Die 18 zum Abschied – Stani-Truller-Tränen zum Bayern-Spiel beim #FCSP

Irgendwie mag man kaum an einen Zufall glauben, wenn man sich dieses Zahlengebilde so anschaut. 1:8 daheim gegen Bayern München. Selbstaufgabe oder doch eine Art höherer Sinn, eine Zahlenbotschaft der Mannschaft an ihr scheidendes Trainergespann? 18 Jahre Stani (Truller lasse ich hier einmal beiseite, das würde zu kompliziert), der Wechsel zu, genau, 18(99) Hoffenheim… Ach, auch egal. Es ist ja nicht so, als ob es bei diesen Spiel wirklich noch um etwas gegangen wäre – wir waren eh abgestiegen und die Bayern haben so oder so das bessere Torverhältnis…

Geschichten an diesem Tag gibt es viele und so werde ich mal wieder versuchen, ganz von vorne anzufangen und aus meiner Erinnerungen das Meiste davon wieder hervorzukramen. Die Bilder helfen als Erinnerungsstütze da ja immer gut – so wie das obige, welches ich in der Nähe vom Fanladen geschossen habe. Eine wunderbare faneigene Umwidmung zur Unterstützung der Flora. Aufgrund einer Stani-T-Shirt-Aktion, eigentlich eher die letzte Bestellung anläßlich des Abschiedsspielers, war ich ja vorab zum Fanladen gegangen. Nicht nur bei dem schönen Wetter eine gute Idee.

Die Stimmung dort und rundherum war auch viel besser als in unmittelbarer Nähe vom Millerntor, was aber weniger am bisherigen Abschneiden oder an diesem selbst ernannten Totengräber lag, sondern an der nervigen Beschallung auf dem Südvorplatz durch einen der Sponsoren. Da zugleich noch kostenlos Cola-Tüten-Eis verteilt wurde, war diese Aktion dann wenigstens noch halbwegs erträglich – hätten sie sich allein darauf beschränkt oder aber Musik gespielt, die zum FCSP paßt, wäre die Werbesache sicherlich auch bei den Nicht-VIP-Besuchern gut angekommen. So aber wurde nur zu deutlich, was an Liga 1 so unerträglich und mit unserem Verein, wie wir Fans ihn sehen, unvereinbar ist, nämlich diese Überkommerzialisierung, die den Fußball und Fan zu einem reinen Konsumenten verkommen läßt.

Trotzdem war es aber zumindest für eine Weile natürlich vor dem Stadion auszuhalten, das gehört ja auch einfach zum Heimspiel dazu. Viele Bayern-Fans hatten sich zu dem einen oder anderen Vorbier dazu gesellt und man ließ das warme Frühlingswetter den Werbekram möglichst in den Hintergrund rücken. Das eine oder andere Astra half dabei ebenso wie das Eintreffen der Mannschaft und des Trainerstabes. Hier leider kaum zu erkennen, weil mir genau im falschen Moment ein Typ dazwischen latschen mußte, aber hier ist Stani bei seinem letzten Gang zum Millerntor als Trainer bei einem Heimspiel…

Die Zukunft gab es auch schon zu sehen. Jedenfalls mußte ich an Schubert denken, als ich einen FCSP-Fan mit dieser Bierdose vor dem Stadion sah… Paßt ja irgendwie. Auch hiernach: http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=8962&type=&menuid=57&topmenu=112. „Viel Leidenschaft“ will er mit der neuen Mannschaft, aus welchen Spielern auch immer sie letztlich bestehen mag, zeigen. Genau das fehlte ja bei so manch einem in letzter Zeit, zumindest sichtbar auf dem Platz.

Nachdem ich mich mit ausreichend Astra und den FCSP-Fanszines vor dem Stadion versorgt hatte, trat ich ein letztes mal in dieser Saison den Gang zur Haupttribüne an. Ein seltsames Gefühl. Inwieweit ich das nächste mal ans Millerntor kann, das kann ich ohne Dauerkarte ja leider nicht mit Gewissheit sagen. Das erste „Heim“-Spiel wird ja eh außerhalb ausgetragen werden, dem Bechertreffer bzw. dem absurden DFB-Theater sei dank. Davon einmal abgesehen steht nur fest, daß es keine neuen Dauerkarten nächste Saison geben wird: http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=8987&type=&menuid=57&topmenu=112. Vielleicht wird ja wenigstens die Saisonkarte um eine Saison verlängert, so zumindest die Anfrage einiger Fans, nicht nur im Forum, an den Verein. Falls nicht, dann muß ich wieder neu versuchen an Karten zu kommen – was bei der Nachfrage, auch in Liga 2, sicherlich nicht einfach wird. Gerade dann, wenn man alles nur online erledigen kann, wird es eher Zufall, ob man an Karten kommt und kann sich dieses mit stundenlangen Anstehen nicht „verdienen“… Mir graust es ein wenig davor… Wie jede Saison – diese Ungewißheit, ob man beim nächsten mal wieder dabei sein darf, ist einfach schrecklich. Wer eine Dauerkarte hat, der kann sich das gar nicht vorstellen.

