Der Auswärtspunkt des #FCSP in Sandhausen vor dem Corona-Stillstand

Nach dem letzten Auswärtsspiel in Sandhausen war die Aufmerksamkeit derart auf die immer weiter eskalierende Corona-Krise gerichtet, daß das Spiel in diesem Blog bislang nicht behandelt wurde. Und irgendwie lähmt die Situation, die Ungewissheit, die tödliche Gefahr für wen in welcher Art und Weise auch immer. An Fußball ist derzeit nicht zu denken und an vieles andere auch nicht. Ob und wann es nun zu einem Neustart in der Liga kommen wird und in welcher Form auch immer, auch das ist noch unklar und bleibt abzuwarten. Zumindest ist es an der Zeit, zu all dem ein paar Worte zu verlieren.

Zuerst zum Sandhausen-Kick. Viele Worte werden es nicht werden, aber ein paar, schon um die Erinnerung an das letzte Spiel des FCSP wieder ein wenig aufzufrischen. Den Schwung vom Derbysieg konnten wir nur bedingt mitnehmen, wie so oft in dieser Spielzeit haben wir auswärts nicht wirklich viel gerissen, waren aber auch kein Fallobst. Aus einer starken Anfangszeit der Gäste mit einem gefährlichen Altbekannten, Aziz Bouhaddouz natürlich, machten wir reichlich überraschend das 0-1 durch einen tollen Konter von Viktor Gyökeres, der den Ball erst im Strafraum auf eine Weise blockte, daß wir vom Glück reden konnten, daß das Schiedsrichtergespann hier nicht im Nachhinein darauf erkannte, daß auch die Hand vor der Torerzielung irgendwie mit am Ball war, dann den Paß von Miyaichi auch noch wunderbar vollendete. Und hätte Penney nicht völlig neben sich stehend im Strafraum kurz vor der Halbzeit einen Spieler der Gastgeber absolut elfmeterreif brutal, wenn auch eher versehentlich geblockt, dann wäre das Spiel womöglich ganz anders verlaufen – so aber kam das 1-1 und das Spiel drehte sich in der zweiten Hälfte mit diesem Rückenwind noch. Das 2-1 war nur eine Frage der Zeit, zuvor schubste Aziz noch Knoll mit einer Verletzung vom Platz, dies aber sichtlich nicht beabsichtigt, doch zum Glück haben wir noch einen Dimitrios Diamantakos, der unnachahmlich zu 2-2 Endstand sich vor das Tor brachte und auch einnetzte. Die Latte rettete am Ende noch für uns den Auswärtspunkt und so gingen wir nicht mit einem Mißerfolgserlebnis in die lange Pause…

Seit jenem 8.3.2020 in Sandhausen (noch vor Publikum) haben wir kein Spiel mehr ausgetragen, werden es im April 2020 auch nicht mehr tun und vielleicht geht es, wenn die Pläne der Liga von den zuständigen Behörden freigegeben werden, irgendwann im Mai mit Geisterspielen weiter. Ob und wann die Saison fortgesetzt werden wird, steht dabei noch in den Sternen. Die zu betrachten derzeit mehr Sinn macht als in die Sportkanäle zu schalten, wo entweder nur Gespräche, Dokus oder ab und an eine alte Aufzeichnung laufen, von gewissen Randsportarten irgendwo auf der Welt einmal abgesehen. Die Kosten für solche gebuchten Sportkanäle laufen natürlich so weiter wie bisher, auch wenn nichts geboten wird. Daß diese Sender dann aber den Vereinen das Fernsehgeld nicht auch in der gleichen Höhe wie bisher weiterzahlen wollten, sei in diesem Zusammenhang nochmal ausdrücklich erwähnt – wobei natürlich klar ist, daß diverse weitere Einnahmen dieser Sender wegbrechen ohne Livespiele. Wie auch immer es weitergehen wird, ob mit dieser Saison oder einer anderen, alle werden auf die eine oder andere Weise verlieren, denn nichts ist so, wie es vorher war. Und dabei geht es um weitaus wichtigeres als nur um das Wirtschaftliche.

Menschen. Um die geht es jetzt, um die ging es immer und um die wird es immer gehen. Auch beim Fußball. Gerade auch beim Fußball und vor allem beim FCSP. Das betrifft die Fans auf den Rängen, die Menschen im Umfeld des Stadions, die Beschäftigten an einen Spieltag, sei es nun im Ordnungsbereich, im Catering oder wo auch immer, die sportlichen Abteilungen und einfach alle, die mit all jenen in Berührung kommen. Denn diese Kontakte sind in diesen Viruszeiten immer mitzudenken. Und machen eine Fortführung des Spielbetriebs schon aus diesem Grund in dieser Form unmöglich.

Es gibt wirtschaftliche Existenzen, die von der Corona-Unterbrechung betroffen sind. Und es gibt Menschenleben, die derzeit auf dem Spiel stehen und nicht alle werden es schaffen, ganz unabhängig davon, was auch immer für Maßnahmen ergriffen werden. Und es gibt das Zwischenmenschliche, welches aktuell nahezu auf der Strecke bleibt – zumindest im direkten Austausch in Ermangelung eines solchens. Die sozialen Medien erhalten momentan die Kontakte in einer Art und Weise, die zwar ungemein wichtig ist, die aber nicht die direkten wie an einem Spieltag beispielsweise ersetzen können.

