Nachspielzeit können wir. Vom sonst unverdienten #FCSP Heimsieg gegen Sandhausen.

Der SV Sandhausen. Für manche mittlerweile ein Inbegriff des kleinen und deswegen nur zu oft sportlich unterschätzten Vereins der 2. Liga, wie es vor einigen Jahrzehnten der SV Meppen war. Geringer sportlicher Etat und damit verglichen überproportionaler Erfolg waren quasi schon als Markenzeichen verstanden worden, doch in dieser Spielzeit scheint sich das Wirken im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten als problematisch herauszustellen, da sich diese eben so unter dem Strich befinden wie der aktuelle sportliche Erfolg mit einem Innehalten eines Abstiegsplatzes. Da wir jedoch weder gegen den SVS noch gegen Mannschaften im Tabellenkeller traditionell gut aussehen, war die Vorfreude auf diese Begegnung weder im Hinblick auf die Qualität auf dem Rasen noch auf den sportlichen Ertrag wirklich herausragend…

Natürlich gibt es beim FCSP auch noch das Andere, das neben dem Platz. Die Gemeinschaft zum einen, die Politik zum anderen. Und wenn einer aus dieser Gemeinschaft, nennen wir es der Einfachheit halber einmal den Verein, mit den Werten und Vorstellungen vieler anderer, nennen wir es wieder einmal vereinfacht das Fanlager (was ja längst kein Gegensatz mehr darstellt, siehe die aktuelle Zusammensetzung des FCSP), in Einklang zu bringen ist, dann ist es klar, wenn es Unmutsäußerungen gibt. Und an diesem Tag gab es viele davon, diese hier war nur der Anfang, im wahrsten Sinne des Wortes, denn diese Tapete hing an der Gegengeraden Richtung Süd bzw. des Zugangs von St. Pauli aus kommend, war doch das Heiligengeistfeld nahezu vollständig abgesperrt an diesem Tag.

Da es sich um einen klassischen Herbsttag mit warmen Sonnenschein und kaltem Schatten handelte und vor der Gegengeraden nur die erste Variante in Überfluß vorhanden war, zogen wir uns wider die übliche Gepflogenheit zurück in den Eingangsbereich der Fanräume. Zu warm eingepackt für diese Verhältnisse, sollte dieser Umstand später auf der Gegengeraden, die ja gänzlich im Schatten lag, noch sehr wertvoll werden. Und was Kühles zur Erfrischung geht ja immer.

Natürlich auch im Stadion selbst. Gut gefüllt war auch das Millerntor an diesem Tag, denn das Gästekontigent vom SVS war, wie gewohnt, nicht ausgeschöpft worden, so daß mehr FCSP Fans als normalerweise dem Spiel beiwohnen konnten. Oder hätten können, einige leere Plätze waren unabhängig vom Verkaufsstand zu erblicken. So etwas kommt aus diversen Gründen ja immer mal vor, an diesem Tag war es aber doch auffällig. Angesichts der guten Quote von 7 Punkten aus der Englischen Woche etwas unverständlich. Angesichts des Gastes an diesem Tag schon – um wieder auf den Anfang zu verweisen.

Es waren natürlich trotzdem viele Fans vor Ort. Und auch Support gab es einigen. Alles eh unabhängig von einem Erfolg oder auch der anderen Mannschaft auf dem Platz. Weil es eben um den FC St. Pauli geht.

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Ein „schönes Spiel“, wie es so oft vor Anpfiff gewünscht wurde, hatte weder ich noch viele andere an diesem Tag erwartet. Wie prophetisch.

Sandhausen wurde, wie üblich am Millerntor, mit deren Hymne hier begrüßt – der Verweis auf die „Farben der Nation“ zählte für mich dabei als weiterer Faktor, mit diesem Gast nicht wirklich warm werden zu können.

Etwas überraschend die Startaufstellung mit Miyaichi statt Sahin, ansonsten aber unverändert zur letzten beim Derby, also schon wieder ohne Veerman, der allerdings aufgrund von Vaterfreuden momentan nicht wirklich für den Starteinsatz prädestiniert war. Leistungsmäßig hingegen wäre sein Einsatz eher verpflichtend gewesen, aber solche Umstände zu berücksichtigen ist ja auch Sache des Trainerstabes. Und solange die Ergebnisse stimmen, fällt Kritik ja an sich schwer.

Andererseits war gerade dieses Spiel ein perfekter Gegenbeweis dahingehend, daß Ergebnisse nicht jegliche Kritik zum Schweigen bringen. Ganz im Gegenteil, waren doch diese 90 Minuten bis auf wenige Ausnahmen sehr harte Kost. Dabei fingen wir wirklich überraschend gut an, spielten die ersten 20 Minuten die Gäste nur so in Grund und Boden und hätten nicht nur mit 1-0 in Front liegen müssen – ein genialer Augenblick von Dudziak, der sich den Ball herausragend selbst vorlegte und dann im 16er von der Grundlinie einen so guten Pass scharf hereinspielte, daß Diamantakos weder ausweichen noch vollstrecken konnte, er war eher ein Torschütze ohne Alternative. Wie auch immer, gerne mitgenommen und gefeiert – und dann mit den hohen Erwartungen, die sich angesichts der starken Anfangsphase und der überraschend schwachen Gäste die folgenden zähen Minuten bis zur Halbzeit irgendwie überstanden, bei denen keine Mannschaft willens oder in der Lage schien, irgendetwas mit dem Ball anfangen zu können. Erlösend kam dann der Halbzeitpfiff.

Gelegenheit für mich, die Tapeten vor der Gegengeraden einzufangen, ohne daß sich dutzende Fans davor drängelten wie vor dem Anpfiff.