Im H3-Block angekommen fand ich auf jedem Platz das Abschiedsbanner vor, mit welchem später das ganze Millerntor bedeckt sein sollte (Nachtrag: eine Geschichte dazu gibt es hier – http://www.stpauli-forum.de/viewtopic.php?t=62359&start=45#11 – und den Edding-Helfern möchte ich hier mal für ihre irre Arbeit explizit besonders danken! Die wurden nur wegen dieser aufopferungsvollen Kleinstarbeit eingesetzt). Dazu gleich noch mehr. Offiziell verabschiedet wurden an diesem Tag nicht nur Holger Stanislawski und André Trulsen, auch Bastian Oczipka und Richard Sukuta-Pasu wurden vor dem Anstoß auf diese Weise als eindeutige Fortgeher präsentiert.

Nach wie vor Unsicherheit herrscht bei vielen anderen Fragen. Das Takyi-Theater, das solche Wellen schlägt, daß ein Verbleib kaum noch als wünschenswert anzusehen ist, von dessen Leistung mal ganz abgesehen, der abwanderungswillige Kruse, der sich für etwas Besseres als den Verein hält (diese Ansicht wird von manchen Medien seltsamerweise auch geteilt, was den überwiegenden Teil der FCSP-Fans nur verwundert, die sich ja die Spiele auch alle vollständig angucken und nicht nur die Zusammenfassungen auf Sky…), Kessler und Asamoah, von denen man immer noch nicht weiß, ob sie nun weg oder bleiben wollen… http://mobil.abendblatt.de/sport/fussball/st-pauli/article1882389/Keeper-Kessler-Ich-bin-nicht-abgeneigt-zu-bleiben.html – da ist noch vieles offen.

Anderes ist hingegen sicher. Der Abstieg ebenso wie der Weggang unserer Trainerlegende. Und die Tatsache, daß, unabhängig von einigen Kritikpunkten vor allem der jüngeren Vergangenheit, seine Leistungen und sein Einsatz für den FCSP unvergessen bleiben werden. Gleiches gilt für Truller.

Auch ohne diese bekannten Gesichter wird es weitergehen – wohin, von Liga 2 einmal abgesehen, das wird sich zeigen. Es wird trotzdem der FC St. Pauli bleiben, zudem auch noch etliche Spieler aus dem bestehenden Kader auch in der nächsten Saison dabei sein und der Großteil der Fans wird unabhängig von der Ligazugehörigkeit wie üblich auf den gewohnten Plätzen zu finden sein. Wer den Verein verlassen bzw. nicht mehr ans Millerntor kommen will – Reisende soll man bekanntlich ja nicht aufhalten. Neue Spieler werden mit Sicherheit ebenso kommen wie etwaige freie Plätze rasch gefüllt sein werden. Nur mit den teuren Plätzen könnte es (so hoffe ich zumindest) in Liga 2 knapp werden – vielleicht bewegt sich der Verein ja notgedrungen in Richtung der Sozialromantiker.

Die Erinnerung bleibt in jedem Fall. Stani und Truller haben sich den Platz im Herzen der Fans verdient. Dort werden sie immer noch sein, wenn ihr Engagement in Hoffenheim irgendwann beendet sein wird. Soviel zumindest ist sicher.

Die Stimmung, die schon früh auszumachen war an diesem Tag, war dann auch eine ganz besondere. Irgendwie ging es schließlich nicht wirklich mehr um den äußerst unwahrscheinlichen Klassenerhalt – der auch bei einem Sieg nicht mehr drin gewesen wäre, so nebenbei bemerkt, die anderen Vereine haben ja ebensowenig mitgespielt wie wir.

Es ging um einen Abschluß. Frohgelaunt und ohne große Erwartungen an dieses Spiel, jedenfalls nicht ergebnisorientiert, so sah man überall die FCSP-Fans die letzten 90 Minuten in dieser Saison in der 1. Fußball-Bundesliga daheim am Millerntor herbeisehnen. Eine Spur unwillig, diese Saison und die 1. Liga loszulassen, aber irgendwie auch begierig darauf, dieses Kapitel endlich zu beenden, mit dem wir uns schon viel zu lange jetzt beschäftigt hatten und den schleichenden Abstieg eh schon irgendwie akzeptiert und hingenommen haben. Eine sonderbare Mischung, weder ohnmächtige Trauer noch Aufbruchstimmung, eher im Moment gefangen – zwischen Abschiedstränen, Festhaltewunsch und Abschlußwillen. Bei sehr schönem Wetter und Vollbier, nebenbei bemerkt. Zum FCSP gibt es ja keine Alternative – aus Fansicht jedenfalls.

