Wie oft haben wir uns daran erfreuen können, daß Fußball ein Tagesgeschäft ist. Im Umkehrschluß bedeutet daß leider eben auch, daß wir uns überhaupt nichts davon kaufen können, wie gut wir an diesem Spieltag sowie davor abgeschnitten haben, solange es rechnerisch noch nicht eindeutig ist, daß wir aufsteigen werden. Daß dieses Ziel so erreichbar wie lange nicht mehr ist, ist natürlich wunderbar, aber solange es noch nicht sicher ist, werden wir uns auch nur weiterhin am Moment erfreuen, was ja auch immer sehr wichtig ist. Der Weg ist nur noch nicht zu Ende gegangen. 11 Punkte brauchen wir weiterhin für die Garantie eines direkten Aufstiegs, dann brauchen wir auch nicht auf die Resultate der Anderen schauen. Drei bis vier weitere Siege stehen also noch aus den letzten sieben Partien als Aufgabe vor uns. Enorm wichtig war dabei, daß wir gegen Paderborn dreifach punkten konnten, denn bis auf die Vorstadt haben die Vereine hinter uns ebenfalls diese Ausbeute an diesem Spieltag erzielen können. Grund genug, mit einem Lächeln durch die Woche zu gehen.
Die stets nervige und in meinen Augen so überflüssige Zeitumstellung hat uns allen vor diesem Spiel eine Stunde geraubt, so daß der Anstoß und das Vorspieldrumherum gefühlt noch früher kamen als sowieso schon in dieser Liga. Der Gedanke im Hinterkopf mit der Hoffnung auf einen positiven Ausgang dieser Spielzeit, daß es nächste Saison zu angenehmeren Anstoßzeiten kommen könnte, hat natürlich geholfen. Noch mehr aber ein starker Kaffee vor der Gegengeraden. „Für den täglichen Aufstand…“ – immer gut.
Dann war auch noch Ostern. Wer auch immer das und auf welche Weise auch immer feiern mag, diese Version mit den bunten Fingernägeln ist einfach wunderschön. Erfreut hat später auch die Choreo im Rabauken-Block mit den kreativ bemalten Ostereierpappen und dem Hasen. Habe ich jetzt nicht für den Blog abgelichtet, aber dennoch positiv zur Kenntnis genommen und mich daran erfreut, wie sicher viele andere ebenso im Stadion. Gelungen!
Sehr positiv auch die Ansage und Anzeigen an diesem Spieltag, war doch außerdem auch der International Transgender Day of Visibility Lesenswert zu der aktuellen Bedruohung, bei der im Western die Rechte in den USA Vorreiter ist: https://www.rowohlt.de/magazin/empfehlungen/um-gottes-willen rel=“noopener“ target=“_blank“>. Und auch, was auf der offiziellen Seite vom FCSP zu diesem Tag steht: https://www.fcstpauli.com/news/was-trans-menschen-uber-den-trans-day-of-visibilty-denken/.
Daß wir die Ausfälle von Dapo, Saad und Treu an diesem Spieltag kompensieren konnten, zeigt nicht nur die Qualität im Kader, sondern eben auch unserer sportlichen Leitung. Der Plan von Hürzeler mit Hartel auf Außen neben Metcalfe und Ritzka im Mittelfeld ging das ganze Spiel über gut auf. Daß wir erneut umstellen müssen, ist zwei Gelben zu verdanken, die der schlechte Schiedsrichter an diesem Tag nach sehr befremdlichen Kriterien verteilte. Aber wir haben ja schon mehrfach gesehen, daß wir das hinbekommen, gerade eben auch wieder an diesem Spieltag.
Mit dem SC Paderborn kam auch kein Fallobst, sondern eine gut eingestellte Mannschaft, die vorne sehr gefährlich war und vor allem durch ein intelligentes Pressing beeindrucken konnte. So sehr unter Druck habe ich unser Herausspielen von hinten noch nicht erlebt in dieser Spielzeit, das war schon äußerst gekonnt, wie die Passwege von uns antizipiert und die Koordination der Pressing Spieler gerade auf den dritten oder vierten Pass abgestimmt waren. Da war es dann auch kein Wunder, daß der Gegentreffer aus einer solchen Situation entstand und nicht aus der Spielidee nach vorn, die die Gäste an diesem Tag zeigten.
