Ende der Saison, Ende von Luhukay, #FCSP Neustart in Vorbereitung

Das letzte Auswärtsspiel nach dem bereits am vorherigen Spieltag errungenen Klassenerhalt haben wir mal wieder verloren, diesmal 5-3 in Wiesbaden. Endlich ist diese durch die Corona-Geisterspiele so unschöne Saison beendet. Beendet wurde erwartungsgemäß auch der Vertrag mit Jos Luhukay, der nicht mehr länger unser Trainer ist – einen neuen haben wir allerdings bis jetzt verpflichten können. Und das, obwohl die Baustellen im Kader immer größer geworden sind durch die diversen Abgänge. Und da Neuverpflichtungen ohne Absprache mit dem neuen Trainer wenig Sinn ergeben und sich schon deswegen noch weiter verzögern, ist das nicht gerade gut. Wieder einmal stehen wir also mit einem selbst geschaffenen Nachteil in der Vorbereitung auf eine neue Spielzeit, aber wenigstens haben wir nach wie vor die Chance, trotz des Corona-bedingten erheblichen Einbruchs der finanziellen Mittel unseren Weg neu zu definieren und zu finden.

Das Aus von Jos sehe ich nicht wirklich als das Problem an. Auf der offiziellen Seite wurden regelrecht warme Worte gefunden: https://www.fcstpauli.com/news/der-fc-st-pauli-und-jos-luhukay-trennen-sich-zum-saisonende/. Fakt ist, daß seine menschliche Seite wenig zum FCSP paßte und daß seine Punktausbeute die schlechteste aller mindestens eine Saison in Amt befindlichen St. Pauli Trainer darstellt. Da war der sportlich ansehnliche Fußball, der die meiste Zeit geboten wurde, am Ende nicht gut genug. Und das war schon einige Zeit lang absehbar. Warum wir hier nicht quasi zeitgleich mit seinem Ende bei uns einen neuen Trainer präsentiert haben, verstehe ich nicht wirklich. Hier scheint wertvolle Zeit gerade im Hinblick auf die Zusammenstellung der neuen Mannschaft vergeudet worden zu sein.

Abgänge hatten wir ja einige, mit dem einen oder anderen Leihspieler oder Spieler mit auslaufendem Vertrag stehen offensichtlich immer noch Verhandlungen an, so daß wir hier noch abwarten können. Daß wir so viel weniger finanzielle Spielräume haben, siehe https://www.ndr.de/sport/fussball/Zweite-Bundesliga-FC-St-Pauli-Sparmassnahmen-Etat,pauli6172.html, dürfte nicht wirklich in unsere Karten spielen. Einzig und allein die Tatsache, daß es auch den anderen Vereinen nicht anders gehen sollte, könnte das etwas abmildern. Die Frage ist nur, ob sich hier andere mehr in Unkosten stürzen als wir und, wenn dem so sein sollte, welche Auswirkungen das dann hätte. Schwer abzusehen, gerade wo die Transferperiode so richtig in Schwung erst noch kommt.

Was haben wir denn aktuell für eine Mannschaft für die kommende Saison? Hier mal eine natürlich sehr subjektive Einschätzung:

Im Tor hätten wir Robin Himmelmann, dessen Vertrag noch ein weiteres Jahr läuft, genau wie der von Svend Brodersen, der aber offensichtlich unzufrieden mit seiner Bewertung hier weg will. Damit fehlen ein bis, falls nötig, zwei Torhüter.

In der Abwehr stehen unter Vertrag: Christopher Avevor, Luca-Milan Zander, Florian Carstens, Philipp Ziereis, Jakub Bednarczyk, Daniel Buballa, Sebastian Ohlson, Christian Viet und Marvin Senger. Also vier Innenverteidiger, wobei Knoll hier auch noch möglich wäre, und dazu fünf Außenverteidiger. Von der Anzahl vielleicht okay, von der Stammplatzaussicht her betrachtet ein großes Fragezeichen. Hier könnte ich mir noch gut zumindest einen Neuzugang vorstellen, wenn das finanziell machbar wäre, auch noch zwei, und zwar aus der Kategorie Stammspielerqualität.

Im Mittelfeld haben wir mit Marvin Knoll, Finn-Ole Becker, Rico Benatelli, Ryō Miyaichi, Kevin Lankford, Christopher Buchtmann, Luis Coordes, Niclas Nadj, Ersin Zehir und Leon Flach wiederum von der Anzahl her eine akzeptable Spielerauswahl, wobei gerade einmal vier Spieler davon meiner Ansicht nach reif für die Startelf wären. Mit Coordes vielleicht noch fünf, doch gerade auf der Außenposition vorn, vor allem links, haben wir noch Bedarf. Ich erwarte also einen hochwertigen Neuzugang.

