#FCSP gegen Rayo Vallecano – eine neue Saison und magere Zeiten für Vegetarier stehen an. Zuerst ein Abschied.

Für die meisten überwiegt die Vorfreude auf den Auftakt der neuen Saison 2015/2016 mit der Eröffnung der Nordtribüne und damit der Einweihung des gesamten, neu gebauten Millerntors. Das ist ja auch alles eine wunderschöne Angelegenheit, die auch viel Freude auslöst. Und doch bleibt da ein anderer Schwerpunkt für uns Desorganisierte bei diesem Auftaktspiel – der Abschied von unserem desorganisiertem Fanclubmitglied, der unter dem Namen „Quotenrocker“ vielen bekannt war. Zuvor gab es aber noch den Vorlauf zum Auftakt mit dem Eröffnungsspiel der Saison, dem Testkick im Millerntor, welches diesmal zusammen mit Rayo Vallecano ausgetragen wurde, deren Fans hier hochwillkommen waren und immer sein werden. Eine schlechte Nachricht gab es dann auch noch spontan und überraschend, nämlich zur vegetarischen Versorgung im Stadion bzw. in der Gegengeraden – da ich hier erst noch die offizielle Auskunft einholen wollte, dauerten diese Zeilen dann auch noch etwas. Aber wir haben ja noch Sommerpause und damit genügend Zeit…

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Für unsere Bezugsgruppe bedeutete dies auch, daß wir die Zeit füreinander zum gemeinsamen Abschied nehmen finden konnten. Am Elbstrand wurde ein wenig gegrillt, viel miteinander gesprochen und durchaus auch noch einiges getrunken… Auf Quote!

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In jeder Hinsicht passend die Neugestaltung der Nord mit dem tollen farblichen Design der Sitzplätze. Ich finde es einfach grandios.

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Gefreut habe ich mich auch über einen ersten Eindruck von unserem einzigen echten Neuzugang, Ryou Miyaichi (zur Aussprache: https://kleinertod.wordpress.com/2015/06/30/auf-ein-neues-der-fcsp-vor-der-saison-20152016-die-neue-nord-tribune-und-die-millerntor-gallery/), der von seiner ihm nachgesagten enormen Schnelligkeit aber nur wenig zeigen konnte. Ob es an der Vorbereitung oder an etwas anderem lag, sei mal dahingestellt – das war nur ein Testspiel und für einen wirklichen Eindruck braucht man einen längeren Zeitraum. Daß er mit dem Ball umgehen konnte, war aber eindeutig schon jetzt festzustellen. Es verbleibt ein positives Kurzfazit.

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Positiv in jeder Hinsicht die Gästefans von Rayo Vallecano bei diesem Testspiel. Bei so eindeutig Antifaschistischen Ultras aber auch nicht wirklich überraschend. Doch auch die mitgereisten Fans der Spanier, die man sonst so mitbekommen konnte, machten allesamt einen guten Eindruck.

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Vorgestellt wurden zu dieser offiziellen Saisoneröffnung nicht nur die neue Mannschaft, die bis auf unsere neue Nummer 13 aus Japan keine wirklich neuen Gesichter beim FCSP aufweist, auch die neuen Trikots.

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Aber auch die gesamte Kollektion der neuen Spielzeit, um mal bei dem Bild noch etwas passendes zu schreiben, handelt es sich hier doch um das Trainingsshirt und bei dem wohl sogar noch um das aus dem Vorjahr. Nun, schreibe ich etwas zu dem aus dieser Spielzeit. Ansprechend fällt dieses übrigens aus. Und liegt preislich mit 44,95 Euro eben auch im vergleichsweise eher erschwinglichen Rahmen – was beim Trikot leider nicht der Fall ist. Bei den eigentlichen Trikots ist es bei dem sehr hohen Preis von 69,95 Euro leider geblieben. Und doch möchte ich den soeben verlinkten Boykottaufruf aufgrund des Preises vom Vorjahr diesmal nicht so stehen lassen. Den die neuen Trikots sind was Besonderes.

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Ich kann jetzt zwar weder etwas antifaschistisches noch antikapitalistisches zu diesem Bild im Zusammenhang mit den Trikots bringen, aber ganz so weit entfernt davon ist es auch nicht. Unser Auswürster Hummel hat sich bei der Gestaltung diesmal wirklich viel Mühe gegeben und die politischen Tendenzen wie auch die Fankultur des FCSP mit einfließen lassen, ohne sich dabei farblich oder gestaltungstechnisch vollkommen zu verheben. Geschmackssache bleibt sowas ja immer, aber derartiges gehört einfach so oder so anerkannt.

