Natürlich gibt es beim Heimauftakt als Trainer etwas Schöneres, als das erste Heimspiel gleich zu gewinnen. Beispielsweise ohne Gegentor, anschließend als Tabellenführer dazustehen, dabei einen Derbysieg einzutüten oder überhaupt den Sieg mit den ganzen Fans feiern zu können. Die letzteren beiden Punkte waren aufgrund des Spielplans und wegen Corona von vorheren ausgeschlossen, es ging „nur“ gegen Heidenheim und wenn auch erstmals rund 2222 Fans zugelassen waren, so war das Millerntor weit davon entfernt, bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen zu sein. Die ersten beiden Aspekte waren für eine gewisse zeitlang während des Spiels tatsächlich erfällt gewesen, aber die mehr als hochverdienten beiden Anschlußtreffer haben das zunichte gemacht. Nichtsdestotrotz steht ein wichtiger 4-2 Heimsieg im ersten Heimspiel für Schulle fest und diese drei Punkte können in dieser Saison des Umbruchs noch extrem wichtig werden. Zumindest sind es jetzt nur noch ca. 36 Punkte zum wahrscheinlichen Klassenerhalt…
Normalerweise wäre so ein erstes Heimspiel am Millerntor der Moment des großen Wiedersehens all der Fans, die sich über die Sommerpause nicht haben sehen können. Doch mit Corona ist nach wie vor nichts normal. Weitaus länger als nur die Sommerpause dauert nun schon das Fehlen des gemeinsamen Erlebens am Millerntor an und auch die erste Teilzulassung konnte daran nichts ändern.
Von den 2266 Karten, die für Dauerkarten- und Saisonkarteninhabende nach Bewerbung im Losverfahren zugeteilt wurden, waren am Ende 2226 laut Homepage am Spieltag an Fans vergeben worden, siehe https://www.fcstpauli.com/news/der-fc-st-pauli-gewinnt-sein-heimspiel-gegen-heidenheim-2021/, was entweder bedeutet, daß 40 Karten nicht an die Fans gingen oder aus anderen Gründen hier die Zahlen durcheinander kamen.
Der neu gemachte Weg vor der Gegengeraden sieht zwar mit seinem Pflaster wieder gut aus, wird aber noch eine Weile auf den richtigen Fanansturm warten müssen.
Auch im Fanshop dürfte es am Spieltag keinen Andrang gegeben haben, der trotz Corona-Maßnahmen nicht zu bewältigen gewesen wäre.
Ja, das alles schreibe ich im Konjunktiv, denn die Bilder stammen aus einem Besuch des Fanladens ein paar Tage vor dem Spieltag, ein paar neue Aufkleber mußten besorgt werden.
Den Spieltag selbst habe ich nicht vor Ort erleben können, aber die Eindrücke sind zeitnah entstanden, so daß ich zumindest ein paar der Corona-Maßnahmen vor Ort dokumentieren konnte.
Keine Ahnung, wie viele Fans das Spiel im Clubheim verfolgen konnten bzw. ob dieses überhaupt geöffnet war, die umliegenden Kneipen waren es definitiv und zumindest aus der Nähe dürften sicher einige Fans das Spiel verfolgt haben.
Gerade die aktive Fanszene entzieht sich der Teilöffnung und begründet das mit guten Worten, siehe https://www.kiezkicker.de/kiezkicker/2020/statement-der-fcsp-fanszene-zur-teiloeffnung-der-bundesliga-stadien-in-zeiten-der-corona-pandemie/.
Natürlich kann das Millerntor nicht von Null auf 100% Auslastung hochgefahren werden, aber wenn nicht alle zusammen dabei sein können, dann entspricht das wirklich nicht dem Geist der Fanszene.
