#FCSP mit Hitzepunkt beim KSC, Big Hooley Festival, USP und die Polizei

Neben unserem ersten Auswärtsspiel der neuen Zweitligasaison gibt es mit der Reaktion von USP auf Polizei in den Kurven und der Reaktion darauf sowie allgemein mit Anordnungen und Polizei in den Stadien und noch anderen Dingen ausreichend zum Schreiben. Fange ich mal mit dem Spiel an sich an. Im Glutofen von Karlsruhe einen Punkt zu entführen, war schon eine enorme Leistung, die bestimmt über alle körperlichen Grenzen hinaus ging. Und das betraf nicht nur die Kicker auf dem Rasen, wohlgemerkt bei beiden Mannschaften. Gerade auch alle, die an diesem Tag die weite Strecke mitgereist waren und in knallender Sonne das Spiel verfolgten, und das von unserer Seite erneut beeindruckend lautstark, haben unglaubliches geleistet. Die mit gemessenen 35 Grad im Schatten noch ein bißchen höhere Temperaturen als in Hamburg waren angesichts der nirgends erkennbaren Dunkelzonen eh eine enorme Untertreibung. Selbst vor dem Bildschirm mit einem gekühlten Getränk bin ich daheim in der wesentlich geringeren Hitze nur so dahingeschmolzen – wie es da den Vorgenannten erging, das vermag ich mir noch nicht einmal vorzustellen. Alle Achtung!

Eine große Welle hat der von USP in der BASCH veröffentlichte Text zu einem Polizisten in der Süd nebst Umgang damit ausgelöst. Nochmal zum Nachlesen das Statement von USP: http://basch-fanzine.de/basch-33-bullen-aus-der-kurve/ und auch die Reaktion darauf durch den dort thematisierten Fanclub, bei dem der Polizist Mitglied ist: http://millerntor-devils.xobor.de/t255f17-Stellungnahme-zum-Basch-Artikel.html. Im Forum und in diversen Blogs wurde bereits ausführlich darüber diskutiert, ich verweise nur auf http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=7161 und http://metalust.wordpress.com/2013/07/24/polizist-ist-keine-eigenschaft-von-menschen/, so daß ich nicht in aller Breite darauf eingehen will. Es gibt aber ein paar Aspekte, die meines Erachtens bislang etwas zu kurz gekommen sind, worauf ich gleich eingehen möchte.

Die, wie so oft zu bemerkende, heftige und sehr emotionale Ablehnung von USP, die immer wieder zu beobachten ist, brachte unter anderem den Vorwurf ein, USP würde sich irgendwelche Rechte anmaßen, anderen den Zugang zur Süd verbieten zu können oder aber gar Berufsverbote auszusprechen. Wenn man sich aber den Text anguckt, den der betreffende Fanclub geschrieben hat, liest man dort, daß bei dem „Südkurvenverbot“ USP zugleich gegenüber dem Fanclub die Einschränkung nannte „dass man den Zutritt nicht verbieten darf, aber (USP) nicht möchte, dass (die Mitglieder des Fanclubs) dort erscheinen“. Allein an dieser Formulierung des sogenannten Verbots merkt man, daß USP sich zwar des Wortes „Verbots“ bediente und auch sonst sehr bestimmend und wie aus einer Machtposition heraus formulierte, gleichzeitig aber deutlich machte, daß es sich dabei um einen (sehr deutlich formulierten) Wunsch von USP handelt und nicht um eine rechtlich wirksame Anordnung.

Interessant finde ich auch, daß USP sich hinsichtlich ihres Wunsches bzw. „Verbots“ direkt an den Fanclub wandte und den Text in der BASCH ohne die Nennung des Fanclubnamens geschrieben hatte. Adressat des Artikels war somit nicht der betreffende Fanclub oder der Polizist, sondern die Allgemeinheit. USP hat es für nötig erachtet, den Vorfall nicht zu verschweigen, sondern öffentlich zu machen, daß ein Polizist als Fan (ob nun real oder nicht sei dahingestellt) in der Kurve stand, bei Auswärtsfahrten dabei und auch beim Schweinske-Cup, wo es Stadionverbote (wegen Notwehr gegen einen Naziangriff, bei dem die Angreifer nicht von der Polizei verfolgt wurden…) gegen FCSP Fans (eben aus dem USP- bzw. Südumfeld) gab, anwesend war. In meinen Augen die richtige Lösung, diesen Umstand öffentlich zu machen, denn Verschweigen wäre hier sicherlich der falsche Weg gewesen. Es ging in dem Artikel nicht darum, den Polizisten als solchen, der auch nicht namentlich genannt wurde, an den Pranger zu stellen – auch nicht den Fanclub. Zwar wurden, sagen wir mal, sehr deutliche Worte gewählt, die von den betroffenen Personen mit Sicherheit nicht gut aufgenommen werden konnten – aber der Text richtete sich nicht an sie, sondern an die Allgemeinheit.