Kurz vor dem Anbringen des neuen Oldtras-Banners ist mir dann auch noch von dem sehr starken Wind – den extremsten in dieser Saison – meine Jolly Rouge aufs Spielfeld geweht worden. Ausgerechnet Robben soll sie mir dann vom Spielfeld zurückgebracht haben, wie mir ein Ordner mitteilte – diesen Anblick hatte ich vertieft in die Festbindeaktion gar nicht mitbekommen.

Aus seinen Händen die Bring Back Sankt Pauli – Protestflagge zurückzuerhalten hat in ihrer Widersprüchlichkeit aber schon wieder etwas absurd passendes. In jedem Fall aber eine nette Geste, weswegen ich diesen Spieler an diesem Tag auch nichts mehr persönlich übel nehmen konnte. Im Gegensatz zu seinem berühmtesten Mitspieler Ribéry, der nach seiner Rangelei mit Bartels bei mir endgültig für den Tag verspielt hatte. Doch das kam ja eh erst viel später.

Irgendwie war der Spieltag eh in drei Teile eingeteilt – Verabschiedung vor dem Spiel und eben danach sowie die unbedeutenden 90 Minuten dazwischen…

Wirklich viel gab es jedenfalls während des Spiels nicht zu sehen, was einen aufmerksamen Blick verdient hätte, so aus FCSP-Perspektive jedenfalls betrachtet. Warum die Passagiermaschinen alle unbedingt eine niedrige Ehrenrunde über das Millerntor einlegen mußten, war so gesehen jedenfall nicht nachvollziehbar oder gerechtfertigt…

In der 2. Liga hatten wir hier jedenfalls schönere Spiele zu sehen bekommen. Vielleicht wird es in der nächsten Saison dort ja auch wieder so schön wie zuletzt. An einen sofortigen Wiederaufstieg glaube ich allerdings nicht, eher an einen Kampf gegen den erneuten Abstieg, doch abgesehen von den miesen Anstoßzeiten, Montag als Spieltag und einem Gegner wie Hansa Rostock gibt es eine Klasse tiefer ja auch schöne Dinge. Union Berlin als Gegner beispielsweise.

Die Bayern-Fans als Gast am Millerntor sehe ich jedenfalls lieber im DFB-Pokal hier bei uns als in der Liga. Macht einfach mehr Spaß, wenn man unter solchen Voraussetzungen solchen Anhang zu Besuch hat… Bei der Gelegenheit möchte ich erwähnen, daß der Umgang mit denen absolut streßfrei war. Etwas Gegenteiliges habe ich jedenfalls zu keiner Zeit mitbekommen. Mitbekommen aber leider nicht mit der Kamera eingefangen habe ich die „Alle für Samir“-Tapete, mit denen der Münchner Anhang auf den jungen FCSP-Spieler solidarisch offensichtlich verweisen wollte. http://kleinertod.wordpress.com/2011/02/09/zeichen-setzen-gegen-die-abschiebung-eines-fcsp-u13-spielers/ – eine andere Deutung würde mich jedenfalls überraschen, als solches fand ich die Aktion vom FCB-Anhang sehr gut.

Ebenfalls Bayern, aber diesmal nur als Herkunftsbundesland dieses neuen running gags – eines der lustigsten Pappen dieses Spieltages. „Türkischer Vorname“. Genial. 100 Punkte. ^^ Die nachträglich gelieferte Erklärung dieses peinlichsten Patzers des Jahres ist auch nicht ohne: http://www.nordbayern.de/nuernberger-zeitung/ein-fehler-der-wellen-schlug-1.1062840 – Zeitung und Recherche gehört heutzutage offensichtlich nicht mehr zusammen…

Die Mehrheit der Tapeten, Banner und Pappen gehörte aber eindeutig einem anderen Thema. Und da es ein wirklich besonderer Anlaß war, werde ich davon hier auch vieles zeigen. Aus über 300 Bildern die entsprechenden auszuwählen ist aber gleichwohl eine entsprechend umfangreiche Arbeit, weswegen ich hieraus voraussichtlich auch mehr als einen Bericht gestalten werde.

