Mitten in der Sommerpause einen Quasi-Pflichttermin des FCSP mitnehmen zu können, so etwas kann man nur noch als eine Art Geschenk an die Fans bezeichnen. Das Testspiel in Babelsberg gehört eindeutig dazu und wer auch immer das in unserem Verein zu verantworten hat, hat sich ein fettes DANKE verdient. Nicht nur das Stadion, sondern eben auch die Fanszene vom SV Babelsberg 03 ist ein echtes Saisonhighlight – und das schon vor der eigentlichen Saisoneröffnung. Ich habe das Spiel gleichwohl als erstes Saisonspiel mal mitgenommen und konnte es in angenehmster Gesellschaft verbringen.
Kaum in Berlin angekommen wurde ich schon an das zweite Testspiel, welches ich in der Sommerpause mitnehmen wollte, erinnert – und zwar an das daheim gegen Beşiktaş Istanbul. Wunderbare Gelegenheit, sich mit den Protestierenden in der Türkei und insbesondere den Fans von Besiktas zu solidarisieren: http://www.stpaulinu.de/supporters-in-action/zeigen-wir-besiktas-ganz-istanbul-und-der-turkei-unsere-solidaritat-sozialromantischer-aufruf-zum-freundschaftsspiel-am-12-7-am-millerntor bzw. zu Çarşı siehe nur http://www.vice.com/de/read/wir-sprachen-mit-besiktas-bulldozer-reitenden-fans-. Wie nahe die Fanszene des FCSP an den Ausschreitungen der Polizei dran ist, kann man hier nachlesen: http://www.linksfraktion-hamburg.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/hamburg-bildet-tuerkische-pruegel-polizei-aus/ – die Prügelpolizei wurde im Einsatz bei FCSP Spielen in Hamburg jahrelang ausgebildet!!!
Da ich noch vor dem geplanten Treffen mit der anreisenden bzw. in Berlin wohnenden Bezugsgruppe etwas Zeit hatte, nutzte ich eine ältere Ausgabe der BASCH, um mir einen kulinarischen Eindruck vom veganen Speiseangebot in Berlin zu verschaffen, wählte aus den genannten Stätten einen Imbiß aus – YoYo Foodworld in Friedrichshain http://www.yoyofoodworld.de/ – und probierte dort mal die am absurdest-klingende Speise aus: einen veganen Bacon-Cheeseburger… Dazu noch eine Pommes mit Avocado-Mayo und ein erstes Bier gegen den Durst. Eine kleine Gruppe FCSP Fans am Nebentisch machte dabei Mut, den durchaus als heruntergekommen zu bezeichnende look des Ladens fand ich auch irgendwie sympathisch und gut sah das Essen auch aus – nur leider fielen die Pommes, die etwas lang in Öl getränkt und zu weich wirkten, deutlich ab und der Bacon-Ersatz hätte meines Erachtens besser mit Abstinenz geglänzt, aber ich hab es ja bestellt. Und auch letztlich gern gegessen. Wenn die Pommes nur ein Ausrutscher waren und man den Bacon-Ersatz wegläßt, dann kann man hier sicherlich gut vegan essen.
Dann war auch schon die Stunde des Treffens gekommen und es ging mit Kaffee und Bier ausgerüstet auf zur langen Fahrt – eine ganze Stunde von Berlin aus gesehen – ab nach Babelsberg.
Der Vorort von Berlin bzw. Potsdam ist ja echt ein schmuckes, altes Städtchen – zur historischen Altstadt steht gleich neben der S-Bahn-Station auch etwas, was ich der Einfachheit halber mal abgelichtet habe, damit alle Interessierten dazu schonmal was finden können.
Eigentlich würde es sich sicherlich lohnen, hier mal lange herumzutigern, doch irgendwie gingen wir wieder nur den direkten Weg zum Stadion von 03 – wo ja schon bald das erste Konzert von dreien vor dem Spiel anfangen sollte. Um nicht die gleichen Bilder wie beim letzten mal hier zu zeigen, verweise ich einfach mal auf den Testspielbericht von damals: http://kleinertod.wordpress.com/2012/07/16/fcsp-zu-gast-bei-babelsberg-03/.
Ein neuer Anblick war für mich der Fanladen der 03er, der allerdings zu diesem Zeitpunkt geschlossen war. Trotzdem hatte sich gewohnheitsgemäß ein großer Haufen Babelsberger dort zum Vorspieltreffen versammelt und getreu der Fantrennungsdevise haben wir uns gleich mal für eine Weile dazugestellt…
Kein Jahr ist es her, da war ich hier zum ersten mal – und ich freue mich, daß es so schnell mit einem erneuten Besuch geklappt hat.