Ob der Text so clever formuliert wurde, ist natürlich eine andere Frage. Inhaltlich sehe ich aber aufgrund des Überwachungsrisikos durch einen Polizisten im unmittelbaren Ultra-Umfeld kaum eine andere Wahl als in der Konsequenz den von USP gewählten Weg zu gehen (wenngleich ich die Form anders gewählt hätte). Wer meint, daß auch Polizisten ein Recht hätten, Fußballfan zu sein und überall hinzugehen, übersieht die große Gefahr von Stadionverboten, die schon aufgrund eines bloßen Verdachts für lange Zeit ausgesprochen werden und wobei gerade die Ultraszene von der Polizei als „der Feind“ angesehen wird, den es mit diesem und anderen Mitteln zu bekämpfen gilt – der Schweinske-Cup hat dies nachdrücklich bewiesen, aber es gibt noch viele andere Beispiele. Polizisten sind nicht wie andere Bürger, sie haben besondere Pflichten gegenüber dem Staat – so unterliegen sie dem Legalitätsprinzip, haben also Straftaten, von denen sie Kenntnis erlangen, zu verfolgen – ganz unabhängig davon, in welchem Ressort der Polizei sie tätig sind. Sie haben einzuschreiten bzw. ihr Wissen an die Polizei/Staatsanwalt weiterzugeben. Dies gilt auch in ihrer Freizeit, wenngleich mit gewissen Einschränkungen in strafrechtlicher Hinsicht was sie selbst betrifft – dienstrechtlich würden sie aber einen Verstoß begehen. Es wäre zudem immer eine Einzelfallabwägung, ob das öffentliche Interesse höher steht als das Interesse des Polizisten an ihrer Privatsphäre. Beachtet man aber, wie hoch der Staat das Vorgehen gegen Fußballfans, besonders aus der Ultraszene, gewichtet, und auch wie intensiv die Medien immer darauf reagieren, dann wird man kaum jemals von einem geringeren öffentlichen Interesse an der Strafverfolgung gegenüber Fußballfans und einem höher zu bewertenden Interesse an einer Privatsphäre des Polizeibeamten ausgehen können: mit anderen Worten, er wäre gezwungen, bei Delikten einzuschreiten und zu ermitteln, ja diese bereits im Vorfeld zu verhindern und dabei mitzuwirken. Ein Polizist ist eben nicht wie jeder andere Bürger. Und deswegen ist seine bloße Anwesenheit für manche Kreise gefährlich.

Nun kann man der Ultraszene vorwerfen, sie seien ja selber schuld, daß sie zu diesen Kreisen gezählt werden – aber dies ist eine grundsätzliche und äußerst problematische Frage. Wer in diesem Staat politisch handelt, erst recht als Fußballfan, wird – leider leider leider – schnell kriminalisiert. Und es wird mit zweierlei Maß gemessen, auch was den gesellschaftlichen Rückhalt betrifft, was man im Fall Hoeneß und den Bayern-Fans der Südkurve aktuell sehr gut nachvollziehen kann: http://suedkurve-muenchen.org/?p=587. Eigentlich könnten die Ultras nur damit aufhören, Ultras zu sein, ihre Klappe halten, am besten auf Sitzplätze ausweichen und nur noch bloße Konsumenten sein – dann würde die Polizei sie auch sicherlich nicht so auf den Kiecker haben. Aber das kann man definitiv nicht von USP und co verlangen.

