Das CSD Wochenende liegt hinter uns – dazu später mehr. Noch haben wir über zwei Wochen Zeit, bis der erste Spieltag der Bundesliga – der ersten wohlgemerkt, daran müssen wir uns erst noch gewöhnen – angepfiffen wird. Am Sonntag, den 25.08., werden wir daheim am Millerntor gegen den 1. FC Heidenheim in die Saison 2024/2025 starten. Schon am Wochenende davor, in 10 Tagen, am Freitag den 16.08., geht es im DFB-Pokal in der 1. Runde nach Halle. Aktuell sind wir noch in der Saisonvorbereitung, aber es ist durchaus auch mal an der Zeit, sich ein paar Gedanken darüber zu machen, wo der FCSP gerade steht und ob er wirklich reif für die 1. Liga ist.
Inwieweit die angepaßte Spielweise unter unserem neuen Trainer Blessin uns zum Auftakt gelingen wird, läßt sich erst im Nachhinein sagen – die bislang absolvierten Testspiele waren von der Aussagekraft sehr durchwachsen, was zum einen an vielen Ausfällen – gerade zu Beginn – aber auch dem neuen Spielsystem sowie den jeweiligen Testspielen selbst liegt. Bei der Niederlage gegen Fürth wurde derart viel ausprobiert, insbesondere in der 1. Hälfte (also die ersten 60 Minuten) nur mit drei bis fünf Startelfkandidaten – Mets, Wagner und Eggestein sowie Banks und Saad, diese allerdings auf unbgewohnter Position als Außenverteidiger – gespielt, in der zweiten Hälfte nur mit 2 bis vier Startelfkandidaten – Wahl, Metcalfe sowie Ritzka und Afolayan, daß das 1-3 am Ende nicht wirklich verwundern sollte. Beim 1-0 Sieg gegen Olympique Lyon sah die Mannschaft schon näher an dem aus, was im vorletzten Testspiel bei Norwich City aufgelaufen ist und was wohl nah an der Startelf sein dürfte, die wir demnächst zu sehen bekommen.
Nachgelegt haben wir noch mit zwei wichtigen Neuzugängen, im Sturm mit Morgan Guilavogui und als Außenverteidiger mit Fin Stevens, der auf beiden Seiten spielen kann, aber vor allem als Konkurrenz und aktuellen Ersatz für den nach wie vor verletzten Saliakas zu sehen ist. Da Blessin ein neues System einführt, spielen wir in den Testspielen aktuell auch nur dieses – und zwar ein 3-2-3-2, mit drei Innenverteidigern, zwei Außenverteidigern, die auf der ganzen Länge des Feldes im Einsatz sind, also auch offensiv die Außen besetzen, drei Mittelfeldspielern, wobei einer eher defensiv zu sehen ist, und zwei Stürmern. In einem solchen Schema berauben wir uns natürlich einiger Stärken aus der Vorsaison, und zwar unserer Außenstürmer, wo wir mit Afolayan, Saad und Banks nicht nur zwei (im Sinne von gleichzeitig auf dem Platz) bzw. drei Spieler haben, für die es in diesem System erst einmal kaum Verwendung gibt – wobei Banks ja auch offensives Mittelfeld kann.
Momentan sieht es damit so aus, als würden wir mit der Mannschaft anfangen, die auch beim 3:1 in Norwich gestartet ist, also mit Vasilj im Tor, Mets, Smith und Wahl in der Innenverteidigung, Treu und Stevens als Außenverteidiger, in der Mitte Irvine und etwas weiter vorne Metcalfe und Wagner sowie Guilavogui und Eggestein im Sturm. Von der Bank dürften Voll im Tor, Nemeth und Dźwigała für die IV, Ritzka (und sobald gesund Saliakas, allerdings hier für die Startelf, was dann wohl Stevens für die Bank bedeuten würde) für die Außenverteidigung, Boukhalfa, Banks und Sinani sowie Ahlstrand für das Mittelfeld sowie Albers, Saad, Afolayan und eventuell irgendwann Zoller für den Sturm kommen – da auf der Bank aber idR nur sieben bis neun Spieler Platz nehmen, wären hier bereits mehrere der genannten Spieler nicht mit im Spieltagskader. Erschwerend für Saad und Afolayan würde dann dazu kommen, daß sie eigentlich eher für die Außen vorgesehen wären, was nicht dem präferierten System von Blessin entspräche.
