Vom magischen 4-3 des #FCSP gegen die Regensburger, der goldenen Ananas und der Celtic Afterparty

Jo, die mögliche Aufstiegsparty ist schon Geschichte, bevor die Träume hätten greifbar werden können. Aber das heißt ja nicht, daß wir den Rest der Spielzeit einfach abschenken würden. Die Motivation für die letzten Spiele aufzubringen, insbesonderes für diesen Spieltag nach der letzten Klatsche, war mit Sicherheit für uns Fans wie auch für die Mannschaft nicht leicht, wobei letztere ja noch etwas zu beweisen hatte und daher da schon Feuer hatte. Von Fanseite her war das dann schon etwas schwerer, was dann anhand der vielen freibleibenden Plätze trotz ausverkauftem Millerntor – was Sitz wie Steh gleichermaßen betraf – deutlich sehen konnte. Dennoch – es war Heimspiel. Und das bedeutet natürlich, daß ein Spiel des magischen FCSP zu supporten war!

Es fiel allerdings auch mir etwas schwer, mich zu dem Spiel aufzuraffen. So ein bißchen war ja die Luft heraus nach dem Auftreten in Heidenheim. Es wirkte so, als wäre die Saison eigentlich schon vorbei, nur hat der Spielplan das noch nicht gemerkt… Egal. Natürlich ging es zum Spiel. Keine Frage!

Die Reste vom abgebauten Dom standen noch auf dem Heiligengeistfeld herum und manche wirkten so, als ob sie die aktuelle Lage widerspiegeln wollten. Womit sie dann augenzwinkernd gerne zur Kenntnis genommen wurden. Sich zu ernst nehmen bringt ja nie etwas. „Spiel-Palast“ und „Gewinn-Circus“ zauberten mit jedenfalls vor diesem Spiel erst einmal ein kräftiges Grinsen ins Gesicht. Vorbei jegliches „muß ja“ Gefühl. Jetzt erst recht!

Darüberhinaus fand nach dem Spiel ja auch noch die Celtic-Party statt, für die wir lange vorher die Karten besorgt hatten – schließlich sollten The Wakes auf der Bühne stehen und die sind immer ein voller Gewinn!

Jedes Jahr kommen zu diesem Anlaß ja viele Celtic Glasgow Fans herüber und nehmen dann das an diesem Wochenende liegende FCSP Heimspiel auch noch mit. Aufgrund der langen Vorlaufzeit bei den Planungen bedeutet das dann aber selten, daß Spiel und Konzert auf einen Tag fällt. Da war das an diesem Spieltag schon vorab ein kleiner Gewinn.

Im Stadion selbst war es in diesem Jahr allerdings schwer, etwas von den Celtic Fans zu sehen. Die üblichen Banner, die gefühlt von Jahr zu Jahr weniger geworden sind, waren nicht fast gar nicht zu sehen. Inwieweit diese faktische Fanfreundschaft, von denen The Wakes schon in den 90ern beeindruckt war und die sie zu einem ihrer FCSP Songs inspiriert hatten, immer noch besteht, mag dahingestellt bleiben. Alle Fanszenen entwickeln und verändern sich und auch bei den Glasgowern ist längst nicht mehr alles so wie früher. Wie auch immer, ich liebe die Stadt und die Menschen dort, viele jedenfalls, vor allem aber jene, die ich über den dortigen FCSP Fanclub kennenlernen durfte, der nun rein gar nichts mit Celtic zu tun hat.

Themen wurden auf den Tribünen dann auch ganz andere plakatiert. Wie die allgemeine sportliche Lage, die das Erreichen eines anderen Ziels als eben das, daß um nichts mehr geht, versinnbildlicht durch die Goldene Ananas (gerade Fans aus dem Ausland hatten damit ihre Verständnisprobleme, darum an dieser Stelle kurz erklärt), mit einer Mischung aus Humor und Anfeuerung zum Ausdruck brachte.

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Ja, verdammt nochmal, wir können nicht mehr aufsteigen. Aber deswegen kann mensch doch noch lange kämpfen und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen!

