Wo steht der #FCSP vor der Rückrunde 2022/2023? Eindrücke vom Testspiel gegen den FC Midtjylland.

Die in der Überschrift gestellte Frage beschäftigt aktuell alle rund um den FCSP, was nach der schwachen Hinrunde einem Punkt vor dem letzten Platz, dem Trainerwechsel und den vier Winterneuzugängen auch kein Wunder ist. Es wäre allerdings eines, aus den Eindrücken von den Testspielen darauf eine wirkliche Antwort abliefern zu können. Es lassen sich nur Eindrücke schildern und daraus abgeleitet Thesen aufstellen, wo sich dann in den nun folgenden Punktspielen zeigen muß, was letztlich daraus werden wird. Sicher ist allein, daß sich einiges rund um unseren Magischen FC verändert hat und gleichzeitig naturgemäß auch vieles beim alten geblieben ist. Ob sich ausreichend viel und zum Positiven geändert haben wird, werden vielleicht schon die nächsten vier Spiele, erst auswärts in Nürnberg, dann daheim gegen Hannover und Kaiserslautern und dann wieder auswärts in Magdeburg, zeigen können – eben weil dann jeweils zwei solcher Auftritte absolviert wurden.

Sehen wollten vergleichsweise viele dieses an sich so unwichtige Spiel, was sicherlich zum einen an der recht langen Winterpause lag, vor allem aber eben an den beschriebenen Punkten, war doch wahrlich viel Neues rund um die Mannschaft zu sehen. Glücklicherweise ging es mit dem Einlaß dann am Ende doch schneller als befürchtet, alle kamen zeitig hinein und konnten das insgesamt recht spannende Spiel miterleben.

Gegen den FC Midtjylland waren viele der Schwachpunkte, die schon in der Hinrunde festzustellen waren, wieder zu erkennen: wir kamen kaum in den Strafraum der Anderen und auch daraus folgend gab es kein Tor von uns, zudem verzettelten wir uns im Aufbau von hinten heraus und mußten mehr als einmal tief aufatmen, als eine dadurch erst heraufbeschworene, gefährliche Situation von uns entschärft werden konnte. Die Gäste hatten das aber auch ihrerseits sehr gut gemacht und uns so auch entsprechend gut gefordert. Insofern war das ein wirklich aussagekräftiger Test.

Erster positiver Eindruck: die Progressive Pride Flag weht jetzt über dem Millerntor. Und zwar die aktualisierte Version: https://mannschaft.com/progress-pride-flagge-nimmt-intersex-symbolik-auf/. Wie wichtig dieses Update ist, kann mensch an den aktuellen Ereignissen erkennen, siehe nur https://www.queer.de/detail.php?article_id=44290.

Und wie wichtig dieser Spruch auf der Nord ist, genauer gesagt, der dahinter stehende Kampf für univserselle Menschenrechte, zeigt sich leider ebenfalls jeden Tag aufs Neue, siehe nur https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/eu-aussengrenze-fluechtlinge-frontex-101.html.

Sportlich gab es natürlich auch das aktuelle Bild der zum Teil neu zusamme gestellten Mannschaft mit den vier Neuzugängen im Winter. Mets und Maurides konnten wir an diesem Tag schon mal beobachten, für Dapo Afolayan hat es nach der frischen Verpflichtung noch nicht gereicht, ebensowenig für Elias Saad, der wohl noch etwas braucht, bevor er körperlich auf dem Level der 2. Liga angekommen ist. Beide dürften eine dringend benötigte spielerische Komponente und eben auch die dafür notwendige Geschwindigkeit mitbringen.

Bei diesem Testspiel konnten die Aufbauprobleme ein ums andere mal gesehen werden. Es dauerte immer wieder viel zu lange, bis irgendwann der Ball bei Paqarada landete, der nahezu als einziges Überbrückungsmittel des Mittelfeldes genutzt wurde. Da sind wir aktuell viel zu leicht auszurechnen, viel zu langsam und behäbig im Aufbau und vor allem nicht effektiv genug.

