Der Neustart unter Luhukay war nach nur wenigen Tagen, die unser neuer Trainer mit der Mannschaft trainieren konnte, natürlich alles andere als einfach. So ein Trainerwechsel setzt andererseits des öfteren auch gern Energien bei der Mannsschafft, die sich beweisen möchte, frei. So ein Effekt verpufft dann zwar auch schnell mal wieder, während die wahren Auswirkungen der Handschrift eines neuen Coaches sich erst nach einer gewissen Weile zeigen. Trotz alledem machte der Auftritt gegen Bielefeld Mut für die weitere und auch die folgende Spielzeit – um die sich beim aktuellen Trend ja auch schon Gedanken gemacht wurde. Was auch immer welchen Anteil daran hatte, daß die Mannschaft spielerisch und mit Elan das Spiel gewinnen wollte: das Ergebnis auf dem Platz war mitreißend! Endlich mal wieder. Das auf der Anzeigetafel war ein anderes Thema…
Unabhängig von alledem ging und geht es beim FCSP natürlich noch um viel mehr als Fußball und nichts konnte dies an diesem Spieltag besser verdeutlichen, als die großartige Aktion vom Fanclub aus Glasgow, die mit einer Spendenaktion den Besuch von 30 Refugeekindern und Jugendlichen am Millerntor ermöglichten.
https://twitter.com/GlasgowStPauli/status/1117505192323420160
Ganz viel Liebe!
Inwieweit unser neuer Trainer den besonderen Geist des Millerntors über das sportliche hinaus verkörpern kann bzw. dies zumindest irgendwie öffentlich mitzutragen vermag, das wird die Zukunft zeigen. Dass nicht jeder hier ein neuer Ewald sein kann, das sollte allen klar sein. Ein kleines Bißchen FCSP darf er trotzdem gerne in sich haben. Warten wir das einfaach ab.
Luhukay ist ja keine Kurzschlußwahl, sondern, so munkelt es, seit längerem vereinsintern ein Wunschkandidat für den Trainerposten gewesen. Irgendwann wäre er wahrscheinlich eh gekommen. Jetzt ging es nur schneller als gedacht, nach den niederschmetternden Auftritten der letzten Zeit.
Irgendwo habe ich gelesen, mag die Mottenpost gewesen sein, daß die Spieler sich nach dem Kielkick intern zusammengesetzt hatten und eine mutigere Ausrichtung als in den Spielen bis dahin für den richtigen Weg herausgefunden und beschlossen hatten. Ob unter Kaucinski diese Spielweise umgesetzt hätte werden können, weiß niemand – aber es paßt zumindest eh zu dem Konzept von Jos.
Hier am Millerntor wollen wir natürlich auch Ergebnisse sehen, das ist im Sport einfach wichtig und da hat unser ehemaliger Trainer in der Vorrunde ja echt gut abliefern können. Was hingegen auch wichtig ist, daß ist, neben dem Politischem, natürlich, daß der Funke vom Rasen auf die Ränge und zurück überspringt – bzw. andersherum. Daran haperte es in dieser Spielzeit leider häufiger. Ganz im Gegenteil zur zweiten Halbzeit!
Die Verunsicherung aus den Ergebnissen der letzten Zeit ist trotz des unfaßbar guten Tabellenplatzes defintiv spürbar – und hatte sich nach dem frühen Gegentreffer auch gleich wieder eingestellt. Das Drumherum war hingegen nicht der Grund, warum es auf dem Rasen nicht lief. Ob wir nun die hohe Strafe vom DFB in dieser Form verdient haben oder nicht, ausgeprochen wurde sie. Finanziell dürfte der Schaden aufgrund der sportlichen Krise aber weitaus höher ausfallen, bekanntlich ist jeder Tabellenplatz ja mehr wert als die Zahlen, die hier genannt wurden.
Träumen ist nach wie vor nicht verboten, so unwahrscheinlich das Ganze mit einem möglichen Aufstiegsplatz mittlerweile auch ist. Noch fünf Spieltage stehen aus, sieben Punkte bzw. acht bei dem Torverhältnis, müßten für einen direkten Aufstiegsplatz wettgemacht werden. Dazu müßten wir wohl alle ausstehenden Spiele gewinnen und gleichzeitig bei den anderen Vereinen auf einen Punkteschnitt knapp über einem Zähler pro Partie hoffen. Da müßten tatsächlich so viele Dinge zusammenkommen, daß dies passiert, das wäre echt unfaßbar. Aber, natürlich, es ist immer noch möglich, also gibt es keinen Grund, es nicht zu versuchen. Und auch wenn es nicht klappt, so haben wir doch die Schritte in die nächste Spielzeit unternommen, die uns vom spielerischen dort weiterbringen könnten. Quasi einfach eine Zeit der Orientierung.
Orientieren müssen wir uns am Millerntor zwar wirklich nicht mehr, aber da der Vorschlag aus Glasgow kam, haben wir die Stadionführung mal wieder mitgemacht. Allein der Bilder wegen auch mal wieder lohnend gewesen.
Hat im Gegensatz zu Spieltagseindrücken auch den Vorteil, daß ich weniger darauf achten muß, niemanden mit aufs Bild zu bekommen…
Meine liebste Entdeckung von diesem Wochenende – keine Ahnung, wie lange dieses guerilla knitting schon da hängt – konnte ich allerdings am Spieltag selbst einfangen, nachdem die Kartenübergabe erfolgte. Die schon vor Spielbeginn leuchtenden Augen der Geflüchteten hier zu sehen war übrigens einfach großartig.
