Und schießen Rostock ab! Und schießen Rostock ab! Vom #FCSP Heimsieg gegen HRO

Und schießen Rostock ab! Ja, die Platte hat einen Sprung. Aber was für eine Schönheit! Siege gegen Vereine mit einem aus guten Gründen verhaßten Anhang sind schon immer etwas Besonderes. Auch wenn wir gerade in der Vergangenheit hier allzu oft vieles haben liegen lassen, was niemals einfach zu verkraften war. Gehört aber auch dazu. Wie eben auch die Erfolge gegen solche Klubs, von denen es keinen gibt, der hier perfekter in diese Kategorie passen könnte. Was halt eine längere Geschichte hat.

Sicherlich hat sich die Fanszene in Rostock im Vergleich zu den 90ern erheblich verbessert – ob so etwas wie „Deutsche, wehrt euch, geht nicht zu St. Pauli“ heutzutage noch im Stadion vorkommen würde, ist allerdings schwer zu beurteilen, denn bei den letzten beiden Spielen gegeneinander gab es keine Rostocker Fans vor Ort und bei dem davor fiel der Nazi-Spruch halt. Aber die waren sicher vorher noch nie da und so weiter. Rostock halt. Und wenn das Fernbleiben diesmal nichts anderes als ein verschwurbeltes Eigentor ist, dann gibt es halt noch nicht einmal eine Prise Mitleid, sondern einfach nur die volle Gönnung für diesen eindeutigen Heimsieg.

Der Gang ans Millerntor erfolgte trotzdem nicht ohne eine gewisse Vorsicht, schließlich hatten sich mehrere dutzend Rostocker nach Hamburg aufgemacht und versuchten, auf diversen Wegen Richtung Stadion zu gelangen. Eine Gruppe wurde erst recht kurz davor im Viertel aufgehalten, die meisten fing Team Sicherheit schon viel früher ab und schickte diese nach Hause. Aber da es auch diverse Fans von denen gibt, die im Laufe der Jahre nach Hamburg gezogen sind und von hier aus agieren konnten, war halt eine spezielle Vorsicht zu beachten. Aber es ging ohne Probleme hin und auch wieder zurück, zumindest von allen, von denen ich das mitbekommen habe.

Ins Stadion hinein ging es nicht ganz so problemlos, die Polizei hatte den direkten U3 Zugang St. Pauli abgesperrt, so daß alle Richtung Reeperbahn, wo zumindest später auch diverse Rostocker unterwegs waren, gehen mußten. Was auch immer das mit einer erhöhten Sicherheit zu tun gehabt haben mag, hat sich mir zwar nicht erschlossen, aber was auch immer. Daß der Dombereich größtenteils schon abgesperrt war und zudem auch mehrere Zugänge zumindest bei der Gegengeraden wieder geschlossen waren (kam mir zumindest nach kurzem Angucken der Lage so vor, mehr Zeit wollte ich bei den sich rasch verlängernden Schlangen nicht dafür aufwenden), machte den Zugang weiterhin beschwerlich. Da fällt es auch nicht ins Gewicht, daß diesmal diverse Mails mit den Zugangsinformationen gar nicht ankamen – bei mir auch nicht – aber dank der Weitergabe der mails durch Dritte hatte ich die Infos auch so gekommen, die sich eh kaum von denen davor unterschieden. Was angesichts des deutlich erhöhten Fanaufkommens ja hätte sein können, wodurch die Schlangen sich nocheinmal erhöht hatten. Hier sollte definitiv zum nächsten Heimspiel, wo ja alle Dauer- und Saisonkarten wieder gelten sollten und mit einem noch größeren Andrang zu rechnen sein dürfte, nachgebessert werden. Beispielsweise durch ein Entzerren der Kontrolle der 2G Regeln weit vors Stadion und der Ausgabe spezieller Papierarmbänder, wie es von anderen Stadien berichtet wurde. Und eben der Öffnung weiterer Zugänge, so es denn machbar ist.

