Mit ganz viel Drumherum aus der Sommerpause – Auswärtsauftakt des #FCSP in Bielefeld

So eine Sommerpause ist ja immer schön, genügend fußballfreie Zeit, um mal in den Urlaub zu gehen und dann auch wieder voller Vorfreude auf den Start in die neue Saison zu blicken. Üblicherweise kribbelt es schon lange vor dem ersten Spieltag vor Vorfreude auf die neue Spielzeit, angesichts der immer noch anhaltenden und eher ausgebauten Verletztenmisere und der wenigen Neuzugänge war dann diesmal eher ein seltsam verhaltenes Gefühl vorhanden. Und dann kam die Pressekonferenz vor dem ersten Spieltag, bei dem unser Trainer Luhukay, gelinde gesagt, etwas steil ging. Der Inhalt dürfte bekannt sein, dazu später auch noch etwas mehr, aber in jedem Fall war eines erreicht: es war wieder Feuer und Spannung vorhanden! Dem entsprach dann auch der kämpferische erste Auftritt in der neuen Spielzeit in Bielefeld. Der Gastgeber als vom Kader nahezu gleich gebliebener Rückrundenzweiter mit ein paar weiteren Verstärkungen war ein schwerer Auftaktgegner. Da wurde am Ende mit dem einen Punkt dann doch mehr geholt, als angesichts der Gesamtumstände befürchtet wurde. Was für ein Auftakt!

Aber erst nochmal zu der Zeit davor. Von den nicht nur von mir als sinnvoll bzw. notwendigen Neuverpflichtungen, siehe meine Auswführungen hier: https://kleinertod.de/bloggeburtstag-und-sommerpause-zeit-fuer-einen-kleine-kaderanalyse-des-fcsp, sind ja bis dato nur wenige vorgenommen worden. Im Sturm wurden Boris Tashchy, dem Trainer schon bekannt, sowie wenige Tage vor dem Saisonstart für ein Jahr leihweise Viktor Gyökeres, ein vielversprechender schwedischer Nationalspieler, der jedoch noch sehr jung und wenig erfahren ist, verpflichtet. In der Verteidigung wurde, ebenfalls leihweise für ein Jahr und vom gleichen Verein wie Gyökeres, und zwar von Brighton & Hove Albion aus England, der ebenfalls junge Leo Østigård, ein norwegischer Nationalspieler, verpflichtet. Da von den dreien und dem schon vorher feststehenden Neuzugang Benatelli bis auf Gyökeres alle verletzt haben und letzterer noch kaum Gelegenheit hatte, mit der Mannschaft zu trainieren, können wir naturgemäß noch nicht wirklich beurteilen, inwieweit uns diese weiterhelfen können. Aber das kommt ja noch. Ersteinmal willkommen an die Neuen!

Erwartet wurden ja durchaus dazu noch ein paar weitere Neuzugänge, vor allem auch, um auf den in der obigen Analyse vorhandenen Baustellen im Kader einsatzfähige Spieler zu haben. Nun, die Transferperiode läuft halt länger als die Sommerpause, so müssen wir uns weiter gedulden, was und ob da noch was zu uns stoßen wird.

Als Fan ist da der entspannte Blick vielleicht ein wenig leichter als bei den Verantwortlichen, vor allem aber dann, wenn man, wie hier in der Sommerpause, ein erholsamer Urlaub anstand. Es ging dabei – noch – nicht nach Glasgow, wohl aber ins wunderschöne Irland.

Neben der einfach nur traumhaften Natur gab es auch noch das eine oder andere schmackhafte Getränk.

Und für solche gibt es einfach nahezu endlos viele und schöne Pubs. Einige davon sind, wie hier zu sehen ist, auch für linke Fußballfans nicht gerade uninteressant…

Wer mal nach Dublin kommt, sollte Cassidy’s durchaus aufsuchen. Es lohnt.

