Ein letzter Ausblick in dieser Saison – #FCSP: mit Anstand ver abschieden

Ja, das ist eine passende Überschrift. Nein, sie stammt nicht von mir. Unter diesem Titel, also „Mit Anstand verabschieden“, kann man auf der offiziellen Vereinsseite die Vorschau auf das morgige Auswärtsspiel gegen Mainz 05 finden. Doch es gibt ja noch ein Spiel, welches demnächst bevorsteht und das ich für weitaus berührender halte als jenes letzte Spiel der 1. Fußball-Bundesliga. Sicher, es zählt nicht allein der sportliche Wert für einen FCSP-Fan bei der Beurteilung eines Fußballspieles und in Mainz steht unsere Mannschaft auf dem Feld und verdient damit die volle Unterstützung. Das meine ich auch gar nicht, der Abstieg ist ja kein Hinderungsgrund, den BoysInBrown wie gewohnt die ganze Zeit Anfeuerung zuteil werden zu lassen. Nein, mir geht es um das inoffizielle Abschiedsspiel von Lechner und Eger am Mittwoch.

Es gibt ja eigentlich nur ein Wort, das die Art und Weise der Aussortierung der beiden schon sieben Jahre beim Verein spielenden Identifigationsfiguren Lelle und Egi beschreiben kann: schäbig. Das war schäbig, Herr Schulte. Solchen Altgedienten daheim keine offizielle Verabschiedung zu gönnen, siehe http://kleinertod.wordpress.com/2011/05/10/der-fcsp-in-auflosung-gegen-die-bayern-2-teil/ und http://kleinertod.wordpress.com/2011/05/09/die-18-zum-abschied-stani-truller-tranen-zum-bayern-spiel-beim-fcsp/, selbst als diese einen Tag vor dem Spiel gegen Bayern auf Klarheit drängten, um sich daheim von den Fans standesgemäß verabschieden zu können, das war schäbig. Diese Spieler hätten schon frühzeitig ein deutliches Signal nach all den Jahren verdient gehabt – und nicht so ein unwürdiges Theater. Schon Biermann war von Schultes Vorgehensweise alles andere als positiv angetan, wie man auch hier nachlesen kann: http://www.direkter-freistoss.de/2011/05/04/%E2%80%9Eviele-gefuhle-nach-wie-vor-einfach-nicht-da%E2%80%9C/. Und auch mit Takyi lief ja so einiges schief. Und nun also Lechner und Eger.

Das findet dann selbst die MoPo unwürdig: http://www.mopo.de/sport/fc-st–pauli/das-unschoene-aus-fuer-zwei-urgesteine/-/5067040/8437140/-/index.html – wobei man dem Wort und der Bewertung dieses Boulevardblattes ja nicht gerade viel Gewicht beimessen mag. Mehr aber noch, und das zählt hingegen besonders, die Fans des FCSP, die sich liebend gerne anständig daheim von diesen Spielern verabschiedet hätten (wenn es schon sein muß) – siehe dazu die lesenswerten Beiträge http://santapauli.wordpress.com/2011/05/11/shame-on-you-fc-sankt-pauli-fuhrung/ und vor allem http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=5651, worauf sich bei Letzterem sogar die betroffenen Spieler bei den Kommentaren zu Wort gemeldet haben.

Von unserem Verein hat man nicht viel zum Thema gehört außer einer halbgaren Abschiedsmeldung auf der offiziellen Vereinsseite, http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=8998&type=&menuid=57&topmenu=112. Intern hingegen scheint einiges mehr passiert zu sein, wie man einem MoPo-Interview mit unserem sonst so medienscheuen Präsidenten entnehmen kann: http://www.mopo.de/sport/fc-st–pauli/-haben-sie-angst-um-st–pauli–herr-orth–/-/5067040/8437610/-/index.html. Dieses Interview hinterläßt mich etwas sprachlos, wie ich zugeben muß. Endlich äußert sich mal unser Präsident, aber das nicht nur ausgerechnet über die MoPo (soll das jetzt der neue Weg sein, die Mitglieder zu erreichen?), sondern eben auch so schwammig und mit wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Da war also Herr Schulte dicht davor, seinen Posten zu verlieren, erfährt man da – und wird fortan von Orth und Duve „begleitet“. Als ob sich unser Präsidium bislang durch Menschlichkeit, Kommunikationsfähigkeit, respektvollen Umgang und Wertschätzung für das, wofür der FCSP steht, ausgezeichnet hätte – DIE wollen den Schulte da zur Seite stehen? Das ist doch absurd. Das, was bei Biermann noch Stani mit Menschlichkeit auszugleichen versuchte, wollen die nun erledigen? Da kann man doch nur auf das neue Trainergespann hoffen. Und sich fragen, was mit Helmut Schulte passiert ist, daß er solche Böcke schießt. Menschlich gesehen.

