Ja, sind wir denn schon durch? Der #FCSP vor den letzten 5 Spielen in der Bundesligasaison 2024/2025.

In München verloren, dafür aber daheim gegen Gladbach einen Punkt geholt und in Kiel gewonnen. Vier Punkte aus drei Spielen ist ein immens guter Schnitt in dieser Liga für einen Aufsteiger angesichts der enormen Diskrepanz der finanziellen Möglichkeiten der teilnehmenden Vereine. Im Vergleich zu unserer letzten Bundesligasaison ist die Schere zwischen oben und unten noch weiter aufgegangen. Eigentlich war es nie wichtiger als in dieser Spielzeit, gegen die Vereine mit zumindest annähernd ähnlichen finanziellen Voraussetzungen die Punkte einzufahren. Daß wir dies im letzten Spieltag gegen Kiel auswärts in nahezu letzter Sekunde noch geschafft haben, ist weniger eine Frage des „wie“ als vielmehr eine grundsätzliche Notwendigkeit gewesen. Daß keines dieser Spiele ein Selbstgänger ist, versteht sich dabei natürlich von selbst. Nun, sieben Punkte haben wir nun Vorsprung auf einen möglichen Abstiegsplatz bei noch fünf ausstehenden Spielen. Ja, sind wir denn schon durch? Natürlich nicht.

Der Punktgewinn daheim gegen Gladbach kann gar nicht hoch genug gewertet werden. Nach Rückstand doch noch wieder zurück gekommen und einen Zähler mit dem 1-1 mitgenommen – und das gegen einen Verein, der etabliert ist und dessen Marktwert im Vergleich zu unserem wie ein Klassenunterschied wirkt. Daß wir gegen die Bayern wieder nur mit einem Tor Unterschied verloren haben, ist weniger erbaulich, denn am Ende zählen nur die Punkte – doch daß wir auch hier ins Spiel zurückfinden konnten, hat quasi die Tür für den Punkt gegen Gladbach und auch den Auswärtssieg in Kiel geöffnet. Wir sind nicht mehr geschlagen, sobald wir hinten liegen.

Mit Sinani haben wir da vorne, angesichts seiner langer Anlaufzeit im Verein quasi auf einmal, einen Spieler, der clever Bälle verteilt und auch ab und an einen ins Netz bringen kann. Guilavogui ist zurück nach langer Verletzungspause und kann seine Einsatzzeiten von Spiel zu Spiel steigern, wird uns sicher bald auch wieder über 90 Minuten zur Verfügung stehen. Auch unsere Abwehr hält die bisherige, großartige Saisonleistung aufrecht. Das ist alles so vielversprechend, daß wir darauf hoffen können, nicht einfach einzubrechen. Und doch gibt es Punkte, die bedenklich sind.

Der Ausfall von Irvine, den der Verein etwas kryptisch mit einer Streßreaktion umschrieben hat, dürfte voraussichtlich länger dauern, als wir in dieser Spielzeit noch Zeit haben. Das ist zwar noch nicht sicher, aber gehen wir jetzt einfach mal davon aus, um uns angucken zu können, was das denn genau für uns bedeutet. Unser Kapitän ist ein absolutes Laufwunder, hat diverse Angriffe und auch Tore zumindest mit vorbereitet und hat bis auf einen erfolgreichen Abschluß eigentlich alles geliefert, was ihn für uns zu einem „unersetzlichen Spieler“ macht. Sowohl die Stabilität nach hinten als auch spieleröffnend nach vorn sind seine Einflüsse auf unser Spiel nicht wegzudiskutieren. Sicherlich müssen wir nicht aufhören, am Spielbetrieb teilzunehmen – aber unser Aussichten, den bisherigen Kurs beizubehalten, sind dadurch ebenso gesunken, wie durch das scheinbar sichere Punktepolster, was uns in der Vergangenheit bislang eigentlich immer einen kleinen Einbruch eingebracht hatte.

Leverkusen und Stuttgart daheim werden zwei enorme Brocken, aber auch Bremen und Frankfurt auswärts lassen Punkte aus diesen vier kommenden Spielen nicht wirklich realistisch aussehen. Bleibt der letzte Spieltag, daheim gegen Bochum, für die es dann entweder um nichts mehr oder eben um alles gehen dürfte – beides keine Faktoren, die es für uns einfacher machen würde, wenn unser Ligaverbleib von diesem Spiel abhängen würde. 15 Punkte sind noch zu vergeben – und da kann ein 7 Punkte Polster natürlich schnell dahin schwinden. Daß auch unsere Konkurrenz im Kampf um den Klassenerhalt, was auch die über uns liegenden Vereine einschließt, keine Selbstgängerspiele haben, kann sowohl die bereits erreichte Punktezahl ausreichen lassen, als auch bei weiteren zwei bis vier Punkten den Klassenerhalt am Ende als sicher einstufen lassen. Wir sind also gut beraten, aus jeden der bevorstehenden Spiele das Bestmögliche herauszuholen. Jeder irgendwie ermauerte Punkt wäre einfach bzw. womöglich Gold wert.

Unser Vorteil besteht aktuell nicht nur in der erreichten Situation mit dem Vorsprung an Punkten und dem besseren Torverhältnis, wir haben eine bestehende Defensivabteilung, die wir weiter auf den Platz bringen können – bis eben weiter vorne Irvine, der womöglich durch Boukhalfa oder Metcalfe auf jeweils andere Weise auf dem Platz ersetzt werden könnte. Spannend ist halt, daß wir offensiv durch die Rückkehr von Guilavogui und dem Erstarken von Sinani mehr Optionen haben als noch in den Spieltagen, die ein bißchen weiter als die letzten Spiele zurückliegen. Natürlich geht es jetzt nicht darum, auf einmal offensiv ins Verderben zu rennen – aber wir können weiter hinten dicht machen und vorne sowohl auf Konter hoffen, als eben auch bei Rückständen auf einen Ausgleich oder mehr zu drängen. Wir haben Mittel, mit der Situation umzugehen. Wir müssen nur weiterhin alles geben und dürfen uns nicht auf scheinbar Erreichten ausruhen. Vielleicht verhindert eine solche falsche EInstellung ja gerade der Ausfall vom Kapitän, denn wenn auch Irvine derjenige ist, der die Mitspieler aus einem Loch herausreißen kann, so liegt es doch nun an der ganzen Mannschaft, diesen Ausfall gemeinsam aufzufangen – und so etwas kann Kräfte freisetzen. Wie auch dieses unfaßbare 1-2 in Kiel, was wohl nur Guilavogui als Tor gesehen hatte, bis die Uhr vom Schiri vibrierte. Dieses späte Siegtreffer ist eben auch nur durch unnachgiebigen Willen und Nachsetzen auch in scheinbar aussichtsloser Situation entstanden. Daran können wir weiter anknüpfen.

Zum Feiern ist es nie zu früh, nur zum Abfeiern des Erreichten in dieser Saison, denn das können wir erst, wenn rechnerisch etwas Positives feststehen würde – und soweit sind wir halt noch nicht. Geben wir weiterhin alles für dieses Ziel. Auf St. Pauli!

Auch zu diesem Thema: https://millernton.de/2025/04/16/kein-grund-zur-entspannung/