Oder „Against The Grain“, eine wunderbare Kneipe mit einer großen Auswahl an CraftBeer. Wo wir nebenbei auch einen der mitgebrachten Flyer anbringen durften.

Falls wer am Pokalwochenende noch nichts vor hat: am 10.08.2019 findet das zweite „Love Glasgow Hate Racism“ Festival statt, siehe dazu https://glasgowmusiccitytours.com/2019/07/02/love-glasgow-hate-racism-gig-glasgow-st-pauli-guest-blog/. Ich kann garantieren, daß sich dies absolut lohnen wird, zudem geht der Großteil der Einnahmen auch zur Unterstützung von Geflüchteten an die richtige Adresse. Und eine Möglichkeit, das Pokalspiel vor dem Bildschirm mit vielen FCSP Fans zu verfolgen, wird es definitiv auch geben…

Nicht nur Dublin, auch Glasgow ist definitiv eine Reise wert.

Ganz zu schweigen davon, daß es da auch guten Whisky gibt…

In Irland hatten wir davon ja auch das eine oder andere Glas. Da gibt es ja neuerdings vier Brennerein in Dublin, nachdem es viele Jahrzehnte keine einzige mehr dort gab.

Besichtigen konnten wir alle vier und das hat sich auch in allen Fällen gelohnt.

Bis es die ersten Tropfen, die dort hergestellt wurden, in einem geschmacklich lohnenden Reifegrad gibt, muß allerdings noch eine Weile vergehen – zwei der Brennerein sind zwar schon mehr als drei Jahre in Betrieb und können so auch schon erste Whiskys mit der erforderlichen Minimalreifezeit im Faß vorweisen, doch sind diese noch viel zu jung, um wirklich gegen andere bestehen zu können. Aber sie sind vielversprechend, warten wir also ab, was daraus noch so wird. Der Irische Whisk(e)ymarkt ist in jedem Fall derzeit spannend und wird uns in Zukunft sicherlich noch viel Freude machen – nach einer jahrzehntelangen Eintönigkeit aufgrund der geringen Anzahl von Brennereien.

Definitiv die spannendste Brennerei für einen Besuch ist die von Pearse Lyons – in einer alten, umgebauten Kirche gelegen. Einfach unglaublich.

Eine sehr kleine Brennerei aus der Perspektive der Produktionsmenge, aber was für eine Schönheit!

Gerade bei diesem Whiskey kann ich es gar nicht abwarten, wenn dieser eines Tages seine endgültige Standardreife erfahren wird. Aber schon jetzt lohnt es sich, da mal vorbeizuschauen.

War auf jeden Fall genau die richtige Ablenkung vor dem Saisonauftakt. Daß es dann mit der Pressekonferenz vor dem ersten Spieltag zu solch einem Knaller kommen würde, war da allerdings nicht vorhersehbar. Was genau ist da eigentlich passiert? Es lohnt sich in jedem Fall, das Originalvideo anzugucken und nicht die aufbearbeiteten Zusammenfassungen, die das Ganze teilweise arg verfälschen: https://www.fcstpauli.com/tv/katalog/play/vod/2031. Medial natürlich eine Bombe, auch für die Spieler nicht gerade leichte Kost, wenn der Kader derart kritisiert wird, dazu auch https://www.magischerfc.de/2019/07/das-ist-doch-scheisse/. Für mich gerade in Bezug auf die verletzten Spieler keine guten Worte, wer am Boden ist und wieder am Aufstehen ist, braucht nicht noch weiteren Druck. Aber es war natürlich eine deutliche Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation, die oben auch schon beschrieben wurde, und die beim Trainer selbst natürlich noch viel stärker gärt als bei den Fans. Rückblickend wird versucht, dem ganzen die Schärfe zu nehmen, das hat sich ja durchaus schon verselbständigt, aber daß Luhukay vor allem die hohe Erwartungshaltung, die er ja selbst mit seinen Aussagen zu einem gewollten Aufstieg bei seinem Amtsantritt geweckt hatte, deutlich dämpfen wollte angesichts der Kadersituation, das nehme ich ihm aufgrund der ganzen Pressekonferenz definitiv auch ab.

