Hatte ich im letzten Blogbeitrag noch von überwundenen Startschwierigkeiten geschrieben, so ist jetzt eindeutig, daß der FC St. Pauli in der Saison angekommen ist. Und wie! Nach dem 1-2 Auswärtssieg auf Schalke gelang schon der Sprung an die Tabellenspitze, punktgleich, aber mit besseren Torverhältnis, wo nach diesem Spieltag der FCSP nach dem grandiosen 5-1 Heimerfolg gegen den FCN der Spitzenplatz ausgebaut werden konnte mit einer zwei Punkte Führung und einem 5 Tore besseren Torverhältnis. Was aus den aktuell 19 Punkten quasi 19,10 Punkte macht – sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen. Wie sich auch das Millerntor an jenem Tag mit den ganzen Fußballgott-Rufen ohne jede Zurückhaltung zeigte. Es sind aber auch extrem ungewöhnlich Tage, die wir aktuell erleben dürfen!
Und damit meine ich definitiv nicht das Wetter vom vergangenen Spieltag. Regen ist ja nun wahrlich keine Ausnahmeerscheinung im Norden. Bestes Hamburger Wetter also wurde bei diesem Flutlichtspiel, welches in recht weiser Voraussicht zum Spitzenspiel des Spieltages auserkoren wurde, von oben und überall her aufgeboten. Mit anderen Worten: es war richtig naß. Eine Nässe, die nicht nur von oben nach unten ging, sie hing in der Luft und kroch überall hin. Trocken blieb heut kein Mensch, das war mal schon früh klar an diesem Tag.
Kein Grund, innelerlich dagegen zu halten. Warum sich der Situation nicht einfach hingeben, einfach mal alles genießen und ein paar schöne Schlücke in bester Gesellschaft vor dem Stadion genießen? Das Vorspiel-Miteinander ist schließlich gerade bei einem Anpfiff um 20 Uhr 30 sehr wichtig, nach dem Spiel sind da viele nicht mehr anzutreffen. Bzw. wurden verpaßt an diesem Tag. Schade, aber es gibt ja noch weitere Spieltage. Und mit Sicherheit weitere Gründe, gemeinsam etwas zu feiern!
Früh hinein, um den Platz zu sichern und / oder einfach nur rechtzeitig vorm ersten Betreten des Rasens der Mannschaft dabei sein zu können, bedeutete an diesem Tag dann auch, dem Naß besonders ausgesetzt zu sein. Aber auf die Stimmung ging das verständlicherweise an diesem Tag erst Recht nicht – und sowieso, Hamburger Wetter wird hier einfach gern gesehen.
Ausreichend Anlaß, entsprechend besungen zu werden, gab es für das Ganze dann halt auch. Vom Wetter über die sportliche Situation, da waren einfach ausreichend Lieder hingebungsvoll gesungen am Start an jenem Tag.
Und sowieso: Flutlicht. Da brennt einfach das Millerntor. Die Atmosphäre prickelt. Da braucht es keinen Dom. Die Lichter sind in dieser Luftfeuchtigkeit auch so magisch.
Zum Ende der Spielzeit hin hatte es sich reichlich ausgeregnet, aber dafür ging am Anfang ordentlich was runter. Kein Spieltag, um viele Tapeten zu präsentieren. Auch wenn es Gründe genug gab – der Blick nach Israel nach den terroristischen Angriffen mit über tausend Toten auf isrealischer Seite ist ein bedrückter. Mein tiefstes Mitgefühl für alle, die hier Schlimmstes erleben mußten oder nun trauern müssen.
Einen Krieg in dieser Region gehört sicherlich zu den Dingen, die es aktuell noch am allerwenigsten braucht. Der Konflikt ist lang und alt und äußerst kompliziert. Der Terrorangriff der Hamas hingegen war schlicht und einfach furchtbar und ist ohne Frage zu verdammen. Daß die Menschen auf beiden Seiten jetzt noch mehr leiden müssen, gehört dann zu den tragischen Entwicklungen, die nicht aufzuhalten sind, weder moralisch noch faktisch. Natürlich ist eine brutale Geiselnahme und so viel Leid nicht einfach hinzunehmen, eine Reaktion, wie auch immer diese aussehen mag, wird folgen, folgen müssen.