Wobei diese Spielweise ja auch von Erfolg hätte gekrönt werden können, wenn unsere ganze Mannschaft nicht durch eine Anpassung des Systems genau den Stärken der Paderborner mit spielerischer Klasse zudem den Zahn gezogen hätte. Es gab zwar gefährliche Momente in einer Phase, wo sich die ganze Mannschaft wie in einem Zeitumstellungsschläfchen befunden zu haben schien, aber unter dem Strich konnten wir das Spiel über deren schnelle Außen erfolgreich unterbinden. Und auch die Pässe in die Tiefe hinter eine hoch stehende Verteidigung führten nicht zum Ziel, da wir uns nicht zu weit herauslocken ließen und andererseits rechtzeitig genug die Paßwege schließen konnten. Das ganze Spiel war wirklich ansehnlich, der gezeigte Fußball auf beiden Seiten hat mir gefallen, was sich nach dem Ergebnis natürlich leichter schreiben läßt…
Ebenfalls sehr positiv war das überraschende Abspielen des Klassikers „An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband“ der Gebrüder Wolf – wie ich nachträglich erfahren habe, hatte dieses Lied einen aktuellen Hintergrund, war doch ein Nachfahre der Jüdischen Künstler, die unter den Nazis verfolgt und inhaftiert wurden, wobei einer aus dem Trio den faschistischen NS-Horror im KZ Theresienstadt nicht überlebte, an diesem Tag auf der Süd. Eine wundervolle und wichtige Geste des Vereins, gerade angesichts des Zeitpunkts, denn es war ja gerade der 1.4. im Jahre 1933, der den deutschlandweiten Boykott gegenüber allen Juden durch die Nazis brachte. Gerade in einer Zeit, in welcher Antisemitismus aus allen politischen Lagern hochkocht, ist es wichtig, Stellung zu beziehen – immer und immer wieder.
Der heutige Tag brachte uns ja einen 2-1 Heimsieg gegen eine der Mannschaften ein, die in der Tabelle in unmittelbarer Reichweite zum dritten Platz stehen. Vor dem Spiel betrug der Rückstand von Paderborn auf die Vorstadt nur fünf Punkte, also ebenso wie zwischen uns und dem zweitplatzierten Kiel. Aktuell liegen elf Punkte zwischen dem Elftplatzierten SV Elversberg und dem Relegationsplatz Drei, wo nun die Fortuna aus Düsseldorf sich hochgearbeitet hat. Unser nächster Gegner, der KSC, steht dazwischen auf dem sechsten Rang, nach diesem Auswärtsspiel haben wir jene schon genannten Elversberger daheim im Kampf um die Punkte, anschließend Hannover 96, die drei Punkte hinter dem 3. Platz auf Rang fünf stehen. Für die nächsten drei Vereine geht es also zumindest theoretisch auch noch um einen möglichen Aufstiegsplatz, auch wenn der SV Elversberg sich da mit der deutlichen Niederlage an diesem Spieltag eigentlich schon selbst rausgenommen hat.
Elf Punkte sind aber aufzuholen, was ja leider auch für uns gelten könnte, denn so viele Punkte haben wir auch „nur“ an Vorsprung auf die Fortuna, die dann auch noch das bessere Torverhältnis aufzuweisen hat. Die Tabelle läßt sich aber auch anders lesen, denn wenn wir die nächsten beiden Spiele gewinnen und Düsseldorf wie auch die Vorstadt beide Partien verlieren, zudem Hannover nicht gewinnen würde, dann wäre der direkte Aufstieg schon sicher. Wird so nicht passieren, zeigt aber deutlich, wo wir bereits stehen. Ohne daß wir dadurch schon durch wären, wie gesagt. Wenn es nicht zu außergewöhnlichen Verläufen kommt, sollten wir uns eher auf die Spiele in Rostock und auf das Stadtderby konzentrieren, denn dann wird womöglich der große Sprung nach oben möglich sein – sofern uns nicht die Puste ausgeht oder die Schiedsrichter mit seltsamen Entscheidungen etwas dagegen haben…
Womit ich wieder auf unsere Partie an diesem Spieltag zurückkommen möchte, war doch das frühe Tor von Kemmlein wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht gegeben worden. Die fast vierminütige Überprüfung der Abseitsentscheidung auf dem Platz brachte dann mit einer kallibrierten Linie eine hauchzarte Abseitsstellung mit der Schulter vom Vorlagengeber Hartel zutage, bei der allerdings sowohl der Ball bereits deutlich den Fuß des Paßgebers verlassen hatte als auch die Schulter des hinteren Verteidigers außer Acht gelassen zu worden scheint. Es ist und bleibt absurd. Und ganz unabhängig von dieser Entscheidung gehört der VAR abgeschafft, denn er macht das Stadionerlebnis einfach vollkommen kaputt. Was, wenn es dann doch ein Tor gegeben hätte? Dann würde zwar der Treffer für die Anzeigentafel bejubelt werden, nicht aber das Tor an sich. Zeitnahe Entscheidungen sind einfach wichtig, um ein Spiel wirklich genießen zu können. Und fehlerfrei sind solche VAR Entscheidungen ja auch nicht, was fan auch an dieser, wie ich finde, merken konnte.