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Auffälligstes Statement in den neuen Trikots – und zwar den Auswärtstrikots – ist der eingearbeitete Regenbogen, mit der die Heteronormalität wunderbar konterkariert wird. Vielfalt pur. Was sich aber auch in der regenbogenfarbenen Kapitänsbinde und auch in solchen Anzeigetafeln im Stadion zeigt. Einfach toll.

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Toll fanden dann dann auch sicherlich viele, was die Gäste zum Einlaufen der Mannschaften an „südländischer Freude“, wie es TV-Kommentatoren einst ausdrückten, zeigten. Andere hingegen mögen das ja bekanntlich weniger. Und offiziell muß es mit mahnenden Worten bedacht werden, die dann auch kamen. Auf jeden Fall ist das immer ein gutes Motiv…

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Und auch eine Form von Voreinweihung der Nord. Quasi der Weihrauchersatz der Fankultur…

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Es gibt leider auch einen ernsten Hintergrund für alles. In Spanien ist der repressive Staat noch mehr am freidrehen als hierzulande: http://www.abc-berlin.net/antifaschist-erhalt-vier-jahre-knast-fur-generalstreikbeteiligung-in-spanien. Siehe auch https://linksunten.indymedia.org/es/node/136255.

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All das macht es nur noch wichtiger, zusammen zu stehen. Und zusammen liefen dann auch die Mannschaften ein. Enger zusammen als sonst üblich.

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Getragen wurde ein gemeinsames Banner.

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Auf dem ein klares Bekenntnis beider Vereine zu lesen war. „Love Football. Hate Racism“ mit den Emblemen beider Vereine. Und nicht als Feigenblatt von oben verordnet.

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Inwieweit Rassismus in Spanien oder im Spanischen Fußball verbreitet ist, vermag ich jetzt nicht zu sagen – aber als europäisches Land wird es wohl ähnlich sein wie hierzulande. Der Rassismus ist enorm am Zunehmen, auch wenn die öffentliche Wahrnehmung diesen gerne mit dem Ende des 2. Weltkrieges für erledigt erklären möchte. Aber wir haben hier nach wie vor noch große gesellschaftliche Themen, die von Jahr zu Jahr eher zunehmen als auch nur im Ansatz zu verschwinden.

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Neben Antirassismus und Antihomophobie ein weiteres wichtiges politisches Standbein, für das der FCSP stehen möchte und in vielerlei Hinsicht ja auch steht (ohne jemals hier den Anspruch auf Vollkommenheit erheben zu können, aber wer kann das schon, insbesondere bei so vielen Menschen). Wichtig ist eben, wenn ein solches Zeichen gesetzt wird – wie hier bei den Auswärtstrikots. Siehe http://www.fcstpauli.com/profis/news/7929 und vor allem auch zu den Trikots allgemein den tollen Beitrag von https://metalust.wordpress.com/2015/07/18/weniger-ist-mehr-form-follows-function-noe-zurueck-in-die-zukunft-des-fc-st-pauli-mit-neuen-trikots/.

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Spielerisch war der Testkick wenig aufschlußreich. Die Gäste haben eine Art Zweitformation auf den Rasen geschickt, die zwar sichtlich Fußball spielen konnten, aber das war zu wenig, um unsere Mannschaft von dem klaren 3-0 zur Pause abzuhalten.

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Zur zweiten Hälfte gab es dann einen Trikotwechsel, doch nur die schicksten Trikots der letzten Saison schienen zur Verfügung zu stehen – das Weihnachtsspecial halt. Nicht wirklich tragisch, die noch einmal zu sehen. Zum ersten Heimspiel in ein paar Tagen gibt es dann halt das neue.

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Neu ist diese Feuerbrunst im Gästeblock dann auch nicht, aber ich habe trotzdem ein paar Bilder geschossen.

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Sieht ja auch immer nach was aus.

Und wenn man bedenkt, daß hier einem Ultra mit „Sprengstoffen“ im Rucksack der Prozeß gemacht wurde und ein hartes Urteil herausgekommen ist, dann kann ich die Zündelfreude noch mehr nachvollziehen.

