Punkteteilung #FCSP gegen Fürth und Zomia-Demoblockade durch die Polizei

Inwieweit wir in dieser Saison gegen ein Team aus der Tabellenspitze nun gewinnen können oder nicht, diese Frage wird sich erst am Ende der Spielzeit wirklich beantworten lassen. Gegen Greuther Fürth zumindest haben wir es in letzter Minute versäumt, den Sack zu zu machen und der aufopferungsvolle Kampf der Gäste wurde mit dem späten Ausgleichstreffer in Unterzahl belohnt. Das 2-2 fühlte sich dementsprechend wie ein doppelter Punktverlust an und dennoch war irgendwo die Ahnung dabei, daß es auch noch hätte schlimmer kommen können – denn so ungerecht war die Punkteteilung insgesamt gesehen wirklich nicht. Ungerecht sollte an diesem Tag etwas ganz anderes werden und zwar die Aktionen der Polizei in Zusammenhang mit der Zomia-Demo nach dem Spiel. Aber dazu später mehr…

Die letzte Gelegenheit, den Morgen vor einem Heimspiel im Raval zu verbringen, mußte natürlich genutzt werden – http://www.brasserie-raval.de/ – und so traf man sich schon mal vorab an diesem Ort. Auch wenn in Liga 2 der Kommerz nicht so erdrückend ist, jedenfalls noch nicht, und deswegen ein Verbleib in dieser Spielklasse viele Freunde bei uns hat, die frühen Anstoßzeiten mag niemand. Schließlich fängt ein Fußballspiel nicht mit dem Anpfiff an, sondern schon viel früher mit dem gemeinsamen Zusammenkommen.

Zum AFM Container hatte ich es leider nicht mehr geschafft, dafür aber ging es zu einem ersten Tropfen Gerstensaft vorbei am Jolly Roger zu einem weiteren Vorspieltreffpunkt, wo vor allem die bevorstehende Jahreshauptversammlung des FCSP ein Thema war. Da wird es spannend werden, soviel ist schon einmal klar.

Nach kurzer Zeit hieß es dann auch schon weiter zum Millerntor zu gehen. Und da der Winterdom gerade geöffnet hatte, wurde dieser Weg eingeschlagen – was mich über dieses amüsante Motiv stolpern ließ.

Vor der Gegengeraden teilten sich dann auch unsere Wege, schließlich musste Jede_r zu seiner/ihrer Tribüne. Für mich eine Gelegenheit, die aktuelle BASCH zu ergattern. Und, dies geht jetzt insbesondere an alle Desorganisierten, der Kauf lohnt sich bei der Ausgabe Nr. 7 besonders – http://basch.blogsport.de/2011/11/03/basch-7-erscheint-am-samstag/ – angesichts der ganzseitigen Ablichtung des DSP-Hingabe-Plakates. Yes!

An der Haupttribüne angekommen wurde ich mit der massiven Werbung für die FCSP-Anleihe konfrontiert. Das Besondere an dieser, von der Einmaligkeit für unseren Verein einmal abgesehen, ist ja vor allem die Selbstoffenbarung, die die Vereinsführung in diesem Zusammenhang an den Tag legen muß. Was man aus dem Prospekt zur Anleihe ersehen kann, das ist einfach in höchstem Maße lesenswert – auch wenn man vom Umfang ersteinmal erschlagen wird. http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=10064&type=&menuid=57&topmenu=112 mit Verweisen gibt darüber Auskunft.

Wie sich dabei eine nicht ganz unbekannte Person eine Sperrminorität gesichert hat, sollte dabei besonders aufmerksam machen: http://stpauli.nu/st-pauli-links/konig-meeske – wie auch allgemein bei dieser Anleihe kaum davon auszugehen ist, daß sie als Geldanlage lohnend sein wird, was auch im Prospekt schon deutlich so steht. Man kann hier als Fan Geld in den Verein stecken, das man mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht wiedersehen wird. Schon ausführlich dazu www.magischerfc.de/wordpress/?p=5927 – lesen!