Draußen vor KarLi war jetzt nicht wirklich etwas los – es wurden nur die mitgebrachten Getränke noch geleert – dafür fand ich aber die hiesige Pfandflaschensammelstation amüsant. Bei uns werden ja Einkaufswagen zweckentfremdet – so etwas ist aber auch nicht unpraktisch…
Das Besondere am Karl-Liebknecht-Stadion, von den herunterklappbaren Masten einmal abgesehen, sind, ähnlich wie bei uns, letztlich ja die Fans. Und die stehen auf der hier sichtbaren Gerade. Hinter dem Tor stehen dann die Gästefans.
Vieles erinnert hier an das Millerntor, jetzt sogar das Bier. Mehr aber noch die Fanszenen. Hier fühlt man sich als FCSP-Fan wahrlich daheim und unter Freunden. Genialer Becher!
Noch schnell ein Blick aus der unmittelbaren Nähe auf einen der einklappbaren Flutlichtmasten, die aus Denkmalschutzgründen so konstruiert wurden…
…und dann ging es, nach einem tourimäßigen kurzen Abstecher in den Fanshop der Babelsberger, ab in den hinteren Bereich, denn Thees war schon am Spielen.
Für einen Zehner gab es nicht nur das Testspiel, sondern auch mit Thees Ulmann und Slime ein äußerst lohnendes musikalisches Vorprogramm. SOgar das Bahnticket hin und zurück nach Berlin war in dem Preis enthalten. Wahnsinn.
DAS Lied von Thees kam natürlich auch noch an die Reihe und damit auch ein wenig mehr Stimmung in die Zuschauer. Das hier ist Fußball aus den ganzen Kehlen machte Laune.
Der Auftritt von Slime schon aus anderen Gründen von Anfang an. Die rocken halt auf Punk komm raus.
Nicht meine liebste Punkband, aber ich mag sie live echt gern.
Der RubberSLIME-Song https://www.youtube.com/watch?v=bQEvoZNYeJE leuchtete natürlich auch hier…
Aber auch etliche „original“ Slime Klassiker kamen an die Reihe.
Ideale Einstimmung auf dieses Spiel.
Und 03 ist einfach ein toller Gastgeber.
Das haben die Minsker auch schon erleben dürfen. Sehr schönes Bild da an der Stadionwand.
Die schönste Variante von „you only sing when you’re winning“, die ich je gesehen habe… ^^
Mittlerweile war der Biernachschub nur noch schwer zu bekommen, also zurück zu Slime.
Ausgelassene Stimmung.
Dann war das Vorprogramm auch schon vorbei und gut gelaunt ging es auf die Plätze.
Bunt gemischte Banner zeugten von der exakten Fantrennung.
Auch fast direkt neben dem FI99 Banner war braun-weiß auszumachen.
Die ganzen neuen Spieler bei uns auf dem Platz machten es etwas schwierig, bekannte Gesichter zu erkennen. Aber auch dafür war der Testkick ideal, eben um einen ersten Eindruck aus erster Hand gewinnen zu können.
Weitaus vertrauter waren da die Banner…
Und was mir noch nicht bekannt war, war einfach sympathisch.
Wenn nur die Farben nicht wären, hätte ich mir glatt einen Fanschal von 03 geholt…
Definitiv der Ort, an dem ich vom Millerntor einmal abgesehen am liebsten Fußball gucke. Aber mein Auswärtsfahrprogramm ist nicht wirklich breit gefächert, so daß diese Aussage entsprechend zu gewichten ist…
Schade, daß 03 nur noch viertklassig ist. Andererseits kennt Liebe ja keine Liga. Und warum, das wird hier wieder sehr deutlich. Nun ist der SV Babelsberg 03 kein Hort der Glückseeligkeit, auch hier kämpfen verschiedene Kräfte innerhalb der Fanszene sowie vor allem auch die Vereinsführung mehr als nur manchmal gegeneinander, aber zumindest in der Nordkurve kann man Gleichgesinnte treffen, die dem Verein mit viel Liebe und antifaschistischem Engagement ein Leben geben, wie es viel zu selten leider ist.