In diesem Sinne war auch die Gegengerade eingestellt und brachte eine Papierschnipselflut selbst für ihre Verhältnisse ungeahnten Ausmaßes ans Tageslicht.

Lange vor den Hells Bells sah der Boden jedenfalls schon reichlich abgefeiert aus…

Und auch auf den Rasen strahlte dies aus.

Die Spieler haben das ganze Konfetti beim Warmmachen mit Sicherheit mitbekommen. Dafür lag einfach zu viel auf dem Rasen herum, als daß dies einfach hätte übersehen werden können…

Inwieweit das Flutlicht die Stimmung erhöhen sollte, mag ich zwar nicht zu sagen, aber bei vollem Sonnenschein wirkte diese Beleuchtung schon ein wenig seltsam.

Sicher, die Fernsehkameras brauchen jede Ausleuchtung, aber selbst auf dem Rasen wirkte es nicht so, als ob die Flutlichter gegen die Sonne ankämen…

Dafür kam die Botschaft mit dem Konfetti an. Da bin ich ganz sicher.

Der Support war allgemein an diesem Tag vergleichsweise gut. Wer ins Stadion gekommen war, wollte offensichtlich auch, daß diese Spielzeit nicht einfach dahergeschenkt wird. Sicher, es brannte gerade in den ersten Minuten wahrlich nicht auf den Rängen, aber es kam etwas und das war teilweise in dieser Spielzeit schon schlechter. Besser geht es aber immer und daran sollten wir für die nächste Saison alle zusammen noch arbeiten.

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Woran wir gesellschaftlich arbeiten müssen, das ist definitiv der vorhandene Rassismus, der sich auch immer wieder tödlich auswirkt. Siehe http://www.taz.de/!5588233/ zu einem aktuellen Fall aus Hamburg, der von der Süd an diesem Tag aufgegriffen wurde.

Auch ein Aufruf zum Mietenmove(.org ) wurde gezeigt. Es gab eben auch politische Themen.

Neben der ganzen Stimmung.

Regensburg ist jetzt auch nicht der Verein, wogegen ein Spiel ein vor Aufregung brennendes Heimpublikum garantiert wäre. Bei manchen Fanszenen ist das ja quasi ein Selbstläufer. Hier ist es einfach ein Heimspiel. Was jetzt keine Kritik an den Regensburger Fans ist, so betrachtet eher im Gegenteil, es gibt keinen politischen Konflikt wie bei Vereinen mit rechter Fanszene, der hier während des Spiels hochkommen könnte.

Dennoch, wir wollten hier an diesem Tag gegen die Gäste gewinnen und das war vom ersten Moment an sichtbar.

Und damit meine ich nicht nur das Anfeuern von den Rängen, auch unsere Spieler gingen sofort auf den Ball und versuchten immer, die Situationen für sich zu gewinnen, legten einfach so loß, wie wir sie schon länger gern gesehen hätten. Das machte sofort Laune!

Hinten versuchten wir ja mit einer Dreierabwehrkette die spielstarken Gäste in den Griff zu bekommen, was sich gerade über die Seite von Park, der einen gebrauchten Tag erwischte, als schwierig herausstellen sollte. Gleich zwei Gegentreffer mußten wir über seine Seite fangen, aber auch hier sahen seine Kollegen auch nicht gut aus. Mitunter fehlte die Zuordnung, selten, aber leider fiel dann irgendwie auch immer gleich ein Gegentor.

Doch das sollte uns an diesem Tag nicht das Genick brechen. Wir waren auf dem Platz und auf den Rängen die ganze Zeit voll dabei.

Das war auch in den Momenten zu bemerken, wo wir hinten lagen – es wirkte nie so, als ob auf dem Grün oder im Rund auf den Tribünen der Glaube daran, heute noch etwas zu erreichen, dadurch irgendwie beeinträchtigt werden könnte. Und das waren wirklich ganz viele Herzen!

Die flogen nicht nur vor dem Anpfiff von den Rängen auf das Spielfeld, das ging auch über die volle Spielzeit so – und auch umgekehrt war da einfach ganz viel Leidenschaft zu spüren. Alle pushten sich gegenseitig hoch und glaubten daran, daß es etwas wird. Das war schön und genau so muß es sein.

