Der vierte Spieltag rückt immer näher. Am 18.09.2010 – es wird wohl bei diesem Tag, also Samstag, bleiben – voraussichtlich um 15 Uhr 30 (von einem Abendspiel wird kaum auszugehen sein) – wird das Derby stattfinden. Am Millerntor, nach wie vor. Die Überlegungen, von HSV-Fan-Seite aus nachvollziehbaren Gründen begeistert unterstützt, das Heimspiel unseres FCSP in der Wie-auch-immer-sie-gerade-heißen-mag-Arena des Stadtrivalen austragen zu lassen, hat unser Verein sofort eine Absage erteilt. Die Sicherheit kann auch am Millerntor gewährleistet werden – allerdings nur in dem Umfang, der bei diesem Derby überhaupt irgendwo möglich ist.
Nach dem schrecklichen Überfall von Hooligans auf Fans und sogar einem Spieler – siehe http://kleinertod.wordpress.com/2010/08/22/flaschenwurf-von-hsv-hools-auf-fcsp-anhanger-und-bene/ – ist die Aufregung noch einmal sprunghaft gestiegen. Es wird anzunehmen sein, daß gerade die unangenehmen Meldungen in den Medien breitgetreten und dadurch die explosive Stimmung noch angeheizt werden wird. Dabei ist der Großteil der Hamburger Fußballfans friedlich und möchte auch nicht, daß das Derby in Gewalt ausartet. Um die friedliche Seite zu unterstützen, möchte ich gegen den Trend nun ein wenig davon berichten, daß es auch positive Nachrichten rund um das Derby gibt. RIVALITÄT JA, GEWALT NEIN!
Die Rivalität zwischen den Anhängern der beiden hochklassigsten Fußballvereine aus Hamburg ist alt – und dem Leser sicherlich zur Genüge bekannt. Im Gegensatz zum öffentlich leider so oft wahrnehmbaren Bild steht aber das alltäglich immer wieder persönlich Erlebte, das doch weitesgehend eine andere Sprache spricht.
Im Gegensatz zu der Zeit in den späten 80er und frühen 90er Jahren ist die Rivalität reichlich entspannt geworden in meinen Augen. Insbesondere in den Jahren dieses Jahrtausends möchte ich wirklich nicht mehr von einer gewalttätigen Feindschaft zwischen den beiden Stadtrivalen sprechen. Auch früher gab es viele friedliche Fußballbegeisterte, die sowohl dem HSV als auch dem FCSP die Daumen gedrückt haben – und dieser Anteil ist in meiner Wahrnehmung so überwiegend geworden, daß ich jedes andere Erlebnis als eher ungewöhnlich und überraschend empfinde.
Mit sehr vielen Anhängern des HSV habe ich schon in einigen Kneipen zusammen lange und freundliche Gespräche über Fußball geführt – zwar immer mit der augenzwinkernden Spitze, aber eben auch immer friedlich. Gerade dort, wo sowohl Astra als auch Holsten ausgeschenkt wird, ist ein derartiges gemeinsames Miteinander im vereinstypischsten Muster wunderbar machbar. Natürlich auch anderswo.
Bei dem Auswärtsspiel beim HSV gegen die zweite Mannschaft in der Regionalliga habe ich einige schlimme Erinnerungen, aber eben auch nicht allein diese gemacht. Positiv ist mir das Gespräch mit einem HSV-Fan am Stadion in Erinnerung, der uns zum Aufstieg die Daumen drückte – und wir ihm für ein gutes Abschneiden der 1. Mannschaft des HSV. Warum auch nicht, wir sind doch alles Hamburger.
Ein anderes Beispiel ist unser Paketbote. Ein bekennender HSV-Fan, mit dem bei jeden Besuch die aktuellen Ergebnisse beider Teams in scherzhafter Atmosphäre mit eindeutig jeweils stark vereinsgefärbter Brille kommentiert werden, dabei besonders gerne der Finger auf die jeweilige Wunde des anderen gelegt wird und dabei immer freundschaftlich miteinander gelacht wird. Neulich bekam ich, als ich nicht vor Ort war, einen Benachrichtigungszettel von dem Zusteller an die Tür geheftet, bei dessem Anblick ich lauthals loslachen mußte – stand doch dort „NUR DER HSV!“ zusätzlich fett drauf geschrieben… Die nächste Retourkutsche wartet natürlich auf ihre Gelegenheit. 😉
So friedlich können die Hamburger Fußballfans miteinander umgehen. Und sie sind die Mehrheit. Dies in diesen Tagen ausführlich in den Mittelpunkt zu rücken, das ist mein Anliegen. Und ich bin sicher, von solchen Geschichten, gerade aus der aktuellen Zeit, gibt es auch anderswo noch viele. Laßt uns die Vorbereitungszeit auf das Derby doch auch auf diese Weise angehen.
RIVALITÄT JA, GEWALT NEIN!