Der FCSP hat nach tollem Kampf in den Schlußminuten doch noch das Tor kassiert und hat somit gegen die Hertha das Auswärtsspiel mit 1-0 verloren. Eigentlich könnte ich damit schon wieder aufhören, doch es gibt zu dem Spiel noch ein paar mehr Worte anzumerken und noch weitaus mehr zu dem Vorspiel daheim zur JHV sowie zu dem nach wie vor im Raume stehendem DFL Arbeitspapier „Sicheres Stadionerlebnis“, welches auf der JHV ja auch ein Thema sein wird. Während wir uns im Auswärtsspiel von einer ausgezeichneten Seite zeigten, sowohl von der Leistung auf dem Platz als auch von dem wahrnehmbaren Support auf den Rängen her (was man halt als TV-Daheimgucker so mitbekommt), ist das um den Verein sich abzeichnende Bild daheim alles andere als positiv.
Im letzten Spielbericht hatte ich ja zu den Anträgen der JHV bereits Stellung bezogen, insbesondere auch zu dem Abwahlantrag gegen Herrn Stenger, weswegen ich zuerst natürlich darauf verweisen möchte, um mich nicht unnötig zu wiederholen: http://kleinertod.wordpress.com/2012/11/14/montagliche-ubelkeit-fcsp-daheim-mit-einem-unentschieden-gegen-bochum/. Zusammengefaßt begrüße ich den Antrag aufgrund der Gelegenheit, sowohl Herrn Stenger als auch dem Präsidium auf der JHV die Meinung sagen zu können sowie das im Antrag vorgeworfene Fehlverhalten nicht einfach unter den Teppich zu kehren, sondern eben darüber zu diskutieren – wobei natürlich alle Seiten auch ausführlich zu Wort kommen sollen und sicherlich auch werden, so daß sich alle ein eigenes Urteil werden bilden können. Ob es dann zu einer Abwahl tatsächlich kommen sollte sowie ob so eine Abwahl wirklich sinnvoll wäre, insbesondere die Abwahl ausgerechnet des Herrn Stenger und nicht anderer (oder aller) Personen des Präsidiums, das sehe ich als eher zweitrangig oder noch weniger wichtig an. Wir müssen reden.
Herr Stenger hat schon mal den Weg nach vorn eingeschlagen und sich auf der offiziellen Vereinsseite zu den Vorwürfen geäußert – http://www.fcstpauli.com/data/news/verein/home_page/praesidium/stenger_stellungnahme_abberufung – hierbei stellt er das Geschehen so dar, daß er zwar am Papier mitgearbeitet, dieses aber zu keiner Zeit als unterschriftsreif bezeichnet habe sowie, etwas umständlich und von mir mal (mit Fehlermöglichkeit) zusammengefaßt, daß er vom Ständigen Fanausschuß auf die Frage nach den im Kicker veröffentlichten Thesen zum DFL Arbeitspapier die Auskunft gab, diese nicht zu kennen, wobei er nichts über die ihm bekannten Inhalte des DFL Arbeitspapieres gesagt haben wollte, also nicht explizit die Unwahrheit gesagt habe – eine Haarspalterei, die bereits in dieser Stellungnahme seltsam anmutet.
Daß das Vorgehen rund um das DFL Arbeitspapier dem Verein geschadet hat, sieht man an der daraufhin notwendigen Erwiderung des Ständigen Fanausschusses, der natürlich ebenso wie Herr Stenger seine Sicht der Dinge darzulegen hatte – siehe http://blog.uebersteiger.de/2012/11/20/stellungnahme-des-standigen-fanausschuss-zum-abwahlantrag-gegen-dr-gernot-stenger/. Nach dieser Darstellung wurde sehr wohl vom Präsidium gegenüber dem Ständigen Fanausschuß die Wahrheit unterschlagen (nennt man auch: gelogen) – und erst auf Intervention des Aufsichtsrates hat das Präsidium eingeräumt, das zuerst als nicht bekannte behauptete DFL Arbeitspapier doch gekannt zu haben. Man kann jetzt darüber streiten, ob es nun in dieser Form tatsächlich eine Lüge oder „nur“ ein Vorenthalten von wichtigen Informationen gegenüber den Ständigen Fanausschuß bei für die Fanszene immens wichtigen Themen war – ebenso darüber, inwiefern dies Herrn Stenger oder dem Präsidium als solchen anzulasten ist. Eines sollte aber deutlich geworden sein: hier sind Dinge geschehen, die man nicht so einfach als unbedeutend abtun kann, sondern die zur Sprache kommen müssen. Dies gilt umso mehr, als daß das Präsidium die Gespräche mit dem Ständigen Fanausschuß abzubrechen droht – ein Kommunikationsverhalten, welches dem Verein definitiv einen Schaden zufügt, denn wenn die Vereinsführung mit der Fanszene (hierbei handelt es sich ja eben auch um Vereinsmitglieder) nicht mehr reden möchten, dann wird hier von einer Seite ein notwendiges Band zerschnitten. Ein Präsidium, das sich so verhält, muß spätestens in der JHV von den Mitgliedern des Vereines zur Aussprache aufgefordert werden.