Ob man nicht vielleicht doch einen Hunderter für den Verein übrig hat, das ist natürlich noch eine ganz andere Frage. Vor allem, weil man da auch eine Urkunde für bekommen kann. Das hat ja auch was. 😉

Besonders bedenklich stimmte mich die Formulierung, daß der Verein am Ende der Laufzeit vermutlich in Rückzahlungsschwierigkeiten kommen werde – so aus der Erinnerung zitiert. Bitte jetzt nicht genau darauf festnageln, lest selbst. Die Sozialromantiker sollten sich also so oder so nicht von finanziellen Gegenargumenten erschlagen lassen – schließlich werden die Fans als Störfaktoren bei der kommerziellen Verwertung des Vereines explizit in dem Prospekt angeführt…

Es gibt für mich aber erst mal wichtigeres, als mich um diese Anleihe zu kümmern bzw. um die Frage, ob ich hierfür ein wenig Geld springen lassen möchte – schließlich steht die sehr wichtige JHV vor der Tür. Danach ist dafür immer noch Zeit.

Noch einen weiteren Schritt zurück im Denken galt es ja auch noch an diesem Spieltag zu machen, schließlich galt es das Augenmerk jetzt auf die starken Gäste zu richten, denn für Fürth mußte alles gegeben werden, um überhaupt irgendetwas erreichen zu können. Das war schon vor dem Spiel klar und entsprechend gut gelaunt gingen die angereisten Gästefans trotz der Uhrzeit ans Werk. Prädikat: nett und nicht weiter störend, so aus FCSP-Sicht gesehen.

Was hingegen wirklich störend ist und sogar noch weitaus mehr als das, das sind die aktuellen Entwicklungen und Berichte rund um die Ultras und den Fußball. Nach einigen Ausschreitungen bei manchen Vereinen, die als solche zumeist auch ihre Hintergründe anderer Art hatten, die es im Einzelfall eigentlich zu erörtern gelten würde, sind verallgemeinernde Stimmen laut geworden, die die Ultras als Quelle allen Übels ausgemacht haben, ja sogar der Verbot von Ultras beim Fußball und noch absurdere Forderungen waren zu vernehmen. Auch die geplante „task force“, um „das Problem“ in den Griff zu kriegen, ohne daß hierbei Fans oder deren Vertreter mit an den Tisch geholt werden, zeigt, daß eine Lösung noch sehr weit entfernt ist. Von Ultras wird aktuell nur gefordert, mehr als das eingeforderte sollen sie aber nicht zu sagen haben – siehe http://www.11freunde.de/newsticker/145310 – was so natürlich nicht funktionieren wird. Übereinander statt miteinander zu reden und einseitige Schuldzuweisungen sowie Forderungen haben noch nirgendwo geholfen.

Eine der wenigen vernünftigen Wortmeldungen der letzten Tage kommt von einem Fanprojektleiter – siehe http://www.taz.de/Fanprojektleiter-ueber-Gewalt/!81249/ – auch die aktuell präsentierten Zahlen der Verletzten bei Fußballspielen zeigt nicht auf, wieviele davon DURCH DIE POLIZEI verletzt wurden, so wie die 52 von 55 Verletzten beim Spiel Erfurt gegen Darmstadt, die unter dem Pfeffersprayeinsatz vom Team Green zu leiden hatten. Da stellt sich die Frage, wer oder was genau das Problem beim Fußball ist – auch der Pfeffersprayeinsatz mit Eindringen in die Kurve in Hannover, nur um zu gucken, ob dort Pyromaterial vorhanden ist, was aber weder konkret provoziert wurde noch welches gefunden werden konnte, zeigt, daß ein Teil des Problems definitiv die Polizei selber ist, siehe http://www.ultrafans.de/index.php/hannover-polizei-geht-brutal-gegen-frauen-und-kinder-vor/.

Schon seit einigen Jahren befürchte ich, daß einige bestrebt sind, Englische Verhältnisse in den Bundesligen einzuführen und genau diese Befürchtung scheint sich zu bestätigen. Ultras vom Fußball ausschließen, sie gesellschaftlich zu ruinieren und arbeitslos zu machen (siehe http://www.lawblog.de/index.php/archives/2011/11/03/die-methode-waschweib/ dazu), lebenslange Stadionverbote auszusprechen, reine Sitzplatzarenen und so weiter – da wird mir nur noch schlecht.