„Einfach nicht kriminell handeln“ reicht eben leider nicht aus, um von der Polizei nicht mit Sanktionen überschüttet zu werden. Die Problematik von Stadionverboten ist niemals zu unterschätzen – siehe http://www.123recht.net/article.asp?a=150412. Ein sehr lesenswerter Text.

Fazit: ich kann die Vorgehensweise von USP sehr gut verstehen. Über die Vorgehensweise im Einzelnen und die Formulierung kann man aber durchaus geteilter Meinung sein – da hätte ich persönlich einen anderen Weg gewählt. Aber es geht ja um USP und nicht um mich oder jemand anderen und um etwas, was bereits geschehen ist.

NACHTRAG: im Forum wurde ein sehr interessanter (nicht verifizierbarer, da nicht offiziell von einer Gruppe abgegebener) Insider-Beitrag zum Thema geschrieben: http://www.stpauli-forum.de/viewtopic.php?t=71555&postdays=0&postorder=asc&start=900. Klingt immer mehr nach V-Leute-Problematik, wenn man das so liest…

ZWEITER NACHTRAG: http://niemandsiegtammillerntor.wordpress.com/2013/08/01/basch-diskussion-worst-of-kommentare/ zeigt ein paar der Ausfälle in dieser Diskussion. Was hierbei nicht vergessen werden sollte.

ksc-fcsp

Zum Spiel selbst gibt es nicht allzuviel von einem Daheimgebliebenen zu kommentieren. Sicherlich hatten wir in einigen Situationen viel Glück (Danke Hennings – wir wissen, daß dein Herz noch braun-weiß schlägt!) und hätten uns über leere Hände nach Abpfiff nicht beschweren dürfen – andererseits gehört Glück ja auch dazu und insgesamt gesehen war es gerade nach hinten bei den Temperaturen ein gelungener Auftritt. Auch spielerisch wußte vieles zu überzeugen, wenn auch befremdlicherweise nur bis zum Strafraum – der dann folgende letzte Pass war eigentlich immer eine Katastrophe und für mich in diesem Ausmaß unerklärlich. Trotzdem hatten wir drei, vier gute Situationen, von denen mir der Freistoß von Maier nach seiner Einwechslung noch am besten gefiel. Dem Jungen traue ich noch viel zu in dieser Richtung, aber es ist sicherlich richtig, ihn langsam einzubauen und nicht gleich über die volle Distanz zu bringen. Einige schienen eh besser mit der Hitze klarzukommen als andere – Namen möchte ich nicht nennen, aber es war schon recht deutlich zu bemerken, daß manche Leistungen nicht „normal“ waren. Wie auch immer. Ein Punkt ist so betrachtet eine tolle Sache, das 0-0 eine gute Ausbeute. Spielerisch sehe ich uns in dieser Saison irgendwo im Mittelfeld und habe eh keine besonderen Erwartungen – die Mannschaft muß sich erstmal in Ruhe finden und dann können wir vielleicht zum Ende der Saison noch mal sehen, ob was geht. Der Dank gilt allen, die bei dieser Hitze so eine Leistung erbracht haben – und damit meine ich Mannschaft wie Fans – und auch den helfenden Händen vor Ort, denen so lieb schon dort gedankt wurde. Nach dem Spiel nahm die mitgereiste Polizei es selbst in die Hand, den aufgeheizten Gästeblock mit einem tragbaren Wasserwerfer abzukühlen – https://www.facebook.com/photo.php?fbid=335404233259623&set=a.305499496250097.1073741828.303037483162965&type=1&theater (um mal einen der dortigen Kommentare halbwegs zu übernehmen). Herrlich!

KnulpKnust2013-02

Nun aber zur Entspannung erstmal Musik… Sehr schön war es auch daheim in Hamburg – und damit meine ich weder den bejubelten Punktgewinn noch das hochsommerliche Wetter, sondern das an diesem Tag anstehende Event: der Party angesichts der 10 Jahre Knust Hamburg. Auf dem Programm stand das „Big Hooley Festival“ mit Celtic Folk Musik aus Glasgow und anderswo. Durchaus mit einer an den King Tuts Wah Wah Hut in Glasgow vergleichbaren Atmosphäre, wenngleich auch überraschend leer startete Knulp das line-up des Festivals: http://www.knusthamburg.de/programm/knust-geburtstag-2710-2/, wobei viele noch draußen auf den Bildschirmen den zeitgleich ausgetragenen Supercup zwischen dem BVB und Bayern verfolgten. Da nahmen wir lieber drinnen unseren Stehplatz ein und genossen gekühlte Getränke.