Allgemein war das an diesem Spieltag einfach St. Pauli. Ja, auch die guten Gäste aus Regensburg waren eine Aufgabe, die es zu lösen galt, was angesichts deren hochgradiger Fallsucht bei jeder gesuchten Berührung, gehöriger Härte und auch anderer unfairer Aktionen (bei diversen unserer Angriffen blieb ein Spieler von denen liegen und alle wollten eine Verletzungsunterbrechung, kaum waren sie im Ballbesitz, sprang der wieder kerngesund auf und lief weiter… Immer und immer wieder) nicht wirklich einfach war, weil sie darüberhinaus auch spielerisch sehr viel drauf haben, aber zum Glück brachte uns auch das nicht aus dem Gleichgewicht.

Vier Tore waren an diesem Tag von unserer Seite aber auch eine Ansage. Auch, wer diese erzielte. Es ging los in Halbzeit eins mit dem Ausgleich zum 1-1 von Diamantakos, der in der Startelf so viel mehr Schwung und Zielstrebigkeit hereinbrachte, daß mensch in sich auch in der nächsten Spielzeit einfach hierher wünscht. Aber auch die anderen Spieler auf dem Platz zeigten bei uns mitunter enorme Steigerungen im Vergleich zu den Vorwochen – allen voran Flum, dem heute fast alles gelang und sogar ein Treffer, zum erneuten 2-2 Ausgleich, das war einfach schön und den hatte er sich an diesem Tag fast mehr als alle anderen verdient!

Drei Tore für uns in der zweiten Spielhälfte waren natürlich eh großartig, um sich in einen Rausch zu versetzen – sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen.

Daß ausgerechnet der aus Regensburg gekommene Knoll mit einem direkten Freistoßtreffer – eher ein frecher Versuch, der geglückt ist, als eines der erwarteten Freistoßtore, alle hatten eine Flanke da von außen erwartet und Knoll dreschte den einfach nur in die kurze Ecke – zur erstmaligen Führung treffen sollte, machte nicht nur ihn sehr glücklich.

Miyaichis Treffer hätte auch zurückgepfiffen werden können, doch zu unserem Glück blieb die Pfeife stumm, als der eingewechselte und im Abseits stehende Alex Meier zusammen mit Ryou zum Ball ging, dann aber nicht an diesen, sondern auf die deutlich sichtbaren Zeichen von Miayichi, der nicht aus dem Abseits kam, den Ball überließ. Übrigens regelkonform in meinen Augen, denn es war weit und breit niemand, der durch diesen Moment, den dies dauerte, hätte beinflußt werden können. Beide waren quasi im gleichen Bereich und der Torhüter hätte, selbst wenn Alex Meier dort nicht aufgetaucht wäre, genauso auf Ryou hätte reagiert, wie in der realen Situation. Da war keine Benachteiligung durch das Abseits zu erkennen, so daß er tatsächlich passiv blieb. Daß das Hingehen auch als aktives Abseits hätte gewertet werden können, war hingegen eindeutig unser Glück, um es nochmal zu wiederholen. Und wie glücklich wir alle waren! 4-2! Nebenbei bemerkt – auch das 1-2 der Gäste hätte abgepfiffen werden können, denn so, wie der Spieler mit der Brust den Ball hineindrückte, war da auch ganz viel Arm mit dabei – ohne die Kombi hätte er es wohl nicht geschafft. Aber egal. 4-2. Und das hielt auch bis zur 90. Minute…

Nur gab es im Gegensatz zur ersten Hälfte, wo der Schiri nur eine Minute Nachspielzeit trotz Behandlungspausen und drei Treffern geben wollte, ganze vier Minuten oben drauf – und im letzten Moment erzielten die Gäste, als wir zum dritten mal geistig in der Abwehr abschalteten an diesem Tag, doch noch das 4-3. Aber das war dann auch der Endstand.

Danach hieß es nur noch Feiern. Na klar.

Also für uns. Wie es bei den Regensburgern aussah, das ist nicht mein Thema hier. Daß die da oben verdient stehen, ist aber definitiv korrekt.