Letztlich ist es gut, daß wieder Fans vor Ort sind und wenn die Corona-Zahlen nicht weiter ansteigen, was leider durchaus zu befürchten ist, dann wäre es möglich, daß noch mehr Fans wieder ans Millerntor kommen können. Nur eben mit dem organisierten support wird es noch eine Weile dauern, bis nämlich wieder alle hinein können.
Alle zusammen sind wir St. Pauli. Ob wir nun gerade vor Ort sein können oder nicht, zumindest die Chance muß gegeben sein durch ein volles Stadion.
Die Chance auf Karten haben wie gesagt einige genutzt, das Stadion war entsprechend minimal gefüllt, ein paar Gesänge waren am Bildschirm zu hören, aber natürlich weit davon entfernt, das Klangbild abzugeben, das am Millerntor zu erwarten ist.
Die Meisten sind daheim geblieben und das bedeutete auch, daß die Kneipen nach dem Spiel nicht auf die Weise gefüllt gewesen sein werden, wie es nach einem Heimspiel und gerade nach einem so erfolgreichem Heimauftakt üblich gewesen wäre.
Das Spiel startete wieder mit einer kleinen Überraschung, denn Buballa stand nicht in der Starelf und war auch nicht auf der Bank zu finden, was gesundheitliche Gründe hatte. Dafür stand Ziereis in der Innenverteidigung in der Starelf und machte seine Sache richtig gut. Gemäß https://projects.fivethirtyeight.com/soccer-predictions/bundesliga-2/ stellen wir ja die schwächste Abwehr der ganzen Liga und sind auch im Angriff nur schlechteres Mittelmaß.
Da wir noch ein oder zwei Zugänge erhoffen, könnte sich diese Einschätzung noch ändern, was aber mit Sicherheit bleiben wird, daß ist, daß Statistiken einen Spielausgang nicht wirklich vorhersagen können – zum Glück ist Fußball kein solch langweiliges Spiel. Auch die Statistiken in diesem Spiel waren ganz anders als das eigentliche Ergebnis, https://www.kicker.de/4667368/spieldaten/fc-st-pauli/1-fc-heidenheim, 9:19 Torschüsse klingen nicht gerade nach dem 4:2, das am Ende auf der Anzeigentafel stand. Die Statistik zeigt deutlich, daß die Gäste alles andere als unterlegen waren oder schlecht spielten, doch sind es ja gerade auch diese darüber hinausgehenden Momente, die für Fans so faszinierend sind. Und von dieser Faszination wurde an diesem Spieltag viel geboten.
Das Spiel verfolgte ich ja nur daheim am Bildschirm, da fehlte naturgemäß der größere Überblick, den mensch im Stadion hat, auch der direkte Bezug zum ganzen Spiel, und doch war es sehr ansehnlich, was Schulles Mannschaft da auf dem Rasen bot. Von den paar Schnitzern abgesehen, die wir uns da hinten wieder einmal leisteten, aber die im Ergebnis sich lange Zeit nicht auf der Anzeigetafel abzeichnen sollten… Auffällig war schon in der Anfangsphase, wie wir hinten im Aufbau unter Druck den Ball verloren und die Gäste dadurch zu Chancen kamen. Aus dem Spiel heraus ging im Verhältnis dazu viel weniger für beide Seiten – bis eben die erste richtige Chance von uns von Kyereh verwandelt wurde. Ein strammer Schuß ins Eck aus größerer Entfernung – und sein drittes Tor im zweten Ligaspiel. Was für ein Einstand!
Aus dem Millerntor habe ich wieder ein paar schöne Bilder bekommen, erneut Danke an dieser Stelle dafür. Aber zurück wieder zum Spiel.