Im Gästeblock gab es zwar auch einiges an Blau zu erkennen, aber dies waren die Farben von diversen Jugendgruppen, die vom Verein anstelle der nicht in Anspruch genommenen Gästetickets an Jugendmannschaften vergeben wurden. Ein paar vereinzelte Rostocker hatten sich über Umwege tatsächlich auch Karten besorgt, wie an einem größeren Aufmarsch an Ordnern im Gästeblock, die zwei bis drei Gestalten nach draußen begleiteten, zu erkennen war. Hier handelte es sich den Informationen nach um welche mit offen getragenen Gästefanutensilien, was in einem als Heimbereich für dieses Spiel ausgewiesenen Block halt nicht möglich war. Nach dem Ablegen haben die Personen das Spiel dann wohl doch verfolgen können, gehört hat mensch sie jedenfalls nicht. Es wäre sicherlich noch schöner mit lautstarkem Gästeanhang geworden, aber wer vor lauter Schwurbelkram im Kopf vor 2G in Panik verfällt, zumindest am Millerntor, in anderen Stadien wird das ja von Rostocker Seite akzeptiert, also alles nur absurdes Herumgeopfere, da fällt mir halt auch nichts anderes zu ein, als diese unfreiwillige Komödie nur mit Kopfschütteln zu begegnen. Sich vor dem Spiel selbst aus diesem herauszunehmen, das ist schon eine Leistung. Nun, deren Problem.

Keine große Überraschung bei den Aufstellungen. Weder bei den Gästen, wo unser ehemalige Spieler Verhoek recht ordentlich die letzten Spiele auftrumpfte (der für eine Tätlichkeit früh vom Platz gestellt gehörte, aber mit unverschämt viel Glück nur Gelb sah – keine Sympathie für den), noch auf unserer Seite. Dittgen kam für Buchtmann in die Startelf, was bei mir zumindest die erneute Verwechslung der Namen Buchtstaller und Burgmann, äh, also in der Art, erschweren sollte. Siehe dazu den Live-Tweet von mir vom letzten Spiel. Naja, Eigentore können halt nicht nur die anderen erzielen.

Schade allein, daß die Aufstellungen nicht eine Minute später hätten bekannt gegeben werden können, sonst hätte ich noch ein schönes Bild von der Anzeigetafel machen können. Aber so sah die Uhrzeit halt noch nicht fotogen genug aus…

Ganz im Gegensatz zur Süd an diesem Tag, die sich etwas besonderes vorgenommen hatte: https://www.fcstpauli.com/news/erweiterter-aktiver-support-auf-der-sudtribune-beim-nachsten-heimspiel/. Schon weit vor Anpfiff wurde deutlich, daß dieser Versuch gelungen ist. So eine deutlich sichtbar supportende Süd hatten wir noch nie erlebt. Und auch die Lautstärke war noch einmal eine Stufe draufgesattelt.

Bei der Choreo zum Einlaufen wurde dies nochmal besonders leicht zu erkennen, also von den Bildern har, aber eigentlich war es das ganze Spiel über eine Augenweide und auch was für die Ohren. Warum nicht einmal darüber nachdenken, ob ebendiese Verteilung der Süd bei den Karten zukünftig normal werden soll? Aus meiner Sicht wäre das eine tolle Idee.

Allerdings dürfte gerade der aktuelle Erfolg ein solches Vorhaben erschweren, denn gerade mit den Business Seats, die dafür weichen müßten, läßt sich in der höchsten Spielklasse am meisten einnehmen. Und verschiebt der Verein diese an andere Plätze, fallen halt dort die Sitzgelegenheiten fort. Aber vielleicht wäre es nach den ganzen Veränderungen nach Corona wirklich der beste Zeitpunkt, über diese Idee nachzudenken.

Also alles jetzt meine eigene Spekulation, ich habe nicht den geringsten Hinweis darauf vernommen, daß dies hier überhaupt ein Thema wäre. Wir haben ja auch wirklich ganz andere Sachen auf der Agenda. Die Rückkehr zum Normalbetrieb ist schließlich keine einfache Sache und steht immer noch an.

Beim Einlaufen der Mannschaften gab es dann auch noch ein wenig Regenbogenrauchschwaden von der Süd. Zumindest am Anfang, nach ein paar Minuten wurde daraus passenderweise ein bräunlicher Rauch, der noch etwas brauchte, bevor er ganz abziehen sollte. Ein schönes Schauspiel. Zumindest für jene, die mit jeglicher Art von Pyro kein Problem haben.

Auf jeden Fall eine eindrucksvolle Choreo, die die Süd an diesem Tag auf die Beine gestellt hat. Inwiefern sie die Spieler erreicht hat, sei einmal dahingestellt. Gut begann zumindest lediglich der Gast aus Rostock. Denn diese hatten sich eine besondere Formation ausgedacht, mit der wir die ersten zehn Minuten so unsere Einstellungsschwierigkeiten hatten.