Inwiefern das gute Spiel gegen den Ball der Gäste hier eine Rolle spielte, vermag ich nicht zu beurteilen, denn das war schon deutlich und druckvoll, was dort geboten wurde und so nicht immer in der 2. Liga in der Klasse zu sehen sein dürfte – allerdings auf andere Weise halt auch. Es wird immer eine Herausforderung bleiben, spielerisch nach vorne zu kommen, wenn gut dagegen gehalten wird. Wirklich nach Lösungen sah dies gerade in der ersten Halbzeit an diesem Tag nicht aus. In der zweiten wirkte das schon etwas besser und vielseitiger.

Gegen den Ball haben wir ein recht gutes Bild abgeben können bei diesem Testspiel, wobei wir, wie in diesem Bild gut zu erkennen ist, in einem 5-2-3 agierten (der FCSP in weiß an diesem Tag). Die vordersten drei Spieler übten viel Druck beim Anlaufen aus und konnten so immer wieder Ballverluste forcieren, die nur leider kaum zu einem schnellen Gegenzug führten. Aber halt zu Ballgewinnen, beispielsweise durch einen Einwurf für uns. Und wenn wir da überspielt wurden, war die Verteidigung bereit, den Angriff aufzunehmen und ließ die andere Mannschaft kaum zu einem vernünftigen Abschluß kommen.

Nur der eigene Aufbau war wieder viel zu riskant in meinen Augen, wir verzettelten uns dort durch das ebenso starke Gegenpressing der Gäste ein ums andere mal und hatten dort auch quasi selbst die gefährlichsten Situationen gegen uns mitgeschaffen. Daß das Spiel letztlich torlos ausging, ist gut für das defensive Selbstbewußtsein, für das offensive brauchen wir dann aber doch noch ein paar Schritte mehr, insbesondere im Mittelfeld. Gerade ein Spieler mit den aus den Videos erkennbaren Fähigkeiten von Afolayan könnte hier der Schlüssel sein, der uns in dieser Saison bislang gefehlt hatte. Vielleicht werden wir ihn ja schon in Nürnberg sehen können.

Maurides hatte wenig Möglichkeiten zu glänzen, einfach weil er, wie auch die anderen da vorne, so gut wie gar nicht in Szene gesetzt wurde. Er wirkte langsamer als die Anderen, aber beständig im Anrennen. Inwiefern er uns weiter bringen wird, können wir wohl erst beurteilen, wenn er auf die Weise angespielt wird, die Stürmer halt benötigen. Otto, der wieder in der Startelf den Mittelstürmer spielte, würde ebenfalls davon profitieren – von Spiel zu Spiel kommt er auf dem Platz präsenter herüber und ich erhoffe mir von ihm noch einiges in der Rückrunde. Gut gefallen hat Karol Mets da hinten in der IV, gerade zusammen mit Smith und auch Dzwigala funktioniert das aktuell – und mit Medic und Nemeth haben wir ja noch weitere Trümpfe auf diesen Positionen, und auch Beifus, da sind wir recht gut aufgestellt. Hinten sicher stehen und nach vorne effektiver aufspielen als an diesem Tag, dann kann was gehen.

Ja, wir stehen nur einem Punkt vom letzten Platz vor Beginn der Rückrunde entfernt. Andererseits auch nur drei Punkte vom zehnten Tabellenplatz. Hier kann ein einziger Spieltag enorme Bewegeung in der Tabelle bringen, an dieser Ausgangssituation hat sich ja nicht viel verändert. Je weniger wir Gegentore fangen, umso erfolgreicher wird die Mission von Schulles Nachfolger Hürzeler werden können. Da wirkten die Testspielergebnisse schon positiv. Doch es bleiben nur Testspiele ohne Wert. Ab jetzt wird es zählen. Und ebenso auf den Rängen – geben wir alles, die Mannschaft zu unterstützen! Auf St. Pauli!

Mehr zum Spiel in meinem Live-Twitter-Thread https://threadreaderapp.com/thread/1616765618015080449.html
sowie https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2023/01/21/friendly-fc-sankt-pauli-vs-fc-midtjylland-0-0/.