Dieser hat allerdings auch schon klar geäußert, daß er sich beim System auch nach den stärksten Spielern richtet, ebenso nach den Gegnern, was eben auch mal ein Spiel mit Außenstürmern möglich machen könnte. Mit welchem System wir letztlich erfolgreicher in der Bundesliga (ich will immer 1. Bundesliga schreiben, aber die Nummer davor wird ja eigentlich nur bei der gewohnten unteren Liga verwendet…) auftreten werden, wird sich nicht nur zeigen, wir haben im Kader halt auch die Option dazu und das finde ich auf der einen Seite beruhigend, auf der anderen Seite würde ich es auch sehr schade finden, wenn wir Saad und Afolayan seltener auf dem Platz sehen würden. Daß das neue System funktioniert, könnte der letzte Test eigentlich quasi gezeigt haben – doch Norwich City ist trotz unmittelbar bevorstehendem Saisonstart von den Spielern her gerade sehr geschwächt, was sich auch an den schlechten Testspielergebnissen ablesen läßt. Unser letztes Testspiel an diesem Freitag gegen Atalanta Bergamo, dem aktuellen Europa-League-Sieger und Italienischen Erstligisten, könnte da noch mehr aufzeigen.
Besser dürfte dann in jedem Fall die Berichterstattung werden. Hier zeigte sich beim Testspiel gegen Norwich City ein erhebliches Defizit. Daß es keinen Livestream gab, geschenkt, aber daß alleine über X (dem rechtsextremen Ausschuß von dem, was mal twitter war) erfolgte, war ein Tiefpunkt in der vereinsinternen Berichterstattung. Der Antrag in der letzten Mitgliederversammlung, X zu verlassen, wurde ja noch mit der großen Reichweite abgeschmettert – wenn aber weder andere Kanäle wie Mastodon oder BlueSky mit dem selben Inhalt bespielt werden und zudem der angekündigte Liveticker auf der eignen App vergessen wird, so daß die Fans gezwungen werden, die Faschoplattform X zu nutzen oder aber auf Seiten Dritter auszuweichen, dann ist das einfach nicht hinnehmbar und definitiv nicht reif für die nächste Saison – und zwar unabhängig von irgendeiner Liga. Hier hoffe ich auf einen weiteren Antrag auf der nächsten Versammlung, damit X am liebsten ganz verlassen oder aber zumindest klargestellt wird, daß dort nur dann Inhalte eingestellt werden dürfen, wenn diese (nahezu) zeitgleich auch bei zumindest einer anderen Plattform erscheinen!
Und dann war da noch etwas. Ein Termin, der uns davon abhielt, über einen Besuch des Testspiels in Norwich auch nur nachzudenken: der CSD in Hamburg, der am gleichen Tag mit der Demo seinen Höhepunkt hatte. Der FCSP hatte hier wie in den Vorjahren ein T-Shirt herausgebracht – und auch eine Teilnahme zusammen mit anderen mit einem Wagen angekündigt. Heraus kam hier jedoch nur ein kleines Logo auf einem kleinen hellblauen Wagen, von offiziellen Teilnehmenden vom Verein war nichts zu sehen. Das war ebenfalls nicht gut genug, das können wir besser.
Es ist zwar wundervoll, daß wir die progessive Pride Flagge über dem Millerntor wehen haben – LGBTQAI+ Themen sollten aber auch mehr als nur symbolisch im Verein vorkommen. Ein Tierfuttershop hatte einen eigenen Wagen auf dem CSD, nur so nebenbei angemerkt – wieso schafft es der FC St. Pauli nicht, und das als Erstligist, eine echte Präsenz auf dem CSD in Hamburg hinzubekommen? Was ein Shop für Tierfutter auf die Reihe bekommt, sollte doch nicht über den Möglichkeiten eines Erstligisten mit all den Ansprüchen wie bei uns liegen. Insbesondere, wenn das Motto in disem Jahr sich auch noch gegen Rechts positioniert hat, was ja eigentlich für uns eine Steilvorlage hätte sein können. Daß wir beim Trikot auch keinen LGBTQAI+ Bezug mehr haben, ist auch noch zu erwähnen – da waren wir schon mal weiter.
Für mich waren das zwei Punkte, die mich am Verein innerhalb eines einzigen Tages wirklich sehr gestört und die Vorfreude auf die neue Spielzeit damit auch getrübt haben. Wir können das doch besser. Und sollten das auch besser hinbekommen.
Auf eine neue Spielzeit!