Im Sturm ist der Handlungsbedarf am deutlichsten, Henk Veerman, Boris Tashchy und Aurel Loubongo M`Boungou schaffen es von der reinen Anzahl her schon nicht, einen vernünftigen Sturm mit Wechselmöglichkeit zu bieten. Und lediglich Henk sehe ich hier, wenn auch in besonderer Weise, gut genug für die Startelf. Mindestens einen weiteren Stürmer brauchen wir, der seinen Namen als solcher auch verdient, also definitiv von der Qualität einen Startelfeinsatzes.

Damit stehen in meinen Augen zumindest vier Spieler auf der Liste, die in die Startelf gehören, die erst noch verfplichtet werden müssen. Bei weiteren Abgängen werden womöglich noch weitere Spieler nötig bzw. möglich.

Vor allem aber brauchen wir einen neuen Trainer und dann auch dessen gewünschter Co-Trainer und Torwarttrainer, auch wenn ich hoffe, daß wir hier mit Hain weitermachen. Auch wäre Timo Schultz als Cheftrainer doch gar nicht mal so schlecht und vor allem könnte das schnell eingetütet werden – aber angesichts der Tatsache, daß dies eben nicht zeitnah zum Abgang von Jos verkündet wurde, sehe ich hier leider wenig Chancen.

Sprich: wir haben viele Baustellen und es hätte sich durchaus schon mehr tun können, aber letztlich heißt es nun abwarten und die Verantwortlichen, alle voran Bornemann als Sportchef, in Ruhe machen lassen. Es dauert ja eh noch eine Weile, wohl bis Ende August, bis die neue Spielzeit anfängt. Wobei das ja so viel Zeit auch nicht ist…

Inwiefern wir dann auch schon wieder mit Fans im Stadion rechnen dürfen, wäre eine andere Frage. Höchstwahrscheinlich wird auch der Anfang der nächsten Spielzeit aus Geisterspielen bestehen, vielleicht irgendwann auch mit einer kleinen Anzahl an Fans, wobei deren Auswahl angesichts der verkauften Dauerkarten bei unserem Verein äußerst problematisch ausfallen dürfte. Und falls es nur eine gewisse Anzahl sein dürfen, wechseln diese dann oder bleibt es bei den gleichen Glücklichen, die rein dürfen? Wer also beim nächsten Stadtderby dabei sein darf, das ist genauso ungewiß wie so vieles in dieser Zeit.

Welche Besonderheit diese Geisterspiele haben, mußten wir ja alle in der Endphase dieser Saison miterleben. Von draußen. Was einfach niemals das Gleiche ist und sein wird.

Zum Thema Geisterspiele gibt es aber auch etwas Positives zu vermelden: IMPLOSION hat nun ein ganzes FCSP Album herausgebracht und zum kostenlosen Download zur Verfügung gestellt: https://inimplosion.bandcamp.com/album/geisterspiele. Mit dem Album werden verschiedene Aspekte der politischen Bandbreite, die am Millerntor rund um den FC St. Pauli und dessen Fanszene zu finden ist, in Klängen dargestellt.

Was bleibt? Politik, immer wichtig, siehe nur https://www.migazin.de/tag/racial-profiling/ – es braucht immer Druck von der Straße. Was noch bleibt? Die Vorstadt, in unserer Liga. Also müssen wir nochmal ran an den Derbysieg. Und sonst? Unsere Einstellung, na klar. Aber FCSP ohne Fans ist einfach nicht das Gleiche. Es fehlt nahezu alles. Von einem Trainer, dessen Stab und einer konkurrenzfähigen Mannschaft ganz zu schweigen. Vor allem aber fehlt das Miteinander vor Ort, am Millerntor und auch auswärts. Auf daß wir uns alle so bald wie möglich gesund wiedersehen können! Virtuell ist nicht das Gleiche, das gilt auch für die Millerntor Gallery: https://www.fcstpauli.com/news/art-creates-water-festival-die-virtuelle-alternative-zur-millerntor-gallery/.

Mehr zum Spiel bzw. zum Abschied von Luhukay:
http://millernton.de/2020/06/30/nach-dem-spiel-sv-wehen-wiesbaden-a-spieltag-34-saison-2019-20/
https://www.magischerfc.de/2020/07/es-hat-nicht-gepasst/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2020/06/29/matchday-34-sv-wehen-wiesbaden-vs-fc-sankt-pauli-5-3/