Zum Ende war die Luft raus – das #FCSP Unentschieden daheim gegen den KSC

Drei Heimspiele am Millerntor in neun Tagen, Teil zwei: nach dem Pokalaus kam Karlsruhe zum Ligaspiel und sorgte am Ende für lange Gesichter. Nach einem recht guten Spiel und einer zwei Tore Führung bis kurz vor Schluß doch nur einen Punkt mitnehmen zu können, das wirkte eher wie eine deutliche Niederlage denn wie ein Unentschieden. Die Gästefans feierten natürlich, während wir aus drei Spielen in der „Englischen“ Pokalwoche nur dieses Unentschieden als Zählbares mitzunehmen vermochten. Das wirkte ernüchternd. Oder im Gegenteil, wie mir gleich nach dem Spiel entgegengerufen wurde: „ab jetzt wird nur noch gesoffen!“. Mit vollem Mund übrigens. So ohne Grundlage wäre das ja auch zu schnell vorbei gewesen…

Zum Glück war die warme Zeit noch nicht ganz vorbei, das kühle Wetter zwei Tage vorher schien wie eine schlechte Erinnerung an diesem Spieltag, der gleich zehn Grad mehr zu bieten hatte und dazu nach dem Hamburger Wetter davor tatsächlich auch noch Sonnenschein. Eigentlich perfekte Bedingungen an diesem Herbsttag kurz nach Halloween.

Dazu waren auch wieder wunderbare Menschen aus der Ferne vor Ort, die hier genauso daheim sind wie wir alle. An diesem Tag halt eben auch körperlich.

Kurz vor dem Anpfiff gab es einen unschönen Moment, der zwar mit den Gästefans zu tun hatte, aber einzig und allein bei uns zu verorten war – wurde doch anstelle des Gästesongs das vom FCK abgespielt, zu denen die Gäste nicht gerade eine besonders liebevolle Beziehung pflegen… Das Ganze war sehr unschön und das aus mehreren Gründen. Ja, am Millerntor wird immer die Gästehymne abgespielt, eingeführt hatte das unser früherer Stadionsprecher, der mit dieser lange Zeit einzigartigen Geste die Gäste willkommen heißen wollte, um für ein friedliches Miteinander zu sorgen. Es ist nicht nur bei diesem Spieltag traurig mitzuerleben, was daraus geworden ist. Lieblos und lustlos, fast widerwillig wirkt es, wenn mit einem Hinweis, daß nun die obligatorische Gästehymne folge, weil es hier halt so sein muß, deren (oder eben gar ein anderes, das halt oben drauf) Lied gespielt wird. Mit Gastfreundschaft hat das nur noch aus der Erinnerung etwas zu tun. Wo sind die warmen Worte des Willkommens? Es paßt einfach ins Bild, daß das falsche Lied herausgesucht, abgespielt und während der ganzen Zeit der Fehler nicht bemerkt wurde – obwohl wütende Gästefans deutlich zu sehen und hören waren. Hier sollte viel Grundlegender auf Fehlersuche als nur wegen eines falsch gespielten Liedes gegangen werden. Das konnten wir schon weitaus besser!

Natürlich gibt es bei gewissen Fanszenen auch Ausnahmen und das ist wichtig so. Aber da hatten wir ja auch schon in der Vergangenheit mit dem Abspielen von „Schrei nach Liebe“ beispielsweise den richtigen Ton getroffen. Als Haltung wichtig. Wie sonst halt Gastfreundschaft.

An einem Tag, wo ein gewisser Brausesponsor mal nicht die Gäste provoziert hatte, erledigen wir das selbst an anderer Stelle. Keine ruhmreiche Saison, was das angeht.

Dafür ist in Sachen Stimmung schon einiges besser geworden im Laufe dieser Spielzeit, was aber auch dringend nötig war. Daß dieses Taglichtspiel nicht zu den stimmungstechnischen Höhepunkten gehörte, war zwar schon irgendwie zu erahnen, es gab diesbezüglich aber auch schon viel schlimmere Auftritte. Nur eben auch bessere, gerade in letzter Zeit.

Wärmstens willkommen geheißen wurde unser ehemaliger Spieler Choi, der dankenswerterweise keinen Treffer gegen uns erzielte. Was ja leider auch schon allzuoft erlebt werden mußte…

Aber das sollten später seine Kollegen ohne ihn erledigen. Während wir ja das Spiel eigenlich gut im Griff zu haben schienen. Nur eben nicht bis zum Ende.