Daß über die aktuellen Kriegszeiten hinaus dringend eine Friedenslage in der Region geschaffen werden müßte, ist schon ewig klar. Es wäre so wichtig, wenn sich hier irgendwann eine Verbesserung für alle Menschen in der Region ergeben könnte. Ohne weiteres Leid, ohne daß weiter Menschen sterben. Es mag wie ein naiver Traum klingen, aber gerade in solchen schlimmen Zeiten mag ich Träume lieber als die Realität. Zumindest diese wenigen Worte wollte ich hier loswerden – Bloggen als Tapetenersatz…
Siehe dazu auch https://millernton.de/2023/10/11/lage-am-millerntor-11-oktober-2023/.
Eine schwierige Weltlage, nicht nur in Israel, die wir momentan haben. Die Ukraine ist ja auch noch in schwersten Kriegszeiten und Rusland ist überall dabei, weiter Feuer zu legen. Wozu auch Finanzierungen der extremen Rechten hierzulande gehören, die bei den letzten Landtagswahlen so unfaßbar zugelegt haben. Der Schleier der Harmlosigkeit der Deutschen Bürger*innen ist endgültig gefallen. Gerade all die neu an die Wahlurne dazu gekommenen vorherigen Nichtwählenden zeigen, daß sie Faschismus und keine Demokratie hierzulande wollen. Es braucht umfassende Kraftanstrengungen, dagegen vorzugehen – wie ein Verbot faschistischer Parteien. Es gibt einfach Gedankengut, welches keine Meinung darstellt, die vertretbar ist. Wie Rassismus und andere Menschenfeindlichkeit – was nebenbei bemerkt, auch in kein Stadion gehört, insbesondere nicht ans Millerntor. Von entsprechenden Ausfällen habe ich an diesem Spieltag nichts mitbekommen – was jetzt nicht heißt, daß meine Wahrnehmung alles Vorgefallene umfassen könnte, aber so viel sei zumindest angemerkt.
Von der Lautstärke her war das wieder ein sehr guter Abend am Millerntor. Nicht nur die Süd war laut, auch von der Gegengeraden und der Nord kam sehr viel und das ganze Spiel über. Die Gästefans waren eigentlich fast gar nicht zu vernehmen, jedenfalls von meiner Position aus. Dafür war der Heimbereich einfach zu laut. Und das war richtig schön!
Danke nebenbei bemerkt an die Person(en), die die Riesentüte Konfetti vor dem Spiel organisiert hat, die rechtzeitig genug herumging. Erlebe ich in meinem Bereich viel zu selten – schaffe es aber auch selbst nicht, das zu organisieren. Gerade darum einfach nur Danke.
Mit den Hells Bells und Betreten des Rasens gab es dann auch den vorhersehbaren Konfettiregen. Der sich wunderbar mit dem Hamburger Wetter zusammentat. Es kam einfach ohne Ende runter. Und die Stimmung ging ohne Ende rauf.
Das ging beim Spiel auch gleich so weiter, denn nur nach vier Minuten vollendete Saad eine wahre Traumkombination nach letzter Vorlage (in einer längeren Reihe) von Irvine. Unbedrängt konnte er zum 1-0 einschieben und der unglaubliche Traumfußball, der unter Hürzeler gespielt wird, ließ die Anwesenden sich die Augen reiben. Es wird einfach immer besser. Was fast schon unheimlich ist. Nun, wie auch immer es weitergehen wird, wir nehmen das gerne mit!
Dazu gehört auch der Patzer des ansonsten sehr guten Vasilj, dessen einer Paß hinten raus von unserem ehemaligen Spieler Mats abgefangen wurde und gleich als Vorlage dann zum 1-1 Ausgleich weitergegeben wurde. Die Gäste sind nach der Führung immer besser ins Spiel gekommen, aber spätestens nach dem Ausgleich lief es fast nur noch in eine Richtung. Ohne weitere Treffer bis zur Halbzeit, eine sehr glückliche Punkteteilung zu diesem Zeitpunkt, die da drohte – nur war halt noch eine Halbzeit zu spielen.
