Die Länderspiel-Zwangspause hat eine FCSP-freie Zeit eingebracht, welche in Kombination mit dem Montagsspiel am 1. April insgesamt über einen halben Monat andauert – aber glücklicherweise liegen wieder so viele Termine in dieser Zwischenzeit, so daß auch diese Zeit gut zu überbrücken war und sein wird. Einen Teil davon haben wir ja bereits hinter uns und dazu will ich ein paar Eindrücke nachliefern – und dann noch auf die Termine, die uns bevorstehen, verweisen, zusammen mit einem Ausblick auf den mißlungenen Montagsspiel-Aprilscherz gegen Paderborn. Also los.
Auf dem Weg zum Knust zur Infoveranstaltung in Sachen Partizan Minsk bekam ich diesen Anblick vor die Linse. Der Winterdom Frühlingsdom zeigt die Problematik der neuen Gegengerade schon jetzt deutlich – der verbleibende Platz vor der Tribüne sieht arg knapp bemessen aus. Bin ja mal gespannt, wie das bei der Feuerprobe am 1. April werden wird.
Auch noch an einem Montagabend, wo es beim Einlaß ja bekanntlich enger wird als sonst… Die Eingänge liegen zwar teilweise weit auseinander so daß die Schlangen sich verteilen können, trotzdem dürfte das eng werden, wenn dieser Blick über den Zaun nicht täuscht. Wir werden es ja bald erleben.
Die Infoveranstaltung im Knust zu Partizan Minsk, siehe http://savemtz.blogsport.eu/, mußte leider auch das für ein paar Stunden später angesetzte Spiel ersetzen, da hatte der Schnee leider der Tourplanung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schade, aber auch so eine gute Gelegenheit, sich etwas näher zu kommen.
Mehr zum Infoabend und auch das Gruppenbild aus der veabsichtigten Perspektive kann man hier finden: http://stpauli-streets.eu/2013/03/partizan-minsk-gastspiel/.
MTZ-Ripo bzw. der Nachfolgeverein Partizan Minsk ist vielleicht aufgrund von Spendensammlungen manchen ein Begriff gewesen, doch was genau im Detail sich dahinter verbirgt und eben auch die Menschen dazu, das alles konnte man an diesem Abend gut in Erfahrung bringen. Wobei es mitunter etwas schwierig war, die Übersetzungen immer richtig zu verstehen, insofern sei das von mir hier Wiedergegebene unter entsprechenden Vorbehalt gestellt. Wie wichtig Antifa-Arbeit sein kann, dies konnte man hier beispielsweise gut mit anhören. Ohne den Zusammenhalt als Gruppe gegen die präsenten rechtsextremen Fußballfans ist schon das Hinkommen zu einem Spiel ein Abenteuer, wie die Erzählungen hier deutlich gemacht haben.
Aber auch die Berichte von der staatlichen Repression in Weißrussland überstiegen die Vorstellungen – auch wenn sie gleichzeitig unangenehme Ähnlichkeiten zu den Wunschvorstellungen der Sicherheitsfanatiker hierzulande mittlerweile aufweisen, was das Thema auch aus hiesiger Sicht sehr spannend macht. Das dort verhängte totale Politikverbot im Stadion führt zu solch extremen Blüten wie dem Verbot sämtlicher fremdsprachlicher Dinge, worunter nicht nur Transparente, sondern auch Kleidungsstücke und Schals fallen. Ein „You’ll Never Walk Alone“ fällt da auch schon darunter, eben weil die fehlenden Sprachkenntnisse in Kombination mit dem Verbot dazu führen, daß einfach alles untersagt wird, wo auch nur der geringste Zweifel bleibt. Und die Sanktionen für angenommene Verstöße gehen ebenfalls über unsere Vorstellungen hinaus – die viele Tage vorher anzukündigenden Choreos können sogar bei einer Bewertung der Polizei bis hin zu einer Spielabsage führen – und wer im Stadion bei der rund einer Stunde dauernden Einlaßkontrolle irgendetwas dabei hat, was den Sicherheitskräften nicht geheuer ist, wozu auch ein YNWA-Schal gehören kann (konnte?), muß mit einer Inhaftierung rechnen.