Ob diese besonders glücklich war, darüber kann ja gestritten werden. Einen positiven Effekt bei den Spielern vermute ich aus dieser Sache eher weniger, auch keine Trotzreaktion, dafür war der Zeitpunkt auch einfach nicht richtig, wir hatten ja nicht einmal ein erstes Spiel abgeliefert. Aber in Richtung Fans, die ja durchaus mit der ganzen Ausgangssituation ihre Probleme hatten, war diese Konferenz vielleicht genau das Richtige. Ob das nun diese nötig gemacht hätte, wage ich zu bezweifeln, aber dieser Effekt war da.

Entscheidend ist aber immer noch auf dem Platz und da war die Spannung vor dem ersten Auftritt nun extrem groß. Die vorher geäußerten Bedenken ob der schweren Ausgangslage, ausgerechnet gegen eine der am stärksten eingeschätzten Mannschaften der Liga – Luhukay hat die großen Vier (Erstligaabsteiger plus Vorstadt), die vom Kaderwert und finanziellem Einsatz in unerreichbaren Abständen zu dem Rest der Liga stehen und die zwei Vereine, die aufgrund guter Arbeit aktuell vor den anderen Vereinen, die allesamt quasi auf Augenhöhe sind und zu denen wir auch zählen, benannt, eine der beiden Verfolger war halt die Arminia – in die neue Spielzeit starten zu müssen, wo wir gerade nicht wirklich bereit zu sein scheinen, waren auf jeden Fall eines: prickelnd. Die Anspannung war bei allen hoch.

Die ganzen Auswärtsfahrenden, unter anderem auch wieder Tröööt, Danke für die tollen Bilder von vor Ort, hatten jedenfalls definitiv nicht das Gefühl, als Favorit in dieses Spiel zu gehen.

Die alles andere als hübsche Spielstätte der Gastgeber (so zumindest meine persönliche Meinung) hat zudem auch noch das Problem, daß diese an einem Ort gelegen ist, der nicht gerade für einen freundlichen Umgang mit Fußballfans bekannt ist.

Unvergessen jedenfalls unser Auftritt dort in der letzten Saison mit der unerträglichen Aktion der Polizeikräfte, siehe https://www.fcstpauli.com/news/der-fc-st-pauli-hat-strafanzeige-gegen-die-polizeiliche-einsatzleitung-in-bielefeld-gestellt/.

Diesmal blieb es aber offensichtlich ruhig – was das aus der Vorsaison nicht besser macht, aber eben nicht noch schlimmer, als es eh schon war.

Diesmal konnten alle, die zum Spiel kamen, dieses zum Glück auch verfolgen. Und dem braun-weißem Herz wurde wahrlich einiges geboten. Die Gastgeber waren so stark, wie vorab angenommen, aber wir haben auf dem Platz sehr gut gegenhalten können. Luhukay setzte bei diesem Kader auf eine starke Defensivarbeit, hohe Laufbereitschaft und die Möglichkeit, sich durch schnellstmögliches Umschaltspiel Entlastung und auch Chancen herauszuarbeiten. Das erinnerte natürlich auf dem ersten Blick daran, wie unser vorheriger Trainer hatte spielen lassen – ob der Kader da tatsächlich eine andere Spielweise nicht hergibt, ist damit aber noch lange nicht gesagt, doch gegen einen solchen Gegner war es definitiv die richtige Taktik. Ins offene Messer laufen bringt in der Regel bei so einer Ausgangslage ja eher weniger. Spannend fand ich aber vor allem, wie Luhukay dies hier umgesetzt hatte. Sein Setzen auf junge Spieler hatte sich dann auch ausgezahlt, vor allem das mit sehr großem Aufwand erbrachte hohe Anlaufen hat Bielefeld kaum zum eigentlichen Spielaufbau kommen lassen, zumindest in Richtung Tor wurde sehr oft aus nahezu unmöglicher Lage der Abschluß gesucht. Da war vor allem in der ersten Hälfte kaum Gefahr.