Über das Hamburger Abendblatt, welches ich nun doch verlinken muß, http://www.mobil.abendblatt.de/sport/fussball/st-pauli/article111343592/Ein-geplanter-Sturz-und-seine-Folgen.html, wird zudem bekannt, daß entgegen der Stellungnahme von Herrn Stenger dieser das DFL Arbeitspapier doch als unterschriftsreif bezeichnet habe – womit seine Stellungnahme auf der Vereinsseite nicht der Wahrheit entsprechen würde. Ebenso auch http://lichterkarussell.net/kultur-des-vertrauens/.
Für mich wäre jetzt die Frage nach Wahrheit oder Lüge im Detail weniger spannend als die Frage, wie das Präsidium mit der Fanszene und seinen Mitgliedern umgeht und auch in Zukunft umzugehen gedenkt. Ein der Fanszene ablehnend gegenüberstehendes Präsidium wird hierbei dem Verein sowohl kurzfristig als auch mittle- wie langfristig enormen Schaden zufügen können. Womit nicht alles schlecht sein muß an der Arbeit eines solchen Präsidiums, aber die eventuellen Vorzüge kann man bei so einem gravierenden Nachteil nicht miteinander verrechnen. Als Mitglied will ich kein vereinsschädigendes Präsidiumsmitglied da oben sitzen sehen und wenn ich den Eindruck gewinne, daß Herr Stenger unter dem Strich dem Verein schadet, dann werde ich den Abwahlantrag meine Zustimmung geben. Die JHV wird es zeigen.
Auch in diesen Zusammenhang gehört für mich die Außendarstellung des Vereins durch die Vereinsführung, welche mit http://www.fcstpauli.com/data/news/verein/home_page/bilanz_2011_12_ergebnis eine Jahresbilanz mit dem ausdrücklichen Hinweis darauf, daß aufgrund von Strafen bzw. der Spielverlegung das positive Ergebnis gemindert wurde, eine Etat-Belastung von rund 0,48 Mio wird genannt, vorgestellt hat. Dies ist natürlich ein deutlicher Vorwurf an die Fans, welches von den Medien, beispielsweise dem Abendblatt, gleich aufgenommen und weitergegeben wurde mit Formulierungen wie „Gewinn trotz Fan-Strafen“ oder „nur Strafzahlungen trüben das Bild“ – und noch den Hinweis, daß diese durch Fans verursachten Schäden eine „Schweinerei“ sei, siehe stpauli.nu/germany-bundesliga/tjark-woydt-zu-dfb-strafen-schweinerei. Nimmt man noch die ausdrücklich gelobten hohen Einnahmen durch die Logen und den BS-Bereich hinzu, dann vervollständigt sich ein obskures Bild von Befürwortung der VIP-Besucher und Ablehnung der Fanszene des FCSP – bzw. der so entstandene Eindruck. Kein Wort vom Präsidium liest man in dieser Darstellung dazu, daß der Bierbechertreffer von den BS ausging – diese Plätze werden nur positiv als finanzieller Vorteil genannt. Unsere Vereinsführung zeigt hier, daß diese die Fanszene als finanzielles Risiko und den Businessbereich als finanziellen Segen ansieht. Außerdem liest man hier kein Wort zu Mehrkosten, die durch vorschnelles Akzeptieren unzutreffener DFB Strafen (beispielsweise bei der Strafe wegen einer Meinungsäußerung, die vom DFB als beleidigend eingestuft wurde und vom FCSP akzeptiert wurde, obwohl es sich hier eindeutig und durch langjährige Rechtsprechung bestätigt um KEINE Beleidigung gehandelt hatte) oder durch Fehler der Vereinsführung entstanden sind. Wenn man den Fans schon deren Kosten des „Fehlverhaltens“ vorrechnet, sollte man die intern verusachten Mehrkosten aber auch nennen! Es stellt sich die Frage, was genau hier eine „Schweinerei“ ist. Beispielsweise das Verteidigen von Herrn Stenger mit dem Argument, daß „die da oben“ schon alles richtig machen würden und jede Kritik daran eine „Schweinerei“ sei – aber dazu hat http://metalust.wordpress.com/2012/11/21/vor-der-jhv-ein-rundumschlag/ bereits lesenswert Stellung bezogen.