Fachlich mag die Entscheidung von Schulte ja korrekt sein (wobei man da auch durchaus eine andere Meinung vertreten kann, aber so viel Spielraum möchte ich grundsätzlich dem Sportchef lassen, wenn auch nicht ohne Kritik dazu, aber das ist eben als solches vertretbar), aber menschlich halte ich sie eben für falsch und eben nicht mehr vertretbar. Respektvoller Umgang mit verdienten Spielern sieht wahrlich anders aus. Da wird ohne Not wertvolles Porzellan zerschlagen. Aber wenigstens läßt das MoPo-Interview erahnen, daß das nicht gänzlich unbemerkt geschah. Mehr aber auch nicht…

Nun sind Lechner und Eger zwar laut offizieller Verlautbarung jederzeit am Millerntor willkommen – alles andere wäre ja noch schöner – aber eben wohl nur als zahlender Gast. Eine stilvolle Verabschiedung sieht anders aus. Und da der Verein dies nicht auf die Reihe bekommen hat, haben die Spieler dies nun selber in die Hand genommen:


(Quelle: http://www.facebook.com/photo.php?fbid=223028597709583&set=a.222718224407287.71476.222717644407345&type=1)

Marcel Eger und Florian Lechner verabschieden sich nun also auf ihre Weise – inoffiziell, spielend und vor all den Fans, die dabei sein wollen! Innerhalb kürzester Zeit haben sie selber ein Abschiedsspiel organisiert und zwar tragen sie auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn, der Heimat von Altona 93, ein Benefizspiel gegeneinander aus. Genauer gesagt, es spielt das Team „Viva con Agua“ mit Marcel Eger, Benjamin Adrion, Benedikt Pliquett und anderen gegen das Team „Meio Campo/Dunkelziffer“ mit Florian Lechner, Patrik Borger, Marius Ebbers, Timo Schultz, Markus Thorandt, Fabian Boll und Michél Mazingu-Dinzey. Als Schiedsrichter soll niemand anderes als Morike Sako fungieren – da kann man sich sicher sein, daß keine Becher fliegen werden… ^^ Es geht um 18Uhr30 los, der Eintritt kommt den beiden Hilfsprojekten zugute – und ab 21Uhr ist im Knust eine Party danach. HIN DA! Mehr dazu: http://www.hamburg-web.de/magazin/artikel/Abschiedsspiel-Eger-Lechner-Spenden-St-Pauli-10134.htm und http://www.facebook.com/LechnerundEger.

Ganz abgesehen davon werden Eger und Lechner von Stani nochmal zum Abschluß der Saison gegen Mainz eingesetzt und auf diese Weise wenigstens vom Trainer verabschiedet und vor dem Auswärtspublikum – eben gegen Mainz, wo sich, wie anfangs schon ausgeführt, die Mannschaft mit Anstand verabschieden will http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=9017&type=2&menuid=57&topmenu=112. Anstand scheint rar geworden zu sein in letzter Zeit. Die Liebe zum FCSP und das Besondere an dem Magischen FC aber nicht. Das ist auch eine Variante von „Bring Back Sankt Pauli“ – auf eine wunderbare Weise.

P.S.: Jetzt hat der Verein das inoffizielle Abschiedsspiel, das ja nur organisiert werden mußte, weil er den verdienten Spielern die offizielle Verabschiedung zum letzten Heimspiel verwehrte, auf die offizielle FCSP-Internetseite gestellt – http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=9020&type=2&menuid=57&topmenu=112 – und spielt mit der Formulierung „Da kein Heimspiel mehr anstehe, könne es seitens des Vereins keine offizielle Verabschiedung geben“ das Unschuldslamm. Als ob nicht schon lange klar war, daß Schulte mit Eger und Lechner nicht mehr weiter plante – zumindest aber hätte er diese Entscheidung auch so rechtzeitig treffen können, daß die Heimspielabschiedsbvariante machbar gewesen wäre. Da kann man mir nicht damit kommen, daß die beiden im Falle des Klassenerhaltes geblieben wären, wenn sie schon für eine Liga tiefer nicht mehr zukunftsgerecht empfunden werden. Jetzt vom Verein noch so auf den selbst verschuldeten Zug mit Unschuldsmiene aufspringen, das ist wieder schlechter Stil. Wenn, dann mit einer Entschuldigung, aber so empfinde ich das als Affront. Andererseits wäre es auch merkwürdig gewesen, wenn der Verein das totgeschwiegen hätte. Aber, wie gesagt, mit einer kleinen Entschuldigung dabei, dann wäre es gegangen. In meinen Augen jedenfalls. So ist das erst Recht ein Grund, den Jolly Rouge mitzunehmen. Der Verein hat irgendwie vergessen, was „St. Pauli – like“ ist… Es gibt aber sicher auch genügend Leute im Verein, die ebensowenig wie wir mit diesem Umgang mit Eger und Lechner einverstanden sind, insofern ist es auch eine Variante, die Unterstützung für das Abschiedsspiel zu zeigen. Es gibt halt viele Facetten. Aber eines bleibt: mit Anstand Fair-Abschieden…