Mit der Deklassierung in Bochum steckt der #FCSP im Kampf um den Klassenerhalt

Wir beschäftigen uns nicht mit dem möglichen Abstieg, aber der mögliche Abstieg beschäftigt sich mit uns. Dieser eine Satz umschreibt das Spiel und unsere Situation besser als alles andere. Wir sind mitten drin im Kampf um den Klassenerhalt, ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht.

Sicher gibt Gründe für das statement unseres Trainers vor dem Spiel, der eine Beschäftigung mit einem möglichen Abstieg verneinte und auf den vor diesem Spieltag knappen Punktabstand zu einem Platz im oberen Tabellendrittel hinwies. Mit einer negativen Einstellung kann auch eine Blockade kommen und wir hatten tatsächlich keine so schlechte Ausgangslage im Verhältnis zu anderen Vereinen. Aber gerade dieses eng Beisammensein sollte zeigen, wie wichtig es ist, die Situation ernst und anzunehmen und mit allem Einsatz alles für den Erfolg zu geben.

Wie so etwas ausschaut, das haben die Gastgeber eindrucksvoll bewiesen. Nach vorn ging bei uns aufgrund einer starken Leistung der Hintermannschaft der Bochumer kaum etwas, Schüsse oder auch letzte Pässe wurden fast ausnahmslos abgeblockt, wir kamen so ungefähr zweimal zu einem Abschluß, beide Male eher aus dem Nichts bzw. nach einer guten Einzelaktion und geradlinigem, schnellem Abschluß. Mit starker mannschaftlicher Geschlossenheit und nahezu unbedingtem Einsatz und Willem ging die Taktik der Gastgeber eindrucksvoll auf, während wir uns verzettelten und kaum ins Spiel fanden.

Das wir unterlegen waren, lag dabei nicht an den Verletzungsausfällen, die Luhukay mit zwei Spielern aus der eigenen Jugend ersetzte – Viet und Senger machten ihre Sache gut – es lag vielmehr am Gesamtsystem, vielleicht eben auch an der Einstellung, wie eingangs beschrieben. Es fällt schwer, hier irgendeinen positiven Aspekt hervorzuheben, der für die verbleibenden Spiele Mut machen könnte – von der Tatsache einmal abgesehen, daß Avevor nach langer Verletzungspause endlich wieder mit von der Partie sein konnte und nach seiner Einwechslung seine altbekannte Qualität sofort zeigen konnte. Wir werden ihn noch brauchen.

Nach diesem Spieltag könnten es nur noch zwei Punkte auf einen möglichen Abstiegsplatz sein. Und wenn mensch sich so anguckt, wie die anderen Vereine da unten im Tabellenkeller aufspielen und das mit unserer aktuellen Verfassung vergleicht, dann könnte eins Angst und Bange werden. Aber, und das ist der Punkt, das hilft uns ja auch nicht weiter. Wir müssen den Kampf annehmen, dabei spielerisch alles geben und um jeden einzelnen Punkt kämpfen. Die Saison ist erst dem letzten Spieltag vorüber bzw. für die Relegationsplätze erst mit der Ausspielen der beiden Zwangspartien. Wir haben die Qualität in unseren Reihen, um diese Spielzeit noch so abzuschließen, daß wir in der nächsten auch weiterhin in dieser Liga spielen können. Von uns Fans kann in dieser Phase leider keine Unterstützung kommen, zumindest nicht von den Rängen. Aber wir alle fiebern mit, drücken alle erdenklichen Daumen und werden auch in Zukunft alles für den FC St. Pauli geben. Auch weil es um so viel mehr geht als Fußball. Immer.

Daß wir in Bochum in Schwarz aufgelaufen sind, soll ein statement in Sachen Black Lives Matter sein. Die rassistische Polizeigewalt ist ja nicht nur in den USA ein Thema. Es läuft ja leider auch bei uns immer nach dem gleichen Schema ab: ein Video zeigt eindeutige und krasse Polizeigewalt. Diese wird behutsam als Frage als solche benannt. Die darauf folgenden Kommentare lauten: die Polizei habe alles richtig gemacht, das Opfer sei ein Verbrecher, die armen Polizisten seien die wahren Opfer, zusammen mit Angriffen auf die Berichterstattung. Jedes mal. Wer angesichts der Thematisierung von – sogar tödlicher – Polizeigewalt von „Team Polizei“ faselt, weiß um die Wirkung genau und will dies auch. Die Unsichtbarmachung der Opfer, die Zementierung unkontrollierter und unkontrollierbarer Macht. Das Thema ist auch hierzulande ein Dauerbrenner und wichtig: https://twitter.com/metronaut/status/1269027924692393986?s=20. Es geht ja auch anders, siehe https://twitter.com/ISDBund/status/1268963389692416007?s=20 mit einem Funken Hoffnung für die Zukunft, zumindest in Berlin. Aber wie tief verankert in Sicherheitskreisen das Problem ist, läßt sich allein durch die ständige Unsichtbarmachung der rassistischen Probleme erkennen: https://twitter.com/sibelschick/status/1268962044595908608?s=20.

Dass wir beim FCSP richtig sind, hat unser Verein übrigens wieder einmal bewiesen: https://twitter.com/fcstpauli/status/1267774391120781319?s=20. Solidarität ist das Gebot der Stunde – nein, eigentlich immer: https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/black-lives-matter-hoert-uns-zu-informiert-euch-und-unterstuetzt-uns.

Auch die Verschiebung der Probleme beispielsweise durch Beobachtung von Hilfe für Flüchtende oder Umweltschutz durch den Verfassungsschutz und Bezeichnung als undemokratische Bestrebungen zeigen, daß wir auch hierzulande eine durchgreifende Reformierung der damit beschäftigten Behörden benötigen, siehe https://twitter.com/ChristophKleine/status/1268861396713902081?s=20, https://twitter.com/marteimer/status/1268889258154221568?s=20 bzw. https://twitter.com/SeebrueckeHH/status/1268874100837097478?s=20
https://twitter.com/H_B_g_R_Info/status/1268617127755276288?s=20. Sowas hingegen ist offensichtlich kein Problem: https://twitter.com/stephanpalagan/status/1268919107161862152?s=20
Rassismus muß als gesellschaftlich seit Jahrhunderten existierendes Problem anerkannt und nach Lösungen gesucht werden, die im Sinne der Menschen sind. Aller Menschen, nicht nur der „besorgten“ Menschenfeinde, wie es viel zu oft geschieht. Für eine bessere Welt. Weil es wichtig ist.