In Weißrussland werden Fußballfans wirklich wie Kriminelle behandelt. Und ob wir hierzulande mit Friedrich und co. noch so weit davon entfernt sind, das gilt es leider eigentlich nur noch abzuwarten. Oder auch, ganz im Gegenteil, ein weiteres Argument dafür, gegen die aktuelle Entwicklung anzugehen. Politik gehört ins Stadion. Wer die Meinungsfreiheit unterdrückt, will kein ungehindertes Sporterlebnis schaffen, sondern über Repressionen die bereits Mächtigen vor bei denen unliebsamen Veränderungen bewahren. Die Solidarität gehört den sympathischen Menschen von Partizan Minsk, die unter ganz anderen Voraussetzungen um ihr kleines Stückchen Freiheit hart kämpfen müssen. Für uns alle ein Symbol, daß es hier nicht soweit kommen darf.
Zwei Tage später ging es dann auf zur Fabrik, denn Talco hat es wieder einmal nach Hamburg geschafft – und das ist ja einfach ein Pflichttermin.
Wie schön, daß dieser ausgerechnet in jene Spieltagspause gefallen ist, das hilft doch wahrlich die Zeit zu überbrücken. Und daß es nicht nur mir so ging, das konnte an den ganzen FCSP Devotionalien und eben auch den bekannten Gesichtern im Publikum leicht ausgemacht werden.
Angesichts der Erfahrungen aus dem Knust haben wir uns etwas weiter oben in Sicherheit gebracht, da die pogende Masse vor der Bühne bei Talco gewohnheitsmäßig gerne mal ein wenig wilder wird – doch leider war hier oben die Soundqualität derart schlecht, daß wir uns rasch nach unten aufmachten.
Diese Idee hatten nicht nur wir, aber glücklicherweise gab es genügend Platz im unteren Bereich der Fabrik, so daß wir ausreichend Platz zum tanzenden Zuhören fanden.
Kleinere Hallen sind meines Erachtens zwar besser für die Musik von Talco geeignet, denn je näher der Kontakt zur Band ist, umso besser springt der Funke auf das Publikum über – aber von hier unten aus ging das wunderbar auch so.
Den Abschluß bildete natürlich das laustark geforderte „St. Pauli“-Lied. Daß dieses nicht nur in Hamburg wunderbar funktioniert, kann man gut an diesem Fundstück sehen: http://www.youtube.com/watch?v=hrFw8gt057I.
Wieder zwei Tage später ging es dann nach Horn, um einer Nazi-Demonstration zu zeigen, was davon zu halten ist. Den Film „Blut muß fließen“ habe ich aufgrund des verpaßten Vorverkaufs leider versäumt, aber ich hoffe ja immer noch darauf, den eines Tages sehen zu können. Solange verweise ich auf den Bericht auf http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=6974.
Rund 750 Gegendemonstranten zeigten gegen die knapp zweistelligen Möchtegerndemonstranten Flagge. Deren Versuch, gegen Muslime zu hetzen, ging in dem breiten Bündnis gegen sie deutlich unter. Der Anlaß war ja eh absurd. Die Nutzung der ehemaligen Kapernaum-Kirche in Hamburg-Horn als Moschee stellt ja nicht nur eine Verbesserung gegenüber dem Leerstand her, auch für die Muslime ist der bisherige Ort ihrer Moschee – in einer Tiefgarage – alles andere als schön gewesen. Alle profitieren also. Rassisten ausgenommen.
Keine Ahnung, von was für einem Szenario die Polizei ausgegangen ist an diesem Tag, die hinzugezogenen Sicherheitskräfte überstiegen aber bei weitem die Demonstrierenden. Ich hatte die Zahl der Polizeikräfte auf rund 2000 geschätzt, aber es waren wohl noch mit mal halb so viele – aber bei all den Polizeifahrzeugen rund um die Moschee war diese Schätzung auch äußerst schwer. Einerseits war die Moschee weiträumig abgesperrt und andererseits standen in jeder Seitenstraße rundherum mehrere Einsatzwagen und auch eine berittene Einheit war in der Nähe.
