Verschwörungstheorien will und werde ich hier nicht entwerfen, doch bei der Zusammenstellung der Themen der letzten Tage, wozu ich hier in meinem Blog doch auch mal etwas schreiben wollte, fällt schon auf, daß es eine klare Tendenz dahingehend gibt, daß etwas von außerhalb gegen unseren Verein kommt und die Betrachtung der Reaktion von Vereinsführung und Fanszene das spannende Thema darstellt. Nun ist es im Fußball nicht gerade ungewöhnlich, daß man eben gegen eine andere Mannschaft um die Punkte spielt, insofern hinkt diese Betrachtungsweise schon gleich zu Beginn enorm, doch das Auswärtsspiel in München will ich natürlich nicht unterschlagen – aber eben auch die bevorstehenden Spiele sowie die anstehenden Auseinandersetzungen mit dem DFB und der Polizei thematisieren. Also los.
Das 1:1 gegen 1860 will ich nur ganz kurz behandeln. Die extremste Kurzform würde wohl lauten: „BRUUUUUUUUNS!“ und „FUUUUUUUUNK!“ – wobei der erste Ruf enthusiastische Freude und der andere eben eher ungläubiges Entsetzen zum Ausdruck bringen sollte. Beides erklang, sicherlich nicht nur in der Kneipe, wo ich saß, sondern dergestalt an vielen Orten und auch im Stadion in München, aus den Kehlen der FCSP-affinen Zuschauer und Fans. Der gelungene Elfmeter brachte uns die Führung, die eben fast zu einem gar nicht mal so unverdienten Sieg, so jedenfalls mein Eindruck, gereicht hätte, die jedoch durch den Sekundenschlaf unseres ansonsten sehr gut spielenden defensiven Mittelfeldspielers nahezu in letzter Minute zu einem endgültigen Unentschieden umgewandelt wurde. Niemand wird sich über dieses Gegentor mehr ärgern als der Vorgenannte Spieler, aber ich bin sicher, daß er aufgrund seiner Leistung bald wieder ganz andere Schlagzeilen machen wird. Kopf hoch! Und weiter gehts.
Weiteres zu diesem Spiel gibt es zwar nicht hier, aber eben woanders zum nachlesen: http://stpauli.nu/germany-bundesliga/im-hellblauen-gummiboot, http://metalust.wordpress.com/2012/03/06/leichtbier-lachsfarbene-saccos-und-legerer-einheitslook-tsv-munchen-1860-fc-st-pauli-11/ und http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=6142 berichten aus erster Hand und damit so, wie es sein sollte. Der Fernsehbildschirm ersetzt halt niemals ein echtes Dabeisein.
Womit ich auch schon zu meinem nächsten Thema übergehen möchte, nämlich dem lobenswerten Vorgehen unseres Vereines gegen die ausgesprochene Teilsperrung der Stehplätze, namentlich der Nord und der Süd, wegen des fahrlässigen Wurfes der Kassenrolle auf das Spielfeld (die ja nur eine Konfetti-Luftschlange werden sollte, wie sogar der DFB festgestellt hatte). Wenn man die immer härtere Gangart des DFB gegen jedes Fehlverhalten, selbst fahrlässiger Natur, auf Fanseite sich anschaut, dann kann man erahnen, wo die Reise hingehen soll und es wird einem noch einmal mehr schlecht – hat doch diese Strategie gegen die Fußballfans in den Stadien Nachteile für alle und nicht nur für uns bei diesem einen Vorfall. Warum das Urteil nicht akzeptiert werden kann, ist hier ja ausführlich nachzulesen: http://kleinertod.wordpress.com/2012/02/28/vollig-von-der-rolle-fcsp-und-die-nullnummer-daheim-gegen-braunschweig-sowie-das-dfb-versagen/ – und unter http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=10879&type=&menuid=57&topmenu=112 kann man die kurze Stellungnahme des Vereins nochmal nachlesen. Wie absurd diese Strafe ist, wird im Vergleich zum Vorfall in Nürnberg deutlich – siehe http://www.dfb.de/index.php?id=500014&tx_dfbnews_pi1[showUid]=31752&tx_dfbnews_pi1[sword]=N%FCrnberg&tx_dfbnews_pi4[cat]=145 – wo etwa 150 Nürnberger Fans in den Innenraum eingedrungen und Richtung des Gästefanblocks gestürmt sind und zwar nicht gerade in der friedlichen Absicht, dort einmal Hallo zu sagen… Für dieses krasse vorsätzliche Fehlverhalten einer großen Zahl von Fans wurde nur eine Geldstrafe ausgesprochen und im Wiederholensfalle ein Teilausschluß angedroht, bei uns wird die härtere Strafe für eine fahrlässige Einzeltat verhängt – das ist Willkür pur. Für den DFB zählt nur, ob es irgendwie als Wiederholungstat einzuordnen ist, die eigentlichen Taten an sich zählen dann wohl gar nicht mehr bei der Strafzumessung. So etwas ist einfach nicht hinnehmbar.