Ultras sind nicht mit Hooligans gleichzusetzen und nicht alle Ultra-Szenen sind miteinander zu vergleichen und in einen Topf zu schmeißen. Nur weil bei einem Verein unter den Ultras Nazis sind, sind alle Ultras beispielsweise Nazis – da muß man nur an USP denken, um die Absurdität dieser Argumentation bloßzulegen. Ultras sind an sich kein Problem für die Gesellschaft oder den Fußball – sie sind ein Teil davon, wir alle sind ein Teil davon. Über Probleme muß man dann reden, wenn sie auftauchen, wie immer im Leben und zwar im Detail und im Einzelfall. Dabei darf es in keine Richtung ein Denkverbot geben – also auch nicht in Richtung der Polizei. Ein friedlicheres Miteinander wäre hier erstrebenswert, doch das geht nicht, wenn man mit immer unerträglicheren Mitteln fernab jeder Rechtsstaatlichkeit auf einen Teil eindrischt.

Ultras sind wie andere Fußballfans Unterstützer ihrer Mannschaften und alles, was sie an Einsatz zeigen und auch in gesellschaftlicher Hinsicht leisten, das wird viel zu wenig gewürdigt in letzter Zeit. Das gilt für die Fans aller Vereine, wobei auch hier immer im Einzelfall Unterscheidungen vorgenommen werden. Für die Gäste dieses Tages habe ich da leider keine Angabe, die paßt, vielleicht hilft hier eine_r aus…

Aber für USP möchte ich nur an ein Ereignis erinnern, was erst wenige Tage zurück liegt: http://stpauli.nu/supporters-in-action/ultra-sankt-pauli-wird-der-hans-frankenthal-preis-verliehen-alertanetwork-hooray

Aber auch bei uns vor Ort gibt es höchst bedenkliche Entwicklungen – der hierfür verantwortliche Herr Schreiber war ja schon des öfteren Thema in meinem Blog. Und auch zu Zomia habe ich schon einiges geschrieben. Wie einfach alles, was nicht in die spießige Vorstellungswelt paßt, abgeschoben werden soll, ist einfach unerträglich. Bauwagen oder Brücken mögen nicht die optimale Lösung sein, aber Vertreiben ist hier definitiv keine bessere Wahl – und gerade bei Bauwagen ist die freie Wahl als Entscheidung für diese Lebensform zu respektieren und nicht unter Verweis auf eine Verordnung aus der Nazizeit, die tief geprägt von Antiziganismus ist, in Frage zu stellen.

Und an dem Ort, wo die Bauwagen von Zomia stehen, stören sie auch nicht. Das Land liegt lange brach und es ist die nächsten Jahre dort auch nichts geplant. Was spricht also gegen eine befristete Duldung dort? Natürlich die Ablehnung von alternativen Lebensformen und allem, was nicht konform ist. Hamburg 2011 unter Schreiber – nicht hinnehmbar.

Die Vertreibung fing mit Schill an, der am Hauptbahnhof Klassik spielen ließ, da die ihm nicht genehmen Personen diese Musik meiden – http://www.tagesspiegel.de/berlin/soll-auf-u-bahnhoefen-klassik-gespielt-werden/1004520.html – wurde von Ahlhaus weitergeführt, der die als Randgruppen der Gesellschaft definierten Personen mit Platzverweisen aus der Innenstadt vertreiben wollte – http://www.mopo.de/news/cdu-innensenator-ahlhaus-unterstuetzt-platzverweise-punks-in-der-city-jetzt-zofft-sich-die-koalition,5066732,5245142.html – und unter Schreiber geht das jetzt noch weiter. Da muß man blind sein, um die Richtung nicht zu erkennen, die in Hamburg seit Jahren von der Politik und zwar von allen Parteien gegen die Menschen verfolgt wird.

Die Errichtung von Gefahrenzonen in Hamburg – http://stadtteilreporter-schanzenviertel.abendblatt.de/Allgemein/willkommen-in-der-gefahrenzone/ – oder die indirekte Verdrängung durch die Verknappung von preiswertem Wohnraum durch den fehlenden Neubau von Sozialwohnungen – http://news.immobilo.de/2010/11/08/3072-wohnungsbau-mehr-sozialwohnungen-fuer-hamburg/ – das paßt leider alles auch ins Bild. Hier ist die Stadt gefordert und zwar nicht in der Richtung, noch mehr Verdrängung zu ermöglichen, sondern, im Gegenteil, dem entgegenzusteuern.

