Diesmal bin ich aber wirklich extrem spät dran. Aber auch das gehört dazu, wenn man so viel um die Ohren hat, daß der Blog auch mal ein wenig zurückstehen muß. Das Pokalspiel in Münster war jetzt nicht wirklich der Bringer, eher business as usual, was für uns nichts anderes als ein erneutes Pokalaus in der ersten Runde bedeutet. Weitaus ansehnlicher und torreicher, wenngleich ebenfalls mit einer Niederlage des FCSP, auch wenn eigentlich alle gewonnen haben, war das Freundschaftsspiel der 8. Herren gegen eine Auswahl der Geflüchteten, die aus Lampedusa nach Hamburg gekommen sind. Und der CSD am gleichen Wochenende wußte ebenfalls vollauf zu überzeugen. Vielfalt mit Verspätung. Aber hier nun in aller Kürze ein wenig zu all dem und noch einigem mehr.
Die angekündigte Veranstaltung in den Fanräumen, die vor dem Spiel der Lampedusa Geflüchteten stattfand, war sehr gut besucht – manche mußten sogar außerhalb des Raumes Platz nehmen. Das Interesse an den Schicksalen dieser Menschen war groß. Und ist es immer noch.
Es gibt, entgegen der Aussagen der Politiker, durchaus rechtliche Möglichkeiten, den Geflüchteten hier einen Aufenthalt zu ermöglichen. Mal ganz abgesehen davon, daß es ja auch gerade die Aufgabe der Legislative ist, Gesetze zu erlassen bzw. abzuändern, wenn sich diese nicht als ausreichend herausstellen – wenn sich die Politik hinter Gesetzen versteckt, dann ist das in jeder Hinsicht schon aus diesem Grund ein Armutszeugnis. Es gibt nur eben durchaus auch bei der bestehenden Gesetzeslage Spielräume, die genutzt werden können, damit diese Menschen endlich den Halt und den Schutz bekommen, den sie als Mensch verdienen.
Die Politik in Hamburg, Deutschland und der ganzen EU zielt aber leider nach wie vor darauf ab, jeglichen Cent einzusparen – und die Flüchtenden auch mit ihren Leben dafür bezahlen zu lassen. Daß die Hamburger SPD dabei in keiner Weise menschlich agiert, ist ja altbekannt – der Schreiber-Zaun ist nur ein Beispiel von vielen. Und es wird sich kaum etwas daran ändern, wenn man sich durchliest: http://www.taz.de/Aufstand-der-Fluechtlinge-1/!121438/.
All das ist kein Grund aufzugeben. Wir alle können etwas tun, nicht nur durch ein einfaches Kreuz bei den Wahlen. Allein solche Freizeitmöglichkeiten zu schaffen ist ein großer Akt. Nichts ist schlimmer, als tagein tagaus einfach nur untätig herumsitzen zu müssen, wie es die EU den Geflüchteten auferlegt. Entsprechend willkommen war den Menschen der Lampedusa-Gruppe dieses Spiel.
Dom, Abendspiel, später noch unter Flutlicht, direkt am Millerntor, wenn auch „nur“ unmittelbar daneben – die Kulisse war schonmal großartig.
Die fleissigen Helfenden, denen eigentlich gar nicht genügend Lob auszusprechen ist, haben sich eine durchaus bekannte Methode des supports bei diesem Spiel ausgesucht. Und auch das Publikum stand trotz der 8. Herrenauswahl des FCSP weitesgehend hinter den Geflüchteten.
Unterstützung ist auch weiterhin von den Menschen nötig, der Staat hält sich ja weiterhin heraus. Wer helfen mag: Humanitäre Nothilfe für afrikanische Flüchtlinge St. Pauli Kirche, Spendenkonto 1206123331, HASPA 20050550, Vermerk „Afrikaner“.
Am besten kommen die, die helfen wollen, direkt zur St. Pauli Kirche http://www.stpaulikirche.de – da gibt es alle Infos, was gebraucht wird und wie geholfen werden kann.
Wichtig ist jetzt vor allem, der Politik deutlich zu machen, daß wir zusammen stehen und die Gruppe aus Lampedusa nicht einfach allein ihrem Schicksal überlassen. Menschen gehen uns Menschen einfach immer etwas an – und zwar uns alle.
Das betrifft nicht nur die Gruppe aus Lampedusa, sondern alle, die aus Not hierher kommen oder es versuchen. Niemand flüchtet ohne gewichtigen Grund in ein anderes Land.
Wie gerne sich die Lampedusa-Leute einbringen wollen, konnte man gut an dem Spiel erkennen. Voller Einsatz und Hingabe wurde gezeigt, was die Einzelnen und die Gruppe, die da gemeinsam auf den Platz stand als solche, zu leisten fähig waren und sind.