Über die Einschätzungen der Sicherheitskräfte kann man sich eh gar nicht mehr wundern. Spätestens seit dem Auffliegen der NSU und der Verstrickungen des Verfassungsschutzes in die Vorfälle dürfte allen klar geworden sein, daß hier einiges überhaupt nicht stimmt – seihe dazu nur wieder http://www.derwesten-recherche.org/2013/03/nsu-terror-mogliche-kontakte-nach-dortmund/.
Ob der Prozeß hier eine Klärung bringen wird, dürfte schon im Vorfeld aufgrund der obskuren Verteilung der Presseplätze bezweifelt werden: http://www.migazin.de/2013/03/27/nsu-prozess-tuerkische-medien/ – es würde mich arg wundern, wenn die Verteidigung hieraus nicht Futter für eine spätere Revision gewinnen würde…
Der Versuch, Menschen aufgrund ihrer „Herkunft“ (nichts anderes als „Rasse“ ist da ja gemeint) oder anderen Religion (ebenfalls ein Ausgrenzungskriterium für „Fremden“feindliche Menschen) als nicht zugehörig anzusehen und auszugrenzen, wurde zumindest von den Anwesenden an diesem Tag eine deutliche Absage erteilt.
Leider wirkte die Polizei wieder einmal so, als ob sie unbedingt auf Eskalation aus gewesen sei. Als sie versuchte, die handvoll Rechtsextremen durch die Gegendemonstranten zu leiten, flogen offensichtlich Schneebälle, möglicherweise auch mehr. Aber ob das den Einsatz von Wasserwerfern bei Minustemperaturen und dem Räumfahrzeug rechtfertigen kann, das sei mal mehr als mit einem dicken Fragezeichen versehen.
Auch das Abfilmen der friedlichen Demonstration vor der ehemaligen Kirche / Bald-Moschee sorgte für eine obskure Situation, als nach der Aufforderungen am Ende einer Rede über Lautsprecher, dieses zu unterlassen mit dem Verweis auf die entsprechende Rechtsprechung mehrere Polizisten durch die Menge liefen und eine Verhaftung der sich kritisch äußernden Person nur deswegen angedroht wurde, siehe http://hamburg-mitte.bezirkspiraten.de/2013/03/keine-rassistische-hetze-in-hamburg/.
Für mich ein Grund, angesichts möglicherweise bald freidrehender Sicherheitskräfte die Demonstration zu verlassen. Auf solchen Streß hatte ich keine Lust. Kennt man ja leider. Sehr passend bei diesem Thema ist die morgige Soli-Veranstaltung: http://basch-fanzine.de/veranstaltung/rambazamba-soliparty/. Und wer einen weiteren Demotermin in Hamburg sucht: am 06.04.13 ist es ja schon wieder soweit:
Gegen Rassismus und Abgrenzung lohnt sich ein solcher Gang auf die Straße. Gerade in Anbetracht der aktuellen Geschichtsverfälschung: http://www.publikative.org/2013/03/26/deutsche-geschichte-bei-markus-lanz-zu-wenig-kolonien-zu-viele-juden/.
Es gibt aber auch noch andere, näherliegende Termine, so ist am Freitag wieder Zeckensalon, es geht um die Essohäuser: http://zeckensalon.blogsport.de/2013/03/27/zeckensalon-am-freitag-29-03. Und am 1.4. gegen Paderborn ist ein Aktionstag gegen Homophobie, bitte dazu das Folgende lesen: http://usp.stpaulifans.de/2013/03/aktionstag-gegen-homophobie/. Glücklicherweise ist unser Trainer trotz der Notoperation wieder auf den Beinen und wird die Mannschaft aller Voraussicht nach unterstützen können. Ob Ebbers auch daheim seine Tore machen wird und inwieweit unser „Schlüpper-Gott“ nach seinem 100. Zweitligatreffer bei Union Berlin jetzt wieder locker aufspielen und vermehrt treffen kann, all das werden wir bald erfahren. Drei Punkte können wir mehr als gut gebrauchen, denn der Klassenerhalt ist noch lange nicht sicher. Hauptsache aber wird sein, daß der Ball wieder rollt. So lange ohne FCSP ist schon schwer zu verkraften…
Ach ja… So ganz ohne den FCSP mußte man dank der 2. Mannschaft ja doch nicht sein, dazu lesenswert: http://fcumad.tumblr.com/post/46239294525/sv-meppen-1-v-2-fc-sankt-pauli-amateure-with#_=_. Und es waren ja auch einige aus der 1. Mannschaft dabei. Aber das ist trotzdem nicht ganz das Gleiche… Also dann: bis Montag!