Ausgerechnet Verhoek hatte dann nach knapp zehn Minuten eine erste gute Chance, der herauseilende Vasilj war zum Glück den einen Schritt schneller am Ball und konnte die Klärung einleiten. Bis zu diesem Zeitpunkt sah es nach einem offenen Spiel mit Vorteilen für die Gäste aus. Doch das war dann auch der Schlußpunkt für deren Bemühen und der Beginn eines vollkommen einseitigen Spiels. Das des Spitzenreiters gegen einen weit unten in der Tabelle stehenden Aufsteigers.

Fast im Gegenzug war es denn soweit und nach toller Flanke von Zander verwandelte Irvine per Kopf zur 1-0 Führung. Daß er sich dabei ziemlich in kürzester Zeit verrenken mußte, war noch er geringste Grund, bei dem Treffer den Atem anzuhalten. Denn es sah nach Abseits aus, doch ein spät herauskommender Rostocker in der Mitte hatte den Paß auf Zander regeltechnisch entschärft und so zählte das Tor. Was ich erst bei Wiederanpfiff glauben konnte, aber ich hatte auch keine Zeitlupe im Stadion zur Hand. Was die Freude über den ersten Treffer von Irvine natürlich nicht geringer machte. Volle Gönnung auch hier!

Und schon wieder war ich etwas zu spät für das perfekte Bild. Aber egal, die Führung tat unserem Spiel sehr gut. Der Stimmung sowieso. Es entwickelte sich halt das Spiel, welches viele vor dem Anpfiff vorhergesagt hatten und das die Gäste in den ersten zehn Minuten noch verhindern konnten. Unser Spiel.

Und das bedeutet Spielfreude, Geschwindigkeit im Angriff, Paßgenauigkeit, Einsatzbereitschaft und Abschlußstärke. Diesmal war es Kyereh, der die Sahneflanke von Paqarada per Kopf ins Netz versenken konnte. 2-0. Konfetti und mehr. Einfach sehr viel Grund zum Jubeln nur kurz nach dem ersten Tor. Danach ergaben sich noch weitere Chancen, doch die waren dann Möglichkeiten zum Auszeichnen für den Gästetorhüter, dem im Gegensatz zu Vasilj heute viele Gelegenheiten zum Glänzen hatte. Nun, die Halbzeit kam und wir hatten auch ohne Gästefans unseren lautstarken Spaß.

In der Halbzeit dann noch ein statement zur Absurdität der Hamburger Sicherheitspolitik, personalisiert durch einen hier nicht wirklich gern gesehenen Politiker, der ja immer noch Mitglied im Verein ist. Auch die Flora nahm am Spielchen teil: https://twitter.com/kleinertod/status/1452329710403325962 – und die Polizei machte wie erwartet mit. Sogar der Staatsschutz macht mit. Die haben offensichtlich nichts vernünftiges zu tun, so daß über die angeblichen Überstunden mal nachgedacht werden sollte. Wer so viel Zeit für so einen albernen Kram mit unverhältnismäßigem Einsatz hat, sollte zumindest in dieser Hinsicht ruhig sein.

Wobei ja nichts gegen ein Vorgehen gegen Beleidigungen, Bedrohungen und dergleichen zu sagen ist. Aber daß dies nur bei so einem Kleinkram erfolgt und nur, weil es der Innensenator ist, während alle anderen auf solchen Schutz verzichten müssen, die noch weitaus extremer betroffen sind, dann sagt daß über diese Stadt mehr aus als alles andere. Wie gesagt, alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit.

Und verhältnismäßig viel Pyro gab es dann in der Halbzeitpause. Also zu deren Ende. Sah natürlich entsprechend beeindruckend aus. Und war vollkommen friedlich und ohne Risiken durchgeführt worden. Halt nur mit viel Rauch.

Also wirklich viel Rauch. Außer dem war von der Choreo dann auch nicht wirklich viel zu erkennen.

Neben dem ganzen Rauch halt noch ein paar leuchtende highlights. Nun, weniger ist mehr war an diesem Tag offensichtlich nicht das Motto. Aber warum hätte es das auch sein sollen…

Jedenfalls war dann auch schon alles wieder vorbei, als die Mannschaften bereit zum Anstoß waren. Nur dauerte es eben noch, bis der ganze Rauch abgezogen war. Aber mehr als das war es dann auch nicht.