Es gab auch noch weitere Themen an diesem Spieltag wie jenen Genesungswunsch, den ich nicht entziffern konnte, mich aber mal trotzdem einfach anschließen will unbekannterweise. Gesundheit ist die Grundbedingung von allem.

Natürlich gibt es noch weitere Themen, die gerade am Millerntor unter den FCSP-Fans von Bedeutung sind. Das Wahrzeichen der Unterstützer der Bring Back Sankt Pauli-Idee, der Jolly Rouge, war wieder überall zu sehen, was von der Haupt aus natürlich besonders gut zu sehen war.

Und zum Beweis dafür, daß nicht jedes Plakat von der Haupt aus von mir einfangbar ist, wollte ich dieses Bild hier mal anführen. Was auch immer auf dem kleinen Plakat stand, ich konnte nichts entziffern in der Schriftgröße…

Muß ja nicht gleich Tapetenformat haben, aber das beispielsweise ist deutlich zu erkennen… 😉

Wobei ich ja immer toll finde, wenn Fans sich deutlich sichtbar äußern. Und auch hörbar. Ich will keine stillen Stadien ohne Fußballbegeisterte, die diesen Sport erst zu dem machen, was er ist. Ich will emotionale Ultras oder andere Fans, die sich bei einem Spiel bemerkbar machen!

Und gerade am Millerntor möchte ich natürlich auch jene deutlich wahrnehmen können, die sich vom Gesetz des Marktes und des Ausverkaufes nicht mundtot machen, sondern für ihren Verein aufstehen. Sozialromantiker eben.

Dann war es auch wieder Zeit für die Hells Bells und die Süd zeigte ihre wunderschöne Choreo an diesem Tag.

Diesmal war eindeutig die Tribüne mit den Ultras bei der schönsten Einlaufchoreo vorn. Auch ohne Luftballons… 😉

Herrlich, dieses Blockbanner.

Da war gleich beim Einlaufen der Spieler klar, was an diesem Tage abgehen sollte von den Rängen und auch auf dem Platz.

Nicht nur die Fans am Millerntor, auch der Dom im Hintergrund und das schon zu dieser frühen Stunde wegen des dunklen Herbstwetters eingeschaltete Flutlich taten ihr übriges zur Stimmung dazu.

Sehr schön auch der deutlich wahrnehmbare „Wir sind ooooh-oooh Sankt Pauli!“-Chant an diesem Tag, was mir schon in Berlin beim Auswärtsspiel gegen Union einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Auf der Haupt wurde dies leider nicht mitgemacht, aber vielleicht sah es ja auf der Gegengeraden anders aus, oder auch der Nord. Über entsprechende Erfahrungsberichte würde ich mich hier freuen.

Natürlich ist nicht jeder Gesang zu jedem Zeitpunkt des Spieles angemessen – mitunter muß auch einfach nach vorne gebrüllt werden, wenn das Spiel einzuschlafen droht – was an diesem Tag zum Glück auch gemacht wurde. Nur um mal jenen den Wind gleich aus den Segeln zu nehmen, die was gegen Gesänge haben…

Es braucht schließlich Lärm von den Rängen, damit das Spiel nicht nur auf dem Rasen lebt, sondern eben dort auch von den Rängen aus belebt wird.

So wirklich war die erste Halbzeit zwar nicht, doch entwickelte sich dann ja in Halbzeit zwei noch ein ansehnliches Spiel. Wie so oft in dieser Spielzeit am Millerntor. Die Mannschaft hat sich wohl auch noch nicht so wirklich auf die frühere Anstoßzeit umstellen können… 😉

Geteilte Meinungen gibt es auch zu diesem Supportmaterial – den Papierrollen, welches aufs Spielfeld geworfen werden. Manche halten dies für unnötige Behinderung des Spieles an sich, mich persönlich stört derartiges jedenfalls dann überhaupt nicht, wenn das Spiel noch gar nicht angepfiffen wurde.