Vieles davon kann auch eine Fortführung der Saison ohne Zuschauende im Stadion nicht lösen. Mal ganz abgesehen davon, daß bei Geisterspielen das soziale Erlebnis in und ums Stadion fehlt, die Unterstützung der Mannschaft sowie die Aktionen der Fanszenen beispielsweise im politischen Bereich fehlen, so vieles geht bei solchen Spielen ersatzlos verloren, daß die Austragung eines solchen Spielbetriebs schon aus diesem Grunde keine wirkliche Lösung darstellt.

Hinzu kommt, daß es hierbei zwangsläufig zu Kontakten zwischen den verschiedenen Spielern sowie womöglich auch all den Menschen im Stadion kommt, die für so eine Austragung als notwendig erachtet werden. Sprich: die Übertragung des Virus kann so weiter ermöglicht werden und wenn aufgrund einer solchen Übertragung Menschen schwer erkranken oder gar sterben, die bei einem solchen Geisterspiel dabei waren – seien es nun Spieler oder andere Menschen – dann dürfte diese Austragungsart als solches als verwirklichte Gefahr anzusehen sein. Inwieweit die überall bestehende Gefahrenlage sich dadurch weiter gesteigert hat, wäre natürlich noch zu berücksichtigen, denn so ganz ohne Risiko ist auch ein Leben ohne Geisterspiele in dieser Zeit nicht – und wir haben hier noch einen langen Zeitraum vor uns, bei dem keine Verbesserung der Lage zu erwarten ist.

Positiv an einer Fortführung der Saison mit Geisterspielen ist natürlich, daß die wirtschaftliche Seite durch die Fernsehgelder für alle Beteiligten, darunter auch die Vereine, gestärkt wird. Daß hier ansonsten Insolvenzen drohen, dürfte keiner Seele entgangen sein. Und auch das Gefühl, ein Live-Spiel zumindest am Bildschirm verfolgen zu können, dürften manche für einen Vorteil halten – andere hingegen das Gegenteil darin erblicken, da es die Absurdität der Situation nur umso deutlicher hervorhebt.

Fakt ist aber, daß wir nicht wissen, wie und wann es überhaupt weitergehen kann. Der Virus wird unser Leben noch eine ganze Zeit im Griff haben. Ob es in diesem Jahr oder gar im nächsten Jahr wieder Live-Spiele mit Zuschauenden geben kann, das ist wie so vieles in diesen Zeiten vollkommen ungewiß. Umso wichtiger ist es da, einen Weg zu finden, wie mit der Situation trotzdem umgegangen werden kann. Und so sehr ich Geisterspiele auch ablehne, so wenig habe ich hier eine bessere Alternative anzubieten. Es gibt keine gute Lösung. Nur Verlierer.

Der Verein hat insoweit reagiert, als daß es die Rückerstattung für entgangene Spiele ermöglicht, siehe https://www.fcstpauli.com/news/aktuelle-infos-aus-dem-kartencenter-nach-der-mitgliederversammlung-der-dfl/ – es kann natürlich auf eine Rückzahlung verzichtet werden, um den Verein zu unterstützen, wobei 19,10% der Summe dann zur Förderung sozialer Zwecke an Kiezhelden gehen wird. Auch Dauerkarten für die nächste Saison werden auch in angesicht der ungewissen Lage wie gewohnt in den Verkauf gehen – wobei auch hier die Möglichkeit der Rückerstattung der nicht mit Fans auszutragenden Spiele das Risiko mindern dürfte, keine Gegenleistung für diese Ausgabe zu erhalten. Warum hier nicht der Weg gewählt wurde, daß die neue Dauerkarte erst ab dem Zeitpunkt gilt, wenn wieder Spiele mit Zuschauenden ausgetragen wird und dann der Anteil an der Karte im Verhältnis zu den verbleibenden Spielen anfällt, erschließt sich mir zwar nicht, aber hier werde ich jetzt keinen Stab über die Verantwortlichen brechen – die Situation ist für alle schwer genug und Argumente gibt es sicherlich für beide Wege. Für mich steht gerade in diesen Zeiten ein solidarisches Miteinander an erster Stelle. Ich würde vermutlich auch Geisterspieltickets erwerben, wenn der Verein das Geld benötigt und solche herausgibt. Letztlich bleibt es für alle die Entscheidung, was sie geben können und ob sie dies auch wollen – und das ist das wirklich Wichtige.

Das Wichtigste von allen aber ist und bleibt, daß möglichst alle so gut wie möglich durch diese Zeit kommen. Unterstützt, was Ihr für unterstützenswert haltet – ich verweise hier gern auf https://www.kytivoo.com/, aber es gibt noch viele weitere Orte der Zusammenkunft, die erhalten bleiben sollten.

Vor allem aber: bleibt gesund! Und auf dann – wann auch immer das sein wird.