Für uns hieß es, sich nach dem Spiel ersteinmal zu sammeln. Danach bedeutete ja immer noch nicht, daß die Saison vorbei tatsächlich war.

Daß sich bei uns Buchtmann verletzt hat, zumindest für das nächste Spiel, ist natürlich im Nachhinein etwas schade, wo auch er gerade wieder in die Spur zurück zu finden schien. Aber die kurze Sperre von Finn Ole Becker ist ja vorbei und er kann gerne in Dresden zu seinem Startelfeinsatz kommen!

Und auch der Samstag war noch lange nicht am Ende. Es gab ja noch die Celtic Party – und auch noch reichlich Zeit bis dahin.

Der Feldstern war ja eine naheliegende Wahl an diesem Tag und immer lohnend.

Wobei es ja nicht immer das geniale Club Sandwich dort sein muß – ob Veggie oder nicht, hier gibt es viele leckere Alternativen!

Und da Bier allein irgendwie nicht ausreichend war, Zeit aber noch genug, ging es noch in Shamrock.

Auf St. Pauli trinken macht mit dem richtigen Tropfen noch viel mehr Spaß…

Vom guten Wetter war mittlerweile nicht mehr viel zu sehen, das Hamburger Wetter paßt aber auch immer. Wie auch diese Gestaltung der Knusttreppe.

Im Trockenen hatten wir dann noch etwas Zeit, die Kehlen zu benässen. Wie gut, daß es Ratshernn auch im Knust gibt.

Etwas überrascht waren wir trotzd der fehlenden Banner am Millerntor dann doch, daß sich diese dann auch im Knust auf der Celtic Party nicht zeigen sollten. Erst viel, später tauchte ein einziges aus Glasgow auf. Das war schon etwas ungewöhnlich. Wie auch lange Zeit kaum etwas anderes als Deutsch zu vernehmen war. Das war schon mal defintiv anders.

Wie auch immer – die beiden auftretenden Bands haben sich in jedem Fall gelohnt. The Druids bereiteten mit ihren politischen Rebel Songs ein gutes Fundament. Vor allem schön war die historische Einordnung zu jedem der Lieder, denn ein jedes hat eine spezielle Entstehungsgeschichte und sollte durchaus auch in diesem Kontext betrachtet werden. Wie so etwas klingt? Siehe hier.

Das ist ja das Faszinierende an dieser Musik, die ganze Historie dazu, die Bezüge.

https://twitter.com/kleinertod/status/1122210465990496257

Ohne die fehlt einfach etwas.

The Wakes brachten den Abend dann auf ihre Weise wunderbar zum Hochkochen.

Ob in ruhig oder in schnelleren Songs – sie sind immer einen Konzertbesuch wert. Beispielsweise bei der zweiten Auflage von LOVE GLASGOW HATE RACISM: https://twitter.com/GlasgowStPauli/status/1121883194146598919.

Hin da. Lohnt sich nicht nur wegen The Wakes. 😉

https://twitter.com/kleinertod/status/1122239927507460096

Die einen schönen Tag zum Abschluß brachten. Nun ist der Blick auf die Tabelle vielleicht doch noch einmal spannend geworden. Nicht, weil wir vielleicht noch auf einen Aufstiegsplatz rutschen könnten, nein, die Vorstadt hat gepatzt und wenn alles ideal verlaufen würde, könnten wir glatt noch in der Tabelle an denen vorbeihuschen in den letzten drei Spielen. Okay, sehr unwahrscheinlich, aber warum nicht versuchen und gucken, was passiert? So betrachtet wäre die Goldene Ananas dann wirklich nochmal etwas anderes… Wie auch immer, laßt uns den Schwung mit nach Dresden und in den Rest der Saison nehmen!

Mehr zum Spiel:
http://www.magischerfc.de/?p=9628
https://www.stefangroenveld.de/2019/die-gewonnene-goldene-ananas/
http://millernton.de/2019/04/28/szenario-chaos/
https://beebleblox.blogspot.com/2019/04/zum-ananaspokal-in-den-spielpalast.html
https://usp.stpaulifans.de/copper/thumbnails.php?album=498
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2019/04/30/matchday-31-fc-sankt-pauli-vs-jahn-regensburg-4-3/