Nicht nur aufgrund des katastrophalen Einsatzes der Polizei bei G20 ist Grote umstritten, siehe nur https://www.metronaut.de/2017/07/g20-ich-habe-dann-doch-ein-paar-fragen-an-die-polizei-und-innensenator-grote/, auch die weiteren Einsätze mit Dudde an der Spitze lassen die Frage, was dieser Politiker im Verein zu suchen hat, mehr als nur deutlich zum Vorschein kommen.

https://twitter.com/kleinertod/status/1048915085069045760

Wäre es nicht am einfachsten, wenn er sich freiwillig aus dem Verein zurückziehen würde? Das wäre doch mal ein Verhalten, welches dem Verein wirklich nützen würde. Aber leider sind Rücktritte in der Politik heutzutage ja nicht mehr so in Mode. Schade eigentlich. Wirklich.

Wer gedacht hätte, daß wir uns in der Pause fangen würden und das nach der 20. Minute quasi eingestellte Fußballspielen wieder aufnehmen würden, sah sich dann eindeutig in einer der schlechtesten 2. Halbzeiten, die ich am Millerntor miterleben mußte, getäuscht. Das war einfach grausig von uns. Nicht, daß Sandhausen so viel besser als wir spielte – wobei sie dies, im Verhältnis gesehen, tatsächlich taten. Aber das war keine wirkliche spielerische Klasse von denen, nur eine einfache Umstellung zur Pause. Von uns hingegen war es eine einfache Katastrophe auf dem Platz. Irgendwie stellten wir uns nur noch hinten rein und ließen gleichzeitig die Gegenspieler aus den Augen, die schalten und walten konnten, wie sie wollten. Ab und an waren wir wieder an den Gästespielern dran, vor allem einigen aus dem Team wie Mats, Ziere oder Avevor war der Wille deutlich anzumerken und sie kämpften wirklich die ganze Zeit bis zum Umfallen. Aber wo bitte war die Abstimmung, das Miteinander. Das war trotz Flutlicht in der Sonne einfach nur Finsternis auf dem Rasen bei uns. Gruselig.

Natürlich gehört es auch mal dazu, daß ein schlechtes Spiel dabei ist. Wir alle sind Menschen und machen Fehler, haben keinen guten Tag oder es läuft aus diversen Gründen mal nicht richtig rund. Das kann niemand endgültig abstellen. Doch das erklärt diesen grauenhaften Auftritt von uns nicht. Und daß sich Flum und Ziereis, wenn ich es richtig gesehen habe waren es diese zwei, derart in die Wolle bekommen haben, als nach dem hochverdienten Ausgleich der Gäste fast noch deren Führung mit der nächsten Aktion herausgesprungen wäre, weil es bei uns in der Abwehr an jeglicher Abstimmung haperte, war sehr unangenehm mitanzusehen. Ob das dem Teamgeist so zuträglich ist, mag durchaus in Frage zu stellen sein – mag dabei auch die Antwort am Ende stehen, daß gerade solche Streitigkeiten wichtig sind und letztlich dazu führen, daß alle sich zusammen reißen und besser miteinander werden. Hier wirkte es jedenfalls so, das mag aber auch an den Auswechslungen liegen. Nach rund 70 Minuten kam Veerman statt Diamantakos hinein, der sich schon lange müde gelaufene Wirbelwind Miyaichi wurde kurze Zeit später durch Neudecker ersetzt – und zur Überraschung vieler kam am Ende auch noch Allagui für Flum in die Partie.

Wie wichtig diese Wechsel waren, konnte in der Nachspielzeit bewundert werden. Ein anderes Wort fällt mir dafür jedenfalls nicht mehr ein. Wie ausgewechselt wirkten auf einmal alle und es ging wieder nach vorn – und wie! Erst der wunderbare Angriff, bei dem Veerman mit einem Hackentrick Allagui einsetzte, der dann auch noch einnetzte – ein weiteres Stürmertor, wahrlich wunderbar – und als dann kurze Zeit später nach einem abseitsverdächtigen Konter (laut Fernsehbilder soll hier alles korrekt zugegangen sein) Buchtmann nach diversen gescheiterten Abschlußversuchen den 3-1 Endstand erzielte, da explodierte wieder einmal das ganze Stadion.

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Eine schräge Stimmung auf den Rängen dann nach einem schrägen Spiel. Gefeiert wurde, aber nur kurz, und irgendwie hatten alle das grauehnhafte Spiel vor Augen und konnten an den guten Ausgang gar nicht glauben. Irgendwie zwischen Kopfschütteln und Feiern ging es nach draußen.

Auch hier leerten sich die Plätze und üblichen Treffpunkte rund um das Millerntor ungewöhnlich schnell, so daß wir Verbliebenen die Gelegenheit nutzten, noch etwas gemeinsame Zeit bei einem guten Essen zu verbringen. Der Kokomo Noodle Club sah dabei nicht nur gut aus, er war auch kulinarisch ein absoluter Volltreffer.

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Wer in Stadionnähe eine gute Ramen genießen möchte, sollte hier auf jeden Fall einmal vorbei gucken. Muß ja nicht gerade an einem Spieltag sein. Ramen geht immer.

Mehr zum Spiel (und nicht zum Essen):
http://www.magischerfc.de/wordpress/?p=9261
https://www.stefangroenveld.de/2018/ein-gutes-pferd/
http://millernton.de/2018/10/08/ergebnisorientiert/
https://www.stpaulinu.de/germany-bundesliga/schlimmer-heimsieg
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2018/10/09/matchday-09-fc-sankt-pauli-vs-sv-sandhausen-3-1/