Vor allem aber hat es allen Spaß gemacht.
Sogar die fliegenden Einhörner nahmen den Weg über den Platz, um dabei sein zu können…
Flutlicht, Dom, Support von den Räng… rund um den Platz. Tolles Spiel. Alles paßte. ^^
Wer auch immer kurzsichtig aus aktuellem Anlaß – vermutlich eher aus den anderen Gründen, die so weit verbreitet sind, sobald es nur irgendwie gegen Ultra-Gruppierungen geht – gegen USP sich positioniert hat, wobei sich insbesondere die Mottenpost mit BLÖD-Niveau-Unterbietungsversuchen „auszeichnete“, hat die Hintergründe voraussichtlich einfach nicht beachtet oder nicht sehen wollen – ich verweise einfach mal auf http://kleinertod.wordpress.com/2013/07/29/fcsp-mit-hitzepunkt-beim-ksc-big-hooley-festival-usp-und-die-polizei/. Der Verein, nicht gerade die höchste moralische Instanz in Fanangelegenheiten, hat sich auf den Druck der Medien jetzt auch mal irgendwie geäußert – http://www.fcstpauli.com/home/verein/news/3571, und wenigstens deutlich hervorgehoben, daß es weder zu Bedrohungen noch zu Gewaltanwendungen gekommen ist – was ja gerne anders dargestellt wurde. Für mich nach wie vor unverständlich, wie Teile der Fanszene auf den anderen einhacken kann, ohne sich mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen. Und das noch ausgerechnet unter der Fahne der Toleranz… Wobei die Wortwahl in der BASCH nun wirklich dazu einlud, sich über den Text aufzuregen, wie schon im dem Blogbeitrag zuvor angemerkt. Aber egal.. Nun, etwas Ruhe ist jetzt scheinbar eingekehrt und zumindest das ist gut so. Und, weil es so schön paßt: „still loving USP“…
Für großartige Stimmung sorgten an diesem Abend andere – und zwar die Geflüchteten selbst. Wunderbare Rhythmen und ausgelassenes Herumgetanze waren das Highlight rund ums Spiel.
Die Stimmung war einfach großartig.
Lebensfreude statt „Lagerkoller“. Auch darum ging es an diesem Abend.
Und auch darum, aufzuzeigen, daß sie nicht alleine sind.
Nochmals Hut ab für all das tolle Engagement!
Nach dem Spiel, das übrigens 5-2 für die Lampedusa Elf ausging, wurde gefeiert.
Aber eigentlich war das ganze Spiel eine einzige Feier.
Zum krönenden Abschluß versammelten sich Spieler und andere Menschen, die dabei waren, vor dem Knust. Weil es wichtig ist, ein Zeichen zu setzen. „Für ein Leben in Würde“ und gegen kleinkarierte Politik.
Revolutionär ging es auf dem CSD weiter.
Der Ursprung des Christopher Street Days mag gerade in der Berichterstattung und öffentlicher Wahrnehmung weitgehend in Vergessenheit geraten sein – für die Schwul-lesbische Gemeinschaft ist es das aber nicht. http://de.wikipedia.org/wiki/Stonewall.
Gesetze sind eben nicht einfach nur zum Befolgen und Einhalten da und Verstöße dagegen nicht zwingend mit aller Härte und Polizeigewalt zu verfolgen. Gerade an diesen Beispielen wird es deutlich, daß es über die bestehenden Gesetze wichtig ist, für menschliche Veränderungen der Gesellschaft zu kämpfen.
Auch der Fußball ist ein Teil dieser Gesellschaft und ein Teil des Kampfes gegen Homophobie.
In Deutschland sträuben sich immer noch viel zu viele Parteien, insbesondere CDU/CSU und die FDP in der Regierung, die gleichen Rechte unabhängig von der sexuellen Ausrichtung zu gewähren. Der dabei gerne erfolgende Hinweis auf das Grundgesetz wird angesichts der deutlichen Worte des Bundesverfassungsgerichts, welches das Gegenteil verlauten läßt, noch absurder.
Gesetze können Menschen brechen. Das sieht man aktuell insbesondere in Russland. Und viel zu still es darum hierzulande. Ein Trauerspiel.
Trotz der ernsten Themen waren die rund 120.000 bis 150.000 Menschen auf den Straßen mehr als gut gelaunt, zumal nach kurzem Regen die Sonne wieder herauskam und die ganze Parade über anhielt.
