Den frohgelaunten Zuruf auf dem Diffidati-Marsch, daß mir dieser Blogbeitrag doch ganz schnell und leicht aus den Fingern flutschen könnte, wußte ich schon zu diesem Zeitpunkt korrekt zu beantworten – denn nach all den Themen der letzten Zeit rund um den FCSP, zusammen mit der JHV Vor- und Nachbereitung sowie eben der Englischen Woche – da würde ich schon ein wenig brauchen, bis ich auch über diesen wunderschönen Tag, der weitaus mehr als nur ein 1:0 Heimsieg war, würde schreiben können. So wirklich lange habe ich mir jetzt zwar keine Auszeit genommen, aber dies dürfte der Blogbeitrag zum Spiel sein, der als letztes herauskommt. Relevant ist aber eh etwas ganz anderes – denn das Gefühl, welches durch diese drei letzten Spiele von der Mannschaft an die Fans zurückgegeben wurde, das war etwas ganz Besonderes – kein seelenloses Erfolgsgekicke, sondern pures Herzblut wurde dargeboten, was sich wie ein Revival fast vergessener Mythen anfühlte. Nicht immer, aber eben auch mit gutem Ende. Und den Höhepunkt lieferten sie standesgemäß zum Abschluß der Englischen Woche daheim am Millerntor ab.
Weil ich am Sonntag in einem neu eröffneten Billigbäcker an der Wandsbeker Chaussee gefrühstückt habe und wir danach ja bekanntlich daheim gewonnen hatten, habe ich mir gedacht, daß es nicht schaden kann, derartiges zu wiederholen. Und so nahm ich an gleicher Stelle das exakt gleiche Frühstück ein, bevor ich zum gemeinsamen Vorspieltreffpunkt der Bezugsgruppe fuhr. Im Gepäck erneut einen leckeren Miniatur-Scotch, der bei der Temperatur weitaus besser wärmt als ein Bier. Diesmal war es ein Bruichladdich Laddie Classic und damit ein schmackhaftes Tröpfchen, was bei gerade mal 5 cl, die zudem auch nicht ganz allein genossen wurden, auch nur für die gewünschte Wärmewirkung sorgen sollte. Weitaus wacher als vor sechs Tagen und das obwohl die Uhrzeit sogar eine halbe Stunde früher war, konnte ich das Beisammensein, welches zuerst in einem absurd geordneten Kreis stattfand, dessen Formation ich alsbald stören mußte (viel zu organisiert für einen Desorganisierten), weitaus besser genießen.
Rund um den AFM Container wurden dann noch die neue BASCH, die in einer arg minimierten 20 Seiten Fassung aufgrund der sich auch bei mir bemerkbar gemachten Zeitumstände herauskam, sowie die mir bis dato noch unbekannte „In the Streets of Hamburg“ der St. Pauli Skinheads, welche mit 90 Seiten prall gefüllt war, und auch ein weiteres desorganisiertes Fanclubmitglied, welches das mit dem frühen Aufstehen nun doch nicht so gut gebacken bekam, eingesammelt.
Und schon ging es wieder hinein, nicht ohne einen Blick auf die Inschrift am Mosaik zu werfen, welche entgegen mancher Gerüchte immer noch da oben verblieben ist und auch nicht von dem Antrag zur Entfernung der Steine auf dem Vorplatz umfaßt war.
Glücklicherweise sitzen wir nicht wieder in diesem Bereich der Haupt, hier waren wir nur im Rahmen einer Begrüßungsrunde, aber den Anblick der aufgehängten Banner konnte ich mir diesmal einfach nicht entgehen lassen. Auf der Haupt ist es ja seit dem Anbringen des weiteren Werbebereichs steril bis zum Abwinken, hier kann sein kein Fanclub mehr zeigen, so viel Fansein ist dort nicht mehr erwünscht. Da hat der Kommerz über die Fans bereits gewonnen und an eine Besserung an diesem Punkt glaube ich nicht mehr. Da kann man erahnen, in welche Richtung die DFL und die von kommerziellen Interessen gelenkten Vereine den Fußball steuern werden, wenn die Fans das einfach so hinnehmen – zu einem seelenlosen, eintönigem Betongrau, das nur von bunter Werbung unterbrochen wird. Grausig. Es sind die Fans, die den Stadien das Leben geben.
