Sportlich irrelevant – Dresden und das große Schweigen am Millerntor. An diesen Tagen zählt allein der #FCSP.

Das war ein außergewöhnlicher Spieltag am Millerntor. Das Geschehen auf dem Rasen interessierte aufgrund der ganzen Umstände nicht wirklich. Unwirklich alles andere. Erst die erste Hälfte im Schweigen angesichts des Protests gegen die Spieltagszerstückelung, dann ein paar Minuten Stimmung, dann der schlimme Vorfall auf der Nord, als ein FCSP Fan um sein Leben kämpfen mußte. Großartig die Unterstützung schon auf der Tribüne durch die Ersthelfende, solche Fans zu haben ist einfach unfaßbar wertvoll. Alles andere verblaßte an diesem Tag natürlich. Auch die Aufregung um die eklig aufgefallenen Gäste. Es gibt einfach Wichtigeres.

Das war wirklich das obskurste Spiel, was ich hier am Millerntor je erlebt habe. Von Stimmung aus den Genannten Gründen bis auf ein paar Minuten in der Mitte keine Spur, ein schweigendes Stadion. Und das, nebenbei bemerkt, sollte für manche gar ihre erste Millerntorerfahrung werden. Nun, zum Glück hoffentlich (es sieht ja gut aus) für eine Person nicht ihre letzte. Und das zählt.

Der schweigende Protest in der ersten Hälfte wurde im Vorfeld, auch durch Flyer am Spieltag, gut erklärt. Nahezu alle machten mit. Eine fast schon gespenstische Atmosphäre in der ersten Halbzeit. Erst in der 45. Minute wurde es laut für einen kurzen Moment, dann kam auch schon der Pfiff zur Pause.

Es wäre schön, wenn die ganzen Proteste auch für die 2. Liga ein Umdenken hinsichtlich der Spieltagszerstückelung bringen würde.

Aus Fansicht ist ja JETZT die Gelegenheit, wo für die erste Liga dies aufgrund der fanseitigen Proteste zurückgenommen werden soll. Soll also niemand sagen, Proteste würden nichts bringen…

Auf dem Rasen war in der ersten Hälfte das Spiel so wie die Stimmung – quasi nicht präsent. Das lag sicher auch an den Ausfällen, zu denen an diesem Tag auch noch Knoll und Mats hinzukamen. Gute Besserung, möge es nichts Schlimmeres sein.

Auch die Gäste am heutigen Tag aus Dresden waren in der ersten Hälfte am protestieren. Scheinbar auch auf dem Rasen. Da passierte auf beiden Seiten nichts. Auch wenn hier weder auf den Rängen noch auf dem Rasen gemeinsam abgesprochen war.

Die zweite Hälfte begann mit der dann endlich vorhandenen Stimmung ganz anders, wir gingen ja sofort in Führung. Aber als dann das auf der Nord ersichtlich wurde, war das Sportliche ja vorbei. Es ging natürlich weiter und passend stand dann ein 1-1 auf der Anzeigentafel. Um damit alles zum sportlichen gesagt zu haben.

Es ging an diesem Spieltag aber nicht darum. Wenn ein Fußballfan im Stadion um sein Leben kämpft, dann gibt es einfach nichts, was sonst noch relevant wäre. Außer vielleicht der gezeigt Zusammenhalt. Das war ganz groß. Alle haben mitbekommen, daß etwas sehr ernstes vorgefallen ist. Ein YNWA ertönte und dann nur noch Schweigen von den Rängen.

Wie gut, daß die Frauen bei uns im Stadion sind und nicht „am Herd“, wie es die Sexisten aus Dresden ausrückten, die wieder einmal die unterste Niveau-Schublade bedienten. Denn es war genau so eine Frau im Block, in der Nord, die bei der Herzattacke sofort erste Hilfte leistete. Ärztliche Ausbildungen zahlen sich halt aus. Danke nochmal an dieser Stelle. Und auch an die ganzen anderen Helfenden, Sanis und das Notarztteam, welche hier in einem langen Kampf dafür sorgen konnten, daß der Fan lebend das Millerntor verlassen konnte.

Positiv nebenbei anzumerken, daß auch die Fans aus Dresden den Support einstellten, als sie den Notfall mitbekamen. Nicht alles an denen war an diesem Tag unterirrdisch (das Zertrümmern der Toiletten u.a. hingegen schon)…

Unfaßbar eklig natürlich die Bierbecherwürfe aus dem Fanblock der Gäste beim Herausbegleiten des Fans und des Mediteams in deren Richtung. Es mag dahinstehen, ob „nur“ die Polizisten, die den Abtransport sichern sollten, das Ziel der Würfe waren – da aber alles in diese Richtung ging und die Würfe alles andere als „gezielt“ in Richtung der Polizei flogen, sondern eben weit in den Heimbereich hinein, da fehlt einfach jegliches Verständnis für diese Unfaßbaren. Es waren nicht alle, die was geworfen haben, nur wenige – aber das machte das natürlich nicht besser. Wer auch immer in so einer Situation etwas in diese Richtung wirft, nimmt zumindest in Kauf, daß es auch in den Heimbereich geht. Nicht nur da haben die Dresdner in ihren eigenen Reihen ein Problem. Aber das ist ja leider nichts Neues bei denen.

Nach dem Spiel war dann auch ersteinmal zusammenstehen angesagt. Als dann die gute Nachrichten reinkamen zum Gesundheitszustand des Fans, da war dann nach und nach etwas entspanntere Stimmung möglich. So auch mit den ganzen Angereisten, vor allem aus Glasgow, mit denen wir in den Nachmittag und frühen Abend starteten. Aber das ist eine andere Geschichte… Auf St. Pauli! Auf alle wundervollen Menschen hier!

Mehr zum „Spiel“:
http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=9333
http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=9337
http://usp.stpaulifans.de/copper/thumbnails.php?album=482
https://www.stefangroenveld.de/2018/transparente-verletzte-verletzende-transparente/
http://millernton.de/2018/12/02/schon-eure-grosseltern-haben-sich-scheisse-benommen/
https://www.stpaulinu.de/germany-bundesliga/supporters-in-action/dresdner-tuempeldreck
http://millerntor.hamburg/2018/12/ohne-mich-ist-keine-stimmung/
http://beebleblox.blogspot.com/2018/12/das-blode-volk-war-wieder-da.html
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2018/12/03/matchday-15-fc-sankt-pauli-vs-dynamo-dresden-1-1/