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EDIT: bei dieser Solidaritätsbekundung handelt es sich, danke für den aufmerksamen Hinweis, um den folgenden, bekannten Fall aus Bremen: http://footballuprising.blogsport.eu/2015/07/07/free-valentin/ bzw. http://rotehilfebremen.blogsport.de/2015/07/19/free-valentin/.

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Nachvollziehbar stärker war auch der Auftritt der Gäste in Hälfte zwei, so daß es am Ende 4-2 ausging. Nicht wirklich von Bedeutung. Sieht man einmal von den Erkenntnissen ab, die zur voraussichtlichen Startformation bei uns zu ziehen sein könnten.

Himmelmann im Tor ist natürlich trotz seines Patzers in diesem Testkick gesetzt, ebenso Gonther und Sobiech in der Innenverteidigung und Halstenberg hinten links – lediglich der Ausfall von Kalla macht die Position hinten rechts zur großen Fragerunde. Nach einer Antwort sah der Auftritt von Nehrig an diesem Tag nicht wirklich aus. Diese Position bleibt für das erste Spiel plus X jedenfalls spannend.

Im defensiven Mittelfeld könnten Rzatkowski und Alushi durchaus ein zukunftsträchtiges Paar sein, Miyaichi und Buballa bzw. Choi und Sobota werden über Außen für gehörigen Druck nach vorn sorgen und dahinter dürfte zentral Maier zumindest den Anfang machen. Alternativ könnte dort auch Litka – oder Thy spielen, wenn er nicht als einziger Stürmer eingesetzt wird und an seiner Stelle dann vielleicht Verhoek.

Genaueres wissen wir am Samstag zum ersten Heimspiel.

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Eines ist aber jetzt schon traurige Gewissheit. Der wunderbare Vegetarier mit dem umfangreichen Angebot, daß dem FCSP immer wieder Spitzenplatzierungen in der PETA-Wertung der Stadien beschert hat, wird nicht mehr im Stadion anzufinden sein. Schon vor der Süd wurde der Stand durch Vincent Vegan ersetzt und nun auch in der Gegengeraden. Auf meine Anfrage an den Verein und den Caterer bekam ich in der letzten Saison noch die Antwort, daß der Vegetarier in der Gegengeraden verbleiben sollte, nun aber wurde er auch dort „herausgeschmissen“ (der Stand ist jedenfalls nicht mehr da). Die offizielle Antwort lautet dazu: „es gab einige Gründe die Zusammenarbeit nicht weiter fortzuführen“. Ich mag hier nicht spekulieren, aber an dem großartigen Angebot und der Qualität seiner Produkte kann es nicht gelegen haben. Ein Riesenverlust für alle sich vegetarisch Ernährenden im Stadion!

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Und der neue Stand ist da keinerlei brauchbare Alternative. Am Testkick gab es nur ein einziges Angebot und das sah weder zum Sattwerden aus noch war es preislich verlockend. Damit aber nicht genug, geplant ist nach offizieller Auskunft bei diesem Stand auch lediglich, veganen Hot Dog sowie Riegel mit Schoko bzw. Nuß anzubieten. Das ersetzt dann ab dieser Saison das preisgekrönte und extrem leckere Angebot des Vegetarier-Standes! Daß die gute PETA-Bewertung damit in Zukunft deutlich nach unten absacken wird, wird wohl in Kauf genommen. Von der Zufriedenheit der Kunden einmal ganz abgesehen.

Der heißgeliebte Burger zum Spiel ist damit Geschichte. Was bedeutet: gegessen wird ab jetzt draußen.

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So ging es nach dem Spiel für uns dann auch zu einer Falafel nach draußen (nach wie vor extrem lecker im Falafelstern) und dann noch zu einem leckeren Ratsherrn im Alten Mädchen. Wenn wir schon mal dort in der Ecke waren…

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Das dauerte dann aber leider länger als geplant, so daß wir den Rest der Bezugsgruppe verpaßten. Aber der Hunger war einfach zu groß geworden. Doch die Konzerte auf dem Südvorplatz konnten wir noch mitnehmen.

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Wie die Party in den Fanräumen.

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Vor der Gegengeraden wartet allerdings auch noch einiges an Arbeit auf die Wegeplaner. Nach den bisherigen Infos werden wir wohl zumindest noch bis zur Winterpause mit diesem Zustand Vorlieb nehmen müssen…

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Wie auch immer. Endlich wieder Millerntor. Und nicht vergessen: http://www.fcstpauli.com/fans/news/7956 – es wird viel los sein. Und eben nicht nur das… Bis Samstag!