Was wir dann zu sehen bekamen, war eine noch bessere Halbzeit als die Erste. Also von uns. Wir spielten uns regelrecht in einen Rausch. Auch der Torhüter der Gäste hatte einen Aussetzer und Eggestein konnte nahezu unbedrängt einen Ball zur 2-1 Führung hineinstupsen, den er eigentlich nie und nimmer hätte erreichen dürfen, aber glücklicherweise zögerte deren keeper im entscheidenden Moment einen Augenblick zu lange.
Daß es dann noch zu einem herausgespielten 3-1 durch einen Doppelpack von Egge kommen sollte, machte aus diesem lange nicht berücksichtigten Stürmer eindeutig den Spieler des Tages. Hochverdient. Und wir hoffen auf viele weitere Tore von ihm. Eggestein macht es aktuell da vorne so gut, daß sich die anderen Stürmer wenig Chancen auf einen Startelfeinsatz machen können – es sei denn Hürzeler hat einen anderen Plan bei einer anderen Mannschaft. Wir werden es erleben. Und die Saison ist ja auch noch lang. Da werden wir alle brauchen.
Von den Gästen kam kaum noch nennenswerte Gegenwehr, von den einen Schuß abgesehen, den Vasilj großartig gerade noch an die Latte lenken konnte. Fehler wieder gutgemacht! Und auch sonst hat er trotz des einen Gegentores sich nicht von seinem guten Paßspiel hinten heraus aufhalten lassen. Mit viel Risiko und bis auf den einen Fehler ganz grandios alls hinten heraus gelöst und damit das Spiel nach vorne angetrieben und hinten eine Bank – keine Ahnung, warum der Kicker ihm an diesem Tag ein mangelhaft als Note gegeben hat, aber das ist deren Sache. Wir freuen uns über diesen großartigen keeper – und über die ganze Mannschaft, die einfach perfekt zusammenpaßt.
Da kommt dann ein Amenyido ins Spiel und zaubert in der Nachspielzeit den Ball ins Tor. Was für ein wunderschöner Treffer und das nach dessen langer Leidenszeit! Aber damit war immer noch nicht Schluß.
Der ebenfalls eingewechselte Metcalfe setzte den Schlußpunkt zum 5-1 – nach herausragenden Außenrißpaß in den Lauf, gespielt von Amenyido. Wir haben da vorne wahrlich kein Problem mehr, wie es aussieht…
Das mit den Fußballgott-Rufen ist nicht so mein Ding und da habe ich an jenem Abend auch nicht mitgemacht. Das sind außergewöhnliche Auszeichnungen an Einzelspieler und so sollte es auch bleiben. Andererseits kann so ein Spiel auch mal alles für einen Tag auf den Kopf stellen, warum nicht. Außergewöhnlich ist aktuell alles an dieser Mannschaft, die Hürzeler da auf den Rasen losläßt. Und wir genießen es. Vor allem und besonders gerne: mit Spitzenreiter! Rufen!
Der Ausklang war dann rauschartig, aber nässebedingt und angesichts der späten Uhrzeit kurz. Zumindest bei mir. Wie gesagt, manch eine(n) verpaßt an diesem Abend. Aber da kommen ja noch andere!
Darauf einen guten Tropfen… Auf St. Pauli!
Mehr zum Spiel:
https://usp.stpaulifans.de/copper/thumbnails.php?album=600
http://blog.uebersteiger.de/2023/10/08/fc-st-pauli-1-fc-nuernberg/
http://beebleblox.blogspot.com/2023/10/wie-der-fuchs-im-huhnerstall.html
https://millernton.de/2023/10/08/fc-st-pauli-vs-1-fc-nuernberg-51-fussballgoetter-allesamt/
https://millernton.de/2023/10/09/na-klar-42-die-statistiken-zu-fcsp-vs-fcn/
https://www.gegengeradenbesetzer.blog/post/komm-und-steig-in-den-hypetrain-ein
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2023/10/09/matchday-09-fc-sankt-pauli-vs-1-fc-nurnberg-5-1/