Selbst bei Flutlicht (was aber nicht an einem Abendspiel, sondern einfach an der dunklen Jahreszeit lag…) und Dom sind Atmosphäre und Stimmung am Millerntor kein Selbstgänger – wenn den Fans zur eigenen Entfaltung kein Raum mehr eingeräumt wird, dann wird auch nichts zurückkommen. Bestrebungen seitens der Politik ist deswegen genauso entschieden entgegen zu treten wie schädigende Vorhaben der DFL bzw. des DFB oder auch des eigenen Vereins. Letzter ist zuletzt ja scheinbar doch noch wieder zusammen mit den Fans auf Kurs – siehe dazu auch die Ereignisse rund um die JHV – http://kleinertod.wordpress.com/2012/11/28/der-mob-und-die-geisterfahrer-eine-nachbetrachtung-zur-jhv-2012-des-fcsp-fcspjhv/.
Mit dem heutigen Gast war mal wieder einer der „großen Drei“ unser Gegner auf dem Platz. Nach Hertha und Braunschweig auswärts, was jeweils knapp und unglücklich verloren ging, war der letzte der drei auf den Aufstiegsrängen befindliche Verein an der Reihe – alles relativ eng beisammen im Spielplan, was auch in der Rückrunde uns vor äußerst extreme Herausforderungen stellen wird. Gegen die bis zu diesem Spiel als einzige noch unbesiegte Mannschaft aus dem Deutschen Profifußball daheim zu spielen war schon ein kleiner Vorteil, was in unserer Bilanz gegen die Pfälzer aber häufig auch nicht gereicht hatte, auswärts am letzten Spieltag wird es aber hoffentlich um Nichts mehr für uns gehen, denn da würde ich wahrlich nicht mit einem Punkt rechnen. Hatte allerdings an diesem Tag auch nicht mit einem Heimsieg gerechnet, sondern, ganz optimistisch, mit einem Unentschieden.
Gegen die vielfach beschriebenen fanfeindlichen Maßnahmen der DFL, die am 12.12. das Ende des Fußballs in Deutschland einläuten will, um der Politik bei ähnlichen Plänen im Wege des vorauseilenden Gehorsams zuvor zu kommen, wurde bereits viel geschrieben, auch in meinem Blog – siehe nur http://kleinertod.wordpress.com/2012/11/16/noch-sichereres-stadionerlebnis-betrachtung-der-uberarbeitung-des-dfl-arbeitspapiers/ zur überarbeiteten und immer noch untragbaren Fassung des Arbeitspapiers. Am letzten Spieltag startete überall in den ersten drei Ligen ein schweigender Protest in den ersten 12 Minuten und 12 Sekunden, der beeindruckenderweise auch von allen Tribünen in allen Stadien bislang mitgetragen wurde – so auch am letzten Spieltag, siehe http://kleinertod.wordpress.com/2012/11/29/1210-1212-1312-fcsp-ohne-gluck-in-braun-schweig/ – dort ist auch verlinkt, warum sich die Ultras und die Fanszene des FCSP am Schweigen beteiligen, ohne direkt den 12:12 Protest mitzutragen (gute Gründe, wohlgemerkt). Die Gäste aber waren direkt dabei, wie man an ihrem Banner sehen konnte.
Auch die Süd verwies auf das Schweigen, ohne sich direkt an dem organisierten Protest zu beteiligen – naja, ob das überall so verstanden wird, sei mal dahingestellt, aber daß alle Fans diese ersten Minuten in Stille ohne Support verbringen, das zeigt jetzt schon in den Medien Wirkung und es wird sich zeigen, ob die Botschaft auch bei der DFL ankommen wird. Ich habe da so meine Zweifel, denn für die dürfte das ja das reine Paradies gewesen sein, genau so wünschen die sich ja die Besucher einer Fußballspiels – zahlende, schweigende Konsumenten. Grausig. Unerträglich. Als würde man auf einer Schachveranstaltung zugucken.