Spielerisch veränderte sich auf dem Platz auch nicht wirklich etwas. Die Gäste waren die ersten fünf Minuten wieder besser mit von der Partie, fast schon ebenbürtig, aber dann kam wieder unsere Spielfreude auf und den Rest des Spiels waren nur nur wir unterwegs und zwar hauptsächlich nach vorn.

Ein Tor von Burgstaller wurde wegen minimaler Abseitsstellung von Irvine beim Paß davor nicht gegeben, ein Pfostenknaller von Kyereh sollte auch noch nicht den nächsten Treffer bringen, so war es dann nach knapp über einer Stunde doch wieder Burgstaller, der den Treffer machte. Sah sehr ähnlich aus wie das nicht gegebene Tor, aber es zählte diesmal und das sehr eindeutig. 3-0.

Spätestens jetzt waren alle im wahrsten Sinne des Wortes bierseelig. Auf St. Pauli!

Doch die 22.000 und sechs Fans (vermutlich die aus Rostock) vor Ort, die sahen noch den vierten Treffer neben weiteren Gelegenheiten, die nicht hineingehen sollten. In jedem Fall ein sehr unterhaltsames Spiel.

Aufgrund der durch die weitere Pokalteilnahme anstehenden Englischen Woche wechselte Schulle früh durch und nahm Stammkräfte heraus. Burgstaller wirkte überhaupt nicht glücklich darüber, aber Makienok nahm die geschenkten Minuten gleich mit der ersten Ballberührung dankend an. Na gut, er brauchte ein paar Berührungen, um sich den Ball gut vorzulegen, dann wuchtete er ihn nach der Ecke aus ungefähr einem Meter unhaltbar ins Tor hinein. Ein hochverdientes 4-0, bei dem der Gast mehr als gut bedient war.

Die Gesänge während des Spiels und auch danach gipfelten dann in jener Dauerschleife, die, wenn ich mich recht erinnere, schon aus Drittligazeiten bekannt war. Und wunderbar paßten. Wir holen die Meisterschaft – und schießen Rostock ab… Zumindest letzteres haben wir in der Hinrunde geschafft.

Nach dem Spiel durfte dann auch die Mannschaft den Weg ihrer angereisten Fans antreten, nämlich ohne das erhoffte Spiel zurück nach Rostock.

Für uns geht es voller Freude über diesen Erfolg zu einem weiteren Verein, mit dem wir aus gewissen Gründen, die dem der Gäste dieses Spieltags sehr ähneln, nicht wirklich grün sind. Nach Dresden. Im DFB Pokal, der uns zumindest für diese 90 Minuten plus etwaigen weiteren Minuten bitte doch nicht so egal sein sollte, wie ebenfalls besungen. Wirklich wichtig ist mir wie vielen anderen ein Weiterkommen in diesem Wettbewerb ja nicht, aber gegen einen solchen Klub wollen wir auch nicht ausscheiden… Was ja bekanntlich nichts zu sagen hat. Die haben sich spielerisch im Gegensatz zum Aufeinandertreffen in der Liga ja wirklich verbessert, das wird ein enges Spiel, so im Pokal und bei denen. Geben wir da also wieder unser Bestes. Auf St. Pauli!

Und dann kommt das Auswärtsspiel in Bremen. Schade, daß Werder aktuell so unter Wert performt. Deren Anhang wünsche ich ja was ganz anderes, nur eben nicht gegen uns. Daß wir als klarer Spitzenreiter dieses Auswärtsspiel am 12. Spieltag bestreiten würden, das hätte wohl niemensch vermutet. Daß wir bis zum Ende da oben bleiben werden, davon träumen auch nur die ganz Hartgesottenen. Für mich reicht ja einfach der Augenblick. Und dann nehmen wir mit, was immer wir können! Einfach mal so richtig lange glücklich sein hat ja auch etwas.

Mehr zum Spiel in meinem Live-Ticker zum Nachlesen https://threader.app/thread/1452007520369786888
sowie
https://millernton.de/2021/10/25/fc-st-pauli-hansa-rostock-40-vier-treffer-versenkt/
https://www.magischerfc.de/2021/10/das-wird-unheimlich/
https://usp.stpaulifans.de/copper/thumbnails.php?album=534
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2021/10/26/matchday-11-fc-sankt-pauli-vs-hansa-rostock-4-0/