Aus einem 4-4-2 oder 4-3-3 defensiv wechselten wir zu einer Dreierkette hinten offensiv, der Rest der Spieler verteilte sich eher situativ. Auffällig war, wie viel im Angriff über Wieckhoff lief, fast das ganze AUfbauspiel – ein sehr starker Auftritt von ihm an diesem Tag, den er später noch krönen sollte. Auch Knoll war viel stärker als zuletzt und erzielte beim 2-0 einen Scorerpunkt, als er knapp vor der Eckfahne einen Freistoß so gefährlich ausführte, daß ein Heidenheimer vor Ziere den Ball versuchend zu klären ihn ins eigene Tor ablenkte. Und damit war auch die zweite Chance für uns gleich ein weiteres Tor und der Spielverlauf und die Statistik auf den Kopf gestellt.
Gleich nach Wiederanpfiff kamen wir wieder gefährlich vor das Tor der Heidenheimer, der Schuß von Kyereh konnte noch geblockt werden, aber der Ball ging zu Wieckhoff, der ihn außen wunderbar annahm und sogleich unhaltbar in die Maschen knallte. Ein wunderbares Tor in einem wunderbaren Heimeinstand im Profibereich für den Jungen. Ganz groß!
Nur leider kippte der Spielverlauf danach deutlich in Richtung der Gäste ab, wir ließen uns hinten hineindrängen und der Anschlußtreffer schien nur eine Frage der Zeit zu sein…
Ein Spiel auf ein Tor in den nächsten rund 25 Minuten. Die Gäste drückten und hatten Chance auf Chance. Dann kam der Wechsel beim FCSP, Aremu und Daschner kamen für Benatelli und Zalazar. Und eine Minute später, in der 70. Minute, auf einmal der Konter, Dittgen läuft mit dem Ball und trifft irgendwie. Eigentlich läuft er den Ball durch den Torhüter hinein ins Gästetor. 4-0. Vier zu Null!
Und dann begann obskurer Weise das große Zittern. Zwölf Minuten vor Schluß gelang den Gästen der erste Anschlußtreffer und zwei Minuten später der zweite. Wir waren einfach nicht mehr entschlossen beim Gegenspieler und alles wirkte durcheinander. Knoll und Wieckhoff gingen kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit raus, Becker und Flach kamen rein, außerdem noch Makienok für Kyereh. Und der letztere Wechsel brachte tatsächlich etwas mehr STabilität ins Spiel, klärte unser neuer Stürmer doch sofort eine Ecke hinten per Kopf. Allgemein lief nach dieser letzten Einwechslung irgendwie nicht mehr so viel bei den Heidenheimern und wir konnten das 4-2 ins Ziel bringen. Und jubeln!
Nahezu ein perfekter Einstand in der Liga mit 4 Punkten aus zwei Spielen. Gerade bei dem schweren Auftaktprogramm alles andere als selbstverständlich und nach dem schlimmen Pokalaus sowieso nicht. Aber wir haben sie geholt. Kein Grund, uns darauf auszuruhen, denn die Chancen sprechen schon eine deutliche Sprache, daß so ein Kick auch ganz anders hätte enden können – aber es ist nun einmal so gelaufen, wie wir es erlebt haben. Nun gilt es in den nächsten Tagen zu gucken, was noch pasieren wird. Die Transferperiode endet dieses Jahr ja ausnahmsweise am 5. Oktober. Es bleibt diesbezüglich spannend. Aber so oder so haben wir eine aufregende Mannschaft mit vielen neuen Gesichtern, die einfach Spaß machen. Möge es so weitergehen!
Wenn nur alle wieder mit von der Partie vor Ort sein könnten… Ihr alle fehlt! Auf St. Pauli!
Mehr zum Spiel:
https://millernton.de/2020/09/28/fc-st-pauli-1-fc-heidenheim-4-2-teil-2-effizienz-ist-die-faulheit-der-intelligenten/
https://millernton.de/2020/09/28/fcsp-1-fc-heidenheim-teil-1-orga-stimmung/
https://moinkersti.wordpress.com/2020/09/27/kein-konfetti-fuer-niemand/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2020/09/29/matchday-02-fc-sankt-pauli-vc-fc-heidenheim-4-2/