Es ist ein schön anzusehendes Wirken, dem man die Richtung ansieht – von den Rängen eben auf das Spielfeld. Verglichen mit diesem visuellen Supportzeichen ist mir die kurze Behinderung des Anpfiffes durch das erforderliche Beseitigen doch vollkommen unwichtig.

Da gibt es doch wahrlich gewichtigere Gründe, um gegen etwas zu protestieren als so ein paar Rollen Klopapier. QED.

Mir ist ein Protest gegen wirkliche Mißstände jedenfalls weitaus wichtiger als das Lamentieren darum, wie ein uriger Support auszusehen hat. Da gibt es doch viele Möglichkeiten – let’s go!

Gehen soll auch Jemand – und zwar der Schreiber sowie alle, die in Hamburg für diese rechtspopulistische Politik der letzten Jahre stehen. Dagegen gilt es aufzustehen und zu demonstrieren – weswegen für mich auch die Teilnahme an dieser Demo wichtig war.

Einfach nur akzeptieren und hinnehmen, was andere einen als notwendig zu verkaufen versuchen – das muß ja nicht sein. Zeichen dagegen bzw. für eine positive Veränderung setzen hingegen schon.

Eine sehr wichtige Gelegenheit dazu kommt in knapp zwei Wochen – am 22.11. zur JHV. ALLE HIN DA! http://kleinertod.wordpress.com/2011/10/22/hingabe-ein-bring-back-sankt-pauli-album-von-implosion/

Auf dieser JHV werden viele wichtigen Dinge entschieden – und damit die eigene Stimme auch wirklich Gehör findet, muß man dabei sein. Bring Back Sankt Pauli – durch Hingehen und Mitabstimmen!

Und von einem einfachen Anschließen an diesen weiteren Genesungswunsch einmal abgesehen, es wurde an diesem Tag ja auch gespielt. Zum Ende der ersten Halbzeit fiel mal wieder überraschend ein Tor für die Gästemannschaft. Fürth führte bei uns mit 0-1. Was ja auch erstmal verdaut werden mußte…

Zeit auch wieder für ein paar deutliche und schön aufgemachte Ansagen. Auch dafür sollte eine Halbzeitpause da sein. Wir sind zum Glück am Millerntor, hier ist es so.

Diese Tapete hingegen habe ich nicht wirklich einfangen können, da wir immer irgendeine Fahne davor. Schade eigentlich.

Das war bei dieser Aussage zum Glück anders – ein weiterer Aufruf zur Demo nach dem Spiel. Dazu hatte ich ja wirklich schon einiges geschrieben…

Nicht zu jeder Tapete werde ich hier aber Worte finden… 😉

Weiter ging es dann mit der zweiten, weitaus besseren Hälfte. Folgerichtig fiel dann auf unseren Druck hin der 1-1 Ausgleich und der Jubel sowie der neu erwachte Glaube an einen Erfolg an diesem Tag war auf einmal groß und wuchs von Minute zu Minute.

Als dann sogar das 2-1 fiel durch den ersten Liga-Pflichtspieltreffer von Saglik, da war die Freude natürlich riesengroß.

Auch von den Rängen war der Alarm immer größer geworden. Als dann auch noch die Gelb-Rote Karte dazukam gegen einer der Fürther, da war die Hoffnung auf einen Dreier nahezu übermächtig geworden. Aber, leider und als Kompliment an die Gäste, die einfach nicht aufgaben, das sollte ja noch nicht alles gewesen sein.

Schon wieder am Ende einer Halbzeit ein Treffer aus dem Nichts gegen uns. Und zum Glück wurde danach auch bald abgepfiffen, denn wer weiß, ob das Spiel sonst nicht noch weiter zu unseren Ungunsten gekippt wäre. Möglich war an diesem Tag irgendwie alles, es sollte daher nicht zu Unrecht zur Punkteteilung kommen. Was ersteinmal verdaut werden mußte.

So ein später Gegentreffer ist natürlich immer wie ein Tiefschlag und so waren erstmal alle ein wenig gedrückt.