Es sollten aber ja noch Tore folgen, erst das wunderbare 1-0 durch Hartel nach Vorlage von dem extrem laufstarken Irvine, welchem die lange Reise vom Länderspiel überhaupt nicht anzumerken war, dann in Halbzeit zwei kurz nach Wiederanpfiff das noch schönere Tor von an diesem Tag sehr stark spielenden Ritzka, der mit einem satten und gezielten Fernschuß das 2-0 zauberte.
Daß wir dann durch das starke Gegenpressing der Gäste, hier in der Person vom an sich so guten Smith, einen Fehler im Hintenrausspielen und damit ein Gegentor uns einhandelten, machte der Torschütze zum Anschlußtreffer dann mit drei gelbwürdigen Fouls in wenigen Minuten dankenswerterweise selbst kaputt. Eigentlich hätte er schon bei der zweiten Aktion fliegen müssen, aber der wirklich schlechte Schiri an diesem Tag zeigte dann lieber Hürzeler für seine sehr verhalten wirkenden Proteste gegen die fehlende gelbe Karte eine und später auch Smith, als der Schiri nach dem dritten Foul erst nur sehr gelangweilt auf Freistoß entschied. Nachdem er Smith, der darüber sich kurz entsetzt zeigte, seine 5 Gelbe eintrug, entschloß er sich dann doch, zum eigentlichen Verursacher der Unterbrechung zu joggen und ihm Gelb-Rot zu zeigen. Wäre bei korrekter Kartenvergabe früher und ohne eine für uns erfolgt, aber so war es halt. Smith kommentierte seine Sperre im nächsten Spiel dahingehend, daß ohne seinen Protest der Schuldige wohl erneut unbestraft geblieben – und dann wohl ausgewechselt worden wäre. Kam mir auch so vor, nebenbei bemerkt. Jedenfalls brachte uns die Überzahl danach den Sieg ein, denn wir gaben den Vorteil nicht mehr aus der Hand. Insofern hat Smith die fünfte Gelbe ebenso „gut“ erhalten wie auch Metcalfe, der eine Gelegenheit der Gäste unterband. ALso keine „unnötigen“ Gelben, sondern welche, die im Spiel jeweils einen gewissen Sinn ergaben.
Wir werden beide ersetzen müssen und ich bin sicher, daß Hürzeler dafür wieder auch eine Lösung finden wird. Während Afolayan womöglich weiterhin aussetzen muß, wird Saad nach seiner Sperre wieder mitwirken können. Womit der Ausfall von Metcalfe ersetzt werden kann, während Wahl wie schon zuvor in solchen Fällen die Rolle von Smith einnehmen dürfte, womöglich sehen wir dann Dzwigala in der Abwehr, der ja immer zuverlässig abliefert, wenn er denn benötigt wird.
Ich schätze, daß wir bis zum Schluß alles geben müssen in dieser Spielzeit, da kaum ein erneutes Schneckenrennen um den Aufstieg kommen dürfte, wie so viele Spielzeiten zuvor, sondern eher die Vereine um den dritten Platz alles dafür geben werden, um nach oben zu kommen, was in vielen Siegen für die oben Platzierten sich abzeichnen dürfte. Die Kraft der Verfolgenden. Wenn wir nicht weiter nach vorn drängen, könnte es noch sehr schwer werden – aber die Sorge habe ich bei dieser Mannschaft in dieser Saison nicht wirklich.
Auch wenn es wichtig bleibt, sich nicht zurückzulehnen und sich zu sicher zu sein, wie es an diesem Spieltag nach dem 2-0 zeitweise wirkte – insgesamt haben sie sich ja doch wieder zusammengerissen und abgeliefert. Diese Mannschaft hat das Zeug dazu und dieser Trainer die Fähigkeit, eben dieses einzufordern und zur Verwirklichung zu bringen. Fertigmachen zum Jubeln also – wenngleich weiterhin mit voller Kraft voraus!
Es gibt ja schließlich Pommes am Millerntor. Das ist einfach erstklassig und das nehmen wir so mit in die letzten Spiele der Saison.
Mehr zum Spiel:
https://millernton.de/2024/04/01/fc-st-pauli-vs-sc-paderborn-21-hochverdienter-arbeitssieg/
blog.uebersteiger.de/2024/03/31/von-angsthasen-und-wildem-gehoppel/
https://www.stefangroenveld.de/2024/auch-paderborn-findet-keinen-weg/
https://rilrec.de/reiseberichte/240331
http://beebleblox.blogspot.com/2024/03/abstand-gehalten.html