insearchofaroseKnust2013-04

Mit In The Search Of A Rose sprang dann gleich umso mehr der Funke über – zum ersten mal Irish Folk an diesem Abend. Wirklich unterhaltsam und mit einer über 20-jährigen Bandgeschichte auch wahrlich kein unerfahrener Newcomer. http://www.insearchofarose.de/

TheWakesKnust2013-08

Der Höhepunkt des Abends war dann auch die Band, für die die meisten der häufig in FCSP oder Celtic Glasgow Kluft gekleideten Personen hergekommen waren. Und das aus gutem Grund, sind The Wakes nicht nur in der FCSP Szene bekannt, sondern auch sonst einfach nur gut. http://www.thewakesband.com/

TheWakesKnust2013-14

Schade, daß am gleichen Tag das Auswärtsspiel in Karlsruhe anberaumt worden war – diese zeitliche Überschneidung hat an diesem Abend sicherlich viele potentielle Besucher von einem Gang ins Knust abgehalten – so schnell kommt leider niemand aus Karlsruhe zurück nach Hamburg… Aber für die Daheimgebliebenen wie mich war es einfach eine ideale Angelegenheit, den Abend mit guter Musik und angenehmen Menschen zu verbringen.

TheWakesKnust2013-23

The Wakes sind ja nicht nur im Herzen mit dem FCSP, natürlich neben Celtic Glasgow, verbunden, auch mit der Fanszene beider Clubs und der antifaschistischen Lebenseinstellung. All dies drückt sich in ihren Songs immer wieder deutlich aus. Und wo wir schon mal dabei sind – dies gilt auch für ihr gerade erschienenes neues Album http://www.thewakesband.com/2013/07/blog-post.html THE RED AND THE GREEN. Lohnt sich!

TheWakesKnust2013-26

Wie schwierig es nicht nur in diesem Lande ist, in den Stadien sich antifaschistisch zu äußern, wurde gerade in Köln überdeutlich. Die Vereinsführung von Fortuna Köln ist vor den Nazis aus Aachen eingeknickt und hat, um diese nicht zu „provozieren“, jegliche Stellungnahme gegen Nazis und Rassismus untersagt. Friedhofsstille statt wehrhafter Demokratie, Raum für Nazis und kein Raum für Demokraten. So stellt sich Fortuna Köln den Fußball vor. Kein Fußball den Antifaschisten statt „Kein Fußball den Faschisten“. Die Nazis werden gejubelt und ihren Erfolg gebührend gefeiert haben. Unfaßbar. Siehe dazu http://www.faszination-fankurve.de/index.php?head=Antirassistische-Fahnen-eine-Provokation&folder=sites&site=news_detail&news_id=6445 sowie http://www.aktive-fans.de/index.php?option=com_content&view=article&id=121:baff-pm-2872013-das-dagegensein-nicht-verbieten&catid=62:pressemeldungen&Itemid=96.

TheWakesKnust2013-27

Bleibt noch ein lesenswerter Artikel in der Welt, den ich nicht direkt verlinken möchte, der sich aber unter Punkt 11 hier http://fokus-fussball.de/2013/07/29/link11-friedliche-fusballfeste-mit-bullen/ finden läßt – Corny Littmann hat deutliche Worte zur gut gemeinten, aber, wie er mit guten Argumenten meint, nicht überzeugenden DFB-Broschüre “Fußball und Homosexualität” gefunden. Lesenswert. Und bedenkenswert. Wir sind leider noch weit davon entfernt, für das Problem der Homophobie im Fußball eine vernünftige Lösung gefunden zu haben. Aber es gilt darum umso mehr, daran zu arbeiten.

Einen hab ich doch noch… 😉 Zu wichtig zum Unterschlagen. Eine Vorankündigung: http://basch-fanzine.de/01-08-2013-1830-lampedusa-in-hamburg-infoveranstaltung-freundschaftskick/.

Danke für das Lesen dieser vielen Worte und auf bald!