Kein Wunder, daß zwischen FI99 und USP eine enge Bindung besteht…
Der andere Verein aus dem Bereich Berlin – Babelsberg kann man ja nicht direkt dazu zählen – ist aus guten Gründen nicht überall auf die gleiche Weise beliebt. Sicher, Union hat viele eigene Vorzüge, ist aber eben auch nicht so auf einer Wellenlänge wie die beiden Vereine, die sich an diesem Tag getroffen haben. Für mich sind die Eisernen trotzdem ein Verein, den ich viel lieber mag als viele anderen und wo ich auch dieses Jahr gerne wieder hingegangen wäre – doch leider werde ich das nicht schaffen, darum verweise ich einfach mal auf meinen letzten Bericht und die Ausführungen dort zu meinem Verhältnis zu Union Berlin: http://kleinertod.wordpress.com/2013/03/18/100-und-kein-bischen-leise-fcsp-bei-union-berlin/ – nur erwähnen möchte ich noch, daß bei uns an diesem Tag auch Union Fans standen, die keine Lust haben, ihren Verein an die Falschen zu verlieren und denen ich bei diesem Unterfangen viel Glück und Erfolg wünsche!
Wir sollten uns bei aller Freude über die vielbeschworene Selbstreinigung der Kurven, die ja schon vor vielen Jahren stattfand, nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch bei uns immer wieder Arbeit auf uns wartet – niemand darf sich hier für immer ausruhen und zu sicher fühlen. Auch wenn kaum TS Träger sich zu uns verirren – und wenn, dann werden sie kaum einen schönen Tag erleben – aber es liegt an uns, daß dieses Gefüge nicht irgendwann kippt. Auch in Sachen Sexismus, Homophobie, Rassismus und anderen Punkten ist es viel zu früh, sich auf dem status quo auszuruhen. Es gibt immer etwas zu tun. Aber wie es bei uns ist und werden wird, das ist unser Thema und das will ich nicht mit anderen Vereinen vermischen – nur darauf verweisen, daß niemals ein Zustand der völligen Zufriedenheit erreicht werden kann. Also auf Dauer. Für den Moment natürlich schon, wie es auch bei diesem Kind hier der Fall gewesen sein mag…
Leider kämpfen immer wieder Vereine ums Überleben, denen man es nun wirklich nicht gönnt – das aktuelleste Beispiel ist Arsenal Kiew – siehe http://03nuller.blogsport.de/2013/06/24/arsenal-ist-nicht-cska/.
Daß in der letzten BASCH gerade ein Reisebericht nach Kiew stand, zeigt ebenso wie die gerade angegebene Quelle gut, wie vernetzt inzwischen manche Fanszenen auf Ultra-Ebene ist – im positiven Sinne sehr hilfreich, wenn es darauf ankommt.
Zum Spiel selber möchte ich einfach mal meine tweets zitieren. Teil 1:
Nach dem 0-1 ist etwas die Luft raus, aber tolle Stimmung für ein Testkick. Bei Freunden halt.
1-1. Verdient. Schon aus Sympathiegründen. „Jetzt Onanie?“ Oder so.
Ich weiß nicht, wer bei uns Außenverteidigung spielt. Die auf dem Platz wissen es auch nicht.
1-2 kurz vor der Halbzeit. Aber wen interessiert heute schon das Ergebnis?
Irgendwer von uns wird lang behandelt. Sieht nicht gut aus…
Unsere Nummer 9 kann nicht weitermachen? Wird herausbegleitet…
Leider Nöthe. Hoffentlich nichts ernstes.
Nöthe konnte ja mit Gehirnerschütterung nicht weiterspielen, zum Glück hat er sich nichts Schlimmeres zugezogen und wir hoffen auf seine baldige Rückkehr.
Ernst auf andere Weise ist das Banner hier, es geht um das selbstverwaltete Archiv in Babelsberg: http://archiv-potsdam.de/. Nur den Spruch konnte ich leider nicht entziffern…
Wurde aber auch langsam dunkel, weswegen die Lichter angingen…
Und nun tweets Teil 2:
2-2 im Rauch.
Zähle nur 10…
Spielqualität? Sagen wir mal so: die Saison fängt ja noch nicht an…
Elfer für #fcsp. Kringe zum 2-3.
Elfer. Diesmal die 12 zum 2-4. In verletzungsbedingter Unterzahl.
Angenehmes 2-4. Schuh drauf.