WUNDERKERZEN-UPDATE:
Jetzt ist es passiert. Unser Verein haut zusammen mit dem DFB auf Anregung von Feuerwehr und Polizei Hamburg eine Erklärung heraus und untersagt Wunderkerzen im Stadion. Das Spiel gegen Paderborn stehe wegen der gefährlichen Pyrovergangenheit des FCSP, es wurden schließlich massenhaft der lebensgefährlichen Brandwerke abgefackelt, auch in den letzten Spielen, aus diesem Grunde unter besonderer Beobachtung: http://www.fcstpauli.com/home/verein/news/2735. Ich sehe es schon vor mir: die Vereinsführung des FC St. Pauli hat vor dem Millerntor massenhaft Zelte aufgebaut, damit die Besucher in einer Ganzkörperkontrolle untersucht werden können – nicht, daß noch jemand Wunderkerzen sich in den Arsch schiebt und mit hineinzuschmuggeln versucht! Was normalerweise 3-jährigen zugetraut wird – ab dem Alter sind Wunderkerzen nämlich frei verfügbar – traut unsere Vereinsführung nebst den genannten Gruppen uns FCSP Fans nicht zu. Nun, es brennt jetzt schon. Und was am Montag passieren wird, das kann man sich ja ausmalen. Siehe dazu auch http://lichterkarussell.net/wunderkerzen-kannste-knicken/, http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=6983, http://www.stpaulinu.de/supporters-in-action/legalize-it-wunderkerzen sowie http://www.publikative.org/2013/03/28/sicherheitswahn-dfb-kriminalisiert-wunderkerzen/ und http://amrandedesdorfes.blogsport.de/2013/03/28/kein-wunder-dass-sich-der-verein-nicht-kerzengerade-macht/. Klare Worte auch von der Mafia: http://sanktpaulimafia.blogsport.de/?p=426.
Natürlich kann man sich formal-juristisch auf den Standpunkt stellen, daß unter den weiten Pyro-Begriff auch Wunderkerzen fallen. Und auch deren „Gefährlichkeit“ kann man anführen, indem beispielsweise mehrere gleichzeitig angezündet und geworfen werden. Da stellt sich nur die Frage, wieso außerhalb eines Stadions Dreijährigen zugetraut wird, mit derartigen Risiken umzugehen und diese zu beherrschen? Hier MUSS ein Umdenken her. Wunderkerzen sind auch nicht gefährlicher als Zigaretten, Getränkebecher (gibt ja auch alkoholfreie Getränkebecher, die geworfen werden könnten), Schuhe, Brezel und der ganze andere Kram, der als Wurfgeschoß zweckentfremdet gefährlich sein könnte… Zum Leben gehört ein Restrisiko. Wer alles sicher macht, muß zwangsläufig das Leben ersticken. Nur umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wunderkerzen erlauben. DAFÜR sollte sich unsere Vereinsführung stark machen, nicht für das Durchsetzen dieses absurden Verbots!
P.S.: vielleicht hat wirklich jemand hier schlafende Hunde geweckt, siehe http://lichterkarussell.net/guten-morgan-schlafende-hunde/. Und zu den Worten von Sven Brux lesenswert: http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=6987. Hätte ja nie gedacht, daß Wunderkerzen Punk sind… Alles aus Angst vor DFB-Strafen Abnicken ist es definitiv nicht: http://quotenrock.wordpress.com/2013/03/29/fcsp-aktuell-wuuuuunderkerzen-sind-pyro-zeuchx-unerwunscht/ sowie http://jawasdenn.net/index.php/item/43-non-established?-merkste-selbst-ne – und last but not least http://metalust.wordpress.com/2013/03/29/ich-hab-getraumt-heut-nacht-die-ganze-nacht-heut-nacht/.