In Führung gegangen sind wir mit zwei Elfmetern, aus dem Spiel heraus sollte es einfach nicht klappen, aber Dimi war vom Punkt her sicher und auch sonst ein wichtiger Unruheherd.

Ihn herauszunehmen war ebenso wie die anderen Wechsel gefühlt der Fehler, der dann zu dem späten 2-2 am Ende führen sollte. So toll es war, Henk nach all der Zeit der Verletzung für ein paar Minuten wiederzusehen, so falsch wirkte der dafür gewählte Zeitpunkt. Wir brauchten einen störenden Wühler da vorne in den Schlußminuten, nicht einen solchen Stürmer, der zudem auch noch so lange Zeit nicht dabei war.

Trotzdem ganz viel Herzen für Veerman, der uns so gefehlt hatte und der uns sicherlich wieder ganz wunderbare Spiele liefern wird. Er hat ja schon gezeigt, was er drauf hat und wird das sicherlich auch in den nächsten Spielen zeigen, vor allem und sehr gern halt auch von Anfang an. Muß ja nicht über die volle Spielzeit sein in den ersten Partien, aber am Anfang wirkt er für mich passender als als Joker. Auch jetzt.

Nun, da wären wir wieder bei den einführenden Worten. Es wurde kein trockener Tag, soviel sei verraten.

Und die Gäste konnten nicht nur am Ende punkten, sie haben auch eine schöne Tapete gezeigt, mit der wir alle voll übereinstimmen können: https://usp.stpaulifans.de/2019/11/5503/ ausführlich und zum Termins https://twitter.com/Fanhilfe_FCSP/status/1192332456566890496. Am Freitag, 15.11.2019, 17:00h auf dem Hansaplatz startet die Demo gegen die Verschärfung des Hamburger Polizeigesetzes. Alle hin da!

Viel wichtiger als das Ergebnis an diesem Tag ist es, den Kräften entgegenzutreten, die für eine Verschlechterung der eh schon teils unerträglichen Situation gerade der Menschen eintreten, die es jetzt schon sehr schwierieg haben. Racial Profiling ist ein alltägliches Problem auf Hamburger Straßen und es würde durch so ein Gesetz nur noch viel schlimmer.

Richtig schlimm ist auch die nicht-fleischliche Versorgungslage im Stadion geworden, aber dafür gibt es vor der Süd den großartigen veganen Bäristo Truck. Das Chili sine carne ist nicht ohne Grund in dieser kalten Zeit ein Hit, die Wraps gehen noch weit darüber hinaus und sind einfach unfaßbar lecker. Besser kann mensch nicht davon überzeugt werden, daß es keine tierischen Produkte in der Ernährung braucht. Auch aus CO2 Gründen. Warum es nicht überall im Stadion möglich ist, das hingegen muß der Verein beantworten.

Dafür sind ja diverse alkoholische Alternativen zu einer gewissen Plörre endlich erhältlich. Dankbar immer wieder angenommen.

So ein Spieltag ist ja nicht gleich mit dem Abpfiff vorbei.

Und das wahre neue Clubheim ist eh die Weinbar vom Museum. Schöne Stunden dort wieder. Danke an alle von da!

Auf eine etwaige Dauerausstellung bin ich ja schon mal gespannt. Der Besuch dort lohnt jedenfalls immer.

Und so vergingen angenehme Stunden, bei der fast vergessen werden konnte, was davor passierte…

Am Ende ging es gemeinsam zum Handball. Das Ergebnis sei mal dahingestellt…

https://twitter.com/kleinertod/status/1190716640197042183

Aber darum ging es ja auch wieder nicht wirklich.

Das neben dem Platz ist halt immens wichtig. Wie es auch auf dem Spielfeld wäre: https://www.queer.de/detail.php?article_id=34832.

Ganz unabhängig vom Sportlichen ist und bleibt St. Pauli halt die einzige Möglichkeit.

Mehr zum Spiel:
https://www.magischerfc.de/2019/11/rigor-mortis/
https://www.stefangroenveld.de/2019/haette-haette-fehlerkette/
http://beebleblox.blogspot.com/2019/11/zu-doof-fur-drei-punkte.html
http://millernton.de/2019/11/03/fussball-schoene-scheisse/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2019/11/05/matchday-12-fc-sankt-pauli-vs-karlsruher-sc-2-2/