Die ersten zwei Spieltage ohne Fans liegen nun hinter uns und mit einem Sieg daheim gegen Nürnberg sowie einer Niederlage in Darmstadt liegen wir sportlich betrachtet im Rahmen, haben uns aber leider auch nicht aus dem Kampf um den Klassenerhalt befreien können. Das Abstiegsgespenst geht also in den Geisterspielen weiter herum. Mit gerade einmal fünf Punkten Abstand auf einen Abstiegsplatz – und das positive Torverhältnis haben wir auch noch in Darmstadt verloren, was uns da unten in der Tabelle noch Probleme bereiten könnte. Diese untere Platzierung in der Tabelle ist für uns ja quasi schon so etwas wie ein vertrautes Bild, ebenso die Niederlage in Darmstadt, ganz im Gegensatz zu den Spielen ohne Fans, die in dieser Coronazeit ausgetragen werden. Also doch nicht alles wie immer.
Und doch haben die zwei Spiele ohne Fans gezeigt, wie die weitere Saison verlaufen wird. Emotional heruntergefahren, aber trotzdem mit der Nervösität in Bezug auf den dringend benötigten Klassenerhalt. Der AFM-Kommentar ist dabei Gold wert, selbst wenn dieser, wie erstmals in Darmstadt, nur durch Betrachten der Fernsehbilder und ohne daß jemand von uns vor Ort sein kann erfolgen konnte. Noch ein Novum. Was läßt sich aus diesen beiden Spielen für Erkenntnisse gewinnen?
Zum einen natürlich, daß Spiele ohne Fans einfach grausig sind und nichts einen Stadionbesuch ersetzen kann. Wunderbar diese Tapete, die im Millerntor gezeigt wurde und die auf Sky zu sehen war.
Sky hatte sich am ersten Geisterspieltag sehr gruselige Dinge einfallen lassen, um die Abstinenz der Fans „auszugleichen“. Digitale Photoshopchoreos, Fangesänge vom Band aus vorgangegangenen Spielen für „mehr Atmosphäre“, all das funktionierte natürlich nicht, es bewirkte vielmehr das Gegenteil, ließ die Besonderheit der Situation nur noch deutlicher und trauriger hervortreten.
Sportlich betrachtet bieten die Spiele aber durchaus ansehnlichen Fußball. Zumindest, solange mensch sich nur ein Spiel und keine Konferenz anschaut, denn das Herumgeschalte läßt bei der eigentlich immer gleichen Soundkulisse ein Auseinanderhalten sehr schwer werden, die Spiele verschwimmen quasi zu einen einzigen Brei und werden entsprechend langweilig, zumindest meiner Meinung nach. Betrachtet mensch nur ein Spiel, dann kann es durchaus ein interessantes Spiel werden, allein vom fußballerischen betrachtet.
Nur, und das ist das Entscheidende, der FCSP und auch die Bundesliga, ob nun eins oder zwei, ist so viel mehr als Fußball. Es geht gerade nicht nur um ein Spiel, sondern eben auch darum, welche Vereine hier gegneinander antreten, wofür diese stehen, welche Menschen dahinterstehen, die Fans, die sich an allem beteiligen. All das fehlt jetzt zwangsläufig und so sind die ganzen Geisterspiele eben kein Ersatz für die beiden Bundesligen. Und vor allem nicht für unseren FCSP.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der ganzen Corona-Krise beschränken sich natürlich nicht nur auf den Sport. Davon einmal abgesehen, daß es auf die eine oder andere Weise uns alle trifft und wir auch noch nicht wissen, wie sich das alles auch in der Zukunft noch auswirken wird, so gibt es auch um uns herum schon jetzt sichtbare Auswirkungen. Diverse Geschäfte sind für immer geschlossen und auch in der Gastronomie, der Kultur und der Kneipenlandschaft gibt es große Schwierigkeiten, die irgendwie gemeistert werden müssen. Solidarische Aktionen wie diese hier von Ratsherrn gibt es viele – und wo auch immer die Möglichkeit besteht, sich daran zu beteiligen, ist dies natürlich eine gute Idee.
Daheim bleiben und ein Ratsherrn Pils trinken, während wir stattdessen auf der Saison-Abschlußfahrt im Sonderzug uns damit schier endlos versorgen könnten, ist natürlich kein Ersatz. Aber wir lassen uns ja nicht unterkriegen. All das muß ja irgendwie weitergehen und wird irgendwann auch vorbei sein. Und je mehr von uns dann noch dabei sein werden, umso besser!
Das gilt natürlich für alle Kneipen, Konzertorte und dergleichen genauso wie für unsere Mannschaft in der nächsten Spielzeit. Die nächste Saison wird ja kommen, eventuell pünktlich, wenn wir es schaffen, diese zu beenden, aber so oder so sind natürlich jetzt Verträge zu verlängern bzw. Neuzugänge zu umwerben und zu verpflichten. Auch das wird noch spannend werden.
Das glückliche 1-0 daheim gegen Nürnberg war wichtig, weitaus wichtiger fühlte sich aber das erste Bier vom Faß in der Stammkneipe nach der langen Zeit ohne an. Der Virus ist natürlich noch nicht weg, auch wenn die Infektionszahlen aktuell stark rückläufig sind, die zweite Welle kann natürlich jederzeit kommen wie auch jede einzelne Infektion ein Drama sein kann – aber hoffen wir einfach darauf, daß alle gut gehen wird und passen aufeinander und uns auf. Abstand gilt auch weiterhin und mit Vermummung, äh, Masken, kennen wir uns ja eh aus…
Leider auch mit der obligatorischen Niederlage in Darmstadt, die mit 4-0 doch deutlich ausgefallen ist, aber wir waren auch so schlecht, insgesamt betrachtet. Ungewohnte Fehler hinten, kollektives Versagen im emsigen Spiel nach vorne, zumindest, was das Schaffen von echten Torchancen betrifft. Das war nicht unser Tag. Aber das ist es in Darmstadt ja eh selten. Nun, wie auch immer, sieben Punkte aus den anstehenden sieben Spielen brauchen wir noch, wenn die magische 40 Punkte Zahl in dieser Spielzeit relevant werden sollte. So oder so gilt es weiter zu kämpfen. Auf St. Pauli!