Das mit den Schuhen war irgendwie das Highlight des Spiels. Auf einmal flogen von unfassbar vielen Füßen die getragenen Schuhe aufs Feld…
Den running gag zwischen den Ultragruppen hab ich jetzt nicht verstanden, nur daß da wohl einer zu bestehen scheint…
Die Treter wurden erstmal zur Seite geschafft…
Eine Aktion, bei der niemand ernst bleiben konnte.
Und die Ordner durften auch mal was tun – all die Treter mußten ja irgendwie weg.
Und da sie noch gebraucht wurden, gingen sie postwendend zurück an die Absender.
Wär auch nicht gerade das Wetter gewesen, um ohne Schuhwerk auszukommen… Von wegen Sommer…
Ein recht aufschlußreicher Testkick ging dann auch zu Ende. Aufschlußreich dahingehend, daß wir noch einiges vor uns haben, um an eine Frühform heranzukommen, bei der wir in der Liga etwas bewegen könnten. Aber es ist ja noch viel zu früh für dieses Thema.
Die neuen Spieler konnten schon mal beäugt werden – und gerade Marc Rzatkowski konnte an diesem Tag auf eine Weise überzeugen, daß ich sicher bin, daß wir an dem noch ganz viel Freude haben werden!
Die Mannschaften verabschiedeten sich von den Kurven – und zwar beide von beiden.
Insbesondere die Babelsberger feierten, als hätten sie gewonnen. Warum auch nicht?
Nach so einem Abstieg ist ja immer ein krasser Neuaufbau erforderlich – und was wir hier an dem Tag gesehen hatten, das wirkte doch wirklich vielversprechend.
Applaus nicht nur aus diesem Grunde, sehr warmer sogar.
Warm war das Wetter jedenfalls nicht…
Egal. Es galt ja nur, die richtige Kleidung zu desorganisieren…
Ein letzter Blick durch das Stadion der Nulldreier und heraus ging es. Ich würde mich freuen, wenn es schon bald wieder zu einem Treffen hier kommen würde!
Den langen Weg zurück – soll ja für Berliner auch nicht viel länger mit dem ICE zum Millerntor sein als mit der S-Bahn nach Babelsberg – haben wir gutgelaunt angetreten. Wie allgemein die Stimmung gut war. Eine kleine Ausnahme gab es nach Abpfiff in unserer Nähe, warum auch immer, vielleicht war ein Bier verschüttet worden? Aber das sollte kein Grund zur Traurigkeit sein, jetzt kam man ja wieder locker und rasch an Nachschub!
Beispielsweise im OBE – auch wenn das Oberbaumeck nicht gerade in der Nähe liegt… Aber wenn ich schon mal in Berlin bin, dann muß es irgendwie auch in die tolle Kneipe gehen! Serious drinking only…
Sehr schön auch dieser Freundschaftsschal zwischen Babelsberg und FC United of Manchester – http://de.wikipedia.org/wiki/FC_United_of_Manchester – sehr passend. Von einem Freundschaftsspiel vor kurzem.
Der krönende Abschluß in angenehmer Runde war dann auch ds Auftauchen des besten Pudels dieser Welt. Kurze Zeit später verabschiedete ich mich dann auch von der lieben Truppe. Der Abend konnte ja nicht mehr gesteigert werden… Danke an alle!
Und ein fettes DANKE! auch für diese vier Hefte, die ich dank einer Photofreigabe bekommen habe. Muß auch mal erwähnt werden, zumal sie nicht nur meine Rückreiselektüre bildeten, sondern auch noch ungemein empfehlenswert sind: https://www.facebook.com/DiarioDiDario ist ganz großes Kino!
Zum Abschluß möchte ich noch einen link bringen, der das Thema Stadionverbote vertieft und uns darum alle angeht: http://www.123recht.net/Strafrecht-am-Spieltag-Ihr-muesst-drauen-bleiben-Aus-Gruenden-__a149844.html. Lesenswert.
Und nun: bis zum nächsten mal!
P.S.: Weitere Bilder:
http://ultras-babelsberg.de/wordpress/?page_id=2100
http://www.flickr.com/photos/rene_strammber/sets/72157634349893924/
P.P.S.: Das neue Trikot gibt es mittlerweile zu sehen: http://www.fcstpauli.com/website/var/tmp/thumb_7582__newsBigImage.jpeg – derzeit noch mit dem „KIEZHELDEN“-Schriftzug auf der Brust, siehe dazu http://de.slideshare.net/katharinapohle/bernd-georg-spies-kiezhelden.