Und wir hatten natürlich mit dem Traumtor von unserem Jugendspieler Christian Conteh bei seinem ersten Profieinsatz, noch ohne entsprechenden Vertrag übrigens, den bestmöglichen Start in die neue Saison. Ball erobert, schöne Kombination mit Becker und Mats, der in der Mitte vorn einfach perfekt aufgehoben ist, und dann diese unfaßbar schnelle Antritt und das abgezockte Tor am Ende. Einfach nur großartig! Aber auch Diamtantakos schaffte da vorne immer Gefahr und brachte die Gegenspieler in der Nähe des eigenen Strafraums immer wieder unter Druck. Es ging auch einiges schief, zu viele Pässe kamen im entscheidenden Moment doch nicht an, so daß erfolgsversprechende Situationen verpufften, aber Conteh und Diamantakos da vorne, das paßt einfach sehr gut. Keine Ahnung, inwieweit Gyökeres da hineinpaßt, sein Kurzauftritt an diesem Tag brachte da keine Erkenntnisse, aber es war unter dem Strich vorne und hinten alles sehr vielversprechend und weit davon entfernt, so negativ auszusehen, wie es mitunter vorab befürchtet wurde.

Die zweite Hälfte sah dann sehr starke Gastgeber, wir wurden immer mehr in die Defensive gedrängt, sahen dabei trotzdem gut aus und hielten auch bis zur 90. Minute die Führung. Der gegebene Handelfmeter wurde nach Eingriff des VAR ja zurückgenommen, zutreffenderweise, denn der Ball sprang Ziereis nicht, wie vom Schiri angenommen, zuerst an die Hand, sondern eben vom Fuß dorthin, was nach neuerer Regelauslegung ja jetzt kein strafbares Handspiel mehr darstellt. Und da der Schiri von einem eindeutigen Handspiel ausging war die Entscheidung nach den aktuellen Kritierien auch zu überprüfen gewesen, da sie offensichtlich fehlerhaft war, da kein eindeutiges Handspiel vorlag. Im Gegenteil, insofern eine korrekte Entscheidung. Auf die ich trotzdem gerne verzichtet hätte im Sinne davon, daß ich gegen den Einsatz des VAR bin. Diese ewigen Unterbrechnungen machen gerade im Stadion ein Spiel kaputt. Fußball wird unansehnlicher. Und ob es gerechter wird, mag bezweifelt werden, zumindest die Gastgeber haben ja nicht das entsprechende Gefühl gehabt. Bleibt zu hoffen, daß diese Technik bald wieder abgeschafft wird, zumindest in meinen Augen.

Auf den Ausgleichtreffer hätte ich auch gerne verzichtet, aber daß dieser verdient war, das steht ja auch außer Frage. Wir hingegen hatten uns unter dem Strich mit diesem starken Auftritt auch einen Punkt verdient gehabt und den nahmen wir dann am Ende halt auch mit nach Hause. Um am Freitag im Flutlichtspiel gegen Fürth, mit voller Unterstützung von den Rängen, dann hoffentlich nachlegen zu können. Das Potential dazu haben wir definitiv, wie zu sehen war!

Daß es am nächsten Tag dann auch noch beim CSD auf die Straße geht, erstmals auch offiziell mit dem FCSP, steht definitiv auch auf dem Programm!

Wir sehen uns!

Mehr zum Spiel:
https://www.magischerfc.de/2019/07/ansonsten-muss-ich-meine-waffe-ziehen/
http://millernton.de/2019/07/30/bielefeld-away/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2019/07/31/matchday-01-arminia-bielefeld-vs-fc-sankt-pauli-1-1/