Nur zum Einlaufen der Mannschaften kam noch etwas Stimmung auf, aber auch hier hielt sich die Mehrheit zurück. Von der Süd kam kurz zuvor noch das Diffidati Con Noi in Gedenken an die Verbannten der Kurve, die unter den Willkürstrafen – wobei die drei Jahre Stadionverbot auf bloßen Verdacht und ohne Grund angeblich ja keine Strafe sein sollen, sondern nur ein Lenkungsmittel der Polizei, um unerwünschte Personen, die als potentielle Störenfirede von dieser ausgemacht wurden, aus dem Verkehr zu ziehen, was das Ganze alles andere als besser macht – nach wie vor und noch sehr lange werden leiden müssen. Und auf der Nord war ein Bündel Luftballons zu sehen, von denen sich einer schon im Vorfeld einsam ablöste und in den dunklen Himmel davonzog – ein passendes Bild für den Support an diesem Tag, insgesamt gesehen.
Denn die anderen Ballons kamen später und das sah natürlich gleich weitaus beeindruckender aus. Okay, diese wurden bereits zum Einlaufen der Spieler losgelassen, während die Stimmung im Stadion bis auf das kurze Aufflackern kurz vor Anpfiff für die 12 Minuten und 12 Sekunden nicht zu vernehmen war, dann aber richtig losging. Aber es paßte ins Bild an diesem Tag. Erst wenig, dann alles auf einmal. Später.
Besonders beeidnruckend war die Atmosphäre diesmal jedenfalls nicht für die Gäste, was für die offensichtlich nicht von Nachteil war, so wie die später loslegen sollten. So ein Schweigeprotest nimmt der Heimmannschaft jedenfalls deutlich den Vorteil für die ersten Minuten, was sich auch anderswo bei der taktischen Einstellung der Mannschaften schon rumgesprochen haben soll. Schon seltsam, wie so etwas Wirkungen nach sich zieht, weil jeder nur an den eigenen Vorteil denkt. Was natürlich legitim in diesem Sinne ist, aber auch aufzeigt, was im Falle der Annahme des DFL Papiers zu befürchten ist – eine Benachteiligung der Vereine, die auf eine gewachsene und starke Fanszene zurückgreifen kann. Wer hingegen vor emotionslosen Stadien gewohnt ist zu spielen, der wird sich über diese Wirkung sicher freuen. Hoffenheim und co. dürften diese Wirkung sicherlich begrüßen – wobei, so wirklich kann DAS ja keiner wollen, oder?
Daß es dank der Anstoßzeit um 13 Uhr zu einem symbolträchtigen Schweigen bis um 13:12 Uhr kommen würde, wurde hier sicherlich positiv vermerkt, es paßte aber auch perfekt als Protest gegen den Sicherheitswahn. Beeindruckend leise verblieb es in der ersten Zeit im Stadion, auch auf der Haupt tat sich fast nichts, von vereinzelten, nicht zu unterdrückenden Reaktionen auf Grund der jeweiligen Spielsituation ausgenommen. Ausgerechnet von einer Loge kam ein an Fanthemen offensichtlich nicht Interessierter Rufer, der vergebens zu Wechselgesängen aufforderte und den das Zischen der Umgebung wohl nicht wirklich erreichte oder aber so kalt wie die Rechte der Fans selbst gelassen hatte. Und auch bei manch anderem Sitzer auf der Haupt habe ich keinen großen Unterschied ausmachen können zwischen dem Verhalten vor und nach den 12 Minuten und 12 Sekunden – nebenbei bemerkt. Doch die, die immer und alles geben, auch auf der Haupt, bei denen war der Unterschied sehr deutlich zu bemerken. Anderswo natürlich umso mehr.
Das ganze Stadion erwachte mit dem spannungsgeladenen Herunterzählen und dem befreienden Supportknall, der sich nach den 12:12 Protest entlud und das Spiel des FCSP entscheidend stärken sollte – zuvor spielte eigentlich nur der FCK, der dreimal gegen den Pfosten in dieser Zeit traf und seine stärkste Phase der Partie in diesen Anfangsminuten hatte. Doch kaum stimmten alle ein und schrien die Mannschaften nach vorne, spielte der FCSP auch wieder so, wie man sich das erhofft hatte. Wenngleich es noch etwas dauern sollte, bis auch wir zu ernsthaften Chancen kommen sollten, die erste Halbzeit gehörte auch so nach wie vor den Gästen. Ganz anders auf den Rängen, das war ein toller und lauter Support.
