Durchwachsener #FCSP Start – Weiterkommen im DFB-Pokal in Halle, Saisoneröffnung gegen Atalanta und Niederlage in der Liga gegen Heidenheim

Von einer Aufstiegseuphorie habe ich nach dem Weggang von Hürzeler nicht wirklich etwas mitbekommen, wenn fan mal beiseite läßt, was für ein Ansturm auf die Karten stattfindet. Diese Art von Begeisterung mag auch ihren Reiz haben, an einem an sich so oder so ausverkauften Stadion, Gästetickets einmal ausgenommen, ändert das dann natürlich nichts – das ist eher eine weitere Verknappung eines bereits bestehenden Mangels. Stimmungstechnisch sind in jedem Fall genügend Fans dabei, die zu supporten wissen, so daß weder ein Abfall noch eine Steigerung an Unterstützung von den Rängen festzustellen noch in Zukunft zu erwarten wäre. Das knappe Weiterkommen im Pokal war sicherlich wichtig, auch finanziell, das Testspiel zur Eröffnung nett, auch wenn es gegen den Europapokalsieger war halt ohne wirklichen Wert, die Heimniederlage im ersten Bundesligaspiel hingegen schade, wenn auch nicht wirklich ernüchternd – da werden wir noch ganz andere Spiele erleben. Es wird in dieser Spielzeit auf jedes Tor und auf jeden Punkt ankommen, nicht auf eine Erfolgsserie wie in der letzten Saison.

Das Pokaltrikot ist wirklich schön geworden, der Regenbogen paßt einfach zu St. Pauli, der Erfolg auswärts in Halle war erst nach Verlängerung möglich und wir konnten diese auch erst fast in letzter Minute erreichen – all das war ein holpriger Start, den zu analysieren sich gerade in Verbindung mit den anderen beiden Spielen lohnt.

Auffällig ist der Systemwechsel unter Blessin, der von dem Hürzeler-Fußball mit Ballbesitz und Dominanz, zwei Außenstürmern und einem Stürmer in der Mitte, der auch das Mittelfeld mit abdeckt, deutlich abweicht. Weniger Ballbesitz, mehr Pressing, Balleroberung und Umschaltspiel soll es werden, wovon in allen drei Spielen weniger etwas zu sehen war als in der geänderten Formation mit zwei Stürmern im Zentrum und nur einfacher Besetzung der Außenpositionen durch linken und rechten Verteidiger.

Bereits im Testspiel war zu bemerken, daß ein Gegentreffer hätte fallen können, doch da hatten wir im Gegensatz zum Pokal und zur Liga noch Glück. Unser Aufbauspiel war in allen Spielen eher langsam, die Bälle aus dem Mittelfeld gelangten seltener nach vorn, da wir nur eine Anspielstation auf den Außenpositionen hatten, die über das ganze Feld laufen mußte und so leichter zu decken war. Dreiecke ließen sich so nur mit den Mittelfeldspielern und dem einen Außenverteidiger bilden, was kaum gelang, so daß diese anders gesucht werden mußten.

Nur so wirklich schnell in Sachen Umschaltspiel verlief das zu keinem Zeitpunkt. Auch gegen Hoffenheim hatten wir mehr Ballbesitz, waren vorne weniger gefährlich und hinten anfälliger.

Die Rückkehr zu dem alten System mit Außenverteidigern kam im letzten Viertel des Spiels im Pokal und im Test und war jedes mal sehr erfolgreich. In der Liga kam es erst in den letzten vier Minuten nach dem 0-2 Rückstand und brachte nichts mehr ein. Blessin braucht offensichtlich noch mehr Zeit, um seine Spielidee erfolgreich umzusetzen. Meines Erachtens berauben wir uns aktuell unserer Möglichkeiten und das mag auch gegen Heidenheim uns einen Punkt gekostet haben – aber hätte, wenn und aber bringt uns jetzt ja auch nicht weiter.

Die eine oder andere Neuverpflichtung morgen am letzten Tag der Transferperiode vielleicht schon, doch ob wir da erfolgreich uns verstärken können, wage ich nicht zu beurteilen. Auch möglich, daß wir gar keinen Neuzugang sehen werden. Zum Anpfiff bei Union werden wir wissen, ob noch wer kommt – wobei es bei Kemlein wohl nicht gut aussieht nach den heutigen Zwischenmeldungen.

Ein schneller Innenverteidiger wäre sicher eine Lösung, aber das können wir an sich auch durch besseres Stellungsspiel abfangen. Einen weiteren Stürmer werden wir uns kaum leisten können, doch im Mittelfeld wäre ein weiterer Spieler sicher eine Verstärkung, gerade bei Ausfällen von Stammkräften. Wir haben sicher das Zeug, in der Bundesliga mitzuhalten. Ob es zum Klassenerhalt reicht, werden wir erst am Ende beurteilen können. Bis dahin wird noch viel geschehen.

Von Vorteil könnte sein, daß wir, gerade auswärts, unterschätzt werden könnten. Und das geplante Umschaltspiel mit weniger Ballbesitz eher umsetzen könnten. Schauen wir mal, wie es gegen Union Berlin werden wird. Es wird noch genügend Möglichkeiten geben, die nötigen Punkte einzufahren. In welchen System auch immer. Forza St. Pauli!