Lobenswert ist auch das Vorgehen der Vereinsführung gegen die Verordnung der Polizei von Hamburg, keinerlei Karten an die Gästefans von Hansa Rostock zu vergeben – http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=10927&type=&menuid=57&topmenu=112 – hier wird eine gerichtliche Überprüfung angestrengt, was ich in jeder Hinsicht begrüße. Nicht, weil ich ausgerechnet diese Gästefans bei uns sehen möchte, sondern eben aus dem Grunde, weil dieser polizeiliche Eingriff in den Ligabetrieb ein beispielloser Vorgang ist und keine Schule machen darf – ansonsten wird bald außer Hoffenheim und ähnlicher Vereine gar kein Gästekontigent mehr verkauft werden können und wir erleben nur noch sterile Leere in den Stadien.
Letztlich ist das vielleicht sogar von Polizei und DFB sogar auf Dauer gewollt, wenn man sich die Äußerungen des neu „gewählten“ Präsidenten so genau anschaut – sehr gut seziert bei Jekylla unter http://santapauli.wordpress.com/2012/03/07/der-neue-dfb-prasident-heisst-putin/ – hier wird leider deutlich, daß der DFB zur optimalen Vermarktung im Fernsehen die Stadien irgendwann so wie in England gestalten möchte, also als reine Sitzplatzarenen voller Marketingmöglichkeiten und ohne echte Fußballfans – deren Vorstellung von „familienfreundlich“ halt. Daß das „Böse“ nicht von den Stehplätzen ausgeht, Ultra nicht mit Hooligans gleichzusetzen (oder gar etwas schlimmeres) sind, Straftatenstatistiken nicht allein in eine Richtung (mehr Straftaten = alles wird schlimmer) aussagekräftig sind (mehr Straftaten = mehr Handlungen werden als Straftaten rigoros verfolgt, die früher übersehen wurden – man denke nur an die unzähligen Banenenwürfe der Vergangenheit gegen Kahn, so idiotisch diese auch waren, heute würde da wahrscheinlich ein Aufschrei durch die Presse gehen, damals wurde das als amüsant abgetan – die Zeiten ändern sich eben) – und noch vieles mehr wird dort einfach nicht begriffen. Fußball gehört nicht den Vereinen und dem DFB, es handelt sich um ein gesellschaftliches Ereignis, welches eben auch den Fans gehört und nicht ohne deren Einverständnis zugunsten der wirtschaftlichen Interessen von wenigen umgestaltet werden darf. Was zu Bundeliga im fei empfangbaren Fernsehen geäußert wurde, siehe http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,563670,00.html, gilt ja nicht nur für das Fernsehen, sondern eben auch für das Erlebnis Fußball an sich – mit reinen Sitzplatzarenen hätte man das gleiche wie beim Pay-TV, nämlich eine Beschränkung der Ligen auf zahlungskräftige Kundschaft. Dies ist nicht im Interesse des Fußballs. Aber ob das DIESER Präsident und der DFB an sich jemals einsehen werden, darf bezweifelt werden. Da wird es unsere Aufgabe sein, deutlich Position zu beziehen und falsche Entwicklungen anzugreifen sowie nach Möglichkeit gegenzusteuern.
Daß der Blick nach England nicht allein negativ im Fußball ausfallen muß, bezeugt übrigens das großartige Buch von Moritz Volz, welches ich ausdrücklich empfehlen möchte. „Unser Mann in London“ – http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=10864&type=&menuid=57&topmenu=112 – ist so ungeheuer amüsant und spannend geschrieben, daß man es gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Wer Volzy nicht schon bei uns ins Herz geschlossen hat, wird es spätestens nach dieser Lektüre tun. Einfach nur klasse! Ebenso seine Leistung auf dem Platz. Nach dem unglücklichen ersten Jahr hat er sich bei uns verdientermaßen in die Stammelf gespielt und ich würde es mir wünschen, wenn wir ihn noch sehr, sehr lange bei uns behalten würden.
Nachtrag: Lesenswertes zum Thema Polizeiverfügung an den FCSP wegen HRO gibt es unter http://blog.uebersteiger.de/2012/03/08/keine-gastetickets-fur-hansa-rostock/ und http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=6148 sowie http://santapauli.wordpress.com/2012/03/09/apfel-birnen-obstsalat-das-fcsp-hansa-rostock-problem-damals-und-heute/ mit der etwas anderen Gewichtung der Vorgeschichte unter Littmann. Fakt ist jedenfalls, daß HEUTE eine solche polizeiliche Verfügung in der Welt ist und das der juristische Kampf dagegen gut und richtig ist – ob damals der gleiche Weg hätte gegangen werden sollen, ist eine andere Frage. Lobenswert ist in jedem Fall das Verhalten unseres aktuellen Präsidiums in der letzten Zeit.
Weiterer Nachtrag: http://www.publikative.org/2012/03/11/ultras-wer-mit-dem-feuer-spielt/ macht deutlich, welche Gefahr im Vorgehen der Polizei und der Gesellschaft gegen Fans und Ultra aller Vereine ausgeht. LESEN!