Für mich hat ja seit dem Umzug der Sitzer von der Gegengeraden die Stimmung auf der Haupt stark nachgelassen – viele von denen, die den Verein mit aller Kraft von dort aus unterstützt haben, haben ja keine Dauerkarte und fehlen deutlich im Gesamtbild. Keine Ahnung, ob es auf der Nord im Sitzbereich ähnlich ist, aber ein Grund mehr, sich auf die Fertigstellung der Gegengeraden zu freuen. In der Winterpause könnte es da ja zu dem entscheidenden Baufortschritt kommen – womit das nächste Heimspiel womöglich das letzte in der aktuellen Zusammensetzung sein wird. Doch die dann einsetzende Neuzusammefindungsphase wird ja auch noch eine Weile dauern, so richtig laut sehe ich es erst zum Ende der Saison werden. Aber an dem Samstag hat mir die Lautstärke im Stadion überall gefallen. Das war mal wieder was.
Glücklich, daß es mit dem 0-0 in die Halbzeitpause ging, waren viele, denn geraden nach den ersten Minuten sah es nicht danach aus, daß es so bleiben würde. Doch der von mir erwünschte Punkt war zu diesem Zeitpunkt ja noch in greifbarer Nähe, so daß ich mit diesem Teil auch zufrieden war. Das Auftreten der Mannschaft war mit dem Einsetzen der Stimmung auch wieder ausgezeichnet und insbesondere die Leistung von Kalla machte mir Hoffnung. Da war noch Luft nach oben, aber es machte Laune. Wie auch dieser Gruß der Gorillaz an den www.electromob.de, auch wenn der Name der Tapetenschreiber etwas verdeckt wurde.
Die Laune verhagelte allen aber der uneträgliche „Adventsgruß“ der FCSP Vermarktung an die Fans. So sehen die uns also – FCSPler grätschen brutal den Weihnachtsmann um und machen sich zusammengerottet über den verletzt am Boden liegenden alten Mann lustig. Ja, haben die denn total einen Schuß weg? Wir waren alle fassungslos über so ein mieses Machwerk. Großartige Sicht auf die FCSP Fanszene, wirklich. Grottenteil.
Ein Abschiedsgruß wurde auf der Süd gezeigt, was ebenfalls keine guten Dinge erahnen läßt. Was auch immer dahinter stehen mag.
In der Halbzeitpause war es rund um den H4 Bereich, den für diese Spiele umgewidmeten Business-Bereich mit teuren Einzelkarten, auf den wir nur Karten bekommen haben, erneut recht voll, der als VIP-Bereich genutzte Teil der BS war hingegen rasch geleert, weil alle ans Buffet wollten. Doch zum Ende der Halbzeit schienen von mir aus betrachtet weitaus mehr nach draußen zu strömen als beim letzten Heimspiel. Ob es an dem Essen oder an einer besseren Kommunikation da drinnen lag, weiß ich zwar nicht – aber wer sich so wenig für das Spiel interessiert, daß der Sitz während des Spiels leer bleibt – von natürlichen Beweggründen mal abgesehen – braucht auch gar nicht zu kommen.
Wir brauchen keinen Tod durch Kommerz, sondern Freiräume, die von Menschen selbst gefüllt werden können. Am Millerntor und anderswo. So auch dieser Gruß von der Süd in Richtung http://hak.blogsport.de/2012/12/02/350-menschen-fuer-neues-alternativ-zentrum/.