Trotzdem, die Mission Dranbleiben-da-oben ist nach wie vor nicht gescheitert. Dafür hat der eine Punkt jedenfalls ausgereicht. Und lautstark wurde auch schon der nächste Auswärtssieg gefordert. Denn dann geht es wirklich um eine Menge. Das mit der Meisterschaft ist ja nicht so ernst zu nehmen wie das mit dem Abschießen von Hansa Rostock – DAS wollen wir sehen!

Das Auswärtsspiel in Rostock hätten wir natürlich lieber mit einer anderen Tabellensituation angegangen, aber nun galt es das auch erstmal wegzustecken. Ein Mißerfolg ist so ein Punkt gegen eine Mannschaft aus dem Top-Drei nun auch nicht. Und vor dem Millerntor zeigte sich auch schon, daß ja noch etwas anderes auf einen warten sollte.

Das politische Schicksal von Schreiber ist für mich so oder so ein wichtigeres Thema als ein Erfolg gegen Fürth – die Punkte sind nun eh weg. Müssen wir halt woanders unsere Punkte sammeln. Und woanders hin würde ich mir den Schreiber auch wünschen, der paßt einfach nicht in das Hamburg, das ich will.

Auf dem Weg zur Domschänke sah man jedenfalls schon all die Bauwagen aufgereiht, die mit auf der Zomia-bleibt-Demo mitfahren sollten.

Doch bevor wir uns der Demo anschließen sollten, ging es erstmal zum Auftanken weiter.

Nicht nur ein Wagen braucht schließlich Kraftstoff… 😉

Der eine oder andere Wagen kam mir schon von der Anti-Schreiber Demo wegen der Zaungeschichte bekannt vor.

Thematisch ist es ja das Gleiche – Vertreibung von Randgruppen aus dem öffentlichen Raum. Und so viele sind es wirklich nicht, als daß darunter unser Stadtstaat zusammenbrechen würde…

In beiden Fällen geht es um Orte, an denen die Vertreibung stattfinden soll(te), an denen keine anderen Menschen wirklich gestört wurden. Hier geht es vielmehr ums Prinzip – Schreiber und co. wollen die „saubere“, also von Randgruppen gesäuberte Stadt, andere eine lebendige Stadt mit mehr als nur langweilige Schreibergärten…

Vieles von dieser Demo sollte später leider in der unerträglichen „Begleitung“ durch die Polizei untergehen, die die Teilnehmer die ganze Zeit einzukesseln versuchte und von der Bevölkerung dadurch fernhielt. Eine Demonstration gegen die Stadt soll gefälligst niemand mitbekommen. Sehr demokratische Einstellung…

Zu diesem Plakat folgender link: http://hbq.blogsport.de/2011/06/19/presseerklaerung-freunde-des-bauwagenwohnens-e-v-zum-geplanten-hebebrandquartier/ – was dies konkret mit Zomia zu tun hat, erschließt sich mir allerdings ohne weiteres nicht.

Nur eines wir deutlich – es fehlt in Hamburg an politischen Konzepten nicht nur an einer Stelle.

Der letzte Wagen in der Protestreihe ist dann auch mein Lieblingswagen gewesen. Ein alter Wasserwerfer, vermutlich, jedenfalls konnte man ihn fast für einen Polizeiwagen halten. Aber auch nur fast, insbesondere beim näheren Betrachten… 😉

Ein amüsanter Anblick, fürwahr. ^^

Aber bevor wir uns diesem Zug, natürlich nicht dem Team Green, anschlossen, ging es erstmal kurz zur Domschänke.

So war zumindest ein kurzes Nachspieltreffen möglich mit all denjenigen, die nicht zur Demo wollten.

Kurz noch auf dem Dom gestärkt – so langsam mußte auch mal etwas feste Nahrung, aber nicht nur die, zu sich genommen werden – liefen wir dann zur Demo. Bzw. erstmal hinterher, denn die liefen schon ohne uns los. Man sollte Demos nach einem Spiel eine kurze Weile geben, damit sich alle nochmals kurz finden können, nebenbei bemerkt… 😉 Aber wir schafften ja den Anschluß an den Demozug.

Auf dem Weg an den Polizeiwagen hinter der Demo kamen wir dabei an jenem Gefährt vorbei, welches dieses nicht sonderlich vertrauenserweckende Schild mit sich führte… Ob nun jene Beamten bei den späteren Krawallen mitwirkten, das weiß ich zwar nicht, die Polizei hatte aber offensichtlich nicht vor, die Demonstration wie angekündigt laufen zu lassen.

Vor dem Gänsemarkt ließ die Polizeiführung die Demonstartion dann Halt machen. Angeblich ging es darum, den Autoverkehr in der Innenstadt erstmal wegfließen zu lassen, doch schon bald wurde deutlich, daß dies wohl nur vorgeschoben war – die Polizei hatte offensichtlich kein Interesse daran, die Demo weiterlaufen zu lassen. Obwohl gerichtlich durchgesetzt, wurde kurzerhand einfach die Marschroute geändert. Es sollte niemand die Demo mitkriegen müssen. Sehr demokratische Vorstellung…

Die Polizei versuchte sodann, die Demonstranten zurück von der genehmigten Route zu drängen – und zwar in kleinen Grüppchen, während der Rest eingekesselt war und sich zumindest im vorderen Teil nicht bewegen konnte. Die Wasserwerfer waren in der Zwischenzeit schon in den Seitenstraßen in Position gebracht worden. Das nennt man wohl Eskalationstaktik.

Und natürlich ging diese auch auf. Es kam zu Rangeleien, Flaschenwürfen und Böllerexplosionen. Angesichts der Unmöglichkeit, die Demo fortzuführen, wurde diese dann auch aufgelöst. Von mir aus war nicht sofort ersichtlich, daß dies eine Entscheidung der Anmelder selber war. Aber dabei wollte ich unter diesen Bedingungen eh nicht mehr sein. Hier erfährt man, was passiert war: http://de.indymedia.org/2011/11/319382.shtml

Aus den Tageszeitungen erfährt man nur die Version der Polizei, die angeblich zur Absicherung von Recht und Ordnung die bösen Demonstranten aufhalten mußte, nachdem diese gewalttätig geworden sind. Nur in der taz erfährt man, daß das Innenstadtverbot eine Umgehung des Demonstationsrechtes durch die Polizei war – http://www.taz.de/Innenstadt-Verbot-fuer-Demo/!81363/.

Diese Vorgehensweise ist nicht hinnehmbar und wird wieder die Gerichte beschäftigen. Siehe auch http://www.taz.de/Kommentar-Demoaufloesung/!81346/ Uns zog es jedenfalls weg von jeglicher Auseinandersetzung in eine ruhige Seitenstraße. Keine Lust auf direkte Auseinandersetzung mit dem Team Green.

In einem netten Café konnten wir bei einem entspannten Bier das Geschehen in der Nähe verfolgen und wir verließen dann nach einer Weile auch diesen Platz, bevor sich das alles in unsere Richtung noch verlagern konnte. Nicht jede_r hatte so viel Glück wie wir – einen lesenswerten Erlebnisbericht gibt es hier: http://www.konbon.de/politik/meine-erlebnisse-auf-der-zomia-demo-vom-5-11/.

Wie schon bei der Demo gegen den Zaun hatte Schreiber ein Polizeiaufgebot aufgefahren, welches dem der Demonstranten in etwa entsprach. Daß die Polizei dann auch noch vermeldet, sie sei von der großen Teilnehmerzahl überrascht gewesen, läßt befürchten, daß in Hamburg kritische Demos nur noch mit einem die Teilnehmerzahl übersteigenden Polizeiaufgebot durchgeführt werden sollen – und zwar so abgeschirmt, daß niemand die Demo sehen kann. Fehlen nur noch hohe Barikaden rund um die Demonstrierenden… Nun, mehr Bilder von der Demo findet man auch noch hier: http://basch.blogsport.de/2011/11/06/bilder-von-der-zomia-bleibt-demo/

Dieses Theater wollten auch wir nicht länger mitmachen und zogen davon. Wir ließen die Nacht lieber anders ausklingen als auf die Weise, die offensichtlich von der Polizei gewünscht war. Ohne uns.

Richtig heiß her gehen sollte es viel lieber beim nächsten Auswärtsspiel in Rostock – aber bitte friedlich!