Die Neugierde auf den ersten Auftritt unter dem neuen Trainer war groß. Noch größer aber definitiv die Bereitschaft, die Mannschaft unabhängig von alledem zu unterstützen.
Das Sportliche ist eh nie so viel wie das große Ganze.
Gerne wären auch wir an diesem Tag gegen den rechten Dreck wieder auf die Straße gegangen, aber zeitlich war das leider ein entweder oder – und auch von der Süd kam diese Tapete in Richtung der zeitleich gegen die Faschos, die es erneut auf die Straße versuchten, Demonstrierenden. Das Verhältnis von gerade mal 10:1 gegen sich feierten die Rechten als Erfolg, weil es sonst weitaus krasser ausgefallen war. Nun, die Zahlen sind immer noch deutlich genug. Trotzdem, die haben weder hier noch sonstwo etwas auf der Straße zu suchen. In den Parlamenten übrigens auch nicht. Wählen gehen ist da aktuell auch wieder eine gute Idee, es gibt ja im Gegensatz zu denen Alternativen…
Nun, manchmal muß mensch auch einfach die Realitäten annehmen und dann das Beste daraus versuchen. So wie wir mit dem neuen Trainer und er mit unserer Mannschaft bzw. dieser mit ihm. An eine richtige Arbeit war in dieser kurzen Zeit nicht zu denken, trotzdem hat er die eine oder andere Veränderung vorgenommen.
Die meisten Auswechslungen in der Startelf hatten allerdings verletzungsbedingte Gründe. Lediglich das Setzen von Knoll auf die Bank war angesichts der ausgefallenen Innenverteidigung eine Überraschung. Im Nachhinein kann allerdings nur gesagt werden, daß hier wohl alles richtig gemacht wurde, denn so, wie er dan in Halbzeit zwei ins Spiel kam weiter vorne, vollkommen brennend auf seinen Einsatz, das brachte dann wirklich die Wende zu unseren Gunsten, zumindest zum Unentschieden am Ende.
Die erste Halbzeit hingegen war eher so ein Schockmoment. In der vierten Minute angefangen, als wir den unberechtigten Elfer und dadurch das Gegentor kassierten. Klar, war außerhalb, aber unter dem Strich auch mehr als nur berechtigt, zumindest unter dem Strich gesehen. Wobei die Gäste auch erst danach so brillierten, wer weiß, wie das Spiel verlaufen wäre, wenn es nicht zu dem Treffer gekommen wäre.
Daß sie danach nicht noch drei, vier weitere Dinge in unser Nest gelegt haben, das hat wohl eher mit deren Unvermögen und mit dem großartigen Tag von Himmelmann zu tun.
Die erste Hälfte war zum Vergessen. Bis auf das knappe Ergebnis.
https://twitter.com/kleinertod/status/1117401496755240960
So war in der zweiten Hälfte noch alles möglich. Und wie wir das nutzten!
Knoll brachte den Unterschied deutlich auf den Platz. Und daß der neben Knoll und Himmelmann beste Mann bei uns auf dem Platz den Ausgleich erzielen sollte – Miyaichi – war dann auch hochverdient.
Fast hätte er ja noch ein zweites Tor erzielt, aber das wäre unter dem Strich wahrlich unverdient gewesen…
Was aber so wunderbar war, daß war das Brennen aller Anwesenden auf den Tribünen. Der Millerntor Roar war wieder da. Nicht unbedingt in dem Sinne, daß die Stimmung so krass hörbar war, aber das Glitzern in allen Augen war wieder vorhanden.
Und auch die Party im Anschluß war wieder eine andere Nummer. Es machte einfach Spaß, dieses Spiel zu verfolgen. Und das 1-1 fühlte sich nach der ersten Halbzeit einfach wie ein Sieg an.
Sicherlich hätte die Tabelle noch einen anderen Spielausgang vorziehen können, aber ein Punkt ist definitiv ein Wunder nach den ersten 45 Minuten. Und spielerisch kam dies auch nicht von ungefähr, die taktische Umstellung brachte zur Halbzeit genau die benötigten Unterschiede ins Spiel. Dort, wo wir Lücken im Spielaufbau aufwiesen, brachte Jos mit seiner geänderten Formation unsere Stärken ein. Und so kam es letztlich verdient zu einer gänzlich anderen Halbzeit.
Zeit, das Wochenende in aller Ruhe ausklingen zu lassen.
Wobei, so ruhig war das nicht…
Aber in jedem Fall schön!
Vor allem mit der richtigen Gesellschaft. War wirklich angenehm. Und das Spiel hat auch Mut auf mehr gemacht. Die Saison kann ja noch was bringen und muß nicht abgeschenkt werden. Laßt es uns weiterhin versuchen!
Mehr zum Spiel:
http://millernton.de/2019/04/15/ein-wenig-neues-von-den-alten/
https://usp.stpaulifans.de/copper/thumbnails.php?album=496
https://beebleblox.blogspot.com/2019/04/die-zwei-gesichter-des-fcsp.html
https://www.stefangroenveld.de/2019/der-fc-st-pauli-und-die-drei/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2019/04/15/matchday-29-fc-sankt-pauli-vs-arminia-bielefeld-1-1/