Nicht vergessen sollte der Antrag auf der JHV zur Ablehnung des Arbeitspapieres „Sicheres Stadionerlebnis“ werden, welches auch nach den aktuellen Änderungen einfach untragbar ist – siehe dazu http://kleinertod.wordpress.com/2012/11/16/noch-sichereres-stadionerlebnis-betrachtung-der-uberarbeitung-des-dfl-arbeitspapiers/. Eine schöne Stellungnahme gibt es auch von unserem Präsidium, und zwar von Herrn Spies in der SZ: http://www.fcstpauli.com/pdfs/pressespiegel/sz_17.11._.pdf – so geht es ja auch. Mal positiv angemerkt. Das Arbeitspapier ist aber auch gerade aus den genannten Gründen weiterhin abzulehnen.
Nachtrag: in einer sehr lobenswerten kurzen Stellungnahme hat sich der FCSP gegen die überarbeitete Fassung des Arbeitspapieres der DFL sowie gegen eine Abstimmung am 12.12.12 ausgesprochen – da die Zeit nicht reiche, um sich umfassend mit den Fanvertretern über diese Punkte auszutauschen: http://www.fcstpauli.com/home/verein/news/1406. Auf diesen Punkt hatte ich in meinen vorherigen Blogbeitrag auch verwiesen und ich freue mich, daß ein ähnlicher Gedankengang auch von unserer Vereinsführung vorgenommen wurde. Kompliment an das Präsidium des FCSP für diesen mutigen und richtigen Schritt. Was an dieser Stelle auch mal gesagt werden muß. Ob es an der „drohenden“, d.h. bevorstehenden JHV oder aber an einer mittlerweile erlangten Einsicht liegen mag, kann ich jetzt zwar nicht beurteilen, ich begrüße aber diese Erklärung.
Nicht vergessen wird das RAVAL, um mal das etwas weiter oben gezeigte Bild zu erklären – am Spieltag gab es nämlich eine Raval Memento Schupfnudelpfanne. Stilecht mit Astra.
Und nicht vergessen werden sollte die großartige Leistung unserer Mannschaft in Berlin, allen voran die tollen Paraden von Tschauner, der mit einem überragenden Spiel allein mindestens einen Punkt verdient gehabt hätte. Aber die Mannschaft der Gastgeber war einfach zu stark, hatte definitiv Erstligaqualität – und trotzdem wäre ein Punkt nicht unverdient gewesen. Das war schon ein mitreißendes Spiel. Bei dem Tor haben einige wieder mal Kalla die schuld geben wollen, obwohl dieser allein gegen zwei Gegenspieler einen Kopfball verteidigen mußte – und nur einen aus den Spiel dabei nehmen konnte. Kein zweiter Mann, der den Spieler hinter ihn abdeckte und folglich unbedrängt einnicken konnte – wer da jetzt Kalla wieder Vorwürfe macht, hat wohl eher ein persönliches Problem mit ihm, wie ja leider schon wiederholt festzustellen ist bei Eigengewächsen bei uns. Ich kann das einfach nicht verstehen, wie man bei Leihspielern, die nach einer Saison wieder weg sind, mehr Nachsicht walten läßt als bei mit dem Verein fest verbundenen Eigengewächsen, wo sogar fehlerfreie Leistungen kritisiert werden – das trifft leider immer wieder die Falschen. So jedenfalls meine Meinung. Ich unterstütze die BoysInBrown – ohne wenn und aber. Ich will Leistung und Einsatz sehen – und all das sehen wir ja zur Zeit. Also alles wunderbar. Die fehlende Punktausbeute an diesem Tag? Passiert, das ist halt Fußball. Aber die Mannschaft präsentiert sich unter Frontzeck momentan einfach nur wunderbar. Wer noch mehr zum Auswärtsspiel lesen möchte, kann das ja hier tun: http://www.breitseite-stpauli.de/12-13-14.htm, http://ostblocksanktpauli.wordpress.com/2012/11/21/berlin-berlin-das-ist-also-berlin/ sowie http://gastspiel.wordpress.com/2012/11/21/du-kannst-so-hasslich-sein/.