Die (heterosexuelle) Gesellschaft schaut leider immer noch viel zu gerne weg, sobald es nicht um sie geht… https://www.openpetition.de/petition/online/rehabilitierung-aller-und-entschaedigung-der-noch-lebenden-in-deutschland-wegen-175-verurteilten. Vollste Unterstützung. Unrecht ist auch dann Unrecht, wenn es Gesetzesform erlangt hat.
Die aktuelle Entwicklung weltweit zeigt leider, daß diese Art von Unrecht auf dem Vormarsch ist. Wahrlich Zeit, aufzuwachen.
Kein Gesetz vermag die Vielfalt aufzuheben. Sie ist Teil dieser Welt und wird es immer bleiben. Kein Hass der Welt kann dies auf Dauer ändern.
Und das ist gut so…
Auch von FCSP Seite gab es Teilnehmer am CSD. Der Vorstadtverein hatte sogar eine eigene Gruppe mit am Start, wobei die Vereinsfarben an diesem Tag eh keine Rolle spielten. Das Thema geht uns schließlich alle an.
Sehr schöne Szene, als ein vorbeifahrender ICE den Menschen der CSD Parade mit lauten Signalen Unterstützung gewährte…
Still war es an dem Tag eh nicht, überall Musik und tanzende Menschen.
Ein wunderbarer Tag.
Und immer deutlich alles andere als unpolitisch.
Zur Demo am 17.8.13 gibt es wieder die Gelegenheit, politisch sich zu betätigen. Ein Zeichen – hier für die Geflüchteten aus Lampedusa – zu setzen. http://lampedusa-in-hamburg.tk/ bzw. http://lampedusa-in-hh.bplaced.net/wordpress/wp-content/uploads/2013/05/Flyer_Demo_170813_Seite_1-4.pdf mit weiteren Informationen dazu.
Davor gibt es natürlich wieder Fußball. Der FCSP hat seiner Rolle als „Freilos im DFB-Pokal“ ja schon genüge getan, jetzt ist wieder die Liga an der Reihe. Da gibt es ja auch Punkte. Ohne die können wir wohl einfach nicht… 😉
Zum Pokalauftritt in Münster möchte ich nicht allzuviele Worte verlieren. Kalla möchte ich aber hervorheben, der hat mir mit seinem Einsatz besonders gut gefallen und sich für weitere Auftritte mehr als nur empfohlen. Seine Fehlpassquote war zwar enorm, aber da war er leider nicht anders an diesem Tag als alle anderen. Schon ein wenig wenig, was da gezeigt wurde. Pokal halt. Können wir einfach nicht. Und was die Abschlußschwäche, mehr noch die Zahnlosigkeit im Spiel nach vorne insgesamt anbelangt, da haben wir noch eine lange Saison vor uns, die zu Anfang sicherlich anders ausschauen wird als im weiteren Verlauf. Die ganzen neuen Spieler des FCSP müssen sich halt erstmal finden und auch Erfolgserlebnisse sammeln. Haben wir noch ein wenig Geduld. Jeder Punkt, den wir aktuell holen, ist viel wert. Und um den Aufstieg sehe ich uns eh nicht ringen in dieser Spielzeit.
Direkt nach dem Pokalspiel herrschte ja eher so ein „ich will nicht darüber reden – aber…“ Stimmung vor. Mittlerweile ist der Heißhunger auf den FCSP aber wieder vollauf da und zu spüren. Immer schön, daß Fußball so schnellebig ist. 😉 Im Spiel am Sonntag gegen Bielefeld dürfte das Spiel jedenfalls ganz anders aussehen. Nicht unbedingt von den Toren von unserer Seite her – auch nur eines wäre nicht schlecht – aber sicherlich wird der Support von den Rängen nicht unerheblich werden. Und auch der Support von USP und co. wird wieder enorm wichtig.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Ultra-Gruppe von Celtic Glasgow verweisen – der Green Brigade wurde das Supporten durch die Auflösung ihres Blockes in dieser Saison überraschend von Vereinsseite erschwert. Letztlich ging es wohl einfach nur darum, daß die Leute stehen wollten. Ein Trauerspiel – siehe http://ultras-celtic.com/blog/?p=4041. Das ist einfach keine Lösung. Ich drücke der Green Brigade die Daumen, daß sie ihren Weg zurück gemeinsam ins Stadion finden und schicke an dieser Stelle einen solidarischen Gruß nach Glasgow.
Nun aber der Blick nach vorn: am Sonntag geht es schließlich für uns weiter. Let’s go!
Und nach dem Spiel ins BACKBORD… http://dingediedasind.blogsport.de/2013/08/08/lasst-uns-nicht-verhungern/ – der tolle und wichtige Laden muß erhalten bleiben!