Um die eigenen Freiheiten und Freiräume muß man heutzutage kämpfen – den Versuchen, bis in den kleinsten Winkel neue Märkte zu erschließen und an den Meistzahlenden oder sonstwie wirtschaftlich Verbündeten zu übertragen, muß entschieden entgegengetreten werden. Am Millerntor und anderswo. Ein weiteres Beispiel ist hier der Hamburger Hauptbahnhof, wo öffentlicher Raum an die Bahn in der Form übertragen wurde, daß diese das Hausrecht für zehn Jahre erhalten hat und die Stadt die Kosten übernimmt – zur von der Politik und der Bahn gewünschten Vertreibung der Randgruppen, die auf öffentlichem Grund nach öffentlichen Maßstäben nicht hätten vertrieben werden können. Über diesen Trick zulasten der Schwächsten der Gesellschaft ist ein Vorgehen gegen diese jetzt aber möglich – und das wird auch schon genutzt, so werden als Randgruppen erkennbare, weil sie rumstehen, Essen oder Alkohol konsumieren, vertrieben, während andere, denen man ein wirtschaftlich besser Gestelltsein ansehen kann, gleichzeitig unbehelligt belassen werden beim Herumstehen, Essen oder auch Alkohol konsumieren. Randgruppenvertreibung auf SPD-Art. Zum Kotzen. Siehe dazu http://www.hinzundkunzt.de/schone-neue-welt-am-hauptbahnhof/.
Ein Angriff auf Randgruppen, wie über einen HIV-Zangstest, wie er zuletzt anderswo befürchtet wurde, steht uns zwar nicht bevor – siehe dazu http://www.queer.de/detail.php?article_id=17984 – doch Ideen wie erweiterte Möglichkeiten für die Polizei, um Demonstrationen zu behindern, siehe http://winfuture.de/news,73312.html, könnten auch von der Hamburger SPD stammen und sind überall abzulehnen. Es ist nicht allein das DFL Arbeitspapier, das unser Leben beeinträchtigt – die Richtung der aktuellen Sicherheitspolitik ist keine Gute für die Demokratie. Überall Einschränkungen der Rechte für die Bürger und eine Ausdehnung der Rechte der Sicherheitskräfte. Eine sehr bedenkliche Entwicklung.
GEGEN-Gerade braucht es heutzutage so gesehen immer mehr. Da paßt es ja gut, daß diese Tribüne immer mehr zu neuem Leben erwacht. Doch es gibt nach wie vor viel zu tun und sinnvolle Möglichkeiten, sich als Fan dabei zu beteiligen: Fanräume http://www.fanraeume.de/cms/index.php?option=com_content&view=article&id=120 sowie das 1910 Museum http://www.1910-museum.de/uploads/media/Mitgliedsantrag.pdf bieten Fördermitgliedschaften an. Mitmachen lohnt. Für alle.
Und auch hier lohnt ein Dabei-sein. Auch wenn ich es leider zeitlich nicht schaffen werde. Doch auch das ist ein äußerst wichtiges Anliegen. Kein Mensch ist illegal! https://linksunten.indymedia.org/de/node/72729.
Wir wünschen uns schließlich alle eine tolle Zeit. Für alle.
Toll wurde es in der zweiten Halbzeit im besonderen Maße. Es war schon vor dem Wiederanpfiff sichtbar, daß die Mannschaft nur so darauf brannte, am heutigen Tag etwas zu reißen. Auf die Gäste mußte noch gewartet werden, die kamen so spät aus der Kabine wie sie in der ganzen zweiten Halbzeit irgendwie nicht mehr wirklich auf dem Platz zu stehen schienen – da spielte vor allem der FCSP. Und wie!
Jetzt nicht spielerisch überragend, aber vom Einsatz her. Und mit Willen. Der Wille, den Favoriten zum Stolpern zu bringen, der war sicht- und spürbar. Und sowas macht einfach Laune. DAS ist St. Pauli, wie wir es kennen und lieben.
Bierbecherwürfe kennen wir hier ja leider auch und lieben tun wir die wahrlich nicht. Von den Gästen ausgehend, was dann kein großes Medienecho auslöste, sondern einfach schnell vergessen wurde, ja überhaupt nicht beachtet. Anders wäre es sicher bei uns gewesen, wie das mit den Medien immer so ist. Gleiche Kerbe, Riesenfaß. Egal jetzt.