Es gab aber auch Sprüche, die ich beim besten Willen nicht einordnen konnte und kann. Wer diesen hier erklären mag, ist herzlich dazu eingeladen…

Da ist die 21 schon viel leichter zu deuten. Ich bin sicher, daß die Mannschaft auch eigentlich vorhatte, diese Rückennummerzahlenkombination auch auf der Anzeigentafel erscheinen zu lassen – aber nachdem das 0-2 gefallen und das 2-1 damit unmöglich geworden war, wurde wohl nach der Halbzeit einfach auf das 1-8 umgestellt… 😉

Wohin man sah – dieser Tag gehörte eindeutig Stani. Und Truller.

Dieses Transparent konnte ich leider nicht besser einfangen, aber worum es ging, kann man ja auch so erahnen…

Danke Stani. Danke Truller. Auch von meiner Seite.

Ob mit dieser Tapete die Hoffnung ausgedrückt werden sollte, daß Hoffenheim im DFB-Pokal ans Millerntor kommen soll, ein Wiederaufstieg rasch gewünscht wird oder aber eine Rückkehr von Stanislawski und Trulsen in der Funktion ersehnt wird, die sie zuletzt hier hatten, sei mal jetzt dahingestellt.

Wobei es schon etwas besonderes wäre, wenn sie auf der anderen Seite dem FCSP wieder begegnen würden, also das Spiel zu unseren Ungunsten zu gestalten versuchen. Ein äußerst ungewohnte Vorstellung, mit der ich mich immer noch nicht anfreunden kann, auch wenn ich ihren Abgang inzwischen akzeptiert habe. Nur wenn eine solche Situation kommen würde, wäre es wirklich seltsam.

Manch einer mag vielleicht unken, daß sie in der letzten Zeit nichts anderes gemacht hätten, aber dergestalt will ich die Einstellung der Mannschaft und die Auswechslungen definitiv nicht bewerten. Stani und Truller auf der gegenüberliegenden Seite – das wäre ab jetzt möglich. Aber eben nach wie vor unvorstellbar.

Nicht jeder hat ein solches standing bei den Fans…

Als es dann soweit war und die Höllenglocken das Einlaufen der Mannschaft ankündigte, da verwandelte sich das Millerntor endgültig in die Trulislawski-Gedenkstätte.

Solche Gänsehautmomente am Millerntor muß man einfach selbst erleben, das kann kein Bild der Welt einfangen.

Irgendwann fehlen dann auch mir die Worte.

Ich laß da jetzt Bilder sprechen.

Und zwar nur eine kleine Auswahl, wohlgemerkt.

Genial, was wieder von der Süd kam.

Auch die gleichberechtigte Wertschätzung von Trulsen und Stanislawski war klasse.

Was da allein schon vor dem Anpfiff für Gefühle hochkamen…

Einmalig.

Da standen die Bayern daneben und kamen sich wohl ein wenig deplaziert vor… Einige zumindest. Und nicht nur die. Allgemein all die Spieler, die mit einem Verein außer einem Vertrag nicht viel verbindet.

Solche Emotionen und Söldnerkarrieren schließen sich einfach gegenseitig aus.

„The Godfather“, „King Holger“, … In Sachen Stani darf das ansonsten als Unwort gebrandtmarkte Wort „Kult“ mal wieder ausnahmsweise verwendet werden.

Und da wir in einer Medienlandschaft leben, durften die Kameras natürlich auch noch mal alle ran, um das letzte Mal einzufangen, wie Stani und Truller auf der Bank beim FC St. Pauli Platz nahmen…

An dieser Stelle will ich dann auch mal den 1. Teil dieses Spieltagberichtes beenden. Nicht, daß ich nicht noch weitaus mehr bringen könnte, doch irgendwie finde ich es auch gerade richtig, an dieser Stelle einen vorläufigen Schlußpunkt zu setzen – das Spiel selber war es schließlich nicht, weswegen der Großteil der Besucher am heutigen Tag da war.

Wer es nicht mehr aushält und dringend jetzt schon Bilder und Berichte zum Spiel lesen bzw. sehen möchte, der kann sich ja bei anderen Blogs verlustieren. Bei Jekylla http://santapauli.wordpress.com/2011/05/09/18-ist-das-neue-1elf-fc-sankt-pauli-vs-bayern-munchen/, Quotenrocker http://quotenrock.wordpress.com/2011/05/08/fcsp-vs-fcb-st-pauli-verabschiedet-sich-standesgemas-mit-selbstaufgabe-von-der-heimischen-kulisse/ oder Momorulez http://metalust.wordpress.com/2011/05/08/auf-augenhohe/ wird man wieder einmal fündig. Aber bald auch mehr hier an dieser Stelle. Und zwar hier: http://kleinertod.wordpress.com/2011/05/10/der-fcsp-in-auflosung-gegen-die-bayern-2-teil/.