu verarbeiten und ausklingen zu lassen. Zumindest ansatzweise, für mich ging es ja noch weiter nach Flensburg zum genialen EA80-Konzert. Aber das ist ein anderes Thema.