Und dann passierte es wirklich – wir hatten eine erste Torchance, die auf das Tor ging! Naja, eigentlich zuerst auch nur auf den Pfosten, und das direkt vor dem freien Tor stehend – aber Ginzek machte es „besser“ als Kalla und setzte den Nachschuß ins Tor. So wurde ein toller Spielzug mit dem Tor des Tages gekrönt und das Millerntor flippte natürlich aus. Und das Spiel war endgültig gedreht, denn es spielte eigentlich nur noch der FCSP. Die BoysInBrown stürmten auf das zweite Tor, das nicht fallen sollte – und die Gäste waren schon nach einer Stunde besiegt, da kam einfach nichts mehr. Aber auf den Rängen ging es ab. Überall. Und wie!
Sehr schön verhielten sich die mitgereisten Gästefeans, ganz ohne Schmähgesang, in Richtung DFL natürlich schon, aber nicht gegen die andere Mannschaft, was natürlich positiv vermerkt wurde. Ebenso ihr Verhalten nach dem Abpfiff – ein YNWA Absingen nach einer Niederlage ist immer eine tolle Geste. Kompliment.
Die letzten Minuten vor dem Abpfiff war das ganze Stadion irgendwie ein einziger Stehplatz, zumindest rund um uns auf der Haupt war keiner mehr auf den Sitzen verblieben. Auch die Nachspielzeit von 120 Minuten… Entschuldigung, wie bitte? Ja, tatsächlich einhundertundzwanzig Minuten hatte der Stadionsprecher angesagt, das wäre wohl rekordverdächtig gewesen, aber es waren natürlich nur 120 Sekunden. Egal. Auch die Zeit wurde ohne Sorge überstanden, dazu war die Mannschaft da unten viel zu stark heute. Großartig!
Sechs Punkte aus der Englischen Woche mitzunehmen, das ist einfach großartig. Fast wäre es noch einer mehr gewesen, aber egal. Bei zwei Spielen gegen Mannschaften von den Aufstiegsplätzen am Ende der Hinrunde ist so eine Ausbeute aller Ehren wert. Noch wertvoller ist aber die Art und Weise des Auftretens. Da ist Leben drin, Herz, das belebt die braun-weiße Seele!
Beifall für diese Leistung – nicht nur an diesem Tag, in der ganzen Woche!
Schon jetzt haben wir die 20 Punkte Marke, die zur Winterpause angepeilt wurde, um einen Punkt überschritten und können das in den verbleibenden zwei Spielen sogar noch ausbauen. Frontzeck hat sich als der Glücksgriff herausgestellt, den viele so nicht sehen wollten. Immer wieder schön zu sehen, mit was für einem Einsatz und auch mit was für einer guten taktischen Ausrichtung die Mannschaft jetzt agiert, auch immer wieder gut in der Halbzeit auf das bisherige Spiel vom Trainer neu angepaßt. Das macht in jeder Hinsicht Mut.
Ob es mehr als ein Mittelfeldplatz am Ende sein wird oder nicht, das ist mir echt egal. Ich will nicht absteigen und die Liga gefällt mir. Top 25 oder sonstwas, egal. Sankt Pauli, das zählt!
Und nach einer tollen Leistung etwas Zählbares mitzunehmen, das ist ja auch ungemein schön. Berauscht von diesem Spiel ging es nach der Verabschiedung der Mannschaft nach draußen. Es dunkelte weiter, trotz der frühen Stunde.
Vor der Domschänke war wieder ein Haufen Polizei zu sehen, aber die hielten sich an diesem Tag deutlicher zurück als die beiden male davor. War ja auch affig und war selbst dieser Auftritt an diesem Tag.
Aber dafür gab es einen neuen Anblick – nach dem Spiel lief die Mannschaft auf der anderen Straßenseite aus. Konnte ich leider nicht einfangen, da war dieser dämliche Lkw mit Vorstadtzeichen hinten drauf vor meiner Linse. Was ja auch ein seltsamer Anblick war, auf dem Bild ist er immer noch zu erkennen.
Neben der auslaufenden Mannschaft ist nur die Bezugsgruppe ist nicht auf dem Bild, sonst ist ja alles kompakt zu sehen. ^^
Nach ein paar schönen Momenten, die wieder einmal viel zu kurz waren, ging es für uns auch schon weiter zum Diffidati-Marsch. Ich würde es ja begrüßen, wenn der sich ein wenig mehr Zeit lassen würde, denn in dieser Saison kommt die Zeit vor der Domschänke mit der Bezugsgruppe doch echt viel zu kurz. Noch ein Grund mehr, diese dämlichen Stadionverbote schnellstmöglich aufzuheben! 😉
Nein, im Ernst, es muß unerträglich für die Betroffenen sein. Ich kann und mag mir so eine Katastrophe gar nicht vorstellen. Brutaler kann man einen Fan nicht bestrafen. Und es ist ja angeblich keine „Strafe“. Von wegen!