Wie wir uns am Sonntag beim nächsten Heimspiel sowie Tags darauf bei der JHV präsentieren werden, das wird sicher spannend werden. Zwei wichtige Termine für den FCSP. Auf zum Spiel – und danach: mit Hingabe zur JHV! Bis dann!
P.S.: Kein Mensch ist illegal – Peitition gegen drohende Abschiebung kann mitgezeichnet werden, mehr Infos dort: https://www.openpetition.de/petition/online/petition-zur-drohenden-abschiebung-der-familie-licona-cruz.
P.P.S.: Dringlichkeitsantrag zu den Ganzkörperkontrollen wurde im Forum angekündigt – http://s14.directupload.net/images/121121/l7bmcz2b.pdf – würde mich freuen, wenn dieser so durchgehen würde. Ebenso denkt http://metalust.wordpress.com/2012/11/22/vor-der-jhv-konkretes-dringlichkeitsantrag-und-dr-gernot-stenger/ mit ein paar weiteren, lesenswerten Gedanken. Die am Sonntag, einen Tag vor der JHV, zum Heimspiel erscheinende BASCH verspricht bei dem Titelblatt auch noch ein paar Anmerkungen zur JHV – http://basch.blogsport.de/2012/11/22/ab-sonntag-basch-22-kaufen/ – also kaufen, nicht nur deswegen, lohnt immer!
P.P.P.S.: Wenn am Sonntag und die beiden folgenden Spiele die ersten 12 Minuten und 12 Sekunden kaum Support von den Rängen kommen sollte, bitte nicht wundern: http://www.12doppelpunkt12.de/_22/ohne-stimme-keine-stimmung-0/ – Fans aus allen Ligen sind zum Boykott aufgerufen, um ein Zeichen gegen das untragbare Arbeitspapier der DFL zu setzen. Denn auch wenn der FCSP als erster Verein (hier von mir mal ein weiteres Lob!) sich gegen die geänderte Fassung des Arbeitspapiers „Sicheres Stadionerlebnis“ ausgesprochen hat, so ist es noch lange nicht vom Tisch. Der 12.12. droht nach wie vor. Sorgen wir gemeinsam dafür, daß aus dem Arbeitspapier Altpapier wird!
Und der Aufsichtsrat distanziert sich von einer Schlammschlacht in den Medien vor der Mitgliederversammlung, http://blog.uebersteiger.de/2012/11/23/prasidium-untersagt-dem-aufsichtsrat-das-versenden-einer-pressemitteilung/, was ich allgemein unterstützenswert finde. Auf die JHV kommt es an und nicht auf das Medienecho davor. Warum das Präsidium das nicht teilt, sei mal dahingestellt – vielleicht, weil diese Medien selbst gern benutzt werden? Absurdes Theater. Wobei es ja auch immer zwei Seiten gibt – siehe http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=6735. Genug mit der Taktirerei im Vorfeld. Wie dem auch immer sei – auf die JHV kommt es an. Laßt uns dort miteinander reden!
Genug von Vereinsinterna und DFL/DFB? Schlimmer geht es schließlich immer: http://www.publikative.org/2012/11/23/wenn-die-rechte-mit-donermorden-kontert/ oder http://www.publikative.org/2012/11/23/regierung-meldet-sich-vom-kampf-gegen-rechtsextremismus-ab/. Einfach nur noch traurig.