Es gibt, wie gesagt, verdammt gute Gründe für diesen Diffidati-Marsch nach dem Spiel. Und auch, daß DSP mit von der Partie ist. Das betrifft uns nämlich alle und kann jede_n von uns jederzeit willkürlich treffen. Ein Ermittlungsverfahren ohne jeden Anlaß reicht ja bereits aus, mehr gehört nicht dazu.
Pyrotechnik kam an diesem Tag besonders oft zum Einsatz, aber es war alles friedlich und harmlos. Auch Team Green blieb außer Sichtweise und störte nicht, sie haben doch tatsächlich ein wenig dazugelernt.
Lautstark, nur ein wenig zu schnell, ging es an diesem Tag zum Fanladen. Zusammen mit den von den Stadionverboten belegten „Verbannten“.
Und mit etlichen gesungenen Grüßen in Richtung Vorstadt. Immer noch DIE Lachnummer.
Am Fanladen angelangt versorgten wir uns mit dem Tagesangebot und beließen es bei dem einen Bier.
Da war der Dom ja auch noch da, den wir anschließend für etwas härtere Getränke aufsuchten. Und für ein paar gebrannte Mandeln. So schnell heim wollte man nach dem tollen Heimsieg ja auch noch nicht…
Aber es stand ja noch etwas an dem Tag auf dem Programm: die Eröffnung eines neuen Cafés in Hamburg Harburg. Im „Komm Du“ wird Kultur zusammen mit gutem Kaffee und anderen Dingen gereicht. www.komm-du.de/ Schon im Vorfeld war uns klar, daß wir da hin wollten.
Die Eröffnung verlief so angenehm wie erwartet und macht neugierig auf weitere Besuche.
Spannend dürfte werden, was dort noch alles in Zukunft stattfinden wird.
Wer in Harburg wohnt oder dort mal vorbeikommt: schaut ruhig mal hinein, das Café liegt direkt neben dem Amtsgericht in der Buxtehuder Straße 13.
Der Cappuccino dort ist so oder so einen Besuch wert – und wer meine Kaffeesucht kennt, weiß diese Empfehlung sicherlich richtig einzuschätzen.
Alles in allem ging so ein rundum gelungener Tag auf schöne Art und Weise zuende. Die Krönung der Englischen Woche.
Mehr zum Spiel gibt es hier: http://ostblocksanktpauli.wordpress.com/2012/12/02/ostblog-fcsp-fck/, http://gastspiel.wordpress.com/2012/12/01/hort-ihr-unsre-kurve-schweigen/, http://blog.uebersteiger.de/2012/12/03/17-spieltag-h-1-fc-kaiserslautern/, http://metalust.wordpress.com/2012/12/02/drunken-sailor-in-ekstase/, http://dingediedasind.blogsport.de/2012/12/03/tweetgesammle/, http://www.stefangroenveld.de/2012/12-doppelpunkt-12/, http://moeliw.tumblr.com/post/37104149793/ein-paar-taschentucher-fur-die-region, https://pathos93.wordpress.com/2012/12/03/wichtig-fur-die-region/ sowie http://beebleblox.blogspot.de/2012/12/saumagen-wird-unterschatzt-fcsp.html. Und auch aus Gästesicht gibt es was: http://www.der-betze-brennt.de/artikel/1976-spielbericht-aergerlich-aber-doch-irgendwie-verdient.php.
Und schon am nächsten Wochenende spielen wir wieder daheim. Das dritte Wochenende in Folge… Na, ich weiß jetzt schon, was und wo ich frühstücken werde. ^^ Bis dann!
P.S.: Der Verein gibt Neues zu den Dauerkarten nach dem Gegengeraden-Neubau sowie zu Restsaisonkarten bekannt: http://www.